Stellungnahme „Rationale Sicherheitspolitik statt Alarmismus“ – Prof. Johannes Varwick u.a.

Stellungnahme „Rationale Sicherheitspolitik statt Alarmismus“

Die derzeitige sicherheitspolitische Debatte in Deutschland hat Maß und Mitte verlassen. Eine verteidigungsfähige Bundeswehr und eine Verbesserung der sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit Europas sind unstrittig notwendig. Dazu gehören sinnvolle Investitionen in eine defensive Ausstattung der Streitkräfte, die abschrecken, aber nicht weiter das Sicherheitsdilemma verschärfen, sowie eine möglichst einheitliche europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Doch der derzeit verbreitete Alarmismus in Teilen der Politik und der Medien ist nicht plausibel und basiert auf keiner seriösen Bedrohungsanalyse. Einige sicherheitspolitischen Experten reden sich geradezu in einen Rausch, sekundiert von nicht nachvollziehbaren Geheimdiensteinschätzungen über die aggressiven Pläne Moskaus gegen den Westen. Ohne Zweifel ist Russland eine Bedrohung für die europäische Sicherheit, und aggressive Absichten auch über die Ukraine hinaus sind nicht vollkommen auszuschließen – wenn auch hybride Bedrohungen plausibler sind als klassisch militärische. Ein nüchterner Blick auf die ökonomischen und militärischen Kapazitäten wie auch die (realisierbaren) Intentionen Russlands ergibt jedoch, dass wenig dafürspricht, dass Russland sich mit der Nato militärisch anlegen und deren Territorium angreifen könnte oder nur wollte.

Ein Russland, das große Schwierigkeiten hat, seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, ist eine beherrschbare militärische Bedrohung. Zudem ist die Nato heute und auf absehbare Zeit in praktisch allen militärischen Belangen ungleich stärker als Russland. Dies gilt selbst dann, wenn man nur die Ausgaben bzw. die Ausstattung der europäischen Staaten inklusive Großbritannien addiert. In den europäischen Armeen gibt es zugleich deutliche Schwächen u. a. bei Luftabwehr, Drohnen und Munition, die aber behebbar sind – was auch Geld kostet. Ohne eine verlässliche amerikanische Sicherheitsgarantie muss sich Europa sicherheitspolitisch neu aufstellen. Auch sind moderne Gesellschaften anfällig, etwa mit Blick auf Angriffe auf kritische Infrastrukturen oder im Cyberbereich, aber auch den inneren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die derzeitig verbreitete Panikstimmung, begleitet von einer gigantischen Verschuldung für Aufrüstung, löst aber Europas Sicherheitsprobleme nicht.

Wichtiger wäre, den Krieg in der Ukraine mit Hilfe kluger politischer Kompromisse über Verhandlungen zu beenden und danach auf der Basis vorhandener Stärke eine Stabilisierung der europäischen Sicherheitsarchitektur anzustreben, in der nicht nur Aufrüstung und Kriegsvorbereitung, sondern auch die zweite Säule der Sicherheitspolitik – Rüstungskontrolle, vertrauensbildende Maßnahmen und Diplomatie – wieder eine zentrale Rolle spielen. Die Zeit dafür drängt – Alarmismus und Panik führen in eine gefährliche Sackgasse.

STELLUNGNAHME „RATIONALE SICHERHEITSPOLITIK STATT ALARMISMUS“, 30.03.2025

  • Prof. em. Dr. Michael Brzoska, eh. Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg (IFSH) • 
  • Detlef Dzembritzki, MdB a.D. und Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)
  • Dr. Hans-Georg Ehrhart, eh. Forschungsbereichsleiter am Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg (IFSH) • 
  • Prof. em. Dr. Christian Hacke, Universität Bonn •
  • Prof. em. Dr. Götz Neuneck, eh. Stellv. Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg (IFSH) • 
  • Prof. em. Dr. August Pradetto, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg • 
  • Prof. Dr. Conrad Schetter, Universität Bonn und Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC) • 
  • Prof. Dr. Klaus Schlichte, Universität Bremen •
  • Brigadegeneral a.D. Reiner Schwalb •
  • Prof. em. Dr. Dieter Segert, Universität Wien • 
  • Prof. em. Dr. Michael Staack, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg •
  • Oberst a.D. Ralph Thiele, Publizist • 
  • Prof. Dr. Johannes Varwick, Universität Halle-Wittenberg und Präses des Wissenschaftlichen Forums Internationale Sicherheit (WIFIS) • 
  • Prof. em. Dr. Elmar Wiesendahl, eh. Direktor an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg • 
  • Prof. em. Dr. Herbert Wulf, eh. Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC).

    ViSdP: Prof. Dr. Johannes Varwick, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Politikwissenschaft,  Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Politik, Steintorcampus, D-06099 Halle (Saale).

Buchessenz: Die verwundbare Demokratie – Maxilian Steinbeis

Florian Scheuba (Kabarettist, Autor, Schauspieler und Kolumnist bei der Tageszeitung „Der Standard“), Max Steinbeis (Jurist, Gründer und Chefredakteur der Verfassungsblogs und Autor „Die verwundbare Demokratie“) und Robert Misik (Journalist und Autor „Die Herrschaft der Niedertracht“) diskutierten am 18. Februar 2025 auf Einladung des BSA Döbling über die verwundbare Demokratie, den Schutz der freien Gesellschaft und der Verfassung und Strategien gegen die populistische Übernahme. Die GesprächspartnerInnen analysierten mitunter, warum manche Menschen die Demokratie noch immer für unverwundbar halten, wie Populist:innen überall auf der Welt die demokratische Rechtsordnung aushebeln, wie man die Demokratie gegen diese Angriffe verteidigen und das Bewusstsein für die neue Bedrohungen, denen die Gesellschaft ausgesetzt ist, schärfen kann

Der Aufstieg der radikalen Rechten, Klassenpolitik und die Zukunft des nationalen Wohlfahrtsstaates

Fighting Oligarchy Tour in Idaho | Sen. Bernie Sanders & Rep. Alexandria Ocasio-Cortez | Full Rally

Ab 1:34:00 kann man sich die beeindruckenden, kämpferischen  Reden von Alexandria Ocasio-Cortez und von Bernie Sanders anhören.

The „Fighting Oligarchy Tour“ on Monday featuring U.S. Sen. Bernie Sanders, I-VT, and U.S. Rep. Alexandria Ocasio-Cortez, D-NY, drew a full venue of roughly 12,500 people to the Ford Idaho Center in Nampa. Speakers included former Idaho state Rep. Nate Roberts, D-Pocatello; family physician Dr. Penny Beach; House Minority Caucus Chair Rep. Todd Achilles, D-Boise; American Federation of Government Employees Local 1273 president Chandler Bursey; and AOC and Sanders. Musical performance by Built to Spill.

Widerstand gegen Donald Trump: Caroline Gleichs vollständige Rede auf der „Fighting Oligarchy Tour“ in Salt Lake City, Utah