Mobilitätswende

„Gerne wird der Verkehr geschont, wenn es um Veränderung geht. Doch seine Bedeutung für Klimawandel, Luftverschmutzung, Flächenverbrauch und Unfallrisiken ist unabweislich. Der Transport von Menschen und Gütern geht aber auch anders: weniger (vor allem automobile) Wege, sparsame (effiziente) Verkehrsmittel, intelligente öffentliche Angebote, attraktive Infrastrukturen für Rad- und Fußverkehr sowie klima- und umweltverträgliche Kraftstoffe.

Mobilität als Grundbedarf des Menschen und als unabdingbare Voraussetzung für das Überleben ist kein Selbstzweck, sie ermöglicht die Aktivitäten des Menschen im Raum. Man geht oder fährt zu bestimmten Orten, um dort zu arbeiten, um einzukaufen, um sich zu bilden, etwas zu erledigen oder sich zu erholen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Mobilität und Nutzen

Während beim Verkehr die Bewegung im Vordergrund steht, sind es bei der Mobilität die Zwecke bzw. Aktivitäten des Menschen. Das Wuppertal Institut stellt bei seinen Betrachtungen diesen Nutzen in den Vordergrund und fragt, wie er erreicht werden kann ohne die Umwelt über Gebühr zu belasten.

Bevölkerungswachstum und die Verbesserung der Lebensbedingungen sind international starke Treiber für eine Steigerung des Mobilitätsbedarfs und des Verkehrsaufkommens. Während die große Herausforderung für die sich entwickelnden Länder darin besteht, dies nachhaltig zu bewältigen, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zu ermöglichen, kommt es für die Industrieländer darauf an, ohne Abstriche am Lebensstandard Verkehr und insbesondere motorisierten Individualverkehr drastisch abzusenken. Aber wie? Nachfolgend zwei Beispiele.

Vorrang für Rad- und Fußverkehr

Im Vordergrund steht, den umweltschonenden Verkehrsmitteln mehr Geltung zu verschaffen, allen voran dem Rad- und Fußverkehr, gefolgt vom Öffentlichen Personennahverkehr. Eine weitere Strategie ist die Vermeidung von Verkehren, sei es für den Transport von Personen oder Gütern. Hierzu können angepasste Raum- und Siedlungsstrukturen, die Wege verringern, ebenso beitragen wie eine effizientere Logistik, die auf eine verbesserte Auslastung der Transportsysteme setzt. Aber auch die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer/-innen gilt es zu hinterfragen, wenn Verkehrsvermeidung fruchten soll.

Leichter, effizienter, klimafreundlich

Wie weiter umgehen mit dem heute größten Problemverursacher – dem motorisierten Verkehr? Hier effizienter zu werden heißt, nicht nur eine verbesserte Technik einzusetzen, sondern das Fahrzeug als Ganzes auf den Prüfstand zu stellen. Weniger energie- und ressourcenfressendes Gewicht auf die Straße zu bringen, kann ein zentraler Lösungsbeitrag sein. Zugleich gilt es, langfristig auf CO2- und schadstoffarme Antriebstechnologien und Kraftstoffe umzuschwenken.

Dass dieser Systemwechsel gelingt, ohne dass neue Probleme entstehen (z. B. durch die Herstellungsbedingungen alternativer Kraftstoffe), daran arbeitet das Wuppertal Institut. Es begleitet aber auch Kommunen und Städte, die sich aufgemacht haben, um Mobilität und Verkehr neu zu denken und fördert den internationalen Austausch von guten Beispielen.“

Quelle: Website des Wuppertal Instituts

Energiewende

„Der Umbau zu einem Energiesystem ohne nukleare und fossile Energien erfordert ein intelligentes Zusammenspiel von Energieeinsparung und -effizienz mit den Erneuerbaren sowie das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Wirtschaft und Politik.

Die deutsche Energiewende gehört zweifellos zu den größten und komplexesten Veränderungsprozessen, für die es weltweit bisher keine Blaupause gibt. Das Wuppertal Institut gehört zu den Vordenkern, ohne deren Analysen dieser tiefgreifende Wandel nicht in Angriff genommen worden wäre.

Häufig wird die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und deren Systemintegration gleichgesetzt. Dies greift im doppelten Sinne zu kurz. Zum einen vernachlässigt dies mit der Steigerung der Energieeffizienz die zweite wesentliche Säule für den nachhaltigen Umbau des Energiesystems, zum anderen wird die Debatte auf eine primär technische Gestaltungsaufgabe verkürzt.

Ein Bündel von Herausforderungen

In der Realität stellt sich ein Bündel von Herausforderungen. Einerseits geht es um die technologisch komplexe Integrationsaufgabe erneuerbarer Energien und hier insbesondere um die Einbindung der fluktuierend einspeisenden Wind- und Solarenergie in das bestehende System. Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, erneuerbare Energien und Energieeffizienztechnologien miteinander zu Systemlösungen zu kombinieren.

Konflikte um Ressourcen

Bei der Umsetzung der Energiewende, die sich insbesondere auf Klimaschutz und den Ausstieg aus der Kernenergie richtet, dürfen mögliche Konflikte mit anderen Umweltzielen nicht aus den Augen verloren werden. Die Ressourcenherausforderung liegt darin, in Bezug auf die Schlüsseltechnologien der Energiewende zu prüfen, inwiefern kritische Ressourcen zum Einsatz kommen (z. B. seltene Erden, toxische Materialien) und ob es zu Konflikten bei der Flächennutzung kommt.

Gemeinsam auf den Weg machen

Alle politischen Ebenen (angefangen bei der EU über den Bund, die Bundesländer bis hin zu den Regionen und Kommunen) müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach dem richtigen Transformationspfad suchen. Ein solcher konsistenter Mehrebenen-Politikansatz ist daher von zentraler Bedeutung. Wichtig ist aber auch, über Wahlperioden hinweg die mittel- und langfristigen Etappen nicht aus dem Auge zu verlieren.

Vom Konsumenten zum ProSumer

Zur gesellschaftlichen Herausforderung gehört die direkte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Aufgrund der zukünftig deutlich stärker dezentral aufgestellten Energieversorgung wird diese für jeden von uns „erfahrbarer“ werden. Konsumenten nehmen eine immer aktivere Rolle ein. Durch die Installation eigener Anlagen als Einzelinvestition oder gemeinschaftlich im Rahmen von Bürgerenergieanlagen werden sie verstärkt zum Produzenten von Energie (ProSumer).

Energienachfrage senken

In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Verbesserungen der Energieeffizienz erreicht, wenngleich ihr großes Potenzial noch längst nicht erschlossen ist. Doch erzielte Verbesserungen werden oftmals durch Wirtschaftswachstum oder Rebound-Effekte zunichte gemacht. Hier kommt die Suffizienz ins Spiel. Diese Strategie zielt darauf ab, die menschlichen Grundbedürfnisse auf andere Weise mit weniger Energieeinsatz zu erfüllen. „Energiesuffizienz“ richtet sich auf die Frage, wie beispielsweise Bedarfe nach beheizter Fläche und beleuchteten Räumen begrenzt werden können oder wie sich Nutzungsarten, zum Beispiel von Geräten oder Fahrzeugen, verändern können. Wie diese oftmals kostengünstigste Strategie politisch nutzbar gemacht oder in Forschungsbereichen umgesetzt werden kann, ist bisher kaum in Ansätzen erforscht. Auch daran arbeitet das Wuppertal Institut.

Transformation gestalten

Die Umsetzung der Energiewende verläuft nicht linear, es wird verschiedene Phasen und zentrale Entscheidungspunkte geben, beispielsweise für den Aufbau neuer Infrastrukturen. Zudem verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen den Strukturen (Wärme-Strom-Mobilität) – insgesamt nimmt die Komplexität und Dynamik im System zu. Das Wuppertal Institut arbeitet daher an einem verbesserten Systemverständnis, der Analyse der sozio-technischen Interaktionen im System sowie der Gestaltungsmöglichkeiten von Transformationsprozessen.“

Quelle: Website des Wuppertal Institus

Mobilitätswende kommunal – Anregungen/Hinweise

Maßnahmen zur Radverkehrsförderung nach Themen

„Es gibt viele Möglichkeiten, den Radverkehr voran zu bringen – in nahezu allen Lebensbereichen. Die RadSTRATEGIE Baden-Württemberg, die das Kabinett des Landes Baden-Württemberg im Januar 2016 verabschiedet hat, schreibt acht Handlungsfelder fest.  …:

Durch diese Handlungsfelder wird die Radverkehrsförderung über alle Ressorts und über alle gesellschaftlichen Bereiche hinweg gedacht und vorangebracht. Hier gibt es die vollständige Fassung der RadSTRATEGIE Baden-Württemberg als Download.“

Quelle: Informationsportal zur Radverkehrsförderung


Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW)

„Die AGFK-BW ist ein Zusammenschluss von über 70 Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Fahrradverkehr im Land systematisch zu fördern und eine neue Radkultur zu etablieren.

Radfahren muss zügig, sicher und bequem möglich sein. Dazu bedarf es eines umfassenden Ansatzes der Radverkehrsförderung, der deutlich über die Verbesserung der baulichen Infrastruktur hinausgeht. Auch Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Dienstleistungsangebote (z.B. Leihräder oder Fahrradmitnahme im ÖPNV) stehen auf der Agenda der AGFK-BW, um den Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtverkehr zu erhöhen.

Das Netzwerk der AGFK-BW macht die Erfahrungen anderer Landkreise, Städte und Gemeinden im Bereich der Radverkehrsförderung für alle Mitglieder nutzbar und berücksichtigt dabei deren unterschiedliche Ansprüche. Koordiniert wird das Netzwerk von der Geschäftsstelle bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) in Stuttgart, die die Mitarbeiter in den Verwaltungen der Mitgliedskommunen spürbar entlastet.“

Quelle: Website der AGFK-BW


Gute und reichhaltige Anregungen für eine kommunale Verkehrswende auf der Website der Heinrich-Böll-Stifung 


Am 7./8. Juni 2018 veranstaltete das Umweltbundesamt und das Deutsche Institut für Urbanistik unter Mitwirkung des Deutschen Städtetages in Dessau-Roßlau einer Fachtagung zum Thema: „Kommunal mobil 2018: Straßen und Plätze neu entdecken – Verkehrswende gemeinsam gestalten“(Programm mit Links zu den Abstracts)
Tilman Bracher, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin: Zusammenfassung: Auf dem Weg zur Verkehrswende – mit bürgerschaftlichem Engagement und engagierten Verwaltungen! (pdf, 132 kB)

Inhaltlich ging es um folgende Themen: Umgestaltung von Straßen und Plätzen – neue Lösungen; Engagement fördern – Bürgerschaft als Ressource; Nachhaltige Mobilität erlebbar machen – aber wie? Nutzen der Fördertöpfe – Woher kommt das Geld?


EUROPÄISCHE MOBILITÄTSWOCHE – jedes Jahr vom 16.-22. September 

Die EUROPÄISCHE MOBILITÄTSWOCHE ist eine Kampagne der Europäischen Kommission. Seit 2002 bietet sie Kommunen aus ganz Europa die perfekte Möglichkeit, ihren Bürgerinnen und Bürgern die komplette Bandbreite nachhaltiger Mobilität vor Ort näher zu bringen. Jedes Jahr, immer vom 16. bis 22. September, werden im Rahmen der EUROPÄISCHEN MOBILITÄTSWOCHE innovative Verkehrslösungen ausprobiert oder mit kreativen Ideen für eine nachhaltige Mobilität in den Kommunen geworben: So werden beispielsweise Parkplätze und Straßenraum umgenutzt, neue Fuß- und Radwege eingeweiht, Elektro-Fahrzeuge getestet, Schulwettbewerbe ins Leben gerufen und Aktionen für mehr Klimaschutz im Verkehr durchgeführt. Dadurch zeigen Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger, dass nachhaltige Mobilität möglich ist, Spaß macht und praktisch gelebt werden kann.


Städte als Orte der Verkehrswende – Perspektiven aus dem Ausland – Tagung Agora Verkehrwende 

 Nachdem Christian Hochfeld, Direktor der Agora Verkehrswende, die zentralen Fragestellungen umrissen hatte berichtete Holger Dalkmann vom World Resources Institute darüber, welche Handlungsstrategien Städte in verschiedenen Ländern bereits entwickelt haben, um den wachsenden Klimaschutzanforderungen gerecht zu werden. Susanne Böhler-Baedecker (Rupprecht Consult) präsentierte Forschungsergebnisse über das Verhältnis zwischen nationalstaatlicher Rahmensetzung und urbaner Mobilitätspolitik in verschiedenen Ländern. Schließlich trug Sami Sahala vor, wie die Stadt Helsinki mit den Herausforderungen der städtischen Mobilitätswende umgeht. (Am 11.07.2017 veröffentlicht)


Fördergelder für Kommunen

Um die Verkehrswende zu beschleunigen, brauchen Städte Geld für Planung und Bau von Infrastruktur sowie für Kommunikation.

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg bietet auf seiner Website eine regelmäßig aktualisierte Übersicht seiner Förderprogramme an – sei es für Fahrradabstellanlagen, E-Mobilität oder den ÖPNV.

Die „Lotsenstelle Fonds Nachhaltige Mobilitätim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt Kommunen dabei, Masterpläne für saubere Stadtluft zu erstellen und die geplanten Maßnahmen in Förderprogramme des Bundes einzuordnen. Dadurch hilft sie den Städten und Gemeinden, Zuschüsse für die geplanten Vorhaben zu bekommen.

Die Förderfibel des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) bietet die Möglichkeit, nach Förderprogrammen für den Radverkehr in Deutschland zu suchen. Dank eines Filters kann man gezielt nach bundes- und landesweiten Fördermitteln und nach verschiedenen Unterthemen wie Planung oder Verknüpfung von Radverkehr und ÖPNV zu suchen.

Im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft 2017–2020“ fördert das BMVI die Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme. Zwar ist die Antragstellung derzeit nicht möglich, ein neuer Förderaufruf ist aber für Anfang 2019 geplant.

Kommunaler Klimaschutz:  Mit der Kommunalrichtlinie im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) seit 2008 Klimaschutzmaßnahmen in Kommunen, vor allem in den Bereichen Mobilität (z. B. den Bau neuer Fahrradwege, die Umsetzung einer intelligenten Verkehrssteuerung), Abfall, Abwasser und Trinkwasserversorgung. Der nächste Antragszeitraum startet am 1. Januar 2019 und läuft bis zum 31. März 2019. Neben den Kommunen sind auch Betriebe mit kommunaler Beteiligung, Bildungsträger und Sportvereine antragsberechtigt.

Mehr Information auf der Website der Heinrich-Böll-Stiftung

Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Städte und Kommnen

„Seit 2012 wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis – bis dahin nur für Unternehmen vorgesehen – in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städtetag auch für Leistungen von Städten und Gemeinden vergeben. Das Difu entwickelte als Partner Vorschläge für das kommunalbezogene Auswahl- und Prämierungsverfahren in Anlehnung an die bisherige unternehmensbezogene Methodik. Es wertet auch die elektronischen Bewerbungen aus.

Ausgezeichnet werden Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten die Stadtentwicklung vorbildlich nachhaltig gestalten und damit den Gedanken einer zukunftsfähigen Gesellschaft fördern. Die Initiative geht von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. aus, die auch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, Wirtschaftsverbänden, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen als Deutschlands wichtigste Auszeichnung für Nachhaltigkeit etabliert hat.

Weitere Partner bei der Konzeption des Wettbewerbsverfahrens und bei der Bewertung der Wettbewerbseinreichungen sind das Wuppertal-Institut und ICLEI.“

Quelle: Deutsches Institut für Urbanistik