Ausgeliefert? Warentransport und Arbeitsteilung im Kapitalismus

Ausgeliefert? Warentransport & Arbeitsteilung im Kapitalismus | N. Grotefendt & T. Rudhof-Seibert –

Live übertragen am 10.12.2020

Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Reihe „Der utopische Raum“ mit: Nelly Grotefendt, Thomas Rudhof-Seibert und Stephan Hebel

Frankfurt am Main, der Standort des größten deutschen Flughafens, ist (beziehungsweise war vor Corona) nicht nur ein Drehkreuz des internationalen Reiseverkehrs. Mit etwa zwei Millionen Tonnen Luftfracht pro Jahr ist er sogar in Europa führend und stellt damit ein wichtiges Glied internationaler Lieferketten dar. Damit profitiert Rhein-Main direkt von der globalen Arbeitsteilung bei Produktion und Logistik, die wegen des verbreiteten Dumpings bei humanitären, sozialen und ökologischen Standards im globalen Süden scharfer Kritik ausgesetzt ist – siehe zum Beispiel die aktuelle Debatte über ein Lieferkettengesetz.

Wo liegen die wichtigsten Probleme dieser Form kapitalistischer Arbeitsteilung? Kann staatliche Regulierung Abhilfe schaffen? Sind regionale(re) Wirtschaftskreisläufe ein Allheilmittel, oder würden auch sie auf Kosten von Menschen im globalen Süden gehen? Brauchen wir vollkommen neue, globale Regeln für die internationalen Produktions- und Lieferketten?

Diese Fragen diskutieren Nelly Grotefendt, Handelsexpertin vom „Forum Umwelt und Entwicklung“ in Berlin, und Thomas Rudhof-Seibert, Referent für Menschenrechte bei medico international, im Rahmen der Reihe „Der utopische Raum im globalen Frankfurt“, die von der stiftung medico international in Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung und der Frankfurter Rundschau (FR) veranstaltet wird. Es moderiert FR-Autor Stephan Hebel.

Grundzüge einer solidarischen Globalisierung

Die (Re)konstruktion der Welt. Hilfe. Solidarität. Politik.

Vortrag von Thomas Gebauer (Psychologe, stiftung medico international, Frankfurt)

Die Online-Konferenz „Die (Re)Konstruktion der Welt. Grundzüge einer solidarischen Globalisierung“ https://www.youtube.com/watch?v=cscmJ52Dkow

fand vom 12. bis zum 14. Februar 2021 statt und wurde von medico international e. V. in Kooperation mit dem European Center for Constitutional and Human Rights, der Friedrich Ebert Stiftung, der Goethe Universität Frankfurt, dem Institut für Sozialforschung Frankfurt, dem International Institute of Political Murder und der Rosa Luxemburg Stiftung veranstaltet.

Eine Konferenz nicht nur zur miserablen Lage der Welt, sondern auch und vor allem zu den Möglichkeiten ihrer Rekonstruktion zu einem Ort, den zu bewohnen sich endlich lohnen wird. In Vorträgen und Foren geht darum, das Verhältnis von Hilfe, Solidarität und Politik aus dem Versprechen zu bestimmen, das wir uns in der Erklärung der Menschenrechte selbst gegeben haben: Das Versprechen einer globalen und sozialen Ordnung, in der die uns allen zuerkannten Rechte voll verwirklicht wären.

Thomas Gebauer ist Sprecher der Stiftung medico. Von 1996 bis 2018 war er Geschäftsführer von medico international. Als Zivildienstleistender ist er Ende der 1970er Jahre zu medico gekommen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Fragen der internationalen Friedens- und Sicherheitspolitik und die sozialen Bedingungen globaler Gesundheit. Der Psychologe erhielt 2014 die Goethe-Plakette, mit der die Stadt Frankfurt Persönlichkeiten des kulturellen Lebens würdigt.Er war 1991 Mitbegründer der später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten „Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen.

Mehr zur Konferenz „Die (Re)Konstruktion der Welt“ findet man hier

Rosa Luxemberg – Biografien

Ernst Piper legte zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg 2019 eine vielbeachtete Rosa-Luxemburg-Biografie vor.

Am 13. Januar 2019 sprach Ernst Piper im Deutschlandfunkt über seine neue Rosa-Luxemburg-Biografie„Ihre Gedanken sind sehr aktuell“ mit Simone Müller.

Ernst Piper kommt aus einer berühmten Münchener Verlegerfamilie. Er wurde Historiker und arbeitet heute auch als Literaturagent. Ernst Piper habilitierte sich an der Universität Potsdam mit einer Biografie über den Nazi-Chefideologen Alfred Rosenberg.

Am 25.6.2019 sprach er in der Sendung „SWR Leute“ mit Wolfgang Heim über seine Luxemburg-Biografie.


Rosa Luxemburg – Der Preis der Freiheit | Dokumentation18.214 Aufrufe – 31.07.2019

Hundert Jahre nach dem grausamen Mord an Rosa Luxemburg erzählt die ARTE-Dokumentation von dem Leben und den Idealen der Sozialistin. Ihre Bestrebungen, Verhältnisse zu schaffen, in denen Nationalitätenunterschiede für gesellschaftliche Entscheidungen keine Rolle spielten sollten, sind in Zeiten eines zunehmenden Populismus in Europa und der ganzen Welt wieder aktuell und kommen weltweit auf den Prüfstand.

Ulmer Modell: Kontrolle über die Grundstückspreise

Quelle: taz vom 22.8.2021, Auszüge https://taz.de/Ulmer-Wohnungspolitik/!5789951/

Benno Stieber

taz-Korrespondent BaWü

Ulmer Wohnungspolitik: Konsens statt Enteignung

„Ulm hat die Kontrolle über die Grundstückspreise in einem Drittel der Stadt erlangt. Dank „Ulmer Modell“ sind auch die Mieten niedriger als anderswo.

ULM taz | Bagger wirbeln Staub auf, die Kräne kreisen hoch über Ulm. Am Weinberg, unterhalb der Universität, entsteht ein neues Wohnviertel. Blick über die Stadt, viel Grün drumherum, acht Minuten mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Acht Hektar wertvolles Bauland also, das die Stadt da vom Bund zurückbekommen hat, als die Hindenburg-Kaserne der Bundeswehr geschlossen wurde. In anderen Städten hätte man ein solches Areal an höchstbietende Baulöwen versteigert, für Luxuswohnungen, vielleicht mit ein paar Auflagen zur Quartiersentwicklung.

Anders in Ulm. Hier hat die Stadt ein Wohnkonzept erarbeitet, das einen sozialen Mix und klimagerechte Energieversorgung garantiert. Die vier Unternehmen, die den Zuschlag erhalten haben, die städtische Ulmer Wohnungsbaugesellschaft UWS und die Genossenschaft Ulmer Heimstätte sowie zwei private Bauträger, sind die Sieger in einem anonymen Wettbewerb. Jetzt entstehen 900 Wohnungen, bei 30 Prozent von ihnen werden die Mieten gefördert wird. Dazu Dachbegrünung, Solarstrom und Heizung mit Fernwärme.

….. Baugrundbevorratung, das ist das Zauberwort für das Ulmer Modell und zwar schon seit über 100 Jahren. Es bedeutet, dass die Stadt systematisch Baugrund zu einem festgelegten Preis kauft und nur als Ganzes bebauen lässt. Um Bodenspekulation zu vermeiden, darf ein von der Stadt erworbenes Grundstück nie unbebaut an Dritte weiterverkauft werden.

Wird nicht gebaut, muss es zum gleichen Preis an die Stadt zurückgehen. Die Stadt behält somit die Kontrolle über den Preis und darüber, was und wie gebaut wird. 16 Millionen Euro hat Ulm in jedem Haushaltsjahr für Grundstücksankäufe im Haushalt vorgesehen. Gewinn aus Baugrundverkäufen fließen nicht in den allgemeinen Stadtsäckel, sondern stehen dem Liegenschafts­amt für neue Käufe zur Verfügung.

Mit dieser Strategie hat die Stadt Kontrolle über die Grundstückspreise in etwa einem Drittel des Stadtgebiets erlangt.“

Den kompletten Artikel kann man hier lesen: https://taz.de/Ulmer-Wohnungspolitik/!5789951/

Was die Pentagon-Datenbanken über Afghanistan verraten

Quelle: Radio FM4 https://fm4.orf.at/stories/3017417/

Auszüge aus einem Artikel von Von Erich Moechel 

Was die Pentagon-Datenbanken über Afghanistan verraten

„Seit dem Abschluss des infamen „Friedensabkommens“ der Trump-Regierung mit den Taliban Anfang 2020 gingen noch 300 Millionen Dollar an die afghanische Luftwaffe. Ein Lagebericht von Ende 2020 wirft ein Schlaglicht auf die „Kampfbereitschaft“ der afghanischen Armee.

Der Bericht zur Erhöhung der Sicherheit und Stabilität in Afghanistan wurde dem Verteidigungsausschuss im US-Kongress Ende 2020 vorgelegt. Dieser Report überstreicht die Zeit von Juni bis 31. Oktober des Jahres, er wurde also nach den Präsidentschaftswahlen im November erstellt. Der Lagebericht ist wie alle anderen in Folge zitierten Dokumente mit einer einfachen Stichwortsuche in der Contractors-Datenbank des US-Department of Defense zu finden.

… Während der vergangenen sechs Monate – also ab dem Sommer 2020 – seien die Auseinandersetzungen durchwegs über dem saisonalen Schnitt gelegen, heißt es einleitend in dem Report. „Die Taliban führten zahlreiche direkte Angriffe gegen die Checkpoints der afghanischen Verteidigungs – und Sicherheitskräfte aus, außerdem waren sie für viele andere Attacken auf die kritische Infrastruktur verantwortlich.“

Und weiter: „Bemerkenswerterweise gingen die Angriffe gegen Personal der US-Streitkräfte und der Alliierten Koalition in diesem Zeitraum zurück. Das ist hauptsächlich auf die Absprachen in der Vereinbarung zwischen den USA und den Taliban zurückzuführen“. Die afghanische Regierung war in diese Verhandlungen übrigens nicht eingebunden.

Das heißt, die Trump-Regierung hatte einen Vertrag mit den Kommandeuren der Taliban unterschrieben, der offensichtlich nur eine einzige Verpflichtung für die Taliban enthielt: US-Truppen dürfen während ihres Abzugs nicht angegriffen werden. Die afghanische Armee und die Polizeikräfte betraf diese Vereinbarung klarerweise nicht.

Während die US-Soldaten nicht mehr angegriffen wurden, setzte sich das große Sterben ihrer afghanischen Verbündeten bis zum Ende der Kampfhandlungen beschleunigt fort. Am Ende waren laut AP 66.000 afghanische Soldaten und Polizisten gefallen und mehr als 47.000 afghanische Zivilisten waren tot. Die USA und ihre NATO-Verbündeten in Afghanistan – letztere waren in die Verhandlungen mit den Taliban ebenfalls nicht einbezogen – hatten insgesamt 7.000 Tote zu beklagen.“

Eine gefährliche Mission: Unterwegs mit den Taliban in Afghanistan

 
 

Eine gefährliche Mission: Unterwegs mit den Taliban in Afghanistan 1.322.540 Aufrufe – 26.02.2021

Sie führen Krieg im Namen des Islam. Afghanistans Taliban sind zurück – 20 Jahre nach ihrer Entmachtung durch die USA und ihre Verbündeten. Ein ZDF-Team hat die Kämpfer begleitet. Eine lebensgefährliche Mission in einer Region, die fast vollständig unter Kontrolle der Taliban steht – so wie inzwischen fast die Hälfte des Landes.

Drei Tage in der Region Ghazni – es ist vielleicht die vorläufig letzte Gelegenheit für einen deutschen Fernsehsender, einen kleinen Einblick in das Regime der Taliban zu bekommen. Die Kämpfer haben der Welt ein Ultimatum gestellt: Sollten die internationalen Truppen nicht im Mai aus Afghanistan abziehen, drohen sie mit Krieg – auch gegen deutsche Soldaten.

Das ZDF-Team trifft die Taliban auf der wichtigsten Verbindungstraße von Kabul in den Süden Afghanistans – es ist ein Schlachtfeld. Immer wieder sprengen die Aufständischen Autos in die Luft, wer hier unterwegs ist, muss fürchten, angegriffen zu werden. Zwei Kämpfer fahren voraus, nur in Begleitung der Taliban und mit ihrem Einverständnis können sich Journalisten hier fortbewegen.

Ein Mann namens Mansoor hat das Treffen organisiert: Er ist der Pressesprecher der Taliban in Waghaz. Die Gruppe hat das ZDF eingeladen – es ist beklemmend, ihnen dann tatsächlich gegenüber zu stehen. Sie gelten als eine der gefährlichsten Terrororganisationen der Welt. Deren Kämpfer wissen um die Macht der Bilder, sie inszenieren sich als Gotteskrieger – so soll die Welt sie sehen. Die Reportage liefert Einblicke in den Alltag des Taliban-Regimes: Frauen, die vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt gehalten werden. Kinder, die nur ein Unterrichtsfach kennen: den Koran. Taliban-Kämpfer, die sich als Wächter der Dorfgemeinschaft über Gesetz und Ordnung stellen.

Die Regierung in Kabul hat in fast der Hälfte des Landes nichts zu sagen. Dieser haben die Menschen in den ländlichen afghanischen Provinzen schon immer misstraut – seit Jahrhunderten leben sie von der Landwirtschaft, die kargen Ernten reichen kaum zum Überleben. 20 Jahre Aufbauhilfe des Westens in Milliardenhöhe – hier ist davon nur wenig angekommen. Wie die Menschen in den von den Taliban kontrollierten Gebieten zu den Aufständischen stehen, ist schwer zu sagen:

Das ZDF-Team wird von den Taliban nicht aus den Augen gelassen, keiner der Dorfbewohner kann frei sprechen – selbst wenn er wollte. Wie wird Afghanistans Zukunft aussehen? Es steht viel auf dem Spiel, wenn die USA und ihre Verbündeten entscheiden: abziehen oder bleiben?

Der afghanische Kameramann und Journalist Nesar Fayzi hat diese gefährliche Reise unternommen. Er berichtet seit 2017 regelmäßig aus Afghanistan für das ZDF.


Afghanistan: Inside Taliban | Weltspiegel

182.069 Aufrufe – 10.11.2020 –#Weltspiegel vom 8. November 2020
 
Die Taliban kontrollieren wieder einen großen Teil Afghanistans. Die Regierung hält nur noch einige Provinzzentren sowie die Hauptstadt Kabul. Und die USA ziehen ihre Truppen ab. Eine Reise durch ein vom Krieg gezeichnetes Land.
 

Auf der Todesliste der Taliban: Wie afghanische Frauen sich auflehnen | #trending

645.273 Aufrufe – 30.06.2021 –
 
Afghanistans Frauen leben in Angst: 20 Jahre nach dem die Taliban besiegt wurden, bringen sie jetzt immer mehr Teile des Landes wieder unter ihre Kontrolle. Schon über 50 Prozent des Landes werden schon jetzt wieder von den Taliban kotrolliert.
 
Und während die ausländischen Truppen abziehen, nimmt die Gewalt zu. Praktisch jeden Tag kommt es zu Anschlägen und gezielten Tötungen. Und vor allem die Frauen geraten in den Fokus der Islamisten. Nicht nur ihre Rechte stehen auf dem Spiel. Oft auch ihr Leben. Unter verschiedenen Hashtags kämpfen mutige Afghaninnen jetzt dafür, ihre Freiheiten nicht erneut zu verlieren.
 
#trending-Reporterin Julia Held ist nach Afghanistan gereist, um mit diesen Frauen zu sprechen. Sie lernt Frauen kennen, die bereit sind ihr Leben zu riskieren für ihren Kampf für eine bessere Zukunft. Und sie erfährt, wie allein gelassen sich Afghanistans Frauen von der Welt fühlen. „Ihr wart es doch, die uns gezeigt habt, was Freiheit bedeutet“, sagen sie. „Jetzt fühlt es sich an, als würden wir wieder zurück in unseren Käfig gesperrt.“
 
 

Weltklimabericht: Es geht um’s Ganze

Foto: dmncwndrlch/Pixabay

(11. August 2021)  Der Weltklimarat IPCC hat seinen sechsten Sachstandsbericht veröffentlicht: Eine Prognose des künftigen Klimas – in der Krise –, präziser als je zuvor. Und zugleich eine Warnung, dringlicher als je zuvor. Die Zeit für Klimaschutz ist jetzt! Gerade Deutschland macht dabei einen Unterschied.

Auf Grundlage geschärfter Klimamodelle und Abschätzungen kommt der IPCC zum Ergebnis: Eine Erwärmung um 1,5 Grad könnte bereits 2030 erreicht sein. Selbst das 2-Grad-Ziel zu erreichen, wird immer schwieriger. Doch mit jedem zehntel Grad steigt die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse. Weltweit ist mit einer Zunahme an Hitzetagen zu rechnen, in Südeuropa mit mehr Dürren, in Nordeuropa mit mehr Starkregenereignissen.

Zeit für Resignation? Nein, der IPCC-Report zeigt auch: Es kommt jetzt darauf an, zu handeln. Noch ist es physikalisch möglich, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen – wenn die Staaten ihre Emissionen senken. Gerade die Bundesrepublik steht dabei in der Verantwortung.

Zwei Prozent der globalen Emissionen sind nicht irrelevant

„Aber Deutschland kann das Klima nicht alleine retten“:  Auf diese Behauptung ziehen sich Bremser:innen der Klimapolitik immer wieder zurück. Gerne wird dabei darauf verwiesen, dass Deutschland derzeit „nur“ 1,9 Prozent der weltweiten Emissionen an Kohlendioxid (CO2) verantwortet. Doch was ist dran an dieser Argumentation?

  • Klimaschutz geht nur gemeinsam! Die Klimakrise können wir nur gemeinsam eindämmen. Alle Staaten der Welt müssen deshalb ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auf dieser Überzeugung fußen internationale Klimaverträge. Beim Klimagipfel in Paris 2015 haben sich 195 Staaten auf gemeinsame Reduktionsziele geeinigt um die Klimaerhitzung auf maximal 2 Grad – wenn möglich 1,5 Grad – zu begrenzen. Auch Deutschland hat unterschrieben.
  • Im Staatenvergleich ist Deutschland weltweit siebtgrößter CO2-Produzent. Wenn Deutschland sich nicht an die selbstgesteckten Ziele hält, warum sollten Staaten mit deutlich weniger Emissionen dann beim Klimaschutz vorangehen? Für echten Klimaschutz und international wirksame Maßnahmen müssen sich gerade Industrieländer wie Deutschland an ihren Teil der Abmachung halten.
  • Nur zwölf Prozent der Weltbevölkerung produzieren so viel CO2 pro Kopf wie die Deutschen. Mit Blick auf die Pro-Kopf-Emissionen wird der Handlungsbedarf Deutschlands noch eindrücklicher. Ein:e durchschnittliche:r Bewohner:in Deutschlands ist für 8,5 Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich – deutlich mehr als in den meisten anderen Regionen der Welt. Fast 90 Prozent der Weltbevölkerung haben niedrigere Pro-Kopf-Emissionen. Wenn nun nicht einmal Deutschland seine Emissionen reduziert, warum sollten es die Staaten mit geringeren Pro-Kopf-Emissionen?
  • Nicht im Blick: Deutschlands „importierte Emissionen“. Deutschlands Klimaschutzziele werden an den Inlandsemissionen bemessen. Doch die CO2-Emissionen der Industrieländer verlagern sich zunehmend. Auch in Deutschland ist der Anteil von „importierten CO2-Emissionen“ – also Emissionen, die bei der Produktion von Waren im Ausland und deren Transport zum Ort des Konsums in Deutschland entstehen – in den vergangenen Jahren gestiegen. Doch diese Emissionen gehen auf das Klimakonto der produzierenden Staaten.
  • Bei der Summe der gesamten Emissionen seit 1750 ist Deutschland auf dem vierten Platz. Rechnen wir alle Emissionen seit Beginn der Industrialisierung im Jahr 1750 zusammen – also all das CO2, das uns heute schon Ärger macht – so sind die EU zusammen mit den USA für knapp die Hälfte der Emissionen verantwortlich. Im Staatenvergleich liegt Deutschland nach den USA, China und Russland auf Platz vier. Es gibt also auch eine historische Verantwortung.

Die Klimakrise einzudämmen, stellt uns vor eine immense Herausforderung. Doch jedes Ablenkmanöver, sei es das Abwälzen der Verantwortung auf Andere oder der Verweis auf zukünftige Wundertechnologien, macht es unwahrscheinlicher, die Ziele zu erreichen. Sicher ist: Die klimapolitische Anstrengung, die es jetzt braucht, ist nichts gegenüber dem, was droht – dem ungebremsten Klimachaos. Jedes zehntel Grad verhinderter Erwärmung zählt! Was jetzt noch emittiert wird, entscheidet über die Intensität der Klimakrise. Warum also jetzt nicht mit einer erneuerbaren Energieversorgung und einer klimaneutralen Wirtschaft vorangehen?

Neue Studie: Fluchtbewegung durch Waffenhandel aus Europa

Quelle:  ORF – 28. Juli 2021, 23.05 Uhr

Fluchtbewegung durch Waffen aus Europa

Der Waffenhandel ist weltweit ein lukratives Geschäft, auch europäische Länder sind vorne mit dabei. Nun stellte eine niederländische Denkfabrik eine direkte Verbindung zwischen europäischen Waffengeschäften und der Vertreibung von über einer Million Menschen her.

28. Juli 2021, 23.05 Uhr

Der Bericht des Transnational Institute (TNI), der am Mittwoch veröffentlicht wurde, zeichnet ein düsteres Bild vom Teufelskreis aus Gewalt und Flucht: Waffen aus Europa seien trotz des UNO-Waffenhandelsvertrags und der EU-Regeln zu Waffenausfuhren für die Vertreibung von 1,1 Millionen Menschen in Kriegsgebieten verantwortlich.

„Europäische Waffen wurden in Militäroperationen genutzt, die zur Destabilisierung führten und in Zwangsvertreibungen und Migration resultierten. Die Destabilisierung, die durch die von Europa gelieferten Waffen erleichtert wurde, trug dann dazu bei, dass Europa seinen Grenzsicherheitsapparat massiv ausbaute, um auf die offensichtliche Bedrohung durch Flüchtlinge zu reagieren, die versuchen, Asyl zu suchen“, so das TNI.

Fallstudien über Waffen in Konflikten

„Die Zahl von 1,1 Million ist eine konservative Schätzung, die auf Fallstudien basiert, die europäische Waffen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens geolokalisierten“, so Niamh Ni Bhriain vom TNI laut dem Onlinemagazin EUobserver. Wahrscheinlich sei aber, dass es sich noch um etliche Millionen mehr handle. Für den Bericht analysierte das Institut Fälle, in denen Waffen, Bestandteile, Zubehör und Equipment aus Europa in Kriegsgebieten eine Rolle spielten.

So seien etwa italienische T-129-ATAK-Hubschrauberkomponenten an die Türkei geliefert worden und 2018 und 2019 bei zwei Angriffen im nordsyrischen Afrin eingesetzt worden.

Ein anderes Beispiel zeige, wie britische, französische und deutsche Komponenten und Produkte, darunter Raketen und Raketenbatterien, in die Türkei exportiert worden seien, von wo sie nach Aserbaidschan weiter geliefert wurden. Diese Raketen seien, montiert auf Drohnen, während des Konflikts um Bergkarabach eingesetzt worden. Eine weitere Fallstudie bezog sich auf die Spende mehrerer italienischer Patrouillenschiffe an Libyen, um Geflüchtete abzuhalten.

Debatte – Wie sehr schürt Europa mit Waffenexporten Krisen?

Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors

Das Projekt »Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors« ist eine Kooperation von elf Regionalmedien in Zusammenarbeit mit dem WEISSEN RING e.V., unter Leitung des gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV.

Die 57 Porträts, die auf dieser Webseite zu sehen sind, bilden das Herzstück unseres Projekts. Es handelt sich um Menschen, die Neonazis und Rechtsextreme auf sogenannte »Feindeslisten« setzten. Es sind Lehrerinnen, Politiker, Journalistinnen, Wissenschaftler. Sie sind unsere Gesellschaft. Sie haben Träume, Wünsche und eine Vergangenheit. Wir wollen ihnen ein Gesicht und eine Stimme geben. In Deutschland stehen mehr als 20.000 Menschen auf solchen Listen.

CORRECTIV blickt mit »Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors« außerdem auf die Lage in Deutschland: Mehr als 15 Journalistinnen und Journalisten regionaler Medien erfassen das Ausmaß und die Komplexität des rechten Terrors. Wir zeigen, welche Strategien Rechtsextreme nutzen, um Angst zu verbreiten und warum die politische Aufarbeitung nicht ausreicht. 

Mit dem Projekt wollen wir vor allem warnen: Wenn es uns als Gesellschaft nicht gelingt, rechtem Terror entschlossen entgegenzutreten, wird er uns auseinandertreiben und voneinander entfremden. Er wird uns das kostbarste nehmen, was wir haben: die Menschen um uns herum.

Begleitend zu dieser Webseite erscheint ein gleichnamiges Buch. Die 57 Porträts zeigen wir außerdem in einer Wanderausstellung quer durch Deutschland.