phoenix persönlich mit Cornelia Koppetsch am 14.06.19phoenix 15.613 Aufrufe 14.06.2019
Für die Soziologin Cornelia Koppetsch ist der Niedergang der Volksparteien, der sich bei den jüngsten Wahlen manifestiert hat, keine echte Überraschung: „Nicht durch Zufall haben wir einen Mitgliederschwund in den Verbänden, in den Gewerkschaften, in den Parteien, weil diese Institutionen von den Bürgern nicht mehr als so relevant erachtet werden, weil die Bürger auch spüren, dass die Musik woanders spielt. Dass es beispielsweise EU-Normen gibt oder dass das Klima sich eben nicht von einer Volkspartei regulieren lässt.“ Die Krise der traditionellen Volksparteien und die Herausbildung neuer Milieus sieht Koppetsch als Folge eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels, der bereits vor Jahrzehnten begonnen hat.
Inzwischen gebe es wieder eine „Klassengesellschaft“, die zum einen in den sozialen Brennpunkten vieler Städte, aber auch ihrer kosmopolitisch-akademischen Elite, den klassischen Grünen-Wählern, deutlich sichtbar sei. In den Grünen und in der AfD sieht Koppetsch „direkte Antipoden“. In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Michael Krons mit der Soziologie-Professorin Cornelia Koppetsch über die Veränderungen unserer Gesellschaft und über die Frage, welche Folgen sie für die Parteienlandschaft hat. Cornelia Koppetsch, die sich für ihr aktuelles Buch „Die Gesellschaft des Zorns“ vor allem mit der AfD auseinandergesetzt hat, warnt davor, die Wählerschaft als „Nazis“ oder „autoritäre Persönlichkeiten“ abzustempeln. Das greife zu kurz. „Eine Protestpartei wird dann relevant, wenn Menschen einerseits frustriert sind, enttäuscht, zurückgesetzt und gekränkt worden sind.“ Hinzu käme das Empfinden eines „Systemversagens“ und das Gefühl, dass die kulturelle Ordnung nicht mehr für alle gelte.
„AfD-Erklärerin“: Kritisiert ihre Thesen, nicht ihr Privatleben!