Sicherheit neu denken – Initiative der Evangelischen Landeskirche Baden – Newsletter November 2020

Im Newsletter 2020 informiert die Initiative „Sicherheit neu denken“ – die unten stehende Auflistung ist nur ein Inhaltsverzeichnis, die Verlinkung funktioniert nicht. Deshalb Newsletter auf der Homepage bestellen!

  1. Spendenzusagen für 2021 gesucht:
    Wir mobilisieren die junge Generation für den Paradigmenwechsel
  2. Bürgerrat des Bundestags zur Rolle Deutschlands in der Welt
    – wir sind dabei
  3. Breite Kritik aus Wissenschaft und Praxis
    zu militärischer Sicherheitspolitik
  4. Online-Jahrestreffen Sicherheit neu denken am 18.12.
  5. Online-Gesprächsabend mit dem Vorsitzenden des
    Bundestags-Unterausschusses Zivile Krisenprävention 21.01.21
  6. Eckart von Hirschhausen und Ernst U. von Weizsäcker online 24.11.: „Cultural transformation – Auf dem Weg zur Großen Transformation“
  7. „Herausforderungen für Frieden und Umwelt“ Online-Kongress
    27./28.11.
  8. „Globale Sicherheit neu denken“ Online-Tagung 4./5.12.
  9. Aktionstag Abrüstung und neue Entspannungspolitik 5.12.
  10. Multiplikatoren-Schulungen Sicherheit neu denken
    5./6. März und 7./8. Mai
  11. Qualifizierung zur Campaigner*in und Moderator*in
    März 2021 – März 2022
  12. ÖKT -Podium „Militäreinsätze als wirksames Mittel für den Frieden?“ 13.-15.05.
  13. Deutsche lehnen eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben ab
    – Umfragen zur Sicherheitspolitik
  14. Eröffnung des Europäischen Kompetenzzentrums für Ziviles Krisenmanagement in Berlin
  15. Aktuell: Resiliente Demokratiebewegung in den USA
  16. Rethinking Security – Kampagne in Großbritannien
  17. Überzeugende Filme: 48-Minuten-Interview Sicherheit neu denken
    und 45-Minuten zur Kraft der Gewaltfreiheit
  18. Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten
    – Volksabstimmung in der Schweiz am 29.11.
  19. Bärbel Wartenberg-Potter und DDR-Bürgerrechtler Heiko Lietz
    neue prominente Unterstützer*innen
  20. Postkarten-Aktion „Wie schaffen wir Sicherheit?“ bis 1.12.
  21. IfW-Studie: Anrechnung von Sanktionskosten auf NATO-Beiträge
  22. 2-Minuten-Film: Die wahren Kosten der Atomwaffen
  23. Anregungen zur Arbeit in Kirchengemeinden
  24. Buchempfehlungen

Sicherheit neu denken – Vorstellung des Konzepts der Evangelischen Landeskirche Baden in einem YouTube-Video

Video: SICHERHEIT NEU DENKEN

Im Jahr 2013 beschloss die evangelische Landeskirche Baden, „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden. Als Konkretisierung dazu hat sie ein Ausstiegsszenario aus der militärischen Friedenssicherung entworfen.

Diese neue zivile Sicherheitspolitik soll auf fünf Säulen ruhen: Gerechten Außenbeziehungen, einer nachhaltigen EU-Nachbarschaft, einer internationalen Sicherheitsarchitektur, einer resilienten Demokratie sowie der Konversion der Bundeswehr – hin zu deren schrittweiser Auflösung im Jahr 2040 in ihrer bisherigen Form. Restaufgaben der Bundeswehr soll schließlich das Technische Hilfswerk übernehmen. 30 Organisationen haben sich inzwischen der Kampagne angeschlossen. Im Jahr 2019 forderte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, 2 Prozent des deutschen BIP für Entwicklungspolitik und zivile Konfliktbearbeitung bereit zu stellen.

Wir stellen auch eine Langzeit-Studie von Erica Chenoweth und Maria J. Stephan vor, die mehr als 100 Jahre gewaltfreie und bewaffnete Aufstände untersucht haben. Das Ergebnis ist eindeutig: Nach bewaffneten Aufständen waren eindeutig mehr Bürgerkriege zu bezeichnen als nach gewaltfreien Erhebungen. Letztere führten auch zu einem deutlichen Mehr an demokratischen Verhältnissen nach den jeweiligen Aufständen.

Gewaltsame Interventionen – in Afghanistan, Irak, Libyen oder Syrien – haben in allen Fällen versagt und die jeweiligen Länder ins Chaos gestürzt sowie zu unermesslichem Leid geführt.

Die Sendung beleuchtet auch den aktuellen Stand des gesamten Projektes im Herbst 2020 und zeigt Vorschläge zur Mitarbeit.

Studiogast: Ralf Becker, Koordinator der Initiative „Sicherheit neu denken – von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ im Auftrag der Evangelischen Landeskirche Baden

Moderation: Clemens Ronnefeldt, Internationaler Versöhnungsbund – Deutscher Zweig

Weitere Friedensfragen-Sendungen: https://www.youtube.com/playlist?list…

Macht die Finanzen der Parteien endlich öffentlich!

Quelle: abgeordnetenwatch.de

„Immer wieder führen Spenden an Parteien zu Skandalen, es gibt enge Verbindungen der Parteien zu Unternehmen, manchmal sogar Korruptionsfälle. Einer der Hauptgründe: Die Finanzen der Parteien sind viel zu undurchsichtig, bislang müssen nur Spenden offengelegt werden.

abgeordnetenwatch.de hat nun Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingereicht, denn im Grundgesetz-Artikel 21  (1) heißt es:

Die Parteien […] müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.

Doch es gibt einzig einen jährlichen sog. Rechenschaftsbericht – der schafft aber viel zu wenig Transparenz! Und: Ob oder wie geprüft wird, dass Angaben auch korrekt sind, darf die Öffentlichkeit überhaupt nicht erfahren. Das finden wir falsch und nicht verfassungsgemäß. Darauf zielt auch unsere Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

Bis Karlsruhe eine Entscheidung trifft, kann es allerdings Jahre dauern. Aber, es gibt einen Weg dieses langwierige Verfahren abzukürzen: Denn die Politik kann schon morgen für volle Transparenz bei den Parteifinanzen sorgen.

Unterstützen Sie jetzt unseren Appell mit Ihrer Stimme – gemeinsam fordern wir die Abgeordneten im Bundestag auf: Schaffen Sie vollumfängliche Transparenz bei den Finanzen der Parteien!“

Blockierte Machtübergabe: Warum sich die Republikaner nach Trumps Niederlage nicht von ihrem Alleinherrscher befreien können

Viele Republikaner unterstützen Trump bei seinem Versuch, den Machtwechsel aufzuhalten. Doch Topmanager drängen auf eine schnelle und geordnete Übergabe an die neue Regierung.

Corporate America wird nervös. Unter den Topmanagern des Landes wächst die Sorge, dass die nun schon seit 14 Tagen andauernde Hängepartie um den bevorstehenden Machtwechsel im Weißen Haus auch der Wirtschaft schaden könnte. Diese Woche stellten sich deshalb weitere namhafte Wirtschafts- und Finanzbosse bewusst hinter Joe Biden: Mary Barra, Vorstandsvorsitzende von General Motors, Microsoft-CEO Satya Nadel, Sonia Syngal, die Chefin der Modekette Gap, und Brian Cornell, Boss des Handelskonzerns Target, trafen sich mit dem designierten Präsidenten und Gewerkschaftsmitgliedern, um über das Wirtschaftsprogramm des Demokraten zu sprechen.

Das Treffen war auch ein Signal an Donald Trump, der über Twitter weiter über einen angeblichen Wahlbetrug lamentiert und sich nicht geschlagen geben will. Obwohl seine Anwälte mit ihren Klagen gegen die Wahlergebnisse in den besonders umkämpften US-Bundesstaaten reihenweise Niederlagen einstecken müssen, setzt der abgewählte Präsident weiter alles daran, den Machtwechsel zu verhindern.

Stützen kann er sich dabei auf seine Republikanische Partei, die offenbar den Zorn Trumps und seiner treuen Anhänger mehr fürchtet als den Verlust der Macht. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich die Republikaner im US-Bundesstaat Georgia einen parteiinternen „Bürgerkrieg“ liefern, obwohl sie dort am 5. Januar in zwei Stichwahlen ihre knappe Mehrheit im Senat verteidigen müssen.

Stolze Partei wird zur politischen Sekte

Die Republikaner haben sich unter Trump zu einer „One-Man-Show“ entwickelt. Dass die einstmals stolze Partei, die für wirtschaftliche Freiheit und Freihandel stand, auf ein Wahlprogramm verzichtete und Trump zu ihrem einzigen Inhalt erklärte, war für viele bereits ein böses Omen: „Die Republikaner werden noch extremer werden, als sie es jetzt schon sind. Sie werden die Partei für die Qanon-Mitglieder, für die extremistischen Gruppen wie die Proud Boys und die extremen religiösen Gruppen“, prophezeit Steve Schmidt, Mitbegründer des Lincoln Projects, einer Initiative von Anti-Trump-Republikanern.

Schmidt nennt den großen Teil der republikanischen Kongressabgeordneten „Feiglinge, die weiterhin große Angst vor dem Präsidenten haben. Schließlich hat Trump die Basis fest im Griff.” Die Partei sei heute vor allem von dem Personenkult um Trump dominiert.

„Kongressabgeordnete wollen wiedergewählt werden, und die Unterstützung des Präsidenten ist dafür extrem wichtig“, sagte Peter Hanson, Politologe am Grinnell College in Iowa. Das gelte gerade auch für das Rennen in Georgia. „Die anderen Sorgen – um die Institutionen und wegen der  Angriffe auf das Wahlsystem – scheinen da eher zweitrangig.“

Nach einer Umfrage des US-Magazins „Politico“ glauben rund 70 Prozent der republikanischen Wähler, dass die Wahl am 3. November „unfair“ war. Die Parteiführer stacheln den Unmut weiter an: „Wir gewinnen wegen unserer Ideen. Wir verlieren Wahlen, weil sie uns betrügen“, sagte der gerade wiedergewählte republikanische Senator und Trump-Getreue Lindsey Graham aus South Carolina und machte damit einen gefährlichen Realitätsverlust offenbar.

Für den designierten US-Präsidenten Joe Biden wird Trumps Realitätsblockade immer mehr zum Hindernis für einen Neuanfang. Hatte der siegreiche Demokrat die Verweigerungshaltung des Präsidenten auf Abruf anfangs noch als „Peinlichkeit“ abgetan, verschärft er jetzt seine Angriffe. Beim Treffen mit den Wirtschaftsbossen prophezeite Biden: „Es werden noch mehr Menschen sterben“, weil Trump die Amtsübergabe blockiere. Im Blick hatte er dabei die hohen Ansteckungszahlen in den USA.

Dort infizieren sich im Moment mehr als 150.000 Menschen jeden Tag neu mit dem Corona-Virus. Biden möchte deshalb Tempo machen und drängt darauf, endlich ein 3,4 Billionen Dollar schweres Hilfspaket für die Wirtschaft zu verabschieden. Die republikanische Mehrheit im Senat legt sich jedoch quer. Mitch McConell, bisheriger Mehrheitsführer der Republikaner in der zweiten Kongresskammer, weigert sich bis heute, Biden zu seinem Sieg zu gratulieren.

US-Wirtschaft wartet auf Corona-Hilfen

Die angeschlagene US-Wirtschaft braucht dringend Hilfe, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Im Oktober ist das Umsatzwachstum im US-Einzelhandel fast zum Stillstand gekommen. Insbesondere die wirtschaftlich starken Regionen der USA erhoffen sich von einem Präsidenten Biden ein besseres Management der Coronakrise.

Eine Untersuchung der amerikanischen Denkfabrik Brookings hat gerade herausgefunden, dass der Demokrat 477 Wahlkreise gewonnen hat, in denen etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA erwirtschaftet werden. Trump gewann fünfmal so viele Wahlkreise (fast 2.500), die aber nur für knapp 30 Prozent der Wirtschaftskraft stehen.

Hier zeigt sich der ökonomische Riss, der quer durch das Land geht und die bevölkerungsreichen, wirtschaftlich starken Metropolen vom ländlichen Small-Town-America trennt: ökonomisch, kulturell und politisch. Biden wird es schwer haben, diese zwei auseinanderstrebenden Wirtschaftswelten wieder zusammenzufügen. Dafür braucht er nicht nur den Schlüssel zum Weißen Haus, sondern auch eine Mehrheit im Senat. Und die bekommt er nur, wenn die Demokraten die beiden Stichwahlen in Georgia gewinnen.

Viele CEOs werden angesichts des Machtvakuums ungeduldig und drängen auf eine zügige und vor allem friedliche Machtübergabe. „Wir müssen das Ergebnis der Präsidentschaftswahl respektieren, so wie wir es bei jeder Wahl getan haben“, sagte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon. „Wir müssen auch eine friedliche Machtübergabe unterstützen.“ Und Hedgefonds-Manager Bill Ackman richtete sich auf Twitter an Donald Trump. „Es kommt die Zeit, in der man seine Zelte nach einem Kampf abreißen muss. Geben Sie sich würdevoll geschlagen, und rufen Sie alle Ihre Unterstützer zur Einheit auf.“

Nach Informationen des Nachrichtensenders CNN könnten die großen Unternehmerverbände ein gemeinsames Statement veröffentlichen, in dem sie Trump zum Anerkennen der Wahlergebnisse drängen. Die Wirtschaft fürchtet, dass sich Trumps Widerstand gegen den demokratischen Prozess negativ auf den Standort und das Image der USA auswirken könnte.

Der einflussreiche Business-Roundtable, an dem sich Spitzenmanager versammeln, erklärte, er respektiere das Recht der Trump-Kampagne, gegen angebliche Unregelmäßigkeiten gerichtlich vorzugehen, sehe aber „keine Anzeichen dafür, dass diese das Ergebnis verändern würde“.

Schon kurz nach der Wahl hatten sich rund 30 CEOs zu einem Zoom-Meeting verabredet, bei dem auch die Folgen eines politischen Coups diskutiert wurden. Jeffrey Sonnenfeld, ein renommierter Managementprofessor aus Yale, hatte das Treffen einberufen. Darunter waren die Chefs von Goldman Sachs, Johnson & Johnson, Walmart und Blackstone.

Auch der Chef der weltgrößten Private-Equity-Firma und Trump-Unterstützer, Steve Schwarzman, gehörte dazu. Damals verteidigte Schwarzman noch das Vorgehen des Präsidenten, gegen einen vermeintlichen Wahlbetrug zu klagen. Jetzt stellt sich auch der Trump-Getreue auf einen Machtwechsel ein: „Es sieht so aus, als habe Biden gewonnen“, sagte er bei einer virtuellen Konferenz der London School of Economics.

Berliner Polizei will zweites Leipzig verhindern „Querdenker“ planen Bundestags-Blockade – und drohen mit Gewalt

Quelle: Der Tagesspiegel

 Robert Kiesel Julius Geiler Alexander Fröhlich

16.11.2020

Berliner Polizei will zweites Leipzig verhindern „Querdenker“ planen Bundestags-Blockade – und drohen mit Gewalt

Kritiker der Corona-Politik wollen am Mittwoch erneut in Berlin protestieren. Rechtsextreme sehen den „Tag X“ gekommen. Die Polizei will konsequenter vorgehen.

Keine zwei Wochen nach den von Gewalt überschatteten Protesten sogenannter Corona-Leugner in Leipzig droht der nächste große Aufmarsch – diesmal in Berlin. In sozialen Netzwerken, über den Messengerdienst „Telegram“ und auf Veranstaltungen der „Querdenken“-Initiative wird bundesweit dazu aufgerufen, am kommenden Mittwoch  den Bundestag zu blockieren. Auch von einem erneuten Sturm auf das Parlament ist die Rede.

Beobachter warnen vor der Mobilisierungskraft der hunderttausendfach gelesenen Aufrufe und der Breite ihrer Absender. Neben Impf-Gegnern, Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern und AfD-Mitgliedern mobilisieren auch rechtsextreme Organisationen wie NPD oder Identitäre Bewegung nach Berlin. Von einer gefährlichen Gemengelage ist die Rede und von der Sorge davon, dass Politik und Polizei die Dynamik des Protests einmal mehr unterschätzen könnte.

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses, dass die Einsatzplanung laufe und ihre Behörde dazu im engen Kontakt zur Bundespolizei und zur Polizei des Bundestages stehen.

Für Mittwoch sei eine Kundgebung unter dem Titel „Stoppt das Infektionsschutzgesetz“ auf dem Platz der Republik, dem Vorplatz des Bundestages, mit 500 Teilnehmern angemeldet ist. Ebenfalls angemeldet sind zwei Gegenproteste in unmittelbarer Nähe zum Bundestag. Insgesamt sind sechs Versammlungen mit 5000 Teilnehmern angemeldet.

Zwar deutete Slowik ein konsequenteres Vorgehen als bei Verstößen gegen den Infektionsschutz bei früheren Demonstrationen an. Sie wies jedoch zugleich darauf hin, dass die Möglichkeiten der Polizei beschränkt seien. Die Polizei werde die Corona-Vorgaben wie Abstandsregeln und Maskenpflicht mit allen zulässigen Mittel durchsetzen, hieß es.

Polizei will Demos bei Corona-Verstößen „schnellstmöglich auflösen“

Wörtlich sprach Slowik von „deutlichen Maßnahmen“, benannte diese aber nicht konkret. „Wir werden alles daran setzen, keine Versammlungen ohne Mund-Nasen-Schutz zuzulassen“, sagte Slowik.. „Das ist nicht ganz einfach. Sollte es dennoch dazu kommen, dann natürlich auch diese schnellstmöglich aufzulösen.“

Bilder wie am Samstag vor einer Woche in Leipzig oder im August vor dem Reichstag sollten unbedingt vermeiden werden. „Wir werden und müssen über andere Maßnahmen als üblich nachdenken.“ Es gehe darum, die Verbreitung des Virus einzudämmen und das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen.

Die Berliner Polizei bleibe dennoch bei ihrem Grundsatz der Deeskalation, sagte Slowik. Die Polizeipräsidentin machte deutlich, dass Großversammlungen auch bei massenhaften Verstößen gegen Abstandsregeln und Schutzmaskenpflicht nicht einfach aufgelöst werden könnten. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte, die Polizei werde Straftaten zwar ahnden. Der Einsatz von Wasserwerfern wie bei einer Corona-Demo am Wochenende in Frankfurt/Main widerspreche aber dem Deeskalationsgebot.

„Wir sollten uns nichts vormachen. Zigtausend Menschen, die sich weigern, zu gehen und politische Maßnahmen nicht akzeptieren, werden nicht binnen kürzester Zeit auseinanderzubringen sein“, sagte Slowik. Es sei mit gewaltsamem Widerstand zu rechnen.

Polizeipräsidentin: Demo-Obergrenze von 100 bis 500 Leuten nötig

Slowik forderte wie zuvor die Gewerkschaft der Polizei (GdP), in der Pandemie bei Demonstrationen die Zahl der Teilnehmer auf 100 bis 500 zu begrenzen. Nur bei dieser geringen Obergrenze sei es der Polizei möglich, Demonstrationen und Versammlungen bei Verstößen gegen die Corona-Regeln schnellstmöglich aufzulösen. Die Forderung kommt für Mittwoch ohnehin zu spät. So schnell ließe sich der Schritt nicht in geltendes Recht gießen.

Und die Polizeipräsidentin wies auf die Probleme hin, die ein härteres Vorgehen mit sich bringt. Für „deutliche Maßnahmen“ sei der Rückhalt aus der Politik und Gesellschaft nötig, „dass ein derart deutliches Vorgehen auch mitgetragen wird“.

Bei den Demonstrationen nehme ein breiter Querschnitt der Bevölkerung teil: Bürger, Familien, aber auch Reichsbürger, Rechtsextremisten und Hooligans. „Wir haben oft bei Versammlungen Einzelne, die gegen Regeln verstoßen. Aber bei den Corona-Demonstrationen sind es Tausende Menschen, die die Regeln nicht einhalten. Das ist etwas, das wir nicht kennen, das ist die Besonderheit“, sagte Slowik.

Demonstranten ziehen Vergleich mit dem Ermächtigungsgesetz

Anlass für die geplanten Proteste der Corona-Leugner ist die für Mittwoch im Bundestag vorgesehene Beratung des Gesetzentwurfs für das „Dritte Gesetz zum Schutz der Bevölkerung“, das sogenannte Infektionsschutzgesetz. Dabei geht es um Abstandsgebote, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Schließungen von Geschäften und Verbote von Veranstaltungen.

In zahlreichen Aufrufen wird der Entwurf mit dem „Ermächtigungsgesetz“ von 1933 verglichen und behauptet, der Entwurf besiegele den Weg Deutschlands in eine Diktatur. Der unter Rechtsextremen seit Jahren propagierte „TagX“ sei am Mittwoch gekommen, die Gewaltanwendung gegen den Staat und seine Behörden legitimiert, heißt es weiter.

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