Jill Lepore: Die Idee der USA – und was aus ihr wurde | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

Jill Lepore _Diese Wahrheiten_ Geschichte der Vereinigten Staaten Rezension ZEIT 10.10.2019

„Im 20. Jahrhundert dominierte das «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» die globale Entwicklung: militärisch, wirtschaftlich und kulturell. Damit scheint es vorbei. Und die Folgen?

Die Harvard-Historikerin Jill Lepore im Gespräch über Träume und Albträume einer tief gespaltenen Nation. «This is not America»: Diese Titelzeile eines alten David-Bowie-Songs benennt heute eine weltweit geteilte Sorge: Was ist nur aus den USA geworden? Nicht erst mit der Amtsübernahme von Donald Trump erscheinen die Vereinigten Staaten als eine innerlich tief zerrissene Nation. Waren sie das nicht schon von Beginn an? Welcher Weg führte von der Sklaverei in den heutigen Alltagsrassismus? Von den «Gründervätern» zu #MeToo? Von Obama zu Trump?

Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger analysiert die Historikerin Jill Lepore, Harvard-Professorin und Edelfeder des Magazins «The New Yorker», worauf der amerikanische Traum eigentlich beruht, welche Faktoren ihn derzeit am stärksten bedrohen und warum ausgerechnet das Silicon Valley zum Totengräber der freien Welt werden könnte.

Literatur: – Jill Lepore: «Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten». C.H. Beck, 2019

Supermacht des Lebens – Reisen in die erstaunliche Welt der Viren

„Ihre Entwicklung begann vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren in der Morgenstunde des Lebens, als es noch nicht einmal Zellen gab. Viren sind, wie Karin Mölling, die große Dame der Virenforschung, zeigt, keineswegs nur Feinde: Sie leisten zu unserer Entwicklung und Gesundheit wesentliche Beiträge. Selbst unser Erbgut besteht zur Hälfte aus – Viren.
Es gibt mehr Viren als Sterne am Himmel und es gibt sie überall. Nicht wenige sind unvorstellbar alt. Die kleinsten Viren sind hundertfach kleiner als Bakterien, die größten, sogenannte Gigaviren, die Forscher kürzlich nach 30000 Jahren im ewigen Frost wieder zum Leben erweckt haben, sind größer als viele Bakterien. Viren kennen nur einen Daseinszweck – sich zu vermehren – und das tun sie auf Kosten anderer. Manche Viren lagern ihr Erbgut im Kern der Wirtszelle ein und verbleiben so ein Leben lang im Körper des betroffenen Menschen.
Pocken, Hepatitis B, Polio, Spanische Grippe, Aids, SARS: Gemeinhin werden Viren als Krankmacher definiert und ihr Verhalten mit Kriegsvokabular beschrieben. Dabei machen die meisten Viren gar nicht krank. Mehr und mehr werden sie sogar zu Heilungszwecken eingesetzt; so finden sie zunehmend bei Antibiotikaresistenz als Bakterienkiller Verwendung.

Die Virus- und Kresbsforscherin Prof. Dr. hc. Dr. rer.nat. Karin Mölling selbst entdeckte im Rahmen ihrer Aids-Forschung einen Mechanismus, mit dem es gelingen könnte, Krankheitserreger gewissermaßen in den Selbstmord zu treiben. 2014 publizierte sie das Buch „Supermacht des Lebens – Reisen in die erstaunliche Welt der Viren“ (C.H.Beck Verlag). 

Karin Mölling, Jahrgang 1943, ist eine international renommierte Virologin und Aids-Forscherin. Sie ist ehemalige Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie in Zürich, wo sie bis 2008 tätig war. Zudem leitete sie die Virusdiagnostik am Universitätsspital in Zürich. Seit den 1980er Jahren forscht Karin Mölling an Aids. Sie führte klinische Impfstudien durch und entwickelte eine neuartige Aids-Therapie.

Gedanken eines einstmals Konservativen, der einen „konservativen Reformer“ suchte…

Der Markt mag Wohlstand schaffen, aber er zerstört Werte, untergräbt
Institutionen und ruiniert das Gleichgewicht zwischen Individuum und Gemeinschaft.
Der Ausgleich muss politisch gefunden, er darf nicht dem Markt
überlassen werden. Der digitale Kapitalismus ist nicht mehr bürgerlich-patriarchalisch,
er ist ein Feind traditioneller Lebenswelten und Kulturen, aplaniert
kleine Einheiten und überlässt dem Staat mit unzureichenden Mitteln den
sozialen Ausgleich einer entgrenzten Gesellschaft. … “

Die ostdeutsche Angela Merkel würde wohl am ehesten die Werte der alten
Bundesrepublik bewahren, das würden wohl auch Rühe und Biedenkopf tun, allerdings stärker marktorientiert. Rüttgers ist auch hier ein unbeschriebenes
Blatt. Es kann nicht mehr allein darum gehen, ob die Rente bezahlbar bleibt
und welche Steuersätze Investitionen fördern, es muss auch darum gehen, wie
viele Menschen an einer von ihnen als gerecht empfundenen Gesellschaft Anteil
haben. Gesucht wird ein Vorsitzender, der dafür eine Vision hat.“

Diese beiden Textausschnitte – verfasst vor dem CDU-Bundesparteitag in Essen vom 9. bis 13. April 2000 – stammen aus der Feder eines Autors, der seit 1973 CDU-Mitglied war – und es bis 2013 blieb, der vor allem einem CDU-Politiker – Lothar Wallmann – in unterschiedlichen Ämtern gedient hatte … Publiziert wurde der Text in der April-Ausgabe 2000 der Monatszeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ . Albrecht von Lucke schreibt in der April-Ausgabe 2020 über den Autor, dass dies sein letzter Aufsatz für die „Blätter“ gewesen sei und dass er sich seither „nicht nur hochgradig rechtsradikaliert“ habe und seine „damalige Einschätzung Angela Merkels maximal revidiert“ habe. Inzwischen bezeichne er seine „einstige Parteifreundin offen als Feindin und Kanzlerdiktatorin“.

2012 gründete er zusammen mit den CDU-Mitgliedern Bernd Lucke und Konrad Adam die „Wahlalternative 2013“. Diese strebte für die Bundestagswahl zunächst eine Zusammenarbeit mit den „Freien Wählern“ an, was aber im ersten Probelauf bei der niedersächsischen Landtagswahl Anfang 2013 nicht den erhofften Wahlerfolg brachte. Grundsätzliche Zweifel an der Kampagnenfähigkeit der sich eher als kommunalpolitische Kraft verstehenden Freien Wähler veranlassten die Gründer schließlich, mit der AfD das Projekt einer eigenen Partei zu betreiben.

Die Rede ist von Alexander Gauland.

Es lohnt sich, den damaligen Text von Gauland zu lesen: Konservativer Reformer gesucht Blätter für deutsche und internationale Politik Ausgabe April 2000

The next outbreak? We’re not ready | Bill Gates

Vor annähernd 5 Jahren – am 3.4.2015 – hat Bill Gates im im Rahmen der TED Talks ein achtminütiges Plädoyer für eine bessere Vorbereitung auf die nächste Pandemie gehalten. Er bezog sich auf die Ebola-Pandemie, die 2014 die Welt in Atem gehalten hatte.

Er beendet seinen inspirierenden Kurzvortrag, in dem er eine Reihe von Vorbereitungsmaßnahmen skizziert mit dem Satz „If we start now, we can be ready for the next pandemic“.

Auch wenn wir vielleicht nicht mit allen Einschätzungen von Gates übereinstimmen (z.B. im Hinblick auf die Rolle, die er dem Militär und der NATO beimisst): Im Lichte der Überforderung unserer weltweit vorhanden bzw. nicht in ausreichendem Maß vorhandenen medizinischen Kapazitäten im Bereich der Notfallversorgung bei der gegenwärtigen – und der nächsten – Pandemie fragen wir uns, wie ernst wir die Empfehlungen von Gates und die sicherlich ebenfalls vorhandenen Ratschläge medizinischer Experten genommen haben.

„In 2014, the world avoided a horrific global outbreak of Ebola, thanks to thousands of selfless health workers — plus, frankly, thanks to some very good luck. In hindsight, we know what we should have done better.

So, now’s the time, Bill Gates suggests, to put all our good ideas into practice, from scenario planning to vaccine research to health worker training. As he says, „There’s no need to panic … but we need to get going.“

China: Politik – Wirtschaft – Gesellschaft

Wer bestimmt in Chinas Dörfern? – Dr. Anja-Désirée Senz, 06.05.2013 | AusdemArchiv (065) – 23.03.2020 –

Anhand von lokalen Fallbeispielen wird gezeigt, wie lokale Entscheidungen – etwa zur Infrastruktur – in chinesischen Dörfern getroffen werden. Wichtig ist dabei die Frage, inwieweit Entscheidungen durch machtvolle Einzelpersonen dominiert oder im Rahmen eines Gremiums unter Berücksichtigung unterschiedlicher Meinungen und Interessen getroffen werden.

Das empirische Datenmaterial basiert auf einer mehrmonatigen Feldstudie, die von Dr. Anja Senz in verschiedenen chinesischen Provinzen durchgeführt wurde.  Dr. Anja-Désirée Senz, Konfuzius-Institut Metropole Ruhr, studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Ethnologie sowie chinesische Sprache an den Universitäten Trier und Sun-Yatsen (Guangzhou/China).

Mehrere Jahre war sie zunächst am Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen tätig, seit 2009 ist sie geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr mit Sitz in Duisburg. Durch ihre Arbeit an verschiedenen Forschungsprojekten verfügt sie über ausgedehnte Feldforschungserfahrung in China sowie Arbeitserfahrung in Hongkong, Nepal, Indien und Korea. Ihre wissenschaftliche Arbeit zu China erstreckt sich auf die Themen Institutionenwandel, politische Entscheidungsprozesse, ethnische Minderheiten sowie chinesische Außenpolitik.