Welcher Weg führt zum Frieden? Katrin Göring-Eckardt und Johannes Varwick diskutieren | maischberger tagesschau 16.756 Aufrufe 22.05.2025 #talk #maischberger #Ukraine —- maischberger in der ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/mai… Was bringen Trumps Gespräche mit Putin? Über Wege zum Frieden in der Ukraine diskutieren bei maischberger die langjährige Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt (B‘90/Grüne) und der Politikwissenschaftler und Professor für Internationale Beziehungen Johannes Varwick.
00:00 Gespräche zwischen Trump und Putin gescheitert? 03:00 Gibt es Aussichten auf einen gerechten Frieden für die Ukraine? 09:30 Welche Wirkung haben Sanktionen gegen Russland? 12:30 Wie groß ist die Bedrohung für Europa und Deutschland? 19:50 Kann Papst Leo XIV vermitteln?
Varwick plädiert in der Debatte um den Ukraine-Krieg für einen nüchternen strategischen Realismus. Er hält die bisherige westliche Politik für gescheitert: Sanktionen hätten Russland in seinem Verhalten nicht verändert, vielmehr habe das Land seine Wirtschaftskreisläufe reorganisiert. In militärischer Hinsicht sei es eine „Legendenbildung“, dass die Ukraine mit westlicher Unterstützung in der Lage gewesen wäre, ihre Gebiete vollständig zurückzuerobern. Die Annahme, Russland ließe sich militärisch besiegen, sei laut Varwick illusionär und führe nur zu einem langwierigen Abnutzungskrieg mit potenzieller Eskalation. Stattdessen fordert er eine Strategie des Interessenausgleichs, die auch russische Interessen einbezieht, und sieht in der amerikanischen Kehrtwende hin zur Diplomatie eine positive Entwicklung.
„Gute Sicherheitspolitik muss auf zwei Säulen ruhen – Abschreckung und Dialogfähigkeit.“ Varwick kritisiert: Die Europäer würden die Debatte „mit Maximalforderungen überladen“, ohne eigene Kompromisslinien anzubieten. „Territoriale Veränderungen“ oder der Verzicht auf einen NATO-Beitritt der Ukraine dürften nicht tabu sein, wenn es um ein realistisches Verhandlungsergebnis gehe. Varwick warnt vor Alarmismus, etwa mit Blick auf russische Fähigkeiten zu einem großangelegten Angriff auf NATO-Staaten. Russland sei militärisch weit weniger stark als häufig dargestellt. „Wir tun so, als ob wir schutzlos wären gegen ein aggressives Russland. Das zeichnet kein realistisches Bild der Lage.“
Katrin Göring-Eckardt warnt eindringlich vor einer Verharmlosung russischer Kriegsziele. Der Krieg gegen die Ukraine sei nicht nur territorial motiviert, sondern ziele auf die Zerstörung ukrainischer Identität ab. „Was Herr Varwick gerade sagt, ist ja: Ich habe damals recht gehabt und die Ukraine war verloren und sie ist weiter verloren. Das minimiert nicht nur die Erfolge, die die Ukraine hatte, sondern es ignoriert komplett den Verlauf dieses Angriffskrieges.“ Aus Sicht der Grünen-Politikerin könne ein Frieden unter der Bedingung einer gestärkten Verteidigungsfähigkeit der Ukraine erreicht werden. Dazu brauche es Waffenlieferungen, insbesondere weitreichende Systeme wie Taurus, sowie eine konsequente Sanktionspolitik. „Es geht darum, ob wir in Europa in Sicherheit leben können.“ Russland mehrfach Friedensgespräche sabotiert, so Göring-Eckardt.
Sie wirft Johannes Varwick vor, Putins Sichtweise nachzuzeichnen und mit seinen Vorschlägen genau das zu fördern, „was Putin gerne in Deutschland im deutschen Fernsehen gesprochen haben möchte.“ Für sie ist ein Festhalten an einer starken Ukraine nicht nur eine moralische, Notwendigkeit: „Die Ukraine ist für uns eine elementare Sicherheitsfrage.“ Europa könne sich notfalls auch ohne die USA verteidigen, müsse aber mehr investieren und strategisch geschlossener handeln. Dabei dürfe man sich nicht von Prozentzielen leiten lassen, sondern müsse konkret prüfen, welche Fähigkeiten erforderlich seien – auch im Bereich Cyberabwehr und Informationssicherheit.