Der emeritierte Hamburger Historiker, Prof. Dr. Bernd Greiner – der vor Jahren bei uns in Kirchheim u. Teck referiert hat – erzählt in seinem neuen Buch „Weißglut – Die inneren Kriege der USA – Eine Geschichte von 1900 bis heute“ eine andere Geschichte der USA der letzten 100 Jahre, die ebenso erhellend wie bedrückend ist. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft, die innere Kriege ausficht, befeuert von einem Extremismus der Mitte. Im Mittelpunkt stehen selbst ernannte Hüter des Gemeinwohls, die – im Namen von Demokratie und Freiheit – anderen demokratische Teilhabe streitig machen – mit minimaler Toleranz für politisch Unangepasste(s), mit dem kompromisslosen Beharren auf eigenen Zielen und mit missionarischem Selbstbewusstsein. Sie haben der Arbeiterbewegung in den USA den Rücken gebrochen, Linke aus dem politischen Leben verbannt, Rüstungs- und Kriegskritiker marginalisiert und die Dominanz der Weißen zementiert.
Einer dieser „Hüter des Gemeinwohls“ war der berüchtigte „Kommunistenjäger“ Joseph McCarthy. Im Unterkapitel „Phantomjäger auf Capitol Hill“ widmet Greiner Joseph McCarthy ein Unterkapitel „Joseph McCarthy oder: eine Frage der Macht“ (S. 181 bis 189).
Auf S. 183 ff. schreibt Greiner: „Die Pointe seiner Geschichte ist allerdings, dass sich McCarthy für Kommunisten herzlich wenig interessierte. Sie waren für ihn nur der Rohstoff zur Erwirtschaftung maximalen Gewinns… „Die ‚big lie‘, die große Lüge, wurde zu McCarthys Markenzeichen. …Eine Lüge ist eine außerordentlich gewinnträchtige Investition, vorausgesetzt, man macht sie groß genug und wiederholt sie in einem fort.

