Mohamed Amjahid: Unter Weißen – Was heißt es, privilegiert zu sein

Mohamed Amjahid (Jahrgang 1988) ist Journalist, Buchautor, Moderator und Kurator. U.a. hat er in der ZEIT und im Tagesspiegel publiziert.

Seine (journalistischen) Schwerpunktthemen sind unter anderem Menschenrechte, Soziale Bewegungen, Außen- und Sicherheitspolitik, Alltagsanthropologie im Mittelmeerraum, (Anti-)Rassismus überall und natürlich die Umbrüche in der Arabischen Welt.

Mohamed Amjahid schreibe auch Bücher. Seit jüngstes Buch „Unter Weißen – Was heißt es, privilegiert zu sein“ hat er 2017 publiziert.

Netzwerk für Demokratie und Courage

Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC)

Das Netzwerk für Demokratie und Courage entstand 1999 in Sachsen mit dem Ziel, neonazistischen und menschenverachtenden Einstellungen durch antirassistische Bildungsarbeit in Schulen entgegenzuwirken.

Seit 2002 gibt es das NDC auch in Baden-Württemberg und es ist heute in zwölf Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg) sowie in Belgien, Frankreich und Österreich (im Aufbau) aktiv.

Durch enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Landesnetzstellen, gemeinsamen Qualitätsvereinbarungen und bundeseinheitlichen Konzepten schafft es das NDC seit Jahren wertvolle Präventionsarbeit an Schulen und in Jugendgruppen im außerschulischen Bereich zu leisten. Bei allen angebotenen Projekttagen verfolgt das NDC die fünf grundlegenden Ziele

  • Informationen zu vermitteln und zum Nachdenken anzuregen,
  • Menschen Mut zu machen sich zu äußern,
  • klar gegen rechte und menschenverachtenden Meinungen aufzutreten,
  • Solidarität mit Betroffenen von menschenverachtenden Einstellungen zu zeigen
  • und zum couragierten Handeln im Alltag zu motivieren.

Das NDC ist der älteste zivilgesellschaftliche Akteur in Baden-Württemberg, der für Jugendliche kostenlose Projekttage in Schulen und Jugendeinrichtungen durchführt. 

 Aus dem bundesweiten Programm bietet das NDC in Baden-Württemberg zur Zeit drei Projekttage an:

den Projekttag A „Alles nur Bilder im Kopf?!“ mit den Schwerpunkten Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertes Handeln,

den Projekttag B „Das WIR macht den Unterschied!“ zu den Themen Diskriminierung, Gerechtigkeit, Klassismus, solidarischem Miteinander und couragiertes Handeln, und

den Projekttag C „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“ zu den Themen Neonazismus, menschenverachtende Einstellungen und couragiertes Handeln.

Diese Projekttage können von Schulen und anderen Jugendeinrichtungen kostenlos gebucht werden und werden für Jugendliche ab 14 Jahren angeboten.

Des Weiteren gibt es in Baden-Württemberg zwei regionalspezifische Angebote. So wird in der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen in Kooperation mit dem Stadtjugendring Mannheim und dem Verein KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen e.V. ein Projekttag zur Geschichte des KZ Mannheim-Sandhofen und der Bedeutung von Gedenkstätten durchgeführt (Projekttag G „Eine Schule als KZ“). In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung hat das NDC im Jahr 2017 ein Modellprojekt für die offene Jugendarbeit konzipiert und seitdem sowohl offene Module für Jugendliche, als auch einen Workshop für Fachkräfte der offenen Jugendarbeit im Angebot.

Die Projekttage können über die Homepage des Netzwerks für Demokratie und Courage direkt gebucht werden:

Anfrage zur Durchführung eines Projekttages hier

Neben der LAGO als Trägerin des Projektes arbeitet das NDC in Baden-Württemberg noch mit einer Reihe weiterer Kooperationspartner*innen zusammen: der DGB-Jugend Baden-Württemberg, der GEW Baden-Württemberg, der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, der Karl-Kloß-Jugendbildungsstätte in Stuttgart und dem Jugendzentrum in Selbstverwaltung „Friedrich Dürr“ in Mannheim.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Quelle: Schule ohne Rassismus

„10 Fragen – 10 Antworten

Was bedeutet der Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage genau? Geht es dabei nur um Rassismus? Und ist das Projekt eher etwas für Gymnasien? Antworten auf alle wichtigen Fragen findet ihr hier.

  1. Was ist Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage?

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist ein Projekt für alle Schulmitglieder. Es bietet Kindern, Jugendlichen und Pädagog*innen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden.

Wir sind das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Ihm gehören über 3.300 Schulen an, die von mehr als zwei Millionen Schüler*innen besucht werden (Stand: März 2020). Unterstützt werden die Schüler*innen und Pädagog*innen dabei von mehr als 100 Koordinierungsstellen und 350 außerschulischen Kooperationspartnern.

  1. Wie wird man eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage?

Jede Schule kann den Titel erwerben, wenn sie folgende Voraussetzungen erfüllt: Mindestens 70 Prozent aller Menschen, die in einer Schule lernen und arbeiten (Schüler*innen, Pädagog*innen und technisches Personal) verpflichten sich mit ihrer Unterschrift, sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen.

  1. Zu was verpflichtet sich eine Courage-Schule?

Wer sich zu den Zielen einer Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage bekennt, unterschreibt folgende Selbstverpflichtung:

  1. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe meiner Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden.
  2. Wenn an meiner Schule Gewalt geschieht, diskriminierende Äußerungen fallen oder diskriminierende Handlungen ausgeübt werden, wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein, dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit diesem Problem gemeinsam Wege finden, zukünftig einander zu achten.
  3. Ich setze mich dafür ein, dass an meiner Schule ein Mal pro Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierungen durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen.
  4. Was bedeutet der Titel genau?

Der Titel ist kein Preis und keine Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft.

Eine Schule, die den Titel trägt, ist Teil eines Netzwerkes, das sagt: Wir übernehmen Verantwortung für das Klima an unserer Schule und für unser Umfeld.

  1. Kümmert ihr euch ausschließlich um Rassismus?

Nein. Wir beschäftigen uns gleichermaßen mit Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung und der sexuellen Orientierung. Darüber hinaus wenden wir uns gegen alle totalitären und demokratiegefährdenden Ideologien.

  1. Beschäftigt ihr euch nur mit den bösen Deutschen?

Nein. Wir sind davon überzeugt, dass alle Menschen, egal woher sie kommen und wie sie aussehen, in der Lage sind zu diskriminieren. Deshalb nehmen wir zum Beispiel den Antisemitismus oder die Homophobie eines Jugendlichen der Mehrheitsgesellschaft genauso ernst wie den eines Jugendlichen mit türkischen oder arabischen Wurzeln.

  1. Wo steht ihr politisch?

Wir stehen weder rechts oder links noch in der Mitte. Das Anliegen von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage sollte Aufgabe aller Demokrat*innen sein. Vertreter*innen aller im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien unterstützen unser Anliegen, ebenso Vertreter*innen von Gewerkschaften und Glaubensgemeinschaften.

  1. Ist das Projekt eher etwas für Gymnasien?

Keineswegs. An unserem Netzwerk nehmen alle Schulen teil. Auf der Seite Courage-Schulen seht ihr, dass alle Schularten bei uns vertreten sind.

  1. Wo seid ihr am stärksten vertreten? Im Osten oder im Westen?

25 Jahre nach der deutschen Einheit gibt es da keinen Unterschied mehr. Wir sind ein gesamtdeutsches Projekt und uns gibt es in allen Bundesländern. Auf der Seite Courage-Schulen erfahrt ihr, welche Courage-Schulen es in Eurem Bundesland gibt.

  1. Wo bekomme ich mehr Informationen über das Projekt?

Auf dieser Homepage findet ihr eine Fülle von Informationen zu unserer Arbeit und den Aktivitäten der Courage-Schulen. Für eure Fragen stehen euch die Mitarbeiter*innen der Bundeskoordination zur Verfügung ebenso wie die der Landes- und Regionalkoordinationen in eurer Nähe.“

TTIP 2.0 – Risky business in TTIP 2.0

  1. Juni 2020 –  Laura Große

Quelle: NGO lobbycontrol

Neue Studie: „Risky Business in TTIP 2.0“

Handel: CETA, TTIP, TiSA, JEFTA

Vor fast genau einem Jahr, im Juli 2019, reisten wir zum zivilgesellschaftlichen Dialog der EU-Kommission nach Brüssel. Der Anlass: Wenige Monate zuvor hatten die EU mit den USA neue Verhandlungen aufgenommen. Nun wollte die verantwortliche Generaldirektion Handel (DG Trade) die Zivilgesellschaft über den Stand der Gespräche informieren. Offiziell waren die Ambitionen viel bescheidener als noch bei TTIP, das an heftigen zivilgesellschaftlichen Protesten schließlich gescheitert war. Doch spätestens auf der Veranstaltung der DG Trade bestätigte sich, was wir zuvor befürchtet hatten: Regulatorische Kooperation ist ein zentrales Element des geplanten Abkommens mit den USA – und die Pläne gehen weit über das hinaus, was die Verhandlungsmandate eigentlich erlauben.

Details gibt es nur wenige, die Kommission schweigt sich aus und hält die Inhalte der Gespräche weitgehennd unter Verschluss. Ein Rückschritt, denn im Zuge der Proteste gegen TTIP, CETA und andere Abkommen hatte sie eigentlich Verbesserungen versprochen: In Zukunft werde es in der Handelspolitik transparenter und demokratischer zugehen, man wolle die Zivilgesellschaft besser informieren und den ausgeglichenen Austausch mit allen betroffenen Interessen suchen. Für einige Jahre hielt sich die Kommission auch an ihre selbstgesteckten Vorgaben.

Doch bei den neuen Verhandlungen mit den USA bricht die Kommission mit ihrer Transparenzpolice. Auch deshalb halten uns die Gespräche seither ganz schön auf Trab. Wir recherchierten Hintergründe, informierten unsere Kooperationspartner und Unterstützer:innen und trieben die Vernetzung auf europäischer Ebene vorangetrieben. In unserer neuen Veröffentlichung erklären wir jetzt die Hintergründe der Verhandlungen und zeigen die Beweggründe und Akteure hinter regulatorischer Kooperation. Tatsächlich machen vor allem die Lobbys exportstarker Konzerne und Industrien dafür Druck: Denn unterschiedliche technische Vorgaben und hohe Schutzstandards sind für sie bloß ein Hindernis auf dem Weg zur Profitmaximierung.

Briefing_TTIP-2.0 März2020

Mit seiner aggressiven Außenpolitik nach Corona schadet China am meisten sich selber

Neue Züricher Zeitung, 1.6.2020

Brahma Chellaney

Wegen des Versuchs, die Entstehung und Verbreitung von Covid-19 möglichst lange zu vertuschen und in der Folge aus der Pandemie möglichst viel Kapital zu schlagen, steht China weltweit in der Kritik. Dass es sich als Reaktion darauf für einen Kurs der Einschüchterung entschieden hat, zeugt von Kurzsichtigkeit.

Die global virulent werdende Gegenreaktion auf China wegen seiner Verantwortung für die von Wuhan ausgehende Corona-Pandemie hat in den vergangenen Wochen an Intensität gewonnen. Und China selber hat Öl ins Feuer gegossen, wie seine jüngsten Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz für Hongkong zeigen. Angefangen bei der impliziten Erwartung politischer Gegenleistung für die Versorgung notleidender Länder mit medizinischer Schutzausrüstung bis hin zur Zurückweisung von dringlicher werdenden Forderungen nach einer unabhängigen internationalen Untersuchung der Herkunft des Virus: Die Einschüchterungstaktik der Regierung von Präsident Xi Jinping hat das kommunistische Regime Chinas beschädigt und isoliert.

Die Gegenreaktion könnte vonseiten des Westens in Form von Sanktionen erfolgen, da Xis Regime versucht, Hongkongs Prinzip von «ein Land, zwei Systeme» mit seinem Entwurf neuer nationaler Sicherheitsgesetze für das Territorium des Stadtstaates auszuhebeln, wo es seit über einem Jahr immer wieder zu grossen prodemokratischen Protesten kommt. Allgemein betrachtet, führt Xis überzogenes aussenpolitisches Vorgehen zu wachsender Feindseligkeit nicht nur in der Nachbarschaft, sondern in aller Welt.

Neoimperialistische Agenda

Wäre Xi klug gewesen, hätte China versucht, den durch die Pandemie verursachten Imageschaden mit Einfühlungsvermögen und Mitgefühl zu beheben, indem es beispielsweise fast bankrotten Partnerländern der Belt-and-Road-Initiative einen Schuldenerlass und ärmeren Ländern medizinische Hilfe gewährt hätte, ohne deren Rückendeckung für seinen Umgang mit dem Corona-Ausbruch zu erwarten. Stattdessen hat China auf eine Weise gehandelt, die seine eigenen langfristigen Interessen untergräbt.

Ob durch seine aggressive «Wolf Warrior»-Diplomatie – benannt nach zwei chinesischen Filmen, in denen chinesische Spezialeinheiten US-Söldner in die Flucht schlagen – oder durch militärisch unterstützte expansionistische Vorhaben in Chinas Nachbarschaft: Xis Regime hat international Besorgnis ausgelöst. Tatsächlich betrachtet Xi, der selbsternannte unentbehrliche Führer des Riesenreiches, die gegenwärtige globale Krise als Gelegenheit, seinen Griff nach der Macht zu verstärken und seine neoimperialistische Agenda voranzutreiben. So sagte er kürzlich vor einem Universitätspublikum: «Die grossen Schritte in der Geschichte wurden alle nach grossen Katastrophen gemacht.»

China hat definitiv versucht, möglichst viel aus der Pandemie herauszuschlagen. Nachdem es im Januar einen Großteil des weltweit verfügbaren Angebots an medizinischer Schutzausrüstung aufgekauft hatte, betrieb es Preistreiberei und offenkundig Profitmacherei. Chinesische Exporte von minderwertiger oder defekter medizinischer Ausrüstung haben den internationalen Ärger zudem noch verstärkt.

Während die ganze Welt mit Covid-19 kämpft, hat das chinesische Militär erneut Grenzstreitigkeiten mit Indien provoziert und versucht, die Gewässer vor den von Japan kontrollierten Senkaku-Inseln zu kontrollieren. China hat zudem kürzlich zwei neue Verwaltungsbezirke im Südchinesischen Meer eingerichtet und sein Eindringen und andere Aktivitäten in diesem Gebiet verstärkt. Anfang April rammte und versenkte ein Schiff der chinesischen Küstenwache ein vietnamesisches Fischerboot, was die Vereinigten Staaten veranlasste, China darauf hinzuweisen, «die [pandemiebedingte] Ablenkung oder Verwundbarkeit anderer Staaten nicht länger auszunutzen, um seine unrechtmässigen Ansprüche im Südchinesischen Meer auszuweiten».

Den Rest des Artikel hier lesen!

Brahma Chellaney ist Professor für strategische Studien am Zentrum für Politikforschung in Delhi und Fellow an der Robert Bosch Academy in Berlin. Er hat neun Bücher verfasst, darunter «Asian Juggernaut», «Water: Asia’s New Battleground» und «Water, Peace, and War: Confronting the Global Water Crisis». – Aus dem Englischen von Sandra Pontow.


Neue Weltordnung mit Indien-Experte Brahma Chellaney

1.182 Aufrufe  – 6.11.2018

Indien ist mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden längst ein politisches wie wirtschaftliches Schwergewicht. Doch wie sieht Neu-Delhi seine Position in einer von geopolitischen Umwälzungen geprägten Welt? Wird Indien, zu Zeiten des Kalten Krieges noch führendes Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten, seine außenpolitische Neutralität bewahren können, oder erfordern die aktuellen Herausforderungen – politische Instabilität und Extremismus in der Region, die Nachbarschaft zu Pakistan und China, maritime Sicherheit, Klimawandel – einen strategischen Kurswechsel? Brahma Chellaney, Experte für indische Außenpolitik, spricht mit Britta Sandberg, Der Spiegel, und Nora Müller, Körber-Stiftung, über aktuelle Trends und Entwicklungen. In Kooperation mit Der Spiegel. Moderation: Britta Sandberg, Der Spiegel & Nora Müller, Körber-Stiftung Aufzeichnung vom 9. Januar 2018 im KörberForum