Die „Neue Rechte“ – Rechtsextremismus in neuem Gewand

Datum/Zeit
Date(s) - 23/04/2024
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
Katholisches Gemeindehaus St. Ulrich

Kategorien


Anmeldung zur Veranstaltung bis zum 22. April an Hans Dörr  hans_doerr@gmx.de 

Veranstaltung „Rechtsextremismus in neuem Gewand – die „Neue Rechte“‘

 Am Dienstag, 23. April um 20.00 Uhr informiert der Hamburger Journalist Sebastian Friedrich im Katholischen Gemeindehaus St. Ulrich über das Selbstverständnis, die Bedeutung und das Wirken der „Neuen Rechten“. Die Veranstaltung wird von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kreis Esslingen-Nürtingen in Kooperation mit attac Kirchheim, dem DGB im Kreis Esslingen-Göppingen und dem Evangelischen Bildungswerk im Landkreis Esslingen organisiert. Gefördert wird sie von „Demokratie leben“, Partnerschaft für Demokratie Kirchheim u. Teck.

Hans Dörr von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft möchte mit der Veranstaltung über die Hintergründe des sog. „Geheimtreffens“ in Potsdam am 25. November 2023 informieren. Dort stellte der Österreicher Martin Sellner, Kopf der dortigen „Identitären Bewegung“ einen „Masterplan für Remigration“ vor. Dieses Treffen löste nach seinem Bekanntwerden mehr als 1.400 Demonstrationen und Kundgebungen für Demokratie in Deutschland aus. An diesen beteiligten sich – so Dörr – „nach Angaben der taz von Anfang Januar bis Ende Februar 2024 etwa 3,7 Millionen Menschen bundesweit “. In Kirchheim demonstrierten am 27. Januar ca. 2.000 Menschen gegen Rechtsextremismus.

Heinrich Brinker, Sprecher von attac Kirchheim, macht deutlich: „Vertreter der Neuen Rechten‘ kleiden den Rechtsextremismus in ein neues Gewand. Der Kern des Konzepts der Identitären Bewegung als Teil der Neuen Rechten ist der ‚Ethnopluralismus‘. Betont wird das Recht jedes Volkes auf seine Identität – aber nur innerhalb seines Staatsgebietes. Die ‚Identitären‘ verbreiten die Parole vom sogenannten Großen Austausch. Angeblichen soll das ethnisch reine deutsche Volk durch ‚Fremde’ überflutet werden. Unter der Formel ‚Deutschland den Deutschen‘ wird die Notwendigkeit propagiert, einen ethnisch homogenen ‚Volkskörper‘ zu schaffen und Menschen mit Migrationsgeschichte zur Ausreise aus Deutschland zu bewegen, weil sie angeblich nicht nach Deutschland gehören.“

DGB-Kreisvorsitzender Martin Auerbach ergänzt: „Die „Neue Rechte“ agiert sowohl in der rechten Szene, schlägt aber auch die Brücke zur gesellschaftlichen Mitte. Seit 2015 nutzt sie verstärkt die Flüchtlingsthematik für die Verbreitung ihrer fremdenfeindlichen, rassistischen Ideen. Sie schürt gezielt die Ängste der bürgerlichen Mitte, um Sorgen und Abwehrhaltungen auf Migranten und geflüchtete Menschen zu lenken. Die ‚Neuen Rechten‘ grenzen sich durch eine „neue“, zukunftsgewandte Ideologie von der Erinnerung an Faschismus und Nationalsozialismus ab.“

Markus Geiger, Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung im Landkreis betont die Aktionsformen, die sich vor allem auch an jüngere Menschen wenden: „Die sogenannte Identitäre Bewegung sucht mit schrillen Aktionen wie der Besetzung des Brandenburger Tors in Berlin die öffentliche Aufmerksamkeit. Zentral sind für sie der digitale Raum und die Social-Media-Plattformen wie etwa TikTok. Auf der Straße treten sie mit Flashmobs und unkonventionellen Protestaktionen in Erscheinung.“

Weitere Informationen unter https://kirchheim.forum2030.de/

Weitere Informationen zu Referenten Sebastian Friedrich

Sebastian Friedrich (Jahrgang 1985) studierte an der Evangelischen Hochschule Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Für seine Diplomarbeit „Auf der Suche nach Neukölln. Die Konstruktion eines ‚Problembezirks’“ erhielt er den Gräfin-von-der-Schulenburg-Preis seiner Hochschule. Er promoviert gerade an der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema „Die Problematisierung der Gammler in der jungen Bundesrepublik“. Friedrich hatte zwischen 2012 und 2016 Lehraufträge an Alice Salomon Hochschule Berlin und an der Evangelischen Hochschule Berlin. Bis Mitte 2017 war er freier Mitarbeiter am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung.

Sebastian Friedrich https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Friedrich

arbeitet als Journalist (taz, Der Freitag, Jacobin…), beim Hörfunk und Fernsehen (freier Mitarbeiter bei Panorama) und als Publizist. 2017 veröffentlichte er u.a.: Die AfD. Analysen – Hintergründe – Kontroversen (= Politik aktuell. Bd. 5). Bertz + Fischer, 3. erweiterte und aktualisierte Neuauflage, Berlin 2019. https://www.sebastian-friedrich.net/ueber-mich/

 

Rechtsextremismus in neuem Gewand: die „Neue Rechte“

Der „neue“ Kern ist das Konzept des Ethnopluralismus. Dabei geht es um die Verschiedenartigkeit von Kulturen und um das vermeintliche Recht jedes Volkes auf seine Identität. In Deutschland drückt sich dies unter anderem in der Formel „Deutschland den Deutschen“ aus. Inzwischen findet sich dieser Gedanke aber in allen Programmen des europäischen Rechtsextremismus.

Vertreter der Neuen Rechten verstehen sich innerhalb der extremen Rechten der Gegenwart als Modernisierer gegenüber den Traditionalisten.

Die sogenannte Identitäre Bewegung (Selbstbezeichnung: IB) spielt eine besondere Rolle in der Neuen Rechten-Szene der Gegenwart. Mit schrillen Aktionen wie der Besetzung des Brandenburger Tors in Berlin sucht sie die öffentliche Aufmerksamkeit. Ihre Vertreter verbreiten die Parole vom sogenannten Großen Austausch, also der angeblichen Ersetzung des ethnisch deutschen Volkes durch „Fremde“. Auf der Straße treten sie mit Stickern, Flashmobs, Protestaktionen und Demonstrationen in Erscheinung. Zentral ist für die „neuen“ Rechten der digitale Raum. Die „Identitären“ werden in mehreren Bundesländern, darunter Brandenburg, von den jeweiligen Verfassungsschutzämtern beobachtet.

Wichtiges Organ der „Neuen Rechten“ in Deutschland ist die Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

Götz Kubitschek, der als einer der wichtigsten geistigen Köpfe der „Neuen Rechten“ gilt, stammt aus dem Autorenkreis der Zeitung. Im Jahr 2000 gründete er zusammen mit anderen das Institut für Staatspolitik (IfS). Es gilt als Denkfabrik der Neuen Rechten und veranstaltet regelmäßige Bildungsakademien für die Schulung junger Menschen aus der rechten Szene. Ende April 2023 hatte der Bundesverfassungsschutz das „Institut für Staatspolitik“ (IfS), das u.a. die völkisch-nationalistische Ideologie vom „homogenen Staatsvolk“ verbreitet, als rechtsextrem eingestuft. Als rechtsextrem eingestuft wurde vom BfV auch der Verein „Ein Prozent, dessen Akteure seit 2015 als Einheizer flüchtlingsfeindlicher Positionen auftreten. Andere neurechte Organisationen, etwa die Identitäre Bewegung, sind bereits Beobachtungsobjekt.

Sebastian Friedrich (Jahrgang 1985) studierte an der Evangelischen Hochschule Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Für seine Diplomarbeit „Auf der Suche nach Neukölln. Die Konstruktion eines ‚Problembezirks’“ erhielt er den Gräfin-von-der-Schulenburg-Preis seiner Hochschule. Er promoviert gerade an der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema „Die Problematisierung der Gammler in der jungen Bundesrepublik“. Friedrich hatte zwischen 2012 und 2016 Lehraufträge an Alice Salomon Hochschule Berlin und an der Evangelischen Hochschule Berlin. Bis Mitte 2017 war er freier Mitarbeiter am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung.

Sebastian Friedrich https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Friedrich

arbeitet als Journalist (taz, Der Freitag, Jacobin…), beim Hörfunk und Fernsehen (freier Mitarbeiter bei Panorama) und als Publizist. 2017 veröffentlichte er u.a.: Die AfD. Analysen – Hintergründe – Kontroversen (= Politik aktuell. Bd. 5). Bertz + Fischer, 3. erweiterte und aktualisierte Neuauflage, Berlin 2019. https://www.sebastian-friedrich.net/ueber-mich/