Markus Lanz: Deutscher Wohlstand am Abgrund?

#Strompreise #Blackout #Inflation – Deutscher Wohlstand am Abgrund? | Markus Lanz vom 06. September 2022 –974.816 Aufrufe – 07.09.2022 –ZDFheute Nachrichten –

Robert Habeck hat am Montag bekannt gegeben, dass zwei der drei noch laufenden Atomkraft-werke bis April 2023 weiterlaufen sollen, um sich vor einem Blackout zu wappnen.

Dass diese Atomkraftwerke aber „Gamechanger“ in der aktuellen Situation sind, sieht der Grünen-Politiker und Oberbürgermeister Tübingens, Boris Palmer, nicht wirklich. Vor allem bei der Frage der Strompreise würden die Atomkraftwerke keine Rolle spielen, denn der Strommarkt ist so geregelt, dass sich der Preis an dem teuersten, herstellenden Kraftwerk orientiert. Dadurch entsteht unter normalen Bedingungen ein faires Verhältnis, doch jetzt profitieren viele Unternehmen. Diese Zufallsgewinne betreffen vor allem Erzeuger erneuerbarer Energien, aber auch klimaunfreundliche Unternehmen wie Kohlekraftwerke. Die Gewinne sollen nun bald abgeschöpft werden.

Auf die Frage von Markus Lanz, wie Palmer zu den Zufallsgewinnen steht, antwortet dieser: „Ich bin dagegen, dass ich diese Gewinne mache!“ Die Stadtkraftwerke seiner Stadt Tübingen erzielen diese Zufallsgewinne selbst enorm und er meint, dass der soziale Aspekt bei diesen Gewinnen wichtiger sei, als das Profitieren an einer Krise. Eine Idee wäre, Gaskraftwerke aus der Regulierung des Strommarktes herauszunehmen und kunden-freundliche Preise zu erzielen. Preise sind ein Schlagwort, was ihm bezüglich der deutschen Industrie Sorgen bereitet.

Er unterstützt die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger, doch kritisiert er im gleichen Atemzug, dass die Bundesregierung zu wenig auf die Industrien schaut. Betriebe, die enorm auf Gas angewiesen sind, müssen um ihre Existenz bangen. Die hohen Kosten und die ab Oktober kommende Gasumlage könnten dazu führen, dass ganze Industriezweige wegbrechen und nach Ostasien verschwinden. „Wir stehen wirklich am Abgrund einer Deindustrialisierung“, befürchtet Boris Palmer, wo wiederum der Wohlstand als Folge darunter leidet und die finanzielle Krise in Deutschland nur schlimmer werde.

Den gesamten Talk findet ihr hier: https://kurz.zdf.de/5lKm/

Weitere Gäste in der Sendung: Roderich Kiesewetter, Politiker Der Oberst a.D. der Bundeswehr und CDU-Politiker äußert sich zur Entwicklung des Ukraine-Krieges, der Lage am AKW in Saporischschja sowie zum Zustand der Armeen der beiden Kriegsparteien. Ranga Yogeshwar, Journalist Der Wissenschaftsjournalist erläutert, warum er den AKW-Streckbetrieb als problematisch erachtet. Ferner legt er seine Bedenken gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine dar. Alice Bota, Journalistin Die „Zeit“-Autorin analysiert das Ringen um die Verlängerung der Atomlaufzeit und um die Entlastungsmaßnahmen. Zudem äußert sie sich zur deutschen Außenpolitik während des Ukraine-Krieges. ___

Ukraine: Ex-Brigadegeneral Erich Vad geht von einem langen Abnutzungskrieg aus

Ex-General: „Ukrainer spielen ein Katz-und-Maus-Spiel“ | ntv –150.587 Aufrufe 09.09.2022 –ntv Nachrichten – 

Zu Beginn des Krieges waren sich Militärexperten eines schnellen Sieges Russlands über die Ukraine sicher. Seit mehreren Wochen überraschen die ukrainischen Streitkräfte mit anhaltendem Widerstand und der Rückeroberung einzelner Gebiete . Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj sind seit Anfang des Monats ein Gebiet von 1.000 Quadratkilometer wieder zurückerobert worden, unter anderem am Donnerstag die Stadt Balaklija im Gebiet Charkiw.

Der Brigadegeneral a.D. Erich Vad erläutert im Interview mit Vivian Bahlmann, inwiefern die Ukraine Chancen hat, sich ihr Land zurückzuerobern und welche Rolle dabei Waffenlieferungen aus dem Westen spielen.

Energie-Grundversorgung sichern und Luxusverbrauch beschränken

Quelle: Website attac Deutschland

Energie-Grundversorgung sichern und Luxusverbrauch beschränken

Attac unterstützt Dossier des Konzeptwerks Neue Ökonomie

Statt eines fossilen Rollbacks mit Laufzeitverlängerung für Atomkraft und Investitionen in LNG braucht es soziale und klimagerechte Maßnahmen für einen fairen Umgang mit der Energiekrise. Wie diese aussehen können, präsentiert das Konzeptwerk Neue Ökonomie (KNOE) in ihrem aktuellen Dossier „Energiepreise: Transformative Wege aus der Krise “, das von Attac und anderen Organisationen unterstützt wird.

Kernelement des Dossiers ist ein Recht auf eine Energie-Grundversorgung. Diese soll mittels Preisdeckel für den Grundbedarf und progressiver Energietarife für höhere Verbrauche umgesetzt werden. Damit wird die Energiewende gefördert, Sicherheit für alle geschaffen und gleichzeitig Luxusverbrauch beschränkt.

„Verteilung und Bepreisung von Energie ist ungerecht und wenig nachhaltig. Energieintensive Industrien erhalten Vergünstigungen, Haushalte mit höherem Verbrauch werden durch Tarifmodelle mit Grundpreis bevorzugt. Wir brauchen einen Fixpreis für die Grundversorgung von privaten Haushalten mit Strom und Gas. Im Gegenzug muss verschwenderisch hoher Verbrauch höher bepreist werden.  Das entlastet unmittelbar, belastet Luxusverbrauch und ist gelebte Umverteilung“ sagt dazu Carmen Junge, Mitglied in Koordinierungskreis von Attac Deutschland.

Die Bundesregierung setzt in der aktuellen Krise auf falsche Lösungen wie neue Erdgasimporte und Ölbohrungen, statt den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Gleichzeitig schlagen fossile Energiebranchen aus der angespannten Marktlage Riesenprofite“ ergänzt Thomas Eberhardt-Köster, ebenfalls Mitglied im Koordinierungskreis.

Wir fordern zusammen mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie und anderen Organisationen die Abschöpfung von Gewinnen und ausreichende Transferleistungen für Menschen mit geringem Einkommen. Strom- und Gasabschaltungen müssen untersagt werden. Stattdessen ist die gezielte Drosselung von nicht lebensnotwendiger Industrieproduktion notwendig. Über allem steht jedoch das schnelle Ende jeglicher fossiler Energien, um den Klimakollaps noch zu verhindern. Dafür wird sich Attac zusammen mit Betroffenen, Sozialverbänden, Gewerkschaften, sozialen und der Klimagerechtigkeitsbewegung einsetzen.“
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Experten über Entlastungsmaßnahmen: Was den Ärmsten wirklich helfen würde

Experten über Entlastungsmaßnahmen: Was den Ärmsten wirklich helfen würde

Von Marie Illner – Aktualisiert am 05.09.2022 – Quelle: 1 & 1

Die Energiepreise steigen weiter, die Inflation liegt inzwischen bei knapp acht Prozent. Immer mehr Stimmen aus Politik und Wirtschaft schlagen Alarm. Die „Tafel Deutschland“ twitterte: „Essen ist kein Luxus! #Armut steigt, Andrang bei den Tafeln und trotzdem keine nennenswerten Hilfen von der Ampel.“

„Ein Teil der Bevölkerung wird im Winter die Strom- und Heizrechnungen nicht mehr bezahlen können“, warnt ein User bei Twitter. Ein anderer schreibt: „Menschen in diesem Land können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen & die Regierung verteilt Dusch-Tipps. Die Preise müssen sinken“.

Ein drittes Mal Prinzip „Gießkanne“?

Die Bundesregierung hat nun ein drittes Entlastungspaket beschlossen. Inhalt sind unter anderem Einmalzahlungen für Studierende, Auszubildende sowie Rentner, außerdem die Einführung einer Strompreisbremse, mehr Kindergeld und ein Heizkostenzuschuss für Bezieher von Wohngeld. Zu den Maßnahmen aus den vorherigen Entlastungspaketen zählte beispielsweise eine Energiepreispauschale, der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket.

Ulrich Schneider, Geschäftsführer vom Wohlfahrtsverband „Der Paritätische“, hatte im Vorfeld des neuen Paketes bereits gefordert: „Die Regierung darf den Fehler des ersten #Entlastungspakets nicht wiederholen: Kein Geld mit der #Gießkanne ausschütten. #Gaspreisdeckel oder Steuersenkungen sind der komplett falsche Weg. Stattdessen muss Solidarität eingefordert werden mit denen, die es allein nicht schaffen.“

Immer wieder wird gefordert, „nicht mit der Gießkanne“ vorzugehen, sondern „zielgenau“ zu entlasten. Was aber heißt das? Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Dullien sagt: „Wenn man tatsächlich nur die Ärmsten unterstützen möchte, sind Einmalzahlungen an Transferempfänger und Empfängerinnen – wie man sie auch im Sommer schon genutzt hat – das beste Instrument“. Davon sind im neuen Entlastungspaket mehrere enthalten: Studierende und Azubis bekommen 200 Euro, Rentner 300.

Welche Instrumente zielgenau sind

Auch Heizkostenzuschüsse an Haushalte mit Wohngeld seien sehr zielgenau, ebenso wie der Kinderbonus, meint Dullien. Zwar bekommen dabei auch reiche Eltern mehr Geld, der Bonus wird aber mit dem Kinderfreibetrag verrechnet. „Deshalb kann man ihn zielgenau nur bestimmten Einkommensgruppen zukommen lassen“, erklärt der Experte.

Forschungsergebnisse haben bereits jetzt gezeigt, dass die Ärmsten in der Bevölkerung im Verhältnis besonders hart von den Preissteigerungen getroffen werden. Dullien sagt aber auch: „Derzeit zeichnet sich ab, dass die Belastungen insbesondere bei Haushalten mit Gasheizung bis in obere Einkommensgruppen so groß sein dürften, dass eine Entlastung auch der ‚Normalverdiener‘ sinnvoll ist.“

Entlastungspaket

„Fatales Signal“, „Licht und Schatten“: Die Reaktionen auf das Entlastungspaket

Experte: Rezession droht

Viele Haushalte auch in der Mitte der Einkommensverteilung hätten nicht ausreichend Ersparnisse, um den Gaspreisschock zu verkraften, ohne ihre Konsumausgaben an anderer Stelle deutlich zurückzufahren.

„Ein solches Zurückfahren der Konsumausgaben von der breiten Mitte aber droht, Deutschland in die Rezession zu stoßen“, warnt Dullien. Bei einer Rezession, auch Abschwung genannt, kommt es zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit.

„Es wird schwierig, wenn man Menschen mit eher niedrigen Einkommen, aber jenseits der Transfergrenzen erreichen möchte“, gibt Dullien zu. Hier fehle in Deutschland eine zentrale Datenbank der Haushalte mit ihren Einkommen oder auch nur die Infrastruktur, diese Menschen zu erreichen. „Bislang bleibt die einzige Möglichkeit, zunächst ‚mit der Gießkanne‘ die Mittel auszuschütten und sie dann über das Steuersystem bei den Reicheren wieder einzusammeln“, erklärt der Experte.

Rentner nicht aus dem Blick verlieren

Das habe man so auch bei der Energiepreispauschale gemacht, die zunächst an alle Erwerbstätigen ausgezahlt und dann der Besteuerung unterworfen wurde. „Dabei gab es allerdings hochproblematische Lücken: Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende sind weitgehend leer ausgegangen“, erinnert er. Nun hat die Bundesregierung nachgesteuert – ein Punkt, den auch die Sozialverbände lautstark eingefordert hatten.

Für den „VdK“ hatte Verena Bentele vorab gefordert: „Die Regierung muss jetzt schnell liefern, denn ab Oktober steigen die Gasabschläge. Entlastungen müssen gezielt erfolgen und nicht nach dem Gießkannenprinzip. Wer keine Rücklagen bilden kann, dessen Geld reicht heute kaum noch für das Lebensnotwendige.“

Viele Menschen hätten große Angst, künftig Lebensmittel, Strom, Gas und Öl nicht mehr bezahlen zu können. „Strom- und Gaskonzerne dürfen nicht länger Profiteure der aktuellen Energiekrise sein“, so Bentele. Eine Übergewinnsteuer dürfe nicht länger ausgeschlossen werden.

„Kommen müssen eine 300-Euro-Energiepauschale für Rentnerinnen und Rentner sowie höhere, armutsfeste Regelsätze beim geplanten Bürgergeld und in der Grundsicherung sowie eine Kindergrundsicherung“, sagt sie. Das Wohngeld müsse so reformiert werden, dass es einen dauerhaften Heizkostenzuschuss für alle einkommensschwachen Haushalte umfasse. Die ersten beiden Punkte wurden nun von der Regierung umgesetzt.

Anschlusslösung für das Neun-Euro-Ticket

Ins Spiel bringt Bentele aber auch ein Kündigungsmoratorium für Mieterinnen und Mieter. „Sie dürfen nicht auf der Straße landen, wenn sie ihre Miete wegen der immensen Energiepreise nicht zahlen können“, sagt Bentele.

Zudem müsse die Mehrwertsteuer von sieben Prozent auf Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse abgeschafft werden. „Das wäre eine spürbare Entlastung, die sofort wirkt“, ist sich Bentele sicher.

Zu den Forderungen zählt auch eine Nachfolgelösung für das Neun-Euro-Ticket. „Menschen mit wenig Geld müssen weiterhin mobil sein können, das muss auch im neuen Bürgergeld berücksichtigt werden. Auch für Kinder aus einkommensschwachen Familien muss es eine Anschluss-Regelung geben“, so Bentele. Eine Anschlusslösung ist noch nicht konkret, im Gespräch sind aber Modelle für Monatstickets zwischen 49 und 69 Euro.

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Gaspreisdeckel bis Erhöhung der Grundsicherung

Ähnliche Forderungen kamen zuvor vom Sozialverband Deutschland (SovD). Präsidentin Michaela Engelmeier sagte: „Wir können die Krise nur bewältigen, wenn die Lasten gerecht verteilt werden“. Es sei Aufgabe der Politik, den Menschen die Angst zu nehmen.

„Sie brauchen mehr Geld in der Tasche und die Sicherheit, gut über den Winter zu kommen“, so Engelmeier. Zu ihren Forderungen zählte eine Heiz- und Stromkostenkomponente im Wohngeld und eine deutliche Ausweitung des Berechtigtenkreises.

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Ein Vorschlag von Dullien hat bei der Regierung scheinbar kein Gehör gefunden: Ein Gaspreisdeckel für einen Grundverbrauch sowie eine neue Energiepreispauschale für alle. „Mit beiden Maßnahmen würden die Ärmsten auch – und stärker als der Rest der Bevölkerung – entlastet, aber eben auch die breite Masse der Bevölkerung“, hatte der Experte erklärt.

Über die Experten:

  • Prof. Dr. Sebastian Dullien ist Volkswirt und wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
  • Verena Bentele ist Präsidentin des Sozialverbandes VdK.
  • Michaela Engelmeier ist Präsidentin des Sozialverbandes Deutschland SovD

Die (Un)bezahlbarkeit des Lebens

Quelle: Institut Soziale Moderne

Inflation, horrende Energiekosten, explodierende Lebensmittelpreise: Wir steuern unverkennbar auf eine Krise zu, die für Millionen Menschen zur Existenzfrage wird. Wir müssen uns aus linker Perspektive die Frage stellen, wie eine sozial gerechte Antwort auf diese Krise lautet und politisch umgesetzt werden kann. Das Schlagwort heißt: Umverteilung. Die Maßnahmen der Ampel-Regierung sind jedoch weit davon entfernt und kommende soziale Proteste drohen von rechts vereinnahmt zu werden.

In der neuen Folge des Transit Talk spricht Corinna Genschel (ISM) mit Sarah-Lee Heinrich (Grüne Jugend/ ISM), Ulrich Schneider (Paritätischer Wohlfahrtsverband) und Axel Troost (Die Linke/ ISM) über die Krise, politische Alternativen und mögliche Allianzen.