„Wer soll das bezahlen – Wer hat so viel Geld“ – taz-lab Klima, Klasse, Krieg

taz lab 2022: Klima, Klasse, Krieg mit Ulrike Herrmann und Ulrike Winkelmann27.487 Aufrufe 08.07.2022 –taz 

„Wer soll das bezahlen? … Wer hat so viel Geld?“

Der Kapitalismus produziert Krisen – immer und immer wieder. Das ist zwar linke Folklore, wird dadurch aber nicht weniger wahr: Klimakrise, Pandemie, Inflation, Krieg. Eine Wirtschaft, die stetig und ungebremst wächst, ist hungrig nach immer mehr Ressourcen, nach immer mehr billiger Energie.

Ist die Klimakrise also ein kapitalistischer Nebenwiderspruch? Sind CO²-Bepreisung, der Ausbau von Energiespeichern und eine Elektrifizierung schon Schritte in Richtung grünes Wachstum? Können wir die Wirtschaft überhaupt weiter wachsen lassen, ohne die Welt zu ruinieren? Referierende: Ulrike Herrmann taz-Wirtschaftskorrespondentin Moderation: Ulrike Winkelmann Chefredakteurin der taz

Am 30. April fand das taz lab 2022 statt, und wir konnten auf zahlreichen digitalen Veranstaltungen live mit Robert Habeck, Luisa Neubauer, Swetlana Gannuschkina, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Deniz Yücel, Sarah-Lee Heinrich, Karl Lauterbach, Lars Klingbeil, Jagoda Marinić, Harald Welzer und vielen weiteren starken Stimmen der Gegenwart diskutieren.

Unter der Überschrift „Klima, Klasse und Krieg“ wurde in über 80 Veranstaltungen heiß und konzentriert diskutiert. Klimaschutz ja, aber wer soll das bezahlen?

  • Wie lassen sich Maßnahmen gegen aktuelle und zukünftige Folgen des Klimawandels mit der Frage nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit und Solidarität vereinbaren?
  • Und was macht der Ukraine-Krieg mit unserer Zukunft?
  • Gibt es noch Grund zu Optimismus?

Sämtliche Diskussionen wurden mitgeschnitten, so dass Sie nach wie vor die Möglichkeit haben, sich das ein oder andere oder gleich das ganze Programm gemütlich zu Hause auf dem Sofa anzuschauen. Sie können sich aus mehr als 80 Stunden Material von über 200 Referent:innen Ihre eigene Mediathek zusammen stellen.

Alle Infos und Tickets hier: https://taz.de/taz-lab-2022-in-der-Me…

Podcast – Blätter für deutsche und internationale Politik – Ausgabe August 2022

Blätter-Podcast: Verzicht fürs Klima, Bolsonarismus, Putins Propaganda, Chinas Drei-Kind-Politik122 Aufrufe – 22.07.2022 –Blätter Verlag

Europas Wälder stehen infolge einer heftigen Hitzewelle in Flammen und die EU bereitet sich auf ein Ende der Gaslieferungen aus Russland vor. Beides hat die Frage nach der Notwendigkeit von Konsumverzicht auf die politische Agenda katapultiert.

Philipp Lepenies fordert angesichts dessen eine Abkehr von der neoliberalen Politik des Unterlassens und plädiert für ein grundsätzlich neues Verständnis vom Staat.

Niklas Franzen warnt vor der Brasilien-Wahl im Oktober vor der Langlebigkeit des Bolsonarismus.

Jens Siegert beschreibt, wie Putins Propaganda in Russland einer gigantischen Verdrängung des Krieges Vorschub leistet.

Und Christa Wichterich sieht in Chinas neuer Drei-Kind-Politik einen verschärften Zugriff auf den weiblichen Körper.

Moderation: Helena Schmidt und Anne Britt Arps

Ablauf: [00:00] Begrüßung [07:01] Philipp Lepenies: Verzicht als erste Bürgerpflicht: Gegen die Politik des Laissez-faire [19:45] Niklas Franzen: Nicht totzukriegen: Das Gespenst des Bolsonarismus [28:07] Jens Siegert: Kein Krieg, nirgends: Russlands Propaganda und der Ukraine-Feldzug [37:50] Christa Wichterich: »Eins, zwei, drei, viele Kinder«: Chinas neue Bevölkerungspolitik

Alle weiteren Texte aus der aktuellen Ausgabe finden Sie hier: https://www.blaetter.de/ausgabe/2022/…

Ein digitales Probeabo können Sie im Blätter-Kiosk bestellen: https://www.blaetter.de/kennenlernen

Wohnung weg – und was kommt dann?

Leben nach der Zwangsräumung – Wohnung weg und was kommt dann? | SWR Doku 

834.437 Aufrufe – 04.03.2020 –SWR Doku – 

„Ich habe 12 Jahre pünktlich meine Miete bezahlt und jetzt werde ich einfach rausgeschmissen!“, Matthias Koalick vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Was passiert mit Menschen, die ihre Wohnung verlieren und keine neue Bleibe haben? Ein Streit zwischen dem 51-Jährigen und der Wohnungsbaugesellschaft hat zur Räumungsklage geführt. Matthias Koalick ist aus gesundheitlichen Gründen Frührentner. Trotzdem muss er jetzt raus aus seiner Wohnung, gekündigt wird schnell heutzutage. Doch auf dem Wohnungsmarkt hat er keine Chance. „Das liegt daran, dass es hier kaum bezahlbaren Wohnraum gibt“, sagt Henning Uber von der Ambulanten Hilfe, einem gemeinnützigen Verein, der sich um wohnungslose Menschen kümmert. Dorthin hat Matthias Koalick sich gewendet, denn die Räumung seiner Wohnung steht unmittelbar bevor. Der Wohnungsmarkt ist aus den Fugen geraten. Was passiert mit Menschen, die ihre Wohnung verlieren und keine neue Bleibe haben? Die Reportage begleitet Menschen, die „raus müssen“, aber nicht wissen, wohin. Diese SWR-Doku von Markus Henssler und Sebastian Georgi trägt den Originaltitel: Wohnung weg und was kommt dann?, Ausstrahlungsdatum: 22.01.20 (Erstausstrahlung 8.11.2017). #swrdoku Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.


Menschen ohne Obdach

Wohnungslos und ausgegrenzt – wie kann geholfen werden?

(Fallgeschichten zur Veranschaulichung – Konzepte und Möglichkeiten der Hilfe – Autoren mit langjähriger praktischer Erfahrung in der Obdachlosenarbeit)

Ziel dieses Buches ist es, den Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Lebenslage wohnungsloser Menschen zu geben und Orientierung im Umgang mit ihnen zu bieten. Die Autoren beschreiben anschaulich die Dimensionen von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit und die prekären Lebensverhältnisse der Betroffenen, die meist von Armut, Ausgrenzung und Erkrankungen geprägt sind. Sie beleuchten individuelle und gesellschaftliche Faktoren, die den Absturz in diese Lage begünstigen oder herbeiführen, und stellen Konzepte zur Verbesserung der Situation wohnungsloser Menschen vor. Fallbeispiele veranschaulichen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, die in der Arbeit mit dieser vulnerablen Personengruppe auftreten. Dabei wird deutlich, dass es sich bei dem Phänomen Wohnungslosigkeit um eine komplexe soziale Problemlage handelt, zu deren Bewältigung vielfältige Anstrengungen unterschiedlichster Akteure erforderlich sind.

Alex Füller. Sarah Morr. Menschen ohne Obdach. Reihe: Komplexe Krisen und Störungen 5 (mit einem Vorwort von Christoph Butterwegge). 1. Aufl. 2021, 240 Seiten

Autor*innen

Alex Füller Dr. Alex Füller, ehemaliger Vorstand von OBDACH e.V., arbeitete als Medizinsoziologe an der Universität Freiburg und war Leiter der Abteilung …

Sarah Morr Sarah Morr war langjährig als Sozialarbeiterin in der ambulanten Wohnungslosenhilfe tätig, wo sie insbesondere mit der medizinischen Versorgung …


USA: Student und obdachlos | ARTE Reportage

446.683 Aufrufe – 01.10.2020 –ARTEde – Die Zahl der Studenten ohne festen Wohnsitz steigt seit einigen Jahren unaufhörlich in den USA. In Kalifornien etwa liegt das vor allem an den sehr hohen Lebenshaltungskosten im « Golden State », die Immobilienpreise und Mieten steigen dort seit Jahren unaufhörlich. Doch allein schon für die Studiengebühren müssen sich Studenten und Eltern hoch verschulden. 

Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ fordert dauerhaft günstiges Fahren und mehr Geld für den Ausbau von Bus & Bahn

Im Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ engagieren sich: Fridays for Future Germany, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Ökologischer Verkehrsclub VCD, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDjugend, attac, NaturFreunde Deutschlands, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Changing Cities e.V., Robin Wood.

Das 9-Euro-Ticket ist ein Erfolgsmodell. Die massenhafte Nutzung zeigt zugleich den hohen Bedarf an bezahlbaren Bus- und Bahnverbindungen und die Vorzüge eines einfachen Tickets, das ohne einen Tarif-Dschungel aus den Gültigkeitsbereichen zahlloser Verkehrsverbünde auskommt. Viele Menschen steigen jetzt vom Auto auf den öffentlichen Verkehr um, für Fahrten zum Arbeitsplatz wie für Ausflüge am Wochenende. Auch wer wenig Geld hat, ist mit dem 9-Euro-Ticket mobil. Die hohe Nachfrage bringt den ÖPNV jedoch auch an seine Kapazitätsgrenzen – und läuft überall dort ins Leere, wo faktisch weder Bus noch Bahn fährt. Weder die Infrastruktur noch das Angebot sind der Nachfrage gewachsen.

Das Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ fordert Bund und Länder auf, umzulenken: Das Angebot im öffentlichen Verkehr muss besser und barrierefrei werden, damit mehr Menschen dauerhaft das Auto stehenlassen und auf Bahn & Bus umsteigen. Außerdem brauchen wir ein einfaches und günstiges Preissystem.

Die Verkehrsministerkonferenz hat letztes Jahr das Ziel ausgegeben, die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln. Das kann nur gelingen, wenn das Angebot – vor allem auf dem Land – schnell ausgebaut wird und Bund und Länder ausreichend Geld zur Verfügung stellen: Für ein dichteres Schienennetz, mehr Bus- und Bahnverbindungen, moderne Fahrzeuge, eine leistungsfähige Infrastruktur und ausreichend neues Personal zu attraktiven Arbeitsbedingungen. Nach Ansicht des Bündnisses kostet das jährlich zehn bis zwölf Milliarden Euro. Hinzu kämen die Kosten für ein einfaches und erschwingliches Tarifsystem – klar, dass die Kommunen, die den ÖPNV heute weitgehend finanzieren, das nicht allein tragen können.

Bund und Länder haben angekündigt, in einem „Ausbau- und Modernisierungspakt“ bis Herbst 2022 konkrete Vorschläge zur Finanzierung des ÖPNV-Ausbaus vorzulegen. Das Bündnis erwartet, dass dann die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden – für den Ausbau des ÖPNV wie für ein günstiges Preissystem. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe bleibt keine Zeit mehr, Zuständigkeiten und Verantwortungen hin- und herzuschieben.

Im Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ engagieren sich: Fridays for Future Germany, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Ökologischer Verkehrsclub VCD, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDjugend, attac, NaturFreunde Deutschlands, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Changing Cities e.V., Robin Wood

9-Euro-Ticket? Weiterfahren! Aktionstag am 27. August

Quelle: Website attac

9-Euro-Ticket? Weiterfahren! Aktionstag am 27. August

Initiative für Erhalt des 9-Euro-Tickets und ÖPNV-Ausbau gestartet

Unter dem Motto „9-Euro-Ticket weiterfahren!“ ist heute ein breit getragener Aufruf an den Start gegangen. Zentrale Forderung ist, das erfolgreiche Modell des 9-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr über die ursprünglich geplanten drei Monate hinaus zu verlängern. Ihre Forderungen und zahlreiche Unterstützer*innen präsentiert die Initiative auf 9-euro-weiterfahren.de.

Die Initiative stellt folgende Forderungen an die Bundesregierung:

  • Das 9-Euro-Ticket muss verlängert werden für den öffentlichen Nahverkehr im ganzen Land.
  • Die Regierung muss massiv in den Ausbau von Bus und Bahn sowie in mehr Personal zu guten Arbeitsbedingungen investieren.
  • Die Haushaltsmittel müssen umgeschichtet werden, um Mobilität für alle zu finanzieren, statt den klimaschädlichen Autoverkehr weiter zu fördern.

Die Initiative „9-Euro-Ticket weiterfahren“ wird unter anderem vom Institut Solidarische Moderne, Attac Deutschland, Changing Cities und dem Konzeptwerk Neue Ökonomie mitgetragen. Zu ihr gehören zudem prominente Persönlichkeiten wie Carla Reemtsma, Carola Rackete, Professor Christoph Butterwegge und Konstantin Wecker und auch viele Vertreter*innen aus dem sozialen, gewerkschaftlichen und ökologischen Bereich, die sich für eine sozial-ökologische Mobilitätswende einsetzen.

Achim Heier von der Attac-Kampagne „einfach.umsteigen“ sagt: „Für neun Euro weiterfahren und gleichzeitig Bus und Bahn ausbauen – so geht die sozial-ökologische Mobilitätswende. Das öffentliche Geld, das jetzt noch im Autoverkehr durch den Auspuff gejagt wird, gehört endlich in den öffentlichen Verkehr!“

„Das 9-Euro-Ticket wurde über 30 Millionen Mal verkauft und zeigt damit klar: Der Bedarf nach bezahlbarer klimafreundlicher Mobilität ist riesig“, kommentiert Sabine Leidig vom Institut Solidarische Moderne. „Die steigende Teuerungsrate zum Ablauf des 9-Euro-Monatstickets wird für viele Menschen sehr hart zu Buche schlagen. Verkehrsminister Wissing will keine Lösung, die der notwendigen Verkehrswende gerecht wird. Deshalb wollen wir Druck machen, viele Unterschriften sammeln und zum Aktionstag Ende August einladen.“

Für eine sozial und ökologisch gerechte Mobilitätswende will die Initiative zugleich den barrierefreien Ausbau und mehr gute Arbeit für besseren öffentlichen Nahverkehr. „Das 9-Euro-Ticket hat die Versäumnisse jahrzehntelanger autozentrierter Politik ins öffentliche Bewusstsein katapultiert: Kaputte Infrastruktur und überlastetes Personal bremsen den klimapolitisch notwendigen Umstieg auf die Öffis massiv,“ ergänzt Dominique Just von Robin Wood. „Die Bundesregierung muss endlich klimaschädliche Subventionen im Verkehr und unsinnige neue Autobahnprojekte streichen. Wir fordern stattdessen eine Aufbauoffensive mit 20 oder 30 Milliarden jährlich für Bus, Bahn und gute Beschäftigung.“

Mit Unterschriftensammlungen an Haltestellen, in Regionalbahnen über Social Media und auf der Homepage 9-euro-weiterfahren.de  sollen in den kommenden Wochen viele Menschen erreicht werden. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, plant die Initiative einen bundesweiten Aktionstag am Samstag, 27. August.

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Was soll nach dem 9-Euro-Ticket kommen?

Was soll nach dem 9-Euro-Ticket kommen?

Quelle: Zeit online 25.7.22

Seit knapp zwei Monaten gibt es das 9-Euro-Ticket, rund 21 Millionen Mal wurde es allein im Juni verkauft. Weitere zehn Millionen Menschen, die schon vorher ein Nahverkehrsabo hatten, fahren außerdem zum günstigeren Preis. Verkehrsminister Volker Wissing spricht von einem „Riesenerfolg„. Eine Auswertung des Navigationssoftwareherstellers TomTom deutet darauf hin, dass das neue Angebot auch die Straßen entlastet. Sozialverbände sprechen sich für eine Fortsetzung aus. Und dennoch ist noch nicht sicher, ob es nach dem Ende des 9-Euro-Tickets ein neues, günstiges Ticket für den bundesweiten Nahverkehr geben wird.

Scheitern könnte es am Geld: Für die Monate Juni bis August hatte sich der Bund mit 2,5 Milliarden Euro an den Kosten beteiligt, für eine künftige Finanzierung müssten die Bundesländer selbst aufkommen, so Wissing. Bei neun Euro dürfte es vermutlich nicht bleiben. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte ein 69-Euro-Ticket vorgeschlagen, das ebenfalls bundesweit im Nahverkehr gelten soll. Alternativ ist ein Jahresticket im Gespräch, das 365 Euro kosten könnte. Zunächst soll jedoch der Nutzen des bisherigen Angebots ausgewertet werden.

Die Verkehrsunternehmen warnen zudem vor den Folgen des Erfolgs: Die deutlich gestiegene Nachfrage sei mit Blick auf den Klimaschutz und die Belastungen des Systems „kritisch zu hinterfragen“, sagte der VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Umfragen des Verbandes zeigen, dass zwar viele Menschen durch das Ticket erstmals die Bahn nutzen, dass sie aber häufig auch Reisen unternehmen, die sie sonst eher nicht gemacht hätten.


Quelle Süddeutsche Zeitung  vomJuli 2022 – Markus Balser, Berlin

Nahverkehr: Nachfolger für Neun-Euro-Ticket frühestens Ende des Jahres

Verkehrsminister Volker Wissing hält ein dauerhaftes bundesweites Ticket für möglich. Eilig hat er es dabei nicht. Branchenmanager fürchten, dass der FDP-Politiker auf Zeit spielt.

Seit eineinhalb Monaten können die Deutschen nun schon zum günstigen Festpreis mit dem Nahverkehr durchs Land fahren. Und der Zuspruch ist gewaltig. 31 Millionen Menschen, rechnet die Bundesregierung vor, haben sich inklusive der Abonnenten in den ersten Wochen ein Neun-Euro-Ticket gekauft. Auch Politiker der Ampel-Regierung, die das Ticket im Frühjahr in einer Nacht- und Nebel-Aktion beschlossen hatten, sind überrascht vom Erfolg des Angebots. Schon in den vergangenen Tagen war die Forderung laut geworden, ab September eine Nachfolgelösung anzubieten. 19 bis 69 Euro im Monat oder 365 Euro im Jahr – für eine Anschlussregelung liegen längst verschiedene Modelle auf dem Tisch.


Bundestag: Antrag DIE LINKE zur Verlängerung des Neun-Euro-Tickets am 08.07.22 – 10.584 Aufrufe – 08.07.2022 –phoenix – 

Antrag der Partei DIE LINKE zur Verlängerung des Neun-Euro-Tickets. Mit Reden von: 00:00 Janine Wissler, Die Linke 05:23 Dorothee Martin, SPD 09:55 Michael Donth, CDU 16:05 Nyke Slawik, B’90/GRÜNE 19:35 Mike Moncsek, AfD 24:52 Valentin Abel, FDP 30:29 Martin Kröber, SPD 35:25 Jonas Geissler, CSU 43:15 Swantje Henrike Michaelsen, B’90/GRÜNE 46:32 Mathias Stein, SPD


Quelle: VCD Landesverband BW Pressemitteilung vom 5.7.22


VCD BW für überregionales Abo-Modell – mit dem BaWü-PlusTicket Bus- und Bahnfahren radikal vereinfachen

21 Millionen 9-Euro-Tickets wurden allein im Juni 2022 gekauft, weitere 10 Mio. Menschen nutzten es im Rahmen ihres Nahverkehrs-Abos – ein überwältigender Erfolg, der deutlich macht: Es muss eine Nachfolge geben, dann kann die Verkehrswende gelingen. Auch die Bundesregierung denkt inzwischen über ein klimafreundliches Ticketmodell nach. Wie ein solches Modell konkret aussehen kann, zeigt der VCD mit seinem neuen, bundesländer-übergreifenden Abo-Konzept: Dem Länder-PlusTicket.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband Baden-Württemberg sieht in der Debatte um ein klimafreundliches Ticketmodell eine Chance, die nicht verpasst werden darf. Bus und Bahn sind Dank 9€-Ticket so gut nachgefragt wie lange nicht mehr. Klar ist allerdings auch: Mit 9€ im Monat können die Kosten der Verkehrsunternehmen nicht gedeckt werden. Als langfristige Lösung schlägt der VCD deshalb ein neues Tarifkonzept vor: Das Länder-PlusTicket – eine Zeitkarte, die auch weite Fahrten im Regionalverkehr bundesländerübergreifend ermöglicht und den Übergang in angrenzende Tarifzonen erleichtert. Das Ticket soll bundesweit für insgesamt acht Großräume angeboten werden und auch für den jeweils ersten Halt im angrenzenden Geltungsbereich gültig sein. Für Baden-Württemberg soll das BaWü-Plus-Ticket gelten.

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb erklärt: „Die Fahrgäste möchten ohne Kenntnis von Tarifzonen und Verbundgrenzen Bus und Bahn nutzen. Mit dem BaWü-PlusTicket, das nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch den angrenzenden Verbundräumen in der Pfalz, im südlichen Hessen und in Bayern rund um Würzburg, Neu-Ulm und Lindau gelten soll, gibt es auch eine Lösung für die Randzonen des Landes“.

Die Preise für das Ticket sollen für alle bezahlbar und dauerhaft finanzierbar sein, ohne den notwendigen weiteren Ausbau des Bus- und Bahn-Angebotes auszubremsen. So soll der Standardpreis 75 Euro im Monat betragen. Als Sozialticket sowie für Schüler*innen, Azubis und Studierende soll es für 30 Euro im Monat erhältlich sein. Das wäre auch der Preis für die Erweiterung um einen weiteren der acht Großräume. Für 135 Euro könnte ein Ticket für den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland erworben werden.

Zum Hintergrund: Nähere Informationen zum Länder-PlusTicket, dessen Geltungsbereichen und weiteren Vorschlägen zum Ausbau des Bus- und Bahnverkehrs finden Sie in folgendem Papier: VCD-Tarifkonzept

Warum Neoliberale Verbote hassen – Gespräch mit Prof. Dr. Philipp Lepenies

Warum Neoliberale Verbote hassen | mit Philipp Lepenies (Jacobin Talks)1.375 Aufrufe – 19.06.2022 –Jacobin Magazin – 

Die größtmögliche Freiheit besteht für viele Liberale darin, mit 250 kmh über die Autobahn zu brettern. Verbote und Regeln wie ein Tempolimit lehnen sie mit erstaunlicher Vehemenz ab, obwohl die Maßnahme ein wichtiger Baustein gegen den Klimawandel wäre. Woher kommt diese Haltung? Philipp Lepenies ist in seinem Buch der Frage nachgegangen, warum Verbote heute kein politisches Instrument mehr sein sollen.

Er taucht in seinem Buch „Verbot und Verzicht – Politik aus dem Geiste des Unterlassens“ tief in die Geschichte des Neoliberalismus ein und zeigt, wie das neoliberale Paradigma unsere Konsumvorstellungen entscheidend beeinflusst hat. Denn das Konsum und Freiheit in der vorherrschenden Ideologie fest zusammengehören, ist kein Zufall.

Verbot und Verzicht

Futuring the Liberal Script #5 – Verbot und Verzicht | 01. Juni 2022 –3.918 Aufrufe – Live übertragen am 01.06.2022 –

Prof. Philipp Lepenies (SCRIPTS Professor “Sustainable Development”) und Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann (taz die Tageszeitung). Moderation: Silke Burmester (freie Journalistin).

Grußwort von Prof. Thomas Risse (Senior Professor bei SCRIPTS).

Verzicht und Verbot spielen eine zentrale Rolle bei einer nachhaltigen sozialen und ökologischen Transformation. Doch was kann uns der Staat vorschreiben, welche Eingriffe in individuelle Freiheiten sind erlaubt/akzeptabel, wenn es etwa um Klimaschutz oder die Bewältigung sozialer Krisen und das Gemeinwohl geht? In den letzten Jahren hat sich eine grundsätzliche, emotional aufgeheizte Abwehrhaltung entwickelt, sobald es um staatliche Regelungen geht, stellt der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies in seinem jüngst erschienenen Buch „Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geist des Unterlassens. (Suhrkamp 2022).

Für Lepenies ist dies auch eine Folge eines „Alltagsneoliberalismus“, der die Konsumentensouveränität zu einem unveräußerlichen Freiheitsrecht und den Staat zu einem prinzipiellen Gegner verklärt. Wie aber lässt sich ein Freiheitsbegriff etablieren, der mehr ist als die Freiheit individueller Konsumentscheidungen? Wie viel Affektkontrolle braucht eine stabile Demokratie angesichts aktueller Verwerfungen und Krisen? Kann ein umfassender ökologischer und sozialer Umbau ohne Verbote und Verzicht gelingen?

Die fünfte Veranstaltung der SCRIPTS-Gesprächsreihe „Futuring the Liberal Script“ live am 01. Juni 2022 im silent green Berlin, in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag.

 

Wir konnten auch anders – eine kurze Geschichte der Nachhaltigkei

Prof. Dr.  Annette Kehnel: Wir konnten auch anders827 Aufrufe -7.12.2021

I Die Historikerin Professorin Annette Kehnel macht in ihrem Buch „Wir konnten auch anders. Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit“ den instruktiven Vorschlag, auch einmal ohne Nostalgie in die Zeit vor der Industrialisierung zu schauen.

Wie haben die Menschen etwa im Mittelalter gelebt und über Jahrhunderte eine mehr oder minder nachhaltige Kultur gelebt? Mit ihren Untersuchungen fördert sie Erstaunliches zu Tage. Viele soziale Arrangements des Mittelalters können auch heute vorbildlich sein. So vergaben schon im Mittelalter kommerzielle Banken Mikrokredite gerade auch an die ärmere Bevölkerung. Komplexe soziale Absprachen haben dazu geführt, dass Seen über Jahrhunderte hinweg nicht überfischt, dass gemeinsamer Weidegrund nicht einfach abgegrast, dass Wälder nicht einfach abgeholzt wurden. Laienbewegungen wie die Beginen haben neue, innovative Stadtgemeinschaften ins Leben gerufen, die auch im städtischen Raum auf Subsistenz setzten.

Durch eine ausgeprägte Reparaturkultur wurden Gebrauchsgegenstände immer wieder erneuert und nicht als kurzzeitige Konsumgegenstände angesehen. Die Leichtigkeit, mit der in Neuzeit und Moderne oft über das Mittelalter negativ geurteilt wurde, verbietet sich dann. Für die Gestaltung der Zukunft lohnt gerade auch eine genauere Untersuchung der ferneren Vergangenheit! Heute geht es natürlich nicht darum, die Lösungen des Mittelalters einfach zu kopieren. Die Zeiten sind andere, die Herausforderungen sind auch andere, es wird andere Lösungen geben müssen. Jedoch kann man auf der Suche nach einer neuen Kultur jenseits des fossilen Industriezeitalters durch die mittelalterliche Kultur Anregungen empfangen, wie der Umgang mit den Gebrauchsdingen, wie die Gestaltung von Gemeinschaften, wie soziale Regelwerke und Fürsorge nachhaltig gestaltet werden können. Professor Kehnel plädiert für eine neue Lust „an dem, was man hat.“ Dabei streitet sie die Notwendigkeit von technologischen Neuerungen nicht ab: „Wir brauchen technologischen Fortschritt, aber dieser technologische Fortschritt muss eben in die richtige Richtung gedacht und gemacht werden.“

Die Historikerin plädiert dafür, eingeführte Denkpfade zu verlassen: „Alternativen werden dann erst denkbar, wenn wir herauskommen aus diesem Käfig der Alternativlosigkeit und vor allem, wenn wir die Angst ablegen davor, dass alles anders werden könnte. Natürlich ist es schon deutlich, dass wir Angst vor Veränderung haben, weil wir auch viel zu verlieren haben. Wir sind ja die Gewinner dieser ganzen Entwicklungen. Wir leben auf Kosten nicht nur des Planeten, sondern auch auf Kosten anderer Menschen, die in anderen Kontinenten leben und auf Kosten künftiger Generationen. Deswegen haben wir natürlich Angst, dass wir etwas verlieren. Diese Verlustangst wird, glaube ich, unnötigerweise geschürt und wir sollten sie abbauen. Das genau versuche mit meinem Buch zu sagen: ‚Okay Leute, es wird anders werden, egal ob wir das wollen oder nicht. Es wird anders werden, aber hört doch mal auf, immer davor Angst zu haben, dass es anders wird. Es kann doch anders sein und trotzdem gut.'“

Dabei sieht sie insbesondere die heutigen „Babyboomer“ in der Pflicht: „Wir dürfen die Probleme der Zukunft und der Gegenwart nicht der nächsten Generation überlassen. Das ist mir ein großes Anliegen.“ Dabei ist sie optimistisch: „Ich bin eigentlich zuversichtlich, dass wir das Rad noch rumreißen können, aber wir müssen es wollen.“

Zur Person Annette Kehnel studierte von 1984 bis 1990 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Somerville College Oxford und an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Fächer Geschichte und Biologie. Sie wurde im Mai 1995 am Trinity College Dublin promoviert. Ihre Habilitation erfolgte 2004 an der Technischen Universität Dresden mit einer Arbeit über die Franziskaner auf den Britischen Inseln in der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Seit Oktober 2005 ist sie Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Mannheim. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind die Historische Anthropologie, Politik-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte sowie die Vergleichende Ordensforschung. Mit ihrer Dissertation legte sie die erste Darstellung eines irischen Klosters im Mittelalter überhaupt vor.

Ihr Werk Wir konnten auch anders. Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit wurde 2021 mit dem NDR Sachbuchpreis ausgezeichnet.

Christian Felber über die Gemeinwohl-Ökonomie – Jung & Naiv: Folge 459

Christian Felber über die Gemeinwohl-Ökonomie – Jung & Naiv: Folge 459161.060 Aufrufe  – 15.03.2020  –Jung & Naiv – 

Wir treffen den österreichischen Autor, politischen Aktivisten, Ökonomen und Tanzperformer Christian Felber, der seit etwa zehn Jahren für die Gemeinwohlökonomie (GWÖ) kämpft.

Christian ist Mitbegründer von „attac Österreich“ und gründete 2010 den „Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie“ für ein Wirtschaften, das auf Kooperation statt Konkurrenz setzt. Mit Christian geht’s zunächst um seinen Werdegang: Wieso tanzt er so gerne? Was hat das Tanzen mit unserem Zusammenleben zu tun? Was hat er studiert bzw. was konnte er nicht studieren? Wie hat er sich seine ökonomischen Grundlagen angeeignet?

Warum will Christian den Kapitalismus überwinden? Was hat die GWÖ noch mit Marktwirtschaft zu tun? Warum sollten wir auf Kooperation statt Konkurrenz setzen? Kann es in einer GWÖ noch weiterhin Wachstum geben? Wie ist er überhaupt auf die Idee einer GWÖ gekommen? Und was ist davon in unseren Verfassungen zu finden? Könnten wir damit einfach in Deutschland anfangen oder muss das global passieren? Außerdem geht’s um privates Eigentum, Waffenhersteller, Nachhaltigkeit, eine „Obergrenze“ für Unternehmen und ein Spekulationsverbot.