Die Wirtschaftsgeschichte und der Sowjetunion – Was war der Kommunismus?

Dieses Video in der Reihe „Was war der Kommunismus?

Wir fragen Jörg Baberowski“ befasst sich mit der sowjetischen Wirtschaftsgeschichte und wird von Professor Dr. Alexander Hennig, Volkswirt an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim, moderiert.

In prägnanten Fragen und fundierten Ausführungen wird die wirtschaftliche Ideologie der Bolschewisten ab 1917 analysiert. Baberowski legt dar, dass die Bolschewiki zunächst keine klare Vorstellung davon hatten, wie eine sozialistische Wirtschaft aussehen sollte. Marx selbst habe hierzu wenig gesagt. In den Wirren des Bürgerkrieges und einer von Nöten geplagten Agrarwirtschaft versuchten sie, die Kriegswirtschaft zu adaptieren, was zu einer autoritären und repressiven Wirtschaftsform führte. Im Verlauf des Interviews wird die Entwicklung der Wirtschaftsmodelle im Stalinismus und während des Zweiten Weltkriegs aufgezeigt.

Baberowski beschreibt, wie sich eine militarisierte Planwirtschaft etablierte, die zunehmend auf Gewalt und Zwang basierte. Die Einführung der Neuen Ökonomischen Politik (NEP) unter Lenin und deren spätere Abkehr durch Stalin wird als pragmatischer Versuch beleuchtet, die wirtschaftliche Misere zu bewältigen, doch mit dem Fokus auf Industrialisierung und Schwerindustrie blieb der Konsumsektor vernachlässigt. Das Gespräch gipfelt in der Diskussion über die langfristigen Folgen dieser Wirtschaftsführung für die sowjetische Gesellschaft und die Herausforderungen nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Baberowskis präzise Analyse gibt Einblicke in die Verflechtung von Ideologie und Ökonomie und regt zu einer kritischen Reflexion über die historische Bedeutung der Planwirtschaft und ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart an.