Außenseiter oder Kriminelle? Gesellschaftlicher Umgang mit radikaler Politik Universität Göttingen – 1.229 Aufrufe 13.06.2019 –
Prof. Dr. Dieter Thomä, Sozialphilosophie, St. Gallen : „Außenseiter oder Kriminelle? Gesellschaftlicher Umgang mit radikaler Politik“. Vortrag im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „Das sogenannte Böse – Das Verbrechen aus interdisziplinärer Perspektive“ an der Universität Göttingen, gehalten am 11. Juni 2019 in der Aula am Wilhelmsplatz.
Das Verbrechen ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Täglich werden wir in den Medien mit fiktionalen und realen Fällen von Kriminalität, insbesondere Gewaltkriminalität, konfrontiert. Aber auch im politischen Raum wird Kriminalität wieder verstärkt als wichtiges Problem wahrgenommen und das Gefühl der Bedrohung durch Kriminalität nimmt in der Bevölkerung zu. Die Ringvorlesung möchte dieser von momentanen Stimmungen und oberflächlichen Beobachtungen geprägten öffentlichen Debatte eine grundlegendere Betrachtung entgegensetzen.
Das Verbrechen begleitet die Menschheitsgeschichte von ihren Anfängen an. Schon früh haben sich verschiedene Disziplinen mit dem Verbrechen befasst. Waren es zunächst Philosophen, Theologen und Rechtsgelehrte, so sind es die sich seit dem 19. Jahrhundert etablierenden Wissenschaften der Biologie, Psychiatrie, Soziologie und der Psychologie, die sich zumindest in Teilbereichen mit Kriminalität beschäftigen. Sie stellen Fragen wie: Ist der Verbrecher „krank oder kriminell“, ist er ein „Sünder“, „Außenseiter“ oder sozialer „Versager“; ist das Verbrechen gesellschaftlich bedingt oder gar rational begründet? Was fasziniert uns daran und wie gehen wir damit um? Was sind die angemessenen Antworten der Gesellschaft und des Staates? Diese und weitere Fragen werden in der Ringvorlesung aus der Perspektive verschiedener Disziplinen behandelt, so dass ein komplexes Gesamtbild entsteht.