„Quelle: Internet“? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test

März 2021 ∙ Studie

„Quelle: Internet“? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test

Während Pandemien, ökonomischen Krisen oder auch Wahlkämpfen zeigt sich besonders deutlich, dass funktionierende Demokratien auf gut informierte Bürger:innen angewiesen sind. Wie gut Menschen in der Lage sind, Nachrichten zu verstehen, einzuordnen und zu hinterfragen, kann Einfluss darauf haben, ob Menschen anfällig für Populist:innen werden, Vertrauen in Institutionen verlieren oder Falschnachrich-ten millionenfach an Freund:innen und Familie verbreiten.

Die Nachrichten- und Informationskompetenz der Bevölkerung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und ist zu einem kritischen Faktor für Demokratien geworden. Denn durch den radikalen Medienwandel haben Journalist:innen und Medieninstitutio-nen ihren Einfluss als Gatekeeper:innen verloren. Bürger:innen sind mehr denn je auf sich allein gestellt. Sie müssen für jede einzelne Nachricht jedes Mal aufs Neue selbst darüber entscheiden, ob eine Quelle oder Information für sie vertrauenswürdig ist. Und ob sie sie lesen, liken, oder sogar weiterleiten und mit anderen teilen.

Es ist davon auszugehen, dass sich dieser tiefgreifende Wandel in den kommenden Jahren in Deutschland – wie in vielen anderen europäischen Gesellschaften – weiter verschärfen und zu einer Reihe politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen führen wird. Um darauf reagieren zu können, benötigen Bundes- und Landesregierungen, Bildungs- und Medienpolitiker:innen, Schulen- und Bildungseinrichtungen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk ebenso wie andere journalistische Angebote zunächst ein genaueres Lagebild.

Dabei sind entscheidende Fragen:

  • Wie gut sind Bürger:innen derzeit in der Lage, den Wandel unseres Mediensystems zu bewältigen und wo haben Menschen unterschiedlicher Altersgruppen Stärken oder Schwächen.
  • Wie gut gelingt es der Bevölkerung, abseits der traditionellen Zeitung im Netz die Zuverlässigkeit von Quellen zu beurteilen oder Informationen überhaupt zu erkennen, einzuordnen und zu verifizieren?
  • Wie gut können PR-Inhalte, Desinformationen oder Meinungsbeiträge erkannt und unterschieden werden?
  • Und wie kompetent sind Menschen darin, unvollständige Nachrichten oder Interessens-konflikte bei Quellen und Autor:innen als solche zu identifizieren?

Bisher fehlten verlässliche Daten zu diesen wichtigen Informations- und Nachrichtenkompetenzen in der deutschen Bevölkerung – und damit die Grundlage für eine gezielte Medienbildungspolitik. Zwar gibt es bereits Studien und Erhebungen zu „Medienkompetenz“, doch entweder nehmen solche Untersuchungen nur Schüler:innen und primär deren allgemeine PC-Kenntnisse in den Blick oder sie beruhen auf Befragungen und Selbstauskünften, die keine verlässliche Kompetenz-Messung darstellen.

Aus diesem Grund entwickelten wir gemeinsam mit einer Expert:innen-Gruppe einen Nachrichtenkompetenz-Test, der im Herbst 2020 mit einer repräsentativen Stichprobe für die deutschsprachige Bevölkerung mit Internetzugang in Deutschland ab 18 Jahren durchgeführt wurde. Dafür wurden mittels Online-Inter-StudieMärz 2021„Quelle: Internet“?4views (Computer Assisted Web Interviews – CAWI) bundesweit 4.194 Internetnutzer:innen ab 18 Jahren befragt und getestet.

Der Test geht dabei anhand von Testfragen und -aufgaben auf das gesamte Spektrum der digitalen Nachrichtenkompetenz ein, also die Fähigkeit zur Navigation in digitalen Medienumgebungen, die Beurteilung der Qualität von Nachrichten und Inhalten, das Prüfen von Informationen und Quellen, die Diskursfähigkeit sowie Kenntnisse über die Funktionsweise von digitalen Öffentlichkeiten. Es handelt sich um einen der weltweit ersten Tests zu Informations- und Nachrichtenkompetenzen einer gesamten Bevölkerung.

Eine Auswahl der Test-Ergebnisse im Überblick

Corona-Demo in Kassel eskaliert

Querdenker Demo in Kassel eskaliert | hessenschau extra vom 20.03.2021 –87.204 Aufrufe 20.03.2021

21.03.2021

Quelle: Tagesspiegel

Corona-Demo in Kassel eskaliert „Querdenker“ gehen auf Polizei los, Polizei greift bei Gegendemonstranten durch

In Kassel ist es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Thüringens Innenminister will den Einsatz kritisch nachbereiten.

Julius Geiler Christopher Stolz Julia Bernewasser

Im hessischen Kassel ist es bei einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen am Samstag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und „Querdenkern“ gekommen. Mehr als 20.000 Menschen nahmen laut Polizei an den Protesten teil.

Obwohl nur zwei Versammlungen an der Schwanenwiese und dem Platz der Deutschen Einheit mit strengen Teilnehmerbeschränkungen erlaubt waren, zogen die Teilnehmer auch durch die Innenstadt. Dort war eigentlich nur Gegenprotest zugelassen.

Immer wieder zogen illegale, nicht zugelassene Demonstrationszüge mit teils mehreren tausend Teilnehmern polizeilich unbegleitet durch die Straßen der Documenta-Stadt. Dabei wurden gerichtliche Auflagen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie das Abstand halten massiv verletzt.

Dem Tagesspiegel berichtete ein Polizeisprecher in den Nachmittagsstunden von einer „unklaren Lage“. An mehreren Stellen versuchten „Querdenker“ immer wieder Polizeiketten zu durchbrechen. Beamte setzten daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Auch ein Wasserwerfer kam kurzzeitig zum Einsatz. Bereits gegen 12 Uhr war die Lage erstmals eskaliert, als Gegendemonstranten auf Fahrrädern den nicht genehmigten Zug an Demonstranten stoppen wollten. Es kam zu Handgreiflichkeiten.

Für viel Kritik in den sozialen Netzwerken sorgt das auf mehreren Videos dokumentierte Vorgehen einer Polizeieinheit aus Thüringen gegen die sich in den Weg stellenden Fahrradfahrer.

Hier weiterlesen

Mehr zum Thema

Sorge vor neuer Eskalation Dresdner „Querdenken“-Demo könnte Kassel als Vorbild dienen

 

Einfach(er) und nachhaltig(er) leben – Anregungen

Anregung 1:  Beschäftigung  – in Theorie und Praxis – mit der Postwachstumsökomie

Einer der prominentesten Vertreter der Postwachstumsökonomie ist der Wachstumskritiker Prof. Dr. Niko Paech. Seine Überlegungen hat er vor vielen Jahren im Buch „Befreiung vom Überfluss – auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ f

Im neuen Buch All you need is less“ (17.3.20) skizzieren Niko Paech und Manfred Folkers eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Achtsammkeit und Nachhaltigkeit sindzentrale Pfeiler der aktuellen Suffizienz-Bewegung und der jahrtausendealten Lehre des Buddha. Paech und Folkers loten aus, welche Potenziale die beiden Denkrichtungen mitbringen, um unseren zerstörerischen Wachstumspfad zu verlassen.

Wer sich nicht die Zeit nehmen kann, Paechs Bücher zu lesen, für den gibt es einige Möglichkeit, in komprimierter Form seine Gedanken kennen zu lernen.

Unter dem Suchwort „Niko Paech pdf“ finden sich viele interessante Texte und auch einige Präsentationen.

Außerdem findet man auf YouTube eine große Zahl älterer und neuerer Vorträge, Gesprächsrunde und Interviews.

Veranstaltung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, des ISSO-Institutes Koblenz sowie des Weltladens Koblenz am 17.06.2019 im Landesmuseum Koblenz

Niko Paech Zeitknappheit, Konsum und Glück22.01.2019

Anregung 2: Beschäftigung mit der Thematik „Einfaches Leben: weniger ist mehr“

Dazu bieten neben Büchern kurzweilige, aber dennoch gehaltvolle Dokumentationen, Gesprächsrunden etc. Anregungen.

Scobel – Einfaches Leben –18.06.2012 mit den Gästen Dr. Notker Wolf (Abtprimas des Benediktinerordens und Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie) Dr. Svenja Flasspöhler (Philosophin).

Der postmaterielle Lebensstil ◊ Haben oder Sein ◊ Minimalismus und Kooperation ◊ Aussteiger – 10.04.2018 

Zeit für Utopien – Wir machen es anders (Unser Klima – Unsere Zukunft, ORF 2018) –13.11.2019

Weniger ist mehr – was man im Leben wirklich braucht | HD Doku – 04.09.2020

Corona – Sand im Getriebe – sehenswerte ARTE-Doku

Corona – Sand im Getriebe

88 Min. – Verfügbar vom 23/02/2021 bis 31/03/2021

„Das Coronavirus, ein kleiner mutierter Erreger, hat bereits unzähligen Menschen den Tod gebracht, die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems offengelegt und die Verwundbarkeit unseres Wirtschaftssystems und der freiheitlichen Grundrechte demonstriert. Ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel scheint unausweichlich.

Experten fragen: Stehen wir an einer Zeitenwende?

„Wer bin ich, dass ich euch, die Krone der Schöpfung herausfordere? Nur ein winziger Grenzgänger des Lebens bin ich, und doch habe ich eure schöne globalisierte Welt grenzenloser Freiheit zum Stillstand gebracht.“ Was uns das Virus sagen will, ist klar. Die weltweite Pandemie und die Kontaktbeschränkungen stellen Bürger, Unternehmen und Staaten vor Grundsatzentscheidungen.

Corona hat nicht nur die Schwachstellen unserer Gesundheitssysteme offengelegt, sondern vor allem gezeigt, wie anfällig unsere Demokratien geworden sind, nachdem vorangegangene Krisen sie bereits geschwächt haben und nun die Grundrechte ihrer Bürger immer wieder eingeschränkt werden. Das wirft Fragen von globaler Tragweite auf. Müssen wir ein Wirtschaftsmodell, das für die Entstehung von Corona mitverantwortlich ist und dem Klima weiter einheizt, endgültig aufgeben?

An unterschiedlichsten Drehorten weltweit wird Bilanz gezogen aus dem Pandemiejahr. Dabei kommen Soziologen, Wissenschaftler, Politiker, Philosophen und Strategieforscher zu Wort.

Die Dokumentation informiert, erzählt und bewegt gleichzeitig. Ihre bildgewaltige Sprache entfaltet einen Zauber, der von der Wirklichkeit eingeholt wird. Sie ruft die Bürger zu Eigenverantwortung und Solidarität auf. Doch Zukunftsfähigkeit erfordert weit mehr als das.“

Plattformökonomie fürs Gemeinwohl: Mehr Teilhabe der User

 Quelle: IÖW-Impulse 1 | Plattformökonomie | März 2021

Jonas Pentzien

Plattformökonomie fürs Gemeinwohl: Mehr Teilhabe der User

„Shopping bei Amazon oder Instant Messaging über Twitter – digitale Plattformen prägen unsere Gesellschaft. Immer mehr wird online abgewickelt. Mit weitreichenden Konsequenzen für Marktmacht, Datenschutz und Meinungsfreiheit, aber auch der Hoffnung auf soziale und ökologische Verbesserun-gen. Die Plattformökonomie politisch zu gestalten, ist eine Generationenaufgabe. Mit dem Digital Services Act und dem Digital Markets Act will die Europäische Union digitale Souveränität voranbringen. Auch Deutschland setzt mit dem GWB-Digitalisierungsgesetz neue Regeln. Das propagierte Ziel: Eine werteorientierte Plattformpolitik. Aus Perspektive einer nachhaltigen Entwicklung greifen diese Aktivitäten jedoch zu kurz. Weder das virulente Demokratiedefizit noch die neuen Abhängigkeiten auf Seiten der Plattform-User, die aus der monopolähnlichen Stellung weniger dominanter Plattformen resultieren, werden strukturell angegangen.

Wir schlagen hier einen qualitativ anderen Entwicklungspfad vor, der Elemente einer öffentlichen und privaten Plattformregulierung verbindet. Entlang des Kriteriums digitale Teilhabe werden Grundzüge einer Plattformpolitik für das Gemeinwohl skizziert, die darauf abzielt, Gatekeeper-Plattformen stärker zu regulieren und zusätzlich gemeinwohlorientierte, demokratisch verwaltete Plattform-Alternativen zu etablieren.“