Welche Rolle spielt die Wirtschafts- und Finanzpolitik bei der Verteidigung unserer Demokratie? Dazu hat der Wirtschaftshistoriker Prof. Adam Tooze eine spannende Keynote auf unserem Finanzpolitischen Jugenddialog 2024 am 23.03.2024 in Berlin gehalten. Denn die Frage: Wie soll die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik auf den Aufstieg nationalistischer, antidemokratischer Tendenzen reagieren, ist aktueller denn je. Mehr zu FiscalFuture findet ihr hier: Website: https://fiscalfuture.de/de Finanzpolitischer Jugenddialog: https://fiscalfuture.de/de/veranstalt…
Sahra Wagenknecht diskutiert mit Katrin Göring-Eckart
Gesellschaft ohne WärmeDie Renaissance der Gemeinschaftsideologie
Quelle: Deutschlandfunk – Stefan Kühl – 14. April 2024
Gesellschaft ohne WärmeDie Renaissance der Gemeinschaftsideologie
Je zersplitterter die Gesellschaft, je individualistischer die Lebensführung, desto stärker das Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach einer echten und tragenden Verbindung zwischen Individuen. Diese verständliche Sehnsucht hat jedoch auch Schattenseiten.Vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus erteilte die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft dem Traum großer Gemeinschaften eine Absage – durch ihren Rückzug auf die Kleinfamilie, Freundeskreise und Nachbarschaften.Wenn derzeit nun wieder unter dem Label der „Remigration“ von der ethnischen Säuberung der deutschen Gesellschaft geträumt wird, scheint die Idee der Gemeinschaft eine Renaissance zu erleben.Das wohlige Wir-Gefühl, das von dieser Idee ausgeht, ist aber wohl nur um den Preis des vollständigen Aufgehens des Individuums in der Gemeinschaft zu haben. Ob das in der Spätmoderne wünschenswert sein kann?
Stefan Kühl ist Professor für Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld. Zugleich berät er Unternehmen, Verwaltungen und Ministerien in Fragen der Organisations- und Strategieentwicklung. Zuletzt sind von ihm u.a. die Bücher „Der ganz formale Wahnsinn: 111 Einsichten in die Welt der Organisationen“ (Vahlen Verlag) und „Ganz normale Organisationen – Zur Soziologie des Holocaust“ (Suhrkamp Verlag) erschienen.
Bald wieder Krieg in Bosnien-Herzegowina?
Bald wieder Krieg in Bosnien-Herzegowina? Fast drei Jahrzehnte nach Ende des Krieges auf dem Balkan ist die Lage des neuen EU-Kandidaten so fragil wie noch nie. Wer wird sich im multiethnischen, aber geteilten Bosnien durchsetzen? Anlässlich des Jahrestags des Völkermords von Srebrenica am 11. Juli entschlüsselt die Doku die komplexe geopolitische Lage der Balkanregion.
Nach der Ukraine – demnächst wieder Krieg in Bosnien-Herzegowina? Eigentlich herrscht seit Dezember 2022 Hoffnung unter den drei Millionen Bosniern: Nach jahrelangem Warten ist der kleine multiethnische Balkanstaat endlich EU-Kandidat. Doch der Frieden ist im Westbalkan ist so fragil wie noch nie seit Ende des Bosnienkrieges 1995 mit 100.000 Toten und Hunderttausenden Flüchtlingen. Ist Feldherr Putin vielleicht versucht, eine zweite Front im geteilten Land zu eröffnen? Warum steht Bosnien im Zentrum aller geopolitischen Begehrlichkeiten – sowohl im Westen (EU, GB, USA) als auch in Russland, Serbien, China und der Türkei? Und warum leidet das Land immer noch am komplexen Erbe des Friedensabkommens von Dayton aus dem Jahr 1995?
Interviews mit den Hauptakteuren von damals und heute entschlüsseln sezessionistische Bestrebungen der bosnischen Serben, die Einflussnahme von EU-Mitglied Kroatien und komplexe Korruptionsvorgänge. Bosnien-Herzegowina, das Land der drei Völker – Bosniaken, Serben und Kroaten, Treffpunkt der muslimischen, orthodoxen, christlichen und jüdischen Welten. Und Beweis, dass es sehr schwierig ist, einen Krieg zu beenden, aber noch komplizierter, erfolgreich Frieden zu schließen. Anlässlich des Jahrestags des Völkermords von Srebrenica am 11. Juli hilft diese neue ARTE-Dokumentation, den Balkanstaat auf der Suche nach Stabilität besser zu verstehen. Dokumentation von Pierre-Olivier Francois (F 2023, 52 Min)
Bosnienkrieg
Nicht nur die Situation in der Ukraine beunruhigt Bewohner*innen der Föderation Bosnien und Herzegowina“. Auch die Nachrichten aus der serbischen Teilrepublik Bosniens und Herzegowinas, der Republika Srpska und aus deren Hauptstadt Banja Luka sind beunruhigend. Milorad Dodik, der „starke Mann“ der bosnischen Serben, macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für den russischen Diktator. Dodik will den serbischen Teilstaat von Bosnien und Herzegowina abtrennen, was die Bevölkerungsmehrheit des Landes nicht hinnehmen könnte. Es kommt hinzu, dass auch der kroatische Nationalistenführer Dragan Čović sich mit Dodik verbündet hat und sich ebenfalls als Putin-Unterstützer outet. Die Grenzen zwischen der serbischen Teilrepublik, der sogenannten „Republika Srpska“, und der „Föderation Bosnien und Herzegowina“ wurden im November 1995 im Friedensvertrag von Dayton, Ohio festgelegt. Beide Seiten kontrollieren seither rund 49 Prozent der Fläche des Landes, 2 Prozent macht die Sonderzone Brčko aus.
Ein Blick zurück
Am 2. März 1992 stimmten zwei Drittel der Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas bei der Volksabstimmung für die Unabhängigkeit. Die serbische Führung aber wollte die Unabhängigkeit verhindern. Am 6. April sollte das Land von der EU diplomatisch anerkannt werden. Am 5. April 1992 demonstrierten Hunderttausende in Sarajewo und anderen Städten für den Frieden. Sollte Bosnien und Herzegowina sich für unabhängig erklären, dann werde das Land im Blut versinken, hatte Radovan Karadžić, der politische Führer der bosnischen Serben und Vorsitzende der Serbischen Demokratischen Partei (SDS), gedroht.
Diese Drohung machten die Serben ab dem 5. April wahr. Anfangs gelang es ihnen, die Jugoslawische Volksarmee unter ihre Kontrolle zu bringen. Zunächst gingen sie im Osten des Landes gegen die muslimische Mehrheitsbevölkerung in die Offensive. Ratko Mladić’ Truppen nahmen das Tal der Drina ein. Die westbosnischen Städte Banja Luka und Prijedor fielen ohne Kampf in serbische Hand. Dort wurden „Krisenstäbe“ tätig, die Nichtserben zwangen, weiße Binden zu tragen, um sie schließlich in Konzentrationslagern zu internieren. Allein in Prijedor starben im Sommer 1992 über 3.200 Menschen in den Lagern Omarska und Keraterm.
Die serbischen Truppen besetzten im Herbst 1992 über 66 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Zehntausende Menschen verloren dabei ihr Leben. 2 Millionen von 4,5 Millionen Einwohnern flohen in die noch von der bosnischen Armee gehaltenen Gebiete oder ins Ausland. Allein Deutschland hat damals mehr als 300.000 Menschen aufgenommen.
Die kroatische Seite fing im Mai 1993 an, das verbliebene Restbosnien anzugreifen und Gebiete für ihren Parastaat Herceg-Bosna zu erobern. Die kroatisch-bosnische Armee HVO schoss mit Artillerie auf die von Muslimen bewohnte historische Altstadt von Mostar. Sie zerstörten die berühmte Alte Brücke, das Wahrzeichen der Stadt, das zudem die Verbindung der Kulturen symbolisiert.
Das von der bosnischen Regierung gehaltene Territorium bestand im Sommer 1993 nur noch aus von Feinden eingekreisten Enklaven. Doch langsam konsolidierte sich der Widerstand. Die bosnische Armee organisierte sich trotz aller Widrigkeiten. Die kroatische HVO wurde Stück für Stück aus Zentralbosnien vertrieben, kroatisch dominierte Städte wie Vitez und Kiseljak wurden von bosnischen Truppen umzingelt.
Den USA gelang es, den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zu einer Umkehr seiner Strategie zu bewegen. Im März 1994 wurde das Washingtoner Abkommen beschlossen, die Blockade Zentralbosniens wurde beendet. Die bosniakisch und kroatisch kontrollierten Gebiete wurden in diesem Abkommen in der Föderation Bosnien und Herzegowina zusammengefasst, der kroatische Parastaat Herceg-Bosna aufgelöst.
Nach dem Genozid von Srebrenica im Juli 1995 sollte nach dem Willen der USA und auch Europas endlich Frieden geschaffen werden. Die Nato trat auf den Plan. Serbische Artillerie-Stellungen um Sarajevo wurden beschossen. Kroatische und bosnische Truppen rückten vor, die Serben verloren im August 1995 binnen zehn Tagen alle Eroberungen in Kroatien und mussten sich nach Bosnien zurückziehen. Im September 1995 dann gelang es bosnischen und kroatischen Truppen, die Serben auch in Bosnien zu schlagen. Doch sie kontrollierten immer noch 50 Prozent des Landes.
Den im November 1995 in Dayton, Ohio ausgehandelten Friedensvertrag konnten die serbischen Nationalisten durchaus als Sieg ansehen. Ihre Strategie, Bosnien und Herzegowina und damit die gemeinsame multinationale Gesellschaft zu zerschlagen, wurde von der internationalen Gemeinschaft akzeptiert. Er wird von ihren Nachfolgern in der serbischen Führung fortgeführt.
Mehr Informationen:
https://taz.de/Vor-30-Jahren-begann-der-Bosnienkrieg/!5842991/
https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/november/brennpunkt-balkan-oder-schoene-neue-imperiale-welt
Bosnien-Herzegowina: Neuer Krieg auf dem Balkan?
731.285 Aufrufe – 22.01.2022
Knapp 30 Jahre nach dem verheerenden Krieg im Land, droht in Bosnien-Herzegowina ein neuer Konflikt – der auf alten Auseinandersetzungen beruht. Der serbische Teil des Landes möchte unabhängig werden, und das mit aller Macht. Aber: Warum? Und warum könnte das zu einem neuen Krieg auf dem Balkan führen? Darum geht es in diesem Video.
Friede diesem Haus: Das Friedenswort der Katholischen Bischöfe Deutschlands vom 21. Februar 2024
Eine Bestärkung der Initiative „Sicherheit neu denken“ Friede diesem Haus: Das Friedenswort der Katholischen Bischöfe |
Wir haben starke Aussagen des am 21. Februar 2024 veröffentlichten Friedensworts der deutschen Bischöfe „Friede diesem Haus“ zusammengefasst, die unsere Initiative Sicherheit neu denken bestärken:
Download Wichtige Aussagen des Friedensworts
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