Umbruch und Aufbruch in eine solidarische Moderne: Die Politik der Vielen – neue Broschüre des ISM

Quelle: Website des Instituts für Solidarische Moderne

24.06.2020

„Wir befinden uns zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung in einer Zeit des Umbruchs, der Krise, der radikalen Infragestellung einer nicht zum ersten Mal instabil erscheinenden globalisierten neoliberalen Weltordnung, der wir schon lange lokal, bundesweit, europäisch, weltweit emanzipatorische Ideen für eine solidarische Gesellschaft von morgen entgegenstellen.

Die Bedrohung durch die Corona-Pandemie hat im Institut Solidarische Moderne Diskussionen angeregt, Unsicherheit und Ambivalenzen ausgelöst. Sie hat uns aber vor allem darin bestätigt, gerade jetzt die richtigen Fragen zu stellen, begonnene Kämpfe weiterzuführen, uns im linken Mosaik zu ermächtigen, progressive Antworten zu finden und unserer selbsternannten Aufgabe als linker Programmwerkstatt für einen sozial-ökologischen Wandel gerecht zu werden.

Wir müssen dabei nicht neu beginnen. Am 31. Januar 2020 ist das ISM zehn Jahre alt geworden. In unserem Gründungsaufruf schreiben wir: „Die Zeit ist reif für einen neuen Politikentwurf. Die existenziellen gesellschaftlichen Gefahren verlangen politisch realisierbare Antworten. Die Probleme unserer Welt sind offenkundig: von den ökologischen und wirtschaftlichen Grenzen des bisherigen ressourcenvernichtenden Wachstums bis zum gravierenden Gefälle zwischen individueller Reichtumsanhäufung und um sich greifender Armut, von der alltäglichen Missachtung der Menschenrechte bis zu vielen neuartigen Konflikten und Friedensgefährdungen.“

Positiv formuliert sind wir unserem Gründungsgedanken treugeblieben, negativ betrachtet haben sich viele Gründe für unseren Zusammenschluss leider nicht zum Positiven verändert und zeigen sich aktuell in ihrer bedrohlichsten Gestalt.

Progressive, emanzipatorische Veränderung braucht in unserem Verständnis eine politische Kultur und einen gesellschaftlichen Dialog innerhalb dessen, was wir als linkes Mosaik bezeichnen. Wir bringen Menschen aus gesellschaftlichen Organisationen
und politischen Parteien, aus akademischer Wissenschaft und aus sozialen Bewegungen zusammen, sowohl innerhalb unserer eigenen Reihen als auch in den von uns organisierten Veranstaltungen und gesponnenen Netzwerken. Dabei geht es nicht darum, Unterschiede einzuebenen, sondern diese fruchtbar zu machen, neue Perspektiven einzunehmen und Übersetzungsarbeit zu leisten.

Vor diesem Hintergrund haben wir im Juni 2019 eine Konferenz mit dem Titel „Die Politik der Vielen“ in Berlin organisiert, aus der die hier veröffentlichten Texte und Interviews hervorgegangen sind. Dabei haben wir die Frage gestellt, welche sozialen Bewegungen von „unten“ gerade stark und wirksam werden und warum eigentlich „oben“ nicht so viel davon ankommt, im Regierungshandeln keine Rolle spielt.

Denn: Zahlreiche neue soziale Bewegungen und solidarische Praktiken haben in den letzten Jahren soziale, ökologische, ökonomische, kulturelle, feministische und migrantische Perspektiven verbunden, ohne dabei in nationalen Grenzen zu verharren. Ob in den Frauenstreiks, im Hambacher Forst, in den Solidarity Cities oder der solidarischen Landwirtschaft und Ökonomie – hier liegen Impulse und Potenziale für einen linken politischen Aufbruch.

Ein gemeinsames, gegenhegemoniales politisches Projekt, das eine sozial-ökologische Transformation in Angriff nehmen könnte, steht jedoch nicht am Horizont. Weder den Bewegungen noch der politischen Linken gelingt die Übersetzung in eine gemeinsame Strategie und Programmatik. Die Machtfrage, die sich heute in Deutschland und Europa von links stellen müsste, bleibt so weiterhin ungelöst; die sozialen Kämpfe der Vielen bleiben fragmentiert und diffus; und es ist zu befürchten, dass die aktuelle Corona-Krise alle bisherigen Erfolge und Bewegungen zurückwerfen wird.

Anlässlich unseres diesjährigen Jubiläums hatten wir euch im April diesen Jahres zu einer Veranstaltung mit dem Titel Demokratisiert euch! eingeladen, bei der wir die grundlegende Frage nach demokratischer Erneuerung mit euch diskutieren und gleichzeitig auf die letzten zehn Jahre der politischen Kämpfe zurückblicken wollten. Diese Einladung, mit euch zu diskutieren, zu streiten und zu feiern, mussten wir leider absagen und können wir in absehbarer Zeit nicht nachkommen. Aber wir wollen und können uns keinen Stillstand leisten – wir organisieren uns vorerst im digitalen Raum und werden auch dort neue Einladungen an euch aussprechen.

Diese Broschüre ist ein Dankeschön an alle unsere Mitglieder und Mitstreiter*innen und eine Einladung an alle Interessierten und Kritiker*innen, die virulenten politischen Fragen anzugehen, die schon vor dem Virus da waren und die nach dem Virus noch mehr Menschenleben, Existenzen und Kämpfe angehen werden.

Alle Texte findet ihr in unserer neuen Broschüre Die Politik der Vielen ,“

Vorbildlich: „parents for future Esslingen“ demonstrieren für die Energiewende

Quelle: Website Bündnis Klimagerechtigkeit Esslingen
Plakate gegen Kohleverlängerung für die Energiewende
Parents for Future Esslingen demonstriert für die Energiewende

Kohlesäcke und Briketts sollten die Vergangenheit symbolisieren: „Weiter so“, „Heisszeit“ und „Kohlekraft“, stand auf den Plakaten. Sonnenhüte und Windräder standen für unsere Zukunft: „Solar“, „Energiewende“ „Mobilitätswende“. Mit einer bunten und kreativen Aktion demonstrierten am Montag die Parents for future Esslingen gegen das „Kohleausstiegsgesetz“ und für mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien.

In der Bahnhofstrasse versammelten sich Eltern, Großeltern und Kinder um mit einem Bündel von Briefen an den CDU Bundestagsabgeordneten Markus Grübel ihre Forderungen gegen ein „KohleEINstiegsGesetz“ zu übergeben, das demnächst im Deutschen Bundestag verhandelt wird. Die Regelungen seien klimapolitisch eine Katastrophe, weil sie die Verbrennung von gigantischen Kohlemengen bis ins Jahr 2038 vorsehen, obwohl dies, wissenschaftlich belegt, energiepolitisch nicht notwendig ist. Die damit verbundene CO2-Emission verhindert, dass Deutschland seine Zusagen im Pariser Klimaabkommen einhalten kann.

Jugendliche mit Kohlesäcken
Kohle gehört der Vergangenheit an – Parents for Future Germany fordert den Deutschen Bundestag auf, den Kohleausstieg bis 2030 abzuschließen und gesetzlich festzulegen.

Bundesweit fordern Ortsgruppen der Parents for future Germany den Deutschen Bundestag auf, den Kohleausstieg bis 2030 abzuschließen und gesetzlich festzulegen. Kohlesubventionen einzustellen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv zu fördern! Eine der zentralen Forderung ist auch die sofortige Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Datteln 4!

»Ökologisches Wirtschaften« frisch erschienen: Jugend und Klimaschutz

02. Juni 2020

Vom empörten Protest zum professionellen Engagement? Junge Menschen haben es mit Fridays for Future geschafft, dass der Klimaschutz stärker in den Mittelpunkt gerückt ist – in Gesellschaft und Politik. Die Autor/innen der aktuellen Ausgabe von ÖkologischesWirtschaften beleuchten die Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz für junge Menschen und ihre Bereitschaft, sich zu engagieren. Was erwartet sich die Jugend von Umweltpolitik? Wie können junge Menschen sich an politischen Entscheidungen beteiligen?

Nachhaltiger Konsum – Jetzt und für immer?

Welchen Stellenwert hat nachhaltiger Konsum heute und in Zukunft bei jungen Menschen? IÖW-Wissenschaftlerinnen Maike Gossen und Ria Müller erörtern mit Dr. Brigitte Holzhauer Ergebnisse der Jugendstudie „Zukunft? Jugend fragen! 2019“. Heute koexistieren nachhaltige und weniger nachhaltige Konsumpräferenzen und Verhaltensweisen. Wie sie sich zukünftig entwickeln, wird von der politischen Rahmensetzung abhängen und auch von der Wirkung, die Fridays for Future hinterlässt.

Allgemeine Umweltorientierung hat bei jungen Menschen zugenommen

Der Beitrag von Mathias Albert, Gudrun Quenzel und Ulrich Schneekloth zeigt, dass die Ängste vor Umweltverschmutzung und Klimawandel, aber auch eine allgemeine Umweltorientierung bei jungen Menschen, deutlich zugenommen haben. Jana Werg und Lisa Cerny beleuchten die Möglichkeiten sozialer Medien zur Aktivierung und Motivierung junger Menschen für nachhaltigen Konsum. Dr. Jenny Lay-Kumar analysiert den Einfluss von Jugendumweltgruppen auf das Klimaschutzengagement von Jugendlichen.

Digitalisierung als Treiber einer sozial-ökologischen Transformation?…

… fragen IÖW-Wissenschaftler Florian Kern und IÖW-Fellow Tilman Santarius in der Rubrik Aktuelle Berichte und kommentieren die kürzlich erschienene umweltpolitische Digitalagenda des Bundesumweltministeriums. Sie biete einen anspruchsvollen Einstieg, so die Autoren, greife aber noch zu kurz. Die Agenda solle etwa durch innovationspolitische, industriepolitische und wirtschafts- oder sozialpolitische Maßnahmen ergänzt werden.

Leseproben:

Zum Inhaltsverzeichnis von ÖkologischesWirtschaften 2/2020

Thomas Piketty: Kapital und Ideologie – Zusammenfassung

„2014 machte der Pariser Professor Thomas Piketty mit seinem Bestseller “Das Kapital im 21. Jahrhundert” Schlagzeilen. Mit seiner beispiellosen Datensammlung zeigte er, wie die Vermögensungleichheit in den letzten Jahrzehnten in vielen Ländern wieder auf ein Niveau wie zur Zeit der Monarchie gestiegen ist.
Nun hat Piketty ein neues umfangreiches Buch vorgelegt: “Kapital und Ideologie“. Dort diskutiert er die historische und ideologische Einbettung von Ungleichheit. Piketty zeigt die negativen wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen einer “Politik zur Aufrechterhaltung des Eigentums” auf und legt Vorschläge für eine gerechtere Gesellschaft vor.
Nicht alle können das neue 1.300 Seiten starke Buch im Detail studieren. Deshalb fasst diese Broschüre kurz und knapp die wichtigsten Argumente und politischen Ableitungen von “Kapital und Ideologie” zusammen. Pikettys neues Buch ist ein Aufruf für mehr soziale Gerechtigkeit, eine faire Verteilung von Vermögen und Einkommen sowie einen Ausbau der Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten.

In dieser Broschüre sind die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten aufbereitet. Wem die digitale Version zu wenig ist, kann die Broschüre unter office@jbi.or.at kostenlos bestellen.“

Digitalisierung unserer Schulen – sofort! Offener Brief an Kultusministerin Eisenmann

Auf der Website des „Vereins für Gemeinschaftsschulen Baden-Württemberg e.V.“ findet sich ein interessantes Dokument einer Kooperation, die sich nicht alle Tage ereignet. Die konkurrierenden Lehrer*innen-Verbände bzw. Gewerkschaften (GEW) haben schon am 24. April – also vor fast zwei Monaten – unter der Überschrift „Digitalisierung unserer Schulen – sofort!“ einen offenen Brief an Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann gesandt.

Beteiligt waren der Berufsschullehrerverband Baden‐Württemberg (BLV), die
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden‐Württemberg (GEW), der
Grundschulverband Baden‐Württemberg, der Verband Bildung und Erziehung Baden‐Württemberg (VBE) und der Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden‐Württemberg e.V.

Die Einführung in den Brief lautet:

Offener Brief und Forderungen

An die baden‐württembergische Landesregierung mit Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann

Digitalisierung unserer Schulen ‐ sofort!

In einer sich rasant verändernden Welt stehen auch die Schulen in Baden‐Württemberg vor großen Herausforderungen. Mit Ausbruch des Corona‐Virus treten Entwicklungspotenziale und auch Schwächen wie unter einem Vergrößerungsglas zu Tage.

In aller Deutlichkeit erweist sich, dass das Schulsystem in Baden‐Württemberg weder technisch noch inhaltlich darauf vorbereitet ist, einen Online‐gestützten Fernunterricht anzubieten. Dies zeigt, dass eine digitale Grundausstattung an den Bildungseinrichtungen dringend notwendig ist. Dabei muss eine pädagogisch‐didaktische Perspektive immer den Lead eines zeitgemäßen Medieneinsatzes übernehmen.

Es gilt die Prämisse: Pädagogik vor Technik. Praxis mit Theorie. Mensch vor Maschine. In einem Blick nach vorne haben wir als zukunftsorientierte schulische Interessenvertretungen in Baden‐Württemberg, zu einer Initiative zusammengeschlossen.

Mit einer Stimme fordern wir die Landesregierung auf, ohne jeglichen Zeitverzug und in einer gemeinsamen Anstrengung, die Digitalisierung der Schulen im Südwesten endlich zu realisieren! Für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen. Für die Zukunft unserer Schulen. Für die Zukunft unseres Landes.“