Energiewende

„Der Umbau zu einem Energiesystem ohne nukleare und fossile Energien erfordert ein intelligentes Zusammenspiel von Energieeinsparung und -effizienz mit den Erneuerbaren sowie das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Wirtschaft und Politik.

Die deutsche Energiewende gehört zweifellos zu den größten und komplexesten Veränderungsprozessen, für die es weltweit bisher keine Blaupause gibt. Das Wuppertal Institut gehört zu den Vordenkern, ohne deren Analysen dieser tiefgreifende Wandel nicht in Angriff genommen worden wäre.

Häufig wird die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und deren Systemintegration gleichgesetzt. Dies greift im doppelten Sinne zu kurz. Zum einen vernachlässigt dies mit der Steigerung der Energieeffizienz die zweite wesentliche Säule für den nachhaltigen Umbau des Energiesystems, zum anderen wird die Debatte auf eine primär technische Gestaltungsaufgabe verkürzt.

Ein Bündel von Herausforderungen

In der Realität stellt sich ein Bündel von Herausforderungen. Einerseits geht es um die technologisch komplexe Integrationsaufgabe erneuerbarer Energien und hier insbesondere um die Einbindung der fluktuierend einspeisenden Wind- und Solarenergie in das bestehende System. Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, erneuerbare Energien und Energieeffizienztechnologien miteinander zu Systemlösungen zu kombinieren.

Konflikte um Ressourcen

Bei der Umsetzung der Energiewende, die sich insbesondere auf Klimaschutz und den Ausstieg aus der Kernenergie richtet, dürfen mögliche Konflikte mit anderen Umweltzielen nicht aus den Augen verloren werden. Die Ressourcenherausforderung liegt darin, in Bezug auf die Schlüsseltechnologien der Energiewende zu prüfen, inwiefern kritische Ressourcen zum Einsatz kommen (z. B. seltene Erden, toxische Materialien) und ob es zu Konflikten bei der Flächennutzung kommt.

Gemeinsam auf den Weg machen

Alle politischen Ebenen (angefangen bei der EU über den Bund, die Bundesländer bis hin zu den Regionen und Kommunen) müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach dem richtigen Transformationspfad suchen. Ein solcher konsistenter Mehrebenen-Politikansatz ist daher von zentraler Bedeutung. Wichtig ist aber auch, über Wahlperioden hinweg die mittel- und langfristigen Etappen nicht aus dem Auge zu verlieren.

Vom Konsumenten zum ProSumer

Zur gesellschaftlichen Herausforderung gehört die direkte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Aufgrund der zukünftig deutlich stärker dezentral aufgestellten Energieversorgung wird diese für jeden von uns „erfahrbarer“ werden. Konsumenten nehmen eine immer aktivere Rolle ein. Durch die Installation eigener Anlagen als Einzelinvestition oder gemeinschaftlich im Rahmen von Bürgerenergieanlagen werden sie verstärkt zum Produzenten von Energie (ProSumer).

Energienachfrage senken

In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Verbesserungen der Energieeffizienz erreicht, wenngleich ihr großes Potenzial noch längst nicht erschlossen ist. Doch erzielte Verbesserungen werden oftmals durch Wirtschaftswachstum oder Rebound-Effekte zunichte gemacht. Hier kommt die Suffizienz ins Spiel. Diese Strategie zielt darauf ab, die menschlichen Grundbedürfnisse auf andere Weise mit weniger Energieeinsatz zu erfüllen. „Energiesuffizienz“ richtet sich auf die Frage, wie beispielsweise Bedarfe nach beheizter Fläche und beleuchteten Räumen begrenzt werden können oder wie sich Nutzungsarten, zum Beispiel von Geräten oder Fahrzeugen, verändern können. Wie diese oftmals kostengünstigste Strategie politisch nutzbar gemacht oder in Forschungsbereichen umgesetzt werden kann, ist bisher kaum in Ansätzen erforscht. Auch daran arbeitet das Wuppertal Institut.

Transformation gestalten

Die Umsetzung der Energiewende verläuft nicht linear, es wird verschiedene Phasen und zentrale Entscheidungspunkte geben, beispielsweise für den Aufbau neuer Infrastrukturen. Zudem verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen den Strukturen (Wärme-Strom-Mobilität) – insgesamt nimmt die Komplexität und Dynamik im System zu. Das Wuppertal Institut arbeitet daher an einem verbesserten Systemverständnis, der Analyse der sozio-technischen Interaktionen im System sowie der Gestaltungsmöglichkeiten von Transformationsprozessen.“

Quelle: Website des Wuppertal Institus