Film „Nasim“ über das Leben im Flüchtlingscamp Moria – Gespräch mit der Hauptdarstellerin und den Dokumentarfilmern

Datum/Zeit
Date(s) - 22/10/2022
19:00 - 21:30

Veranstaltungsort
Kino Tyroler

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Der Rosa-Luxemburg Club Kirchheim zeigt am Samstag, den 22. Oktober 2022 in Kooperation mit Amnesty International Kirchheim, dem AK Asyl Kirchheim, Attac Kirchheim, der Beratungsstelle für Flüchtlinge Chai Kirchheim, dem DGB Esslingen-Göppingen, dem Kino Frech, dem Ortsverband Kirchheim Die LINKE und ver.di Esslingen den Dokumentationsfilm „Nasim“. Der Film erzählt das Schicksal der Afghanin, Nasim, im Flüchtlingslager Moria. Die Dokumentarfilmer Arne Büttner und Ole Jacobs haben dort acht Monate lang gedreht. In ihrem Film „Nasim“ porträtieren sie eine Frau, die mit ihrer Familie aus Afghanistan floh und in Moria strandete.

 Sowohl die Hauptdarstellerin als auch die  Regisseure werden zur Vorführung nach Kirchheim kommen. Nach der Vorführung des Filmes werden sie für ein Gespräch zur Verfügung stehen.

 Der Film wurde mit u.a. mit dem DEFA Förderpreis, dem VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness und den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts ausgezeichnet.


 https://www.dok-leipzig.de/film/nasim/archive

Acht Monate lang begleitete das Filmteam um Ole Jacobs und Arne Büttner die Afghanin Nasim und ihre Familie im Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, wo zeitweise 20.000 Menschen auf einem für weniger als 3.000 Personen konzipierten Raum leben mussten. Der beobachtende Dokumentarfilm zeigt äußerst einfühlsam den Alltag der zweifachen Mutter, die es auf beeindruckende Weise schafft, die Herausforderungen dieser unzumutbaren Extremsituation immer wieder aufs Neue zu meistern.

Nasim lebte mit ihrer Familie zuvor im Iran, wo sie bereits Diskriminierung erdulden musste. Ihre Ehe ist zerrüttet, die stillen Konflikte mit ihrem Mann fängt die Kamera behutsam ein – Blicke erzählen alles. Nasim leidet an Rheuma und kann ihre Hände kaum noch bewegen. Trotzdem findet sie dafür liebevolle, erklärende Worte – ihren eigenen und den anderen Kindern gegenüber. Sie springt sogar vorübergehend als Ersatz für die weggegangene Schullehrerin ein: „Heute werden wir malen …“ Das Verständnis, das sie anderen stets entgegenbringt, bleibt ihr selbst jedoch verwehrt: Alle in ihrem Umfeld meinen besser zu wissen, was sie braucht. Als das Camp im September 2020 in Flammen aufgeht, scheint jede Hoffnung auf eine bessere Welt verloren. Nasim ist auf sich allein gestellt – doch ganz vielleicht birgt diese erneute Katastrophe auch eine Chance.
Borjana Gaković

 


Dokumentarfilm „Nasim“ Ein Leben in Moria

Quelle: Deutschlandfunk Kultur

Wie sieht der Alltag für Flüchtlinge an den Grenzen Europas aus? Zwei Filmemacher haben die Afghanin Nasim acht Monate lang im inzwischen geschlossenen Lager Moria begleitet. Ihr Film würdigt eine trotz aller Widrigkeiten zuversichtliche Frau.

Bis das Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos im September 2020 bei einem Brand zerstört wurde, war es das größte Aufnahmelager dieser Art in Europa. Konzipiert wurde es für weniger als 3.000 Personen, doch zeitweise lebten dort 20.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen.

Die Dokumentarfilmer Arne Büttner und Ole Jacobs haben dort acht Monate lang gedreht. In ihrem Film „Nasim“ porträtieren sie eine Frau, die mit ihrer Familie aus Afghanistan floh und in Moria strandete.

Nasim wäre selbst gern Journalistin geworden, erzählt der Regisseur und Kameramann Arne Büttner. Ihn habe sehr beeindruckt, wie die junge Mutter in den schwierigsten Situationen ihren Humor und Optimismus bewahrt habe. Nasim habe stets versucht, nicht nur den eigenen Kindern, sondern auch anderen Geflüchteten im Lager zu helfen.

Wegen der Coronapandemie sei das Lager während der gesamten Zeit der Dreharbeiten im Lockdown gewesen, anders als der Rest des Landes, so Büttner. Aus nächster Nähe habe das Team so die Auswirkungen der europäischen Politik erleben können, „diese Camps so schrecklich und auch so langweilig wie möglich zu gestalten“.

Dahinter stecke offensichtlich die „total perfide Idee“, die Situation mutwillig derart zu verschlimmern, „dass Geflüchtete dann zu Hause, zum Beispiel in Afghanistan, anrufen, um zu sagen: ‚Bitte macht euch nicht auf den Weg, Europa ist viel schrecklicher, als wir dachten!‘“

Dabei hätten gerade die letzten Monate seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gezeigt, dass die Menschen sich nicht zum Spaß auf den Weg machten, „sondern weil Gewalt und Krieg in ihrer Heimat sie dazu zwingen“, sagt Büttner.

Viele der Geflüchteten lebten bereits seit drei oder vier Jahren in Moria, als die Filmemacher vor Ort waren. Am Beispiel von Nasim zeigt ihre Dokumentation, wie viel Kraft und Zuversicht es braucht, um unter solchen Umständen einen halbwegs funktionierenden Alltag aufrechtzuerhalten.

Der Film „Nasim“ war auf dem Festival Dok Leipzig zu sehen.