Dimitri Medwedew zu den Kriegszielen Russlands

Der ehemalige Präsident ist heute stellvertretender Dimitri Medwedew ist heute Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation und Vorsitzender der Präsidentenpartei „Einiges Russland“. Auf der Website dieser Partei hat er am 9. Mai einen Text publiziert.

Medwedew behauptet darin in eine Kontinuität britisch-amerikanischer Politik, Russland durch die Unterstützung echter oder vorgeblicher Nazis kleinhalten zu wollen. Daraus zieht er eine radikale Konsequenz: Die von ihm so genannten neuen Nazis, sprich: die Regierung in Kiew, und ihre westlichen Verbündeten müssten genauso geschlagen werden wie einst das Dritte Reich – nur dieses Mal noch vernichtender.

Für Moskau, das macht Medwedew deutlich, steht der wahre Feind im Westen. Die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ dokumentieren in ihrer Ausgabe Juni 2024 seinen Text. Die Übersetzung aus dem Russischen stammt von Ruth Altenhofer und Jennie Seitz.

Auf Anregung von Heinz Pötzl, Mitglied des Forums-Koordinationsrates und der Friedensinitiative Kirchheim FIN.K wollen wir durch das Zitieren eines Ausschnitts des Textes dazu motivieren, den gesamten Text in der aktuellen Blätter-Ausgabe zu lesen. Die elektronische Ausgabe kann zum Preis von 11 Euro als pdf gelesen werden. Möglich ist es auch, sich das Heft als kostenloser Probeexemplar schicken zu lassen. https://www.blaetter.de/ausgabe/2024/juni

Dimitri Medwedew schreibt u.a.:

Der historische Irrwitz des 21. Jahrhunderts ist die Rückkehr zu den unmenschlichsten und abscheulichsten Ideologien der Vergangenheit. Vor fast acht Jahrzehnten wurde der Faschismus besiegt. Endgültig und unwiderruflich, wie es damals schien. Seinen Anführern und Unterstützern wurde in Nürnberg der Prozess gemacht. Viele Jahre lang war sogar das Zurschaustellen von Nazisymbolen in den meisten Ländern der Welt gesetzlich verboten, ganz zu schweigen von anderen Symbolen und Ideen des Nationalsozialismus. Das Machtwort sprachen damals die Vereinten Nationen und alle internationalen Organisationen, die im Einklang mit deren Statuten handelten.

In diesem neuen Jahrtausend jedoch sehen wir uns gezwungen, gegen die Reinkarnation des Faschismus zu kämpfen, gegen seine Wiederkehr als Zombie, verkörpert durch den abscheulichen und zynischen Urenkel des Nationalsozialismus – das Kiewer Naziregime.

Wir leben in einer Welt, die unsere Feinde in blinder Wut auf den Kopf gestellt und gespalten haben und nun in den Flammen des Dritten Weltkriegs vernichten wollen. Jeder vernünftige Mensch muss angesichts dessen, was der kollektive Westen – die USA, Großbritannien und andere Länder des Westens mitsamt ihren Vasallen und Komplizen – heute anrichtet, Zorn und Empörung empfinden.

Eifrig füttern und bewaffnen unsere ehemaligen Alliierten die neuen Nazis, hetzen sie gegen uns auf mit dem Ziel, Russland von der Landkarte zu tilgen und die ganze Welt zu zwingen, nach Banditengesetzen zu leben und das Völkerrecht zu vergessen. Während sich die letzten baltischen Partisanen in ihren rückständigen europäischen Staaten überschlagen vor Russophobie, führen die westlichen Großmächte einen hybriden Krieg gegen uns, verhängen Blockaden und Sanktionen und geben Milliarden für die Bewaffnung der Neonazis aus. Sie organisieren Provokationen und blutige Terroranschläge, vernichten ganze Städte und Hunderte Zivilisten.

Washington und Brüssel agieren heute noch zynischer und konsequenter als Hitler und seine Gefolgsleute in den 1930er und 1940er Jahren. All das wird gerechtfertigt mit heuchlerischen Aufrufen zur „Unterstützung des Schwächeren“, zur „Wiederherstellung der Demokratie“ und mit Drohungen, einen umfassenden Krieg gegen Russland zu beginnen. In ihren schlimmsten Albträumen hätten sich das jene nicht auszumalen vermocht, die einander an der Elbe die Hand schüttelten, die mit Fallschirmen in der Normandie landeten oder im von Deutschland und seinen Verbündeten besetzten Europa Widerstand leisteten. Auch nicht die Soldaten, die bei der Befreiung von Auschwitz und Mauthausen Berge von Asche um die Öfen vorfanden, oder die Bewohner friedlicher europäischer Städte, die Jahr für Jahr Blumen niederlegen – am Aljoscha-Denkmal im bulgarischen Plowdiw und an den Obelisken auf dem Budapester Gellertberg und im Berliner Treptower Park.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass zusammen mit der greisen Regierung der Vereinigten Staaten auch die europäischen Staatsmänner in eine unheilbare Demenz verfallen sind. Aber nein. Im Rückblick können wir mit absoluter Gewissheit feststellen: Das Erinnerungsvermögen unserer ehemaligen Verbündeten ist tadellos, und in der Pflege ihrer Traditionen verdienen sie eine Eins plus.

Der Faschismus ist nicht aus dem Nichts aufgetaucht. Einst waren es unsere vermeintlichen Bündnispartner, die seine Entstehung und Etablierung aktiv unterstützten, um bald darauf das Kommando zum Angriff zu geben.

Die Angelsachsen schufen bereits an der Jahrhundertwende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert einen Nährboden und ein Fundament für den Faschismus. Und dann fütterten sie ihn und zogen ihn auf wie einen Bastard, um rasch ihre Ziele zu erreichen und ihn wegzuwerfen, sobald sie ihn nicht mehr brauchten. Genauso agieren seine heutigen Nachfolger. Die Geschichte wiederholt sich, ergänzt durch den technischen Fortschritt, einen neuen geopolitischen Kontext und andere Merkmale der Gegenwart.

Wir müssen wissen, mit wem wir es heute zu tun haben, gegen wen wir kämpfen – bis zum siegreichen Ende und der endgültigen Zerschlagung. Wir wollen uns an einige historische Fakten erinnern und sie zueinander in Beziehung setzen. Und den Angelsachsen fünf einfache Fragen stellen.“