Klima-„Skeptiker“ behaupten: Klimawandel ist nicht menschengemacht
Das Bundesumweltministerium schreibt auf seiner Website: „Der anthropogene (durch den Menschen verursachte) Treibhauseffekt ist seit über drei Jahrzehnten zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und öffentlicher Diskussionen. Trotz der mittlerweile fundierten wissenschaftlichen Basis melden sich immer wieder Skeptiker zu Wort, die den anthropogenen Treibhauseffekt anzweifeln oder sogar leugnen. …
„Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) haben 1988 ein wissenschaftliches Gremium ins Leben gerufen, das regelmäßig den jeweils neuesten Wissensstand zum Thema Klimaänderung in Sachstandsberichten zusammenfasst: der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC). Hunderte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern arbeiten an diesen Sachstandsberichten (Assessment-Reports) mit und bewerten anhand einer Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen den neuesten Kenntnisstand. …
Dieses in der Wissenschaft einmalige und in Fachkreisen allgemein akzeptierte Gremium hat im letzten, dem 5. Sachstandsbericht aufgrund der zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und der Kenntnis der physikalischen Prozesse festgestellt: Es ist äußerst wahrscheinlich (die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Aussage liegt bei 95 – 100 Prozent), dass der menschliche Einfluss die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war.“ (IPCC, SPM WG1, 2013, S. 15). …
In der Forschung werden immer wieder neue Erkenntnisse gewonnen. Die wissenschaftliche Diskussion läuft nach bestimmten Regeln ab. Ergebnisse, die dem aktuellen Kenntnisstand widersprechen, werden überprüft und die bestehenden Vorstellungen revidiert, falls die neuen Erkenntnisse durch unabhängige Resultate bestätigt werden. So werden die wissenschaftlichen Erklärungen der Vorgänge in der Natur mit der Zeit umfassender und detaillierter oder in gewissen Fällen auch neu formuliert.
Auch in der Wissenschaft gibt es Menschen, die abweichende Meinungen vertreten, Daten anders interpretieren oder andere Ansätze anwenden. Das ist keineswegs ungewöhnlich. Wenn die damit verbundenen Diskussionen auf hohem wissenschaftlichem Niveau stattfinden und die beteiligten Partner über vertiefte Detailkenntnisse verfügen, kann das die Wissenschaft letztlich nur voranbringen. …
Auch außerhalb der Forschung wird viel über die Klimaproblematik gesprochen und geschrieben. Dabei treten häufig Personen mit einer mehr oder weniger klaren wirtschaftlichen, politischen oder ideologischen Agenda auf. Da sind z.B. Vertreterinnen und Vertreter der Öl- und Kohlewirtschaft, die überhaupt kein Interesse daran haben, dass die Verbrennung von Öl und Kohle als Verursacher von negativen Folgeerscheinungen dargestellt wird. Sie haben ein klares wirtschaftliches Interesse daran, entsprechende Berichte in Frage zu stellen. ….
Seit es Diskussionen um den Zustand und die Veränderung der Umwelt gibt, treten sowohl „Warner” als auch „Entwarner” auf. Die einen warnen vor den Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Umwelt und vor deren negativen Folgen, die auf uns zurückfallen könnten (Umweltaktivisten). Die anderen hingegen geben Entwarnung, bezeichnen die Warnungen als übertrieben und erklären, die Folgen seien nur halb so schlimm oder vernachlässigbar (sogenannte Skeptiker). Die Beurteilung der Folgen und möglicher Gegenmaßnahmen ist nicht zuletzt eine Frage der Wertsetzung. Die „Warner” messen der Umwelt und der zukünftigen Entwicklung eine große Bedeutung bei und sind bereit, für eine bessere Zukunft Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Die „Entwarner” möchten keine Bequemlichkeiten oder Gewohnheiten aufgeben und sehen die Zukunft als weniger wichtig an. Sie verdrängen mögliche Probleme und hoffen darauf, dass sich schon irgendeine Lösung finden wird. Für einige Menschen wird die jeweilige Einstellung zu einem Dogma. Sie setzen sehr viel Zeit und Energie ein, um ihre Positionen darzustellen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Skeptiker: Für Laien schwer zu beurteilen
Die Umweltaktivisten geben sich zumeist klar als solche zu erkennen (Umweltorganisationen). Schwieriger zu beurteilen sind hingegen die sogenannten Skeptiker in der Klimafrage: Als solche treten neben Privatpersonen auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Journalismus oder aus anderen Fachgebieten auf. Für Außenstehende ist es aufgrund der Komplexität der Problematik kaum erkennbar, ob nun ein Bericht tatsächlich aus der Forschung stammt und den zugehörigen Qualitätskriterien entspricht, oder ob es sich um irgendeine „Geschichte” handelt. Gezielt wird primär alles gesammelt, was – zumindest auf den ersten Blick – gegen eine durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung sprechen könnte. Die Skeptiker geben ihren Texten bewusst den Anstrich der Wissenschaftlichkeit, indem sie sehr viele Zitate verwenden …“
Zu dieser Frage ist auf der Website „Klimafakten“ zu lesen: „Mehrere Monate lange haben die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres in der Szene der Klimawandel-Leugner recherchiert. In einer Reihe von Beiträgen unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, im ARD-Magazin Monitor und im Deutschlandfunk legten sie in den vergangenen Tagen ihre Ergebnisse vor
Wenn von Leugnern des Klimawandels die Rede ist, dann kommt wohl den meisten Menschen als erstes der derzeit amtierende Präsident der USA in den Sinn. Doch dass auch in Europa und Deutschland systematisch Zweifel gesät werden an grundlegenden Erkenntnissen der Klimaforschung, rückte am Wochenende die Süddeutsche Zeitung ins Blickfeld. Auf einer Doppelseite im Wissens-Ressort schilderten die Journalistinnen Susanne Götze (die auch für klimafakten.de schreibt) und Annika Joeres (die beim gemeinnützigen Journalistenbüro Correctiv arbeitet) die Ergebnisse einer monatelangen Recherche. Dabei habe man Leugner an Orten gefunden, „wo niemand sie vermutet hätte“, so ihr Fazit: Sie „beraten als Wissenschaftler den Bundestag, sie sitzen als konservative und liberale Abgeordnete im EU-Parlament, sie führen neoliberale Wirtschaftsverbände und beeinflussen die Klimapolitik aller rechtsextremen Parteien in Europa.“
Die Recherche war unter anderem von der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung und dem Fonds „Investigative Journalism for Europe“ gefördert worden. Kürzere Beiträge wurden Ende vergangener Woche bereits im ARD-Magazin Monitor sowie im Deutschlandfunk gesendet. Als Ergebnis ihrer ausführlichen Recherchen und der Teilnahme an mehreren Szene-Veranstaltungen in Europa und den USA schreiben Götze und Joeres über die Klimawandel-Leugner:
„Ihre Gemeinsamkeit: Sie sind meist Männer über 60 Jahre. Sie sehnen sich nach einer Welt, in der niemand mit Klimagesetzen belästigt wird, sie widersprechen dem wissenschaftlichen Konsens und plädieren für eine ungezügelte Wirtschaft.“
Deutscher Mittelpunkt des Leugner-Netzwerkes sei ein kleiner Verein aus Jena, das „Europäische Institut für Klima und Energie e.V.“ (Eike). Seine Mitglieder und Mitarbeiter seien in marktliberalen Denkfabriken aktiv oder als Redner auf scheinwissenschaftlichen Konferenzen, und die AfD fungiere als Türöffner in die Parlamente. Dabei böten rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien nicht nur hierzulande den wissenschaftlich substanzlosen Behauptungen der Leugnisten einen Resonanzboden, betonen die Autorinnen.
Als Beleg verweisen sie auf eine noch unveröffentlichte Studie des Berliner Thinktanks Adelphi. Demnach würden von 21 untersuchten Rechtsaußen-Parteien in Europa lediglich zwei den Konsens der Klimaforschung ausdrücklich akzeptieren. „Das Infragestellen von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist ein Muster rechter Parteien“, zitieren sie Alexander Carius von Adelphi. „Es geht darum, evidenzbasierte Politik völlig auszuhebeln.“ Fast geschlossen stimmten die Abgeordneten dieser Parteien im EU-Parlament gegen alle Gesetze, die zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes beitragen sollen. Das Klimathema eigne sich generell, „um Stimmung gegen ‚die Lügenpresse‘ oder ‚die Elite‘ zu machen“, so Götze und Joeres.
Doch nicht nur am Rande des politischen Geschehen fanden die Autorinnen Leugner des Klimawandels, sondern auch in Teilen von FDP und Unionsparteien, in Wirtschaftsverbänden oder dem wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums. Diese Leute, zitieren Götze und Joeres einen Grünen EU-Parlamentarier, „schicken Rechtsextreme vor, weil sie sich selbst nicht mit ihrer Meinung in die Öffentlichkeit trauen“.
Der Artikel ist bisher nicht in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung verfügbar.“
Mehr Information zum Thema „Klimawandel-Skeptiker“ findet man hier:
Klimawandel: Die Klimakrieger. Wie von der Industrie bezahlte PR-Manager der Welt seit Jahren einreden, die Erderwärmung finde nicht statt. Chronologie einer organisierten Lüge. Von Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg
Klimawandel und Sommerhitze: Die Gegner machen mobil. Monitor. 17.8.2018
Lobbypedia stellt die Verbindungen des „Europäisches Institut für Klima und Energie“ (EIKE) dar. Das EIKE (Jena) ist die Speerspitze der deutschen Bewegung, die die Anteile des menschlichen Handelns am Klimawandel bestreitet.
The Heartland Institute: US-amerikanische Denkfabrik (Sitz: Chicago). Die 1984 gegründete Organisation gehört dem Atlas Network an und hat sich vor allem dem Abbau von Umwelt-, Gesundheits– und Klimaschutzvorschriften verschrieben. Sie wird zählt zu den zentralen Akteuren der organisierten Klimawandelleugner-Szene] Finanziert wird Heartland unter anderem von der Tabak- und der Erdölindustrie. Wichtige Geldgeber sind bzw. waren u. a. Philip Morris, die R. J. Reynolds Tobacco Company, die Koch Family Foundation, die Mercer Family Foundation und ExxonMobil.
Telepolis. Die große Klimaverschwörung (11. Dezember 2009, Eine kleine, aber einflussreiche Lobby belügt uns seit Jahren über die Ursachen und Ausmaße des Klimawandels. Ein Plädoyer für eine Anklage.“
Texte und Youtube-Videos der sog. Klimawandel-Skeptiker
Im Netz findet man neben Websites eine relativ große Zahl von Youtube-Videos von sog. Klimawandel-Skeptikern. Viele der dort auftretenden Referenten haben einen akademischen Hintergrund. Oft finden wir emeritierte Professoren.
Es gibt einige durchaus sehenswerte Beiträge, deren Argumentation für den Laien sehr seriös anmutet: