Etwa 40 Menschen versammelten sich am Donnerstag, 10.12.2020 zur Mahnveranstaltung um 17.30 Uhr auf dem Kirchheimer Marktplatz. Sie erinnerten an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UN-Vollversammlung am 10. Dezember 1948.
„Alle Menschen haben ein Recht auf Leben!“
Mahnveranstaltung auf dem Marktplatz Mit Kerzenlicht, Alphorn- und Gitarrenklängen und eindringlichen Worten erinnerten mehrere Kirchheimer Initiativen und die GEW an den Internationalen Tag der Menschenrechte.
„72 Jahre nach dem Beschluss der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen müssen wir nach wie vor die Menschenrechte schützen und verteidigen – weltweit, in der Bundesrepublik und auch hier in Kirchheim“ – mit diesen Worten leitete Hans Dörr (GEW) die Veranstaltung ein.
Martin Lempp, einer der Initiatoren der „Kirchheimer Erklärung“ wies daraufhin, dass Menschenrechte „angeboren, unveräußerlich, universell und unteilbar“ seien. In einer Zeit, in der sich immer mehr Staaten von den Menschenrechten abwenden würden, müssten sich alle für deren Schutz einsetzen.
Karin Zweibrücker von „Amnesty International Kirchheim“ zitierte Eleanor Roosevelt, die Ehefrau des früheren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und die Vorsitzende der UN-Kommission, die 1948 die Menschenrechterklärung verfasst hatte. Auf die Frage „Wo beginnen die Menschenrechte?“ hatte Eleanor Roosevelt geantwortet: „An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim. …Diese Plätze sind die Welt des Einzelnen …So lange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung.“
Heinz Pötzl von attac Kirchheim und Renate Hirsch, aktiv beim AK Asyl Kirchheim und bei Amnesty, trugen im Wechsel einige zentrale Artikel aus der Menschenrechtserklärung vor. Sie starteten mit Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit): „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Heinrich Brinker und Yakub Kambir, zwei Initiatoren der „Kirchheimer Erklärung für eine gerechte, solidarische und vielfältige Gesellschaft – gegen Ausgrenzung, Demokratieverachtung, Hass, Hetze und Rassismus!“ machten deutlich, die „Kirchheimer Erklärung“ wolle als Appell und als Selbstverpflichtung Teile der Menschenrechtserklärung in politisches Handeln übersetzen. Es sei ermutigend, dass sich seit September 2019 bereits mehr als 400 Unterzeichner*innen zur „Kirchheimer Erklärung“ bekannt hätten.
Yakub Kambir erläuterte mit sehr persönlichen Worten den Entstehungshintergrund der Kirchheimer Erklärung: „Die Festnahme eines mutmaßlichen Mitgliedes einer terroristischen Vereinigung aus Kirchheim im Februar 2020 hat uns geschockt und sehr betroffen gemacht. Rechte Gewalt ist nun – vor allem für uns muslimischen Mitbürger*innen – noch greifbarer und bedrohlicher geworden. Es gibt keine vernünftige, sinnvolle und auch menschliche Alternative zum religions- und herkunftsübergreifenden Handeln und zum Verständnis füreinander.“
Mit vier Liedern unterstrichen Raphael Lindeke vom Duo „die zwei“ und Claudio La Vega die Botschaft der Redner*innen musikalisch. Das Alphorn-Trio Regina und Karl-Heinz-Schöllkopf und Jörg Dehlinger eröffnete und beendete die Veranstaltung. Willi Kamphausen wies auf die Möglichkeit hin, am Amnesty-Infostand drei Briefe zu unterzeichnen, die massiv bedrohte Menschen unterstützen sollen. Lobend erwähnte er die finanzielle Förderung der Veranstaltung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Kamphausen schloss mit dem Appell: „Menschenrechte dürfen nicht nur proklamiert werden – sie müssen gelebt werden. Alle Menschen haben ein Recht auf Leben!“