Russland – autokratisch, nationalistisch, imperialistisch? Zur Rolle der inneren Verhältnisse Russlands für den Krieg.

Quelle: Website www.nie-wieder-krieg.org 

Das außenpolitische Verhalten eines Landes wird im Wesentlichen von zwei grundlegenden Faktoren bestimmt. Zum einen von der Position im internationalen System, sowie dessen Struktur und Dynamik. Zum anderen von den inneren ökonomischen, politischen, kulturellen Verhältnissen. Beide stehen in einem komplexen Wechselverhältnis zueinander.

So wird die russische Außenpolitik stark geprägt von Faktoren wie dem atomaren Gleichgewicht des Schreckens mit den USA, dem geopolitischen Verhalten des Westens, wie der NATO-Ostexpansion, und anderer großer Akteure wie China oder Indien. Kein Land existiert unabhängig von den anderen.

Welche Rolle und welches Gewicht aber kommt den internen Strukturen zu, wie dem russischen Kapitalismus, dem politischen System und den Machtverhältnissen sowie der Kultur und Geschichte?

Das westliche Narrativ in Politik und Medien blendet die Zusammenhänge zwischen internationalem System und russischer Außenpolitik weitgehend aus. Stattdessen werden Ursachen und Motive der russischen Politik ausschließlich an den inneren Verhältnissen festgemacht. Da ist die Rede von imperialen Machtgelüsten, wonach das Territorium der ehem. UdSSR zurückerobert werden soll. Oder Putin wolle die EU unterwerfen. Und es gibt eine regelrechte Inflation von Nazi-Vergleichen, mit denen der Krieg erklärt wird.

Aber auch in Teilen der Friedensbewegung und der gesellschaftlichen Linken wird unter Berufung auf klassische, linke Imperialismustheorien der Ukraine-Krieg als imperialistische Expansion interpretiert, die ihre Wurzeln im russischen Kapitalismus habe.

Was ist dran an diesen Erklärungen? Was davon ist Ideologie oder Propaganda?

Darüber diskutieren in einer virtuellen Gesprächsrunde:

  • Kai Ehlers, Publizist, Russlandforscher, zahlreiche Buchveröffentlichungen zum
    postsowjetischen Raum
  • Felix Jaitner, Wirtschaftswissenschaftler, Autor u.a. von „Einführung des Kapitalismus
    in Russland
    “(VSA)
  • Kerstin Kaiser, Slawistin, Leiterin des ehem. Moskauer Büros der Rosa Luxemburg Stiftung
  • Moderation: Rainer Braun