Bausch konkretisiert: Es dürfe keinen Verzicht auf diese Gebiete geben, es sollten Autonomiegebiete werden. Ob das funktioniere, wisse man natürlich nicht, aber wenigstens müsse man es versuchen „und testen, ob Putin es ehrlich meint“, wenn dieser behaupte, er sei verhandlungsbereit.
Ideen gibt es also – genauso wie Unsicherheit. Theologin Büttner befürchtet, dass der Plan nicht gelingt, und biegt ab in die Innenpolitik hierzulande. „Wir sollen jetzt ‚kriegstüchtig‘ werden. Als Theologen müssen wir sagen: Dazu sind wir nicht bereit.“ Das gibt Applaus.
Nielebock untermauert, was Kriegstüchtigkeit bedeutet: Brücken und Straßen von Ost nach West würden bevorzugt saniert, im Medizingrundstudium werde die Chirurgie wichtiger. Und er verweist darauf, dass vergangene Woche der Bayerische Landtag das Gesetz zur Förderung der Bundeswehr beschlossen habe, das Universitäten anweist, mit der Bundeswehr zusammenzuarbeiten, und das Zivilklauseln verbietet (die allerdings aktuell keine bayerische Uni hat). Zudem heißt es in dem Gesetz: „Die Schulen arbeiten mit den Jugendoffizierinnen und Jugendoffizieren der Bundeswehr im Rahmen der politischen Bildung zusammen.“
Als Mitglied der Servicestelle Friedensbildung in Schulen fordert Nielenbock: „Wir müssen uns wehren gegen eine Pädagogik der Verteidigung.“ Er betont, es gebe gewaltfreie und erfolgreiche Formen von Verteidigung, mahnt aber auch: „Die Friedensbewegung muss bei ihren Überlegungen immer die Sicherheit der Ukrainerinnen und Ukrainer berücksichtigen.“ Die Ukraine brauche Sicherheitsgarantien. Denn wenn akzeptiert würde, dass eine andere Macht, Grenzen einfach verändern könne, wären die Folgen furchtbar: „Dann hat man Wilden Westen“.
Hermann erklärt zum Abschluss, man wolle mit der Initiative nicht zu hoch greifen. Vielleicht gebe es friedliche Strategien, die zu einem Ende des Ukrainekrieges führen – welche, wüssten sie aber auch nicht. Und er warnt davor, ständig nur Bekenntnisse abzugeben. Damit öffne man die gesellschaftliche Debatte eher nicht. Auch findet er es wichtig, in der Friedensbewegung ernsthaft darüber nachzudenken, welche Folgen es hat, wenn man sich nicht wehrt. „Ich bin nicht sicher, ob das funktioniert.“ Aber es sei auch nicht klar, ob funktioniere, was die andere Seite sagt und tut mit ihren Aufrüstungsplänen und Waffenlieferungen. „Ich sehe die Zivilisation bedroht“, sagt Hermann. „Also müssen wir zivile Wege ins Spiel bringen. ‚Pazifist‘ heißt übersetzt: Jemand, der Frieden macht.“
Wer Kontakt zur Gruppe sucht, kann sie anmailen: aufbruch-zum-frieden@e.mail.de
Die Kontext-Veranstaltung im Merlin wurde mitgeschnitten – hier geht’s zur Audioaufzeichnung und hier zur Videoaufzeichnung.