Die Öffentlichkeit und ihre Feinde

Bernd Stegemann: Die Öffentlichkeit und ihre Feinde520 Aufrufe – Premiere am 04.05.2021

Reihe: zwei nach zwölf. Gespräch über Gott und die Welt

Die Öffentlichkeit ist zersplittert und weithin zerstritten. Bernd Stegemann analysiert die verschiedenen Blockaden der Öffentlichkeit und findet sie in den sozialen Netzwerken, den Populismen, Bio- und Identitätspolitiken und den Verkürzungen von Political Correctness, Cancel Culture und Wokeness. In der Klimakrise des Anthropozäns wird die Suche nach Transzendenz zur wichtigsten Anstrengung und damit die Klärung des Verhältnisses von Ökologie und Religion.

Bernd Stegemann ist Dramaturg am Berliner Ensemble und seit 2005 Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Zuletzt: Die Öffentlichkeit und ihre Feinde, Stuttgart 2021; Die Moralfalle. Für eine Befreiung linker Politik, Berlin 2018.


»geDRUCKtes« Nr. 65 Gesine Lötzsch und Bernd Stegemann2.201 Aufrufe – Live übertragen am 06.11.2018


#TN17 Theater & Netz: „Gespenster der Freiheit“ mit Bernd Stegemann und Ralf Fücks1.653 Aufrufe – 08.05.2017

Gespenster der Freiheit – Die offene Gesellschaft und die neuen Populisten Streitgespräch mit Bernd Stegemann (Dramaturg & Autor) und Ralf Fücks (Publizist, Vorstand Heinrich Böll Stiftung)

Hat die offene Gesellschaft samt ihrer Eliten allzulange ihre Kollaboration mit dem neoliberalen Kapitalismus ausgeblendet bzw. verschleiert, mit dem sie viele gemeinsame Interessen verbindet und damit den Hass der Ausgeschlossenen selbst provoziert? Oder ist die gegenwärtige Krise der liberalen Demokratie das Symptom einer fundamentalen Verunsicherung in einem Transformationsprozess, der am effektivsten mit einer Stärkung der parlamentarischen Demokratie und ihrer Institutionen und Organe zu begegnen ist? Darüber streiten der Dramaturgieprofessor Bernd Stegemann und Grünen-Vordenker und Vorstand der Heinrich Böll Stiftung Ralf Fücks, die beide gerade thesenstarke Bücher zum Thema veröffentlicht haben. Moderation: Esther Slevogt

Streitfrage Identitätspolitik

Identitätspolitik _ diverse Themen _Vorträge_Talkrunden

Identitätspolitik – worum es geht

Die Karriere des Begriffs »Identitätspolitik« fast aus dem Nichts an die Spitze der politischen Tagesordnung war kurz und steil.

Sie hat drei Quellen, die weiterhin die drei hauptsächlichen Bedeutungen speisen, die der Begriff heute hat. Sie alle eint das Konzept einer Politik, die auf der kulturellen Zugehörigkeit zu speziellen Gruppen besteht und nur deren Interessen vertritt.

Da der Begriff sowohl auf die Politik kultureller Identitätsgruppen zielt, die die Vorherrschaft gegenüber anderen Gruppen erstreben, besonders eindeutig im Fall der rechten, ethnisch basierten Identitätspolitik, wie aber auch auf die Bestrebung der Gleichstellung kultureller Minderheiten (etwa Homosexuelle) haftet ihm eine grundlegende Mehrdeutigkeit an, die sich immer erst im Verwendungskontext selbst auflöst.

Sein herausragendes Profil gewinnt der Begriff aber in allen Zusammenhängen durch die Akzentsetzung auf kulturelle statt auf ökonomische oder politische Interessen. Daher stellen sich identitätspolitische Konflikte vorranging als Anerkennungs- und nicht als Verteilungskämpfe dar, obwohl diese drei Dimensionen in der Realität häufig verschmelzen. Da Identitäten nicht teilbar (wenn auch kombinierbar) sind, neigt Identitätspolitik in allen Varianten zur Polarisierung und Kompromisslosigkeit. …“

Quelle: Zeitschrift „Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte“

Zeitschrift: Aus Poltik und Zeitgeschehen 02_2019 Identitätspolitik (Bundeszentrale für Politische Bildung)

Filmtipps von VISION KINO

„Um Lehrkräften und Pädagog*innen eine Orientierungshilfe für den Einsatz von aktuellen Filmen in Schule, Unterricht und der außerschulischen Bildungsarbeit zu bieten, sichtet VISION KINO ganzjährig das aktuelle Kinoprogramm.

Monatlich werden acht bis zehn Filme vor Kinostart in den FilmTipps hinsichtlich ihres filmpädagogischen Potenzials empfohlen. Die von Film- und Medienpädagog*innen erstellten Besprechungen geben fundierte und unabhängige Informationen über Altersempfehlung, Inhalt, Umsetzung, Anknüpfungspunkte und Themen für den Unterricht für unterschiedliche Fächer, Klassenstufen und Schularten. Somit liefern die FilmTipps frühzeitig vor dem Kinostart Lehrkräften Ideen für den Einsatz im Unterricht und ermöglichen es ihnen, sich rechtzeitig für einen Schulkinobesuch in einem Kino vor Ort zu entscheiden.

Auch Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten steht der FILMTIPP im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit zur Verfügung und kann gerne für die Schulkinoarbeit verwendet oder in Kinos ausgehangen werden.

Mit unserem FilmTipp Newsletter können Sie sich monatlich und kontinuierlich über neue Kinofilme und Einsatzmöglichkeiten im Unterricht informieren.

FILMTIPP-NEWSLETTER ABONNIEREN“

RWE bereitet am Tagebau Garzweiler die Zerstörung des Dorfes Lüzerath vor – Eil-Appell von Greenpeace

Erinnern Sie sich noch an die Proteste gegen die Abholzung des Hambacher Waldes 2018? Baumhäuser, sonntägliche Dorfspaziergänge – die Proteste fingen klein an, wuchsen dann Woche um Woche zu einer Massenbewegung. Schließlich kamen Zehntausende Demonstrant:innen, der Hambacher Wald wurde zu einem internationalen Symbol der Klimabewegung. In letzter Minute stoppte ein Gericht die Rodung – ein grandioser Erfolg!

Jetzt geht es darum, RWE in Lützerath die Stirn zu bieten! Und der Protest wächst:

  • Hunderte Klimaschützer:innen lassen den Ort Tag für Tag mit Baumhäusern und einem Protestcamp zu einem Widerstandsdorf wachsen, um sich der drohenden Räumung und Zerstörung in den Weg zu stellen.
  • Jeden Sonntag kommen Menschen zum wöchentlichen Dorfspaziergang – und es werden immer mehr.
  • Der widerständige Landwirt Eckardt Heukamp wehrt sich juristisch gegen seine Enteignung.
  • Ab dieser Woche ist Greenpeace mit einer Mahnwache und einem Mediencontainer in Lützerath, berichtet über die Lage und mobilisiert zu Aktionen.

Räumung von Baumhäusern, Abriss alter Höfe, Rodung von Bäumen – geht es nach RWE flimmern diese Bilder schon bald über die Fernsehbildschirme. Während SPD, Grüne und FDP in Berlin über die Bildung einer Koalition beraten, bereitet RWE am Tagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen die Zerstörung des Dorfes Lützerath vor. Doch vor Lützerath verläuft die 1,5-Grad-Grenze: Damit Deutschland die Pariser Klimaziele einhalten kann, muss die Kohle unter Lützerath und den weiteren bedrohten Dörfern am Tagebau im Boden bleiben.

Die Zeit drängt – RWE kann praktisch jeden Tag mit der Zerstörung von Lützerath loslegen. Wir haben deshalb einen Eil-Appell an die Spitzen von SPD, Grüne und FDP gestartet. Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen) und Christian Lindner (FDP) haben sich im Wahlkampf zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze bekannt. Doch wenn sie RWE jetzt gewähren lassen wäre ihr Neustart beim Klimaschutz gleich zu Beginn beschädigt.

Die Ampel-Koalitionäre in spe müssen sich jetzt für ein sofortiges Abriss-Moratorium stark machen. Bis die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sind und die neue Bundesregierung einen verschärften Klimaschutzplan beschlossen hat, dürfen keine unwiederbringlichen Fakten geschaffen werden.

Wir brauchen jetzt schnell viele Unterschriften – damit wir den Eil-Appell noch rechtzeitig bei den Sondierungen übergeben können. Bitte machen Sie mit und unterzeichnen Sie jetzt – solange wir Lützerath noch retten können!

Wirtschaftspolitik in China: Mao ist zurück

ZEIT online

Eine Analyse von Steffen Richter – 3. Oktober 2021

Wirtschaftspolitik in China: Mao ist zurück

Konzerne werden scharf reguliert, große Vermögen vernichtet, Unterhaltung eingeschränkt: Chinas Führung ändert das Wirtschaftsmodell. Das erinnert an vergangene Zeiten.

Chinas große Privatunternehmen geraten unter den Druck des Staates. Zuletzt besonders auffällig der mehr oder weniger insolvente Immobilienentwickler Evergrande. Als erstes traf es Chinas Tech-Gründerlegende Jack Ma: Der Alibaba-Milliardär verschwand vergangenes Jahr einfach von der Bildfläche, der Börsengang seines Fintech-Unternehmens Ant Group wurde kurzerhand kassiert, Alibaba musste eine Milliardenkartellstrafe zahlen. Und es ging es weiteren Techunternehmen wie dem Giganten Tencent an den Kragen.

Damit nicht genug, wurden wegen Missständen im Bildungswesen Chinas florierende Nachhilfeunternehmen praktisch verboten, ein beliebter Lieferdienst und ein Onlinedienstleister mussten eine Gewerkschaft gründen, das verbreitete Onlinegaming wurde offiziell verdammt und Minderjährigen das Spielen auf drei Stunden die Woche beschränkt. Schließlich war dann noch die Unterhaltungsindustrie dran: Prominente sollen sich künftig angemessener Sprache bedienen und keine Tattoos zeigen, Männer keine Ohrringe tragen, parallel verschwinden plötzlich Schauspieler und Influencerinnen aus den sozialen Medien.

Das sind die offensichtlichsten Beispiele dafür, wie Chinas Wirtschaftsleben von der politischen Führung gerade durchreguliert wird. Es geht häufig gegen Monopolbildung, schlechte Arbeitsbedingungen, exzessive Gehälter und Vermögen, gegen allgemein allzu mächtig und groß gewordene Privatunternehmen. Für die Regulierungen im Einzelnen gibt es oft gute Gründe, gleichzeitig werden damit Unternehmensgewinne und Markwerte vernichtet.

„Gemeinsamer Wohlstand“ als Pendant zum Kapitalismus

Der politischen Führung Chinas in Gestalt der seit 1949 autokratisch herrschenden Kommunistischen Partei ist es das offenbar wert. Seit geraumer Zeit müssen auch private Unternehmen KP-Vertreter in ihren Betrieben dulden. Die Maßnahmen gegen mehr oder weniger westliche Pop- und Fankulturen weisen darauf hin, dass die KP-Führung bestimmte Vorstellungen über Chinas Gesellschaft hat und der Unterhaltungssektor sich dem fügen soll. Aber über allem geht es ihr darum, der Wirtschaft mitzuteilen, wer der Chef im Haus ist: die Partei.

Damit das auch klar ist, hat ihr Chef Xi Jinping Mitte August den Eintritt in eine Phase des „gemeinsamen Wohlstands“ ausgerufen. Damit adressiert er primär die wachsende soziale Ungleichheit im Land. Er prangert „unangemessene Einkünfte“ an, ein Warnschuss an Chinas Milliardäre. Die Konzernchefs haben das verstanden, vor allem die Big-Tech-Bosse spenden jetzt Milliardenbeträge, um sich die Gunst der KP zu sichern.

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