Atomwaffenkonferenz in New York: Wachsende Bedrohung

Quelle: taz, 2.8.2022

Atomwaffenkonferenz in New York: Wachsende Bedrohung

Bei einer Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag warnen Politiker und Diplomaten vor nuklearer Eskalation. Abrüstung scheint in weiter Ferne.

NEW YORK taz | „Bislang haben wir Glück gehabt“, mahnt António Guterres, „aber eine einzige Fehlkalkulation genügt, um die nukleare Vernichtung auszulösen“. Der UN-Generalsekretär fügt hinzu, dass die atomaren Gefahren heute so groß sind wie auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Ein paar Redner nach ihm erklärt Josaia Bainimarama, der Premierminister von Fidschi, der auch für die pazifischen Inselstaaten spricht, die ihre Region zu einer atomwaffenfreien Zone erklärt haben: „Wir können es uns nicht erlauben, ohne ein Abschlussdokument auseinanderzugehen.“

Doch trotz solcher Mahnungen ist beim Auftakt des New Yorker Treffens keine Aufbruchstimmung zu spüren. Politiker und Diplomaten aus den 191 Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags und der UN sind am Montag in New York zusammengekommen, um zu prüfen, wie der aktuelle Stand der Einhaltung des 52 Jahre alten Vertrags ist und welche Möglichkeiten es gibt, ihn zu verbessern. Es ist eine Routineversammlung, wie der 1970 in Kraft getretene Vertrag sie alle fünf Jahre vorsieht. Eigentlich wäre sie schon 2020 fällig gewesen. Aber wegen der Pandemie musste sie verschoben werden.

In der Zwischenzeit hat der russische Angriff auf die Ukraine die Aussicht auf Erfolg radikal geschrumpft und die Forderung nach nuklearer Abrüstung verdrängt. Nicht einmal alle Nicht-Atomwaffenländer verlangen jetzt noch danach. Neuseeland, das in der Person von Phil Twyford einen „Abrüstungsminister“ hat, erhebt weiterhin diese Forderung. Aber die Atommächte und viele andere konzentrieren sich auf Schuldvorwürfe, machen Russland, China, Iran und Nordkorea dafür verantwortlich, dass es nicht geht. Und dämpfen jede Hoffnung auf ein Ergebnis der auf vier Wochen angesetzten Konferenz.

In ähnlich klingenden Erklärungen werfen Großbritannien, Frankreich und die USA in New York Moskau eine gefährliche „atomare Rhetorik“ vor. US-Außenminister Antony Blinken spricht von „russischem Säbelrasseln“ und wirft Moskau einen „schamlosen Angriff auf das Völkerrecht“ vor. Im Gegensatz dazu würden die USA, so Blinken, ihre Atomwaffen „nur zur Abschreckung von Attacken gegen uns und unsere Alliierten“ benutzen.

Außenministerin Baerbock klagt Russland und China an

Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sieht einen Wendepunkt, für den sie Moskau verantwortlich macht: „Ein ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates verletzt auf eklatante Weise die UN-Charta, versucht, einen kleineren Nachbarn zu unterwerfen und attackiert ein Land, das seine Atomwaffen aufgegeben hat“.

Davon, Deutschland atomwaffenfrei zu machen, wie es ihre Partei noch im zurückliegenden Wahlkampf vorgeschlagen hat, ist keine Rede mehr. In New York spricht Baerbock statt von der Abschaffung der Atomwaffen von der nötigen „Transparenz“, von „krisensicherer Kommunikation“ und von „Erneuerung des Dialogs“.

Das Ziel der Abrüstung müsse zwar weiter verfolgt werden. Aber das könne nur gelingen, wenn alle Atommächte „glaubhafte Schritte“ unternähmen. Die Grünenpolitikerin: „Russland macht das Gegenteil. Chinas Arsenale wachsen.“


ICAN schrieb am 29.7.2022 an Außenministerin Baerbock

Sehr geehrte Frau Ministerin Baerbock,

zu keinem Zeitpunkt nach Ende des Kalten Krieges war das Risiko eines Atomkrieges so hoch wie heute. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat den seit Jahren weltweit fortschreitenden Anstieg vertikaler und horizontaler Proliferation befeuert die Atomwaffenstaaten rüsten auf und modernisieren ihre Arsenale, während andere Länder immer lauter darüber nachdenken, atomare Fähigkeiten aufzubauen.

Umso wichtiger ist daher die Stärkung der internationalen Rüstungskontrolle und des Völkerrechts. Der Nichtverbreitungsvertrag (NVV) ist zentraler Baustein der multilateralen nuklearen Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nonproliferation. Bei der 10. Überprüfungskonferenz des NVV muss die Staatengemeinschaft eine Antwort auf die inakzeptablen Atomwaffendrohungen Russlands finden und atomare Abrüstung stärken.
Dabei werden die Bundesrepublik und ihre Partner eine bedeutende Rolle spielen. Ihre persönliche Teilnahme an der Konferenz wäre ein klares Zeichen, dass Deutschland sich auf höchster Ebene für nukleare Rüstungskontrolle und Abrüstung einsetzt.

Der Koalitionsvertrag setzt das Ziel einer atomwaffenfreien Welt und damit einhergehend ein Deutschland frei von Atomwaffen. Die Überprüfungskonferenz ist eine Gelegenheit, diesem Ziel näher zu kommen. Als Teil der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) teilen wir dieses Anliegen und stehen gerne weiterhin als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Regierungen ist von zentraler Bedeutung für die Erreichung einer atomwaffenfreien Welt, was sich nicht zuletzt durch die Erfolge der ersten Vertragsstaatenkonferenz des Atomwaffenverbotsvertrages (AVV) dieses Jahr gezeigt hat. Insbesondere fordern wir die Bundesregierung auf, in ihrem Statement auf der Überprüfungskonferenz des NVV und in den politischen Verhandlungen:

sich dafür einzusetzen, dass konkrete, zeitgebundene und verifizierbare Maßnahmen zur vollständigen nuklearen Abrüstung verabschiedet werden und klarzustellen, dass Modernisierung und Vergrößerung bestehender Arsenale den Verpflichtungen des Art. VI des NVV widersprechen;

jegliche Drohungen eines atomaren Einsatzes und speziell die Drohungen Russlands deutlich zu verurteilen;

zu bekräftigen, dass Atomwaffen die internationale Stabilität und Sicherheit gefährden, humanitäres Leid verursachen und das Eskalationspotential eines Konflikts steigern;

das Inkrafttreten des AVV und die Erfolge der ersten Vertragsstaatenkonferenz des AVV zu begrüßen;

die Vereinbarkeit von NVV und AVV anzuerkennen und klarzustellen, dass sich der AVV in das internationale nukleare Rüstungskontrollregime einfügt und dieses stärkend ergänzt;

anzuerkennen, dass der AVV ein Beitrag für die Erfüllung des Art. VI des NVV ist;

die humanitären Auswirkungen von Atomwaffen, insbesondere die gender und altersspezifischen Folgen, anzuerkennen;

sich dafür einzusetzen, dass die Überprüfungskonferenz des NVV den AVV in Statements und politischen Dokumenten positiv aufgreift;

die durch Atomwaffentests und Einsätze entstandenen Schäden anzuerkennen und zu internationaler Kooperation für Opferhilfe und Umweltsanierung im Zusammenhang mit Art. VI und VII des AVV aufzurufen.

Wir senden Ihnen diese Forderungen zur Überprüfungskonferenz des NVV in der Hoffnung, dass Sie diese für das Wohl aller von Atomwaffen bedrohten und betroffenen Menschen umsetzen.


Mit freundlichen Grüßen,

Vorstand | ICAN Deutschland

„Wer soll das bezahlen – Wer hat so viel Geld“ – taz-lab Klima, Klasse, Krieg

taz lab 2022: Klima, Klasse, Krieg mit Ulrike Herrmann und Ulrike Winkelmann27.487 Aufrufe 08.07.2022 –taz 

„Wer soll das bezahlen? … Wer hat so viel Geld?“

Der Kapitalismus produziert Krisen – immer und immer wieder. Das ist zwar linke Folklore, wird dadurch aber nicht weniger wahr: Klimakrise, Pandemie, Inflation, Krieg. Eine Wirtschaft, die stetig und ungebremst wächst, ist hungrig nach immer mehr Ressourcen, nach immer mehr billiger Energie.

Ist die Klimakrise also ein kapitalistischer Nebenwiderspruch? Sind CO²-Bepreisung, der Ausbau von Energiespeichern und eine Elektrifizierung schon Schritte in Richtung grünes Wachstum? Können wir die Wirtschaft überhaupt weiter wachsen lassen, ohne die Welt zu ruinieren? Referierende: Ulrike Herrmann taz-Wirtschaftskorrespondentin Moderation: Ulrike Winkelmann Chefredakteurin der taz

Am 30. April fand das taz lab 2022 statt, und wir konnten auf zahlreichen digitalen Veranstaltungen live mit Robert Habeck, Luisa Neubauer, Swetlana Gannuschkina, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Deniz Yücel, Sarah-Lee Heinrich, Karl Lauterbach, Lars Klingbeil, Jagoda Marinić, Harald Welzer und vielen weiteren starken Stimmen der Gegenwart diskutieren.

Unter der Überschrift „Klima, Klasse und Krieg“ wurde in über 80 Veranstaltungen heiß und konzentriert diskutiert. Klimaschutz ja, aber wer soll das bezahlen?

  • Wie lassen sich Maßnahmen gegen aktuelle und zukünftige Folgen des Klimawandels mit der Frage nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit und Solidarität vereinbaren?
  • Und was macht der Ukraine-Krieg mit unserer Zukunft?
  • Gibt es noch Grund zu Optimismus?

Sämtliche Diskussionen wurden mitgeschnitten, so dass Sie nach wie vor die Möglichkeit haben, sich das ein oder andere oder gleich das ganze Programm gemütlich zu Hause auf dem Sofa anzuschauen. Sie können sich aus mehr als 80 Stunden Material von über 200 Referent:innen Ihre eigene Mediathek zusammen stellen.

Alle Infos und Tickets hier: https://taz.de/taz-lab-2022-in-der-Me…

Podcast – Blätter für deutsche und internationale Politik – Ausgabe August 2022

Blätter-Podcast: Verzicht fürs Klima, Bolsonarismus, Putins Propaganda, Chinas Drei-Kind-Politik122 Aufrufe – 22.07.2022 –Blätter Verlag

Europas Wälder stehen infolge einer heftigen Hitzewelle in Flammen und die EU bereitet sich auf ein Ende der Gaslieferungen aus Russland vor. Beides hat die Frage nach der Notwendigkeit von Konsumverzicht auf die politische Agenda katapultiert.

Philipp Lepenies fordert angesichts dessen eine Abkehr von der neoliberalen Politik des Unterlassens und plädiert für ein grundsätzlich neues Verständnis vom Staat.

Niklas Franzen warnt vor der Brasilien-Wahl im Oktober vor der Langlebigkeit des Bolsonarismus.

Jens Siegert beschreibt, wie Putins Propaganda in Russland einer gigantischen Verdrängung des Krieges Vorschub leistet.

Und Christa Wichterich sieht in Chinas neuer Drei-Kind-Politik einen verschärften Zugriff auf den weiblichen Körper.

Moderation: Helena Schmidt und Anne Britt Arps

Ablauf: [00:00] Begrüßung [07:01] Philipp Lepenies: Verzicht als erste Bürgerpflicht: Gegen die Politik des Laissez-faire [19:45] Niklas Franzen: Nicht totzukriegen: Das Gespenst des Bolsonarismus [28:07] Jens Siegert: Kein Krieg, nirgends: Russlands Propaganda und der Ukraine-Feldzug [37:50] Christa Wichterich: »Eins, zwei, drei, viele Kinder«: Chinas neue Bevölkerungspolitik

Alle weiteren Texte aus der aktuellen Ausgabe finden Sie hier: https://www.blaetter.de/ausgabe/2022/…

Ein digitales Probeabo können Sie im Blätter-Kiosk bestellen: https://www.blaetter.de/kennenlernen

Wohnung weg – und was kommt dann?

Leben nach der Zwangsräumung – Wohnung weg und was kommt dann? | SWR Doku 

834.437 Aufrufe – 04.03.2020 –SWR Doku – 

„Ich habe 12 Jahre pünktlich meine Miete bezahlt und jetzt werde ich einfach rausgeschmissen!“, Matthias Koalick vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Was passiert mit Menschen, die ihre Wohnung verlieren und keine neue Bleibe haben? Ein Streit zwischen dem 51-Jährigen und der Wohnungsbaugesellschaft hat zur Räumungsklage geführt. Matthias Koalick ist aus gesundheitlichen Gründen Frührentner. Trotzdem muss er jetzt raus aus seiner Wohnung, gekündigt wird schnell heutzutage. Doch auf dem Wohnungsmarkt hat er keine Chance. „Das liegt daran, dass es hier kaum bezahlbaren Wohnraum gibt“, sagt Henning Uber von der Ambulanten Hilfe, einem gemeinnützigen Verein, der sich um wohnungslose Menschen kümmert. Dorthin hat Matthias Koalick sich gewendet, denn die Räumung seiner Wohnung steht unmittelbar bevor. Der Wohnungsmarkt ist aus den Fugen geraten. Was passiert mit Menschen, die ihre Wohnung verlieren und keine neue Bleibe haben? Die Reportage begleitet Menschen, die „raus müssen“, aber nicht wissen, wohin. Diese SWR-Doku von Markus Henssler und Sebastian Georgi trägt den Originaltitel: Wohnung weg und was kommt dann?, Ausstrahlungsdatum: 22.01.20 (Erstausstrahlung 8.11.2017). #swrdoku Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.


Menschen ohne Obdach

Wohnungslos und ausgegrenzt – wie kann geholfen werden?

(Fallgeschichten zur Veranschaulichung – Konzepte und Möglichkeiten der Hilfe – Autoren mit langjähriger praktischer Erfahrung in der Obdachlosenarbeit)

Ziel dieses Buches ist es, den Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Lebenslage wohnungsloser Menschen zu geben und Orientierung im Umgang mit ihnen zu bieten. Die Autoren beschreiben anschaulich die Dimensionen von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit und die prekären Lebensverhältnisse der Betroffenen, die meist von Armut, Ausgrenzung und Erkrankungen geprägt sind. Sie beleuchten individuelle und gesellschaftliche Faktoren, die den Absturz in diese Lage begünstigen oder herbeiführen, und stellen Konzepte zur Verbesserung der Situation wohnungsloser Menschen vor. Fallbeispiele veranschaulichen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, die in der Arbeit mit dieser vulnerablen Personengruppe auftreten. Dabei wird deutlich, dass es sich bei dem Phänomen Wohnungslosigkeit um eine komplexe soziale Problemlage handelt, zu deren Bewältigung vielfältige Anstrengungen unterschiedlichster Akteure erforderlich sind.

Alex Füller. Sarah Morr. Menschen ohne Obdach. Reihe: Komplexe Krisen und Störungen 5 (mit einem Vorwort von Christoph Butterwegge). 1. Aufl. 2021, 240 Seiten

Autor*innen

Alex Füller Dr. Alex Füller, ehemaliger Vorstand von OBDACH e.V., arbeitete als Medizinsoziologe an der Universität Freiburg und war Leiter der Abteilung …

Sarah Morr Sarah Morr war langjährig als Sozialarbeiterin in der ambulanten Wohnungslosenhilfe tätig, wo sie insbesondere mit der medizinischen Versorgung …


USA: Student und obdachlos | ARTE Reportage

446.683 Aufrufe – 01.10.2020 –ARTEde – Die Zahl der Studenten ohne festen Wohnsitz steigt seit einigen Jahren unaufhörlich in den USA. In Kalifornien etwa liegt das vor allem an den sehr hohen Lebenshaltungskosten im « Golden State », die Immobilienpreise und Mieten steigen dort seit Jahren unaufhörlich. Doch allein schon für die Studiengebühren müssen sich Studenten und Eltern hoch verschulden. 

Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ fordert dauerhaft günstiges Fahren und mehr Geld für den Ausbau von Bus & Bahn

Im Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ engagieren sich: Fridays for Future Germany, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Ökologischer Verkehrsclub VCD, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDjugend, attac, NaturFreunde Deutschlands, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Changing Cities e.V., Robin Wood.

Das 9-Euro-Ticket ist ein Erfolgsmodell. Die massenhafte Nutzung zeigt zugleich den hohen Bedarf an bezahlbaren Bus- und Bahnverbindungen und die Vorzüge eines einfachen Tickets, das ohne einen Tarif-Dschungel aus den Gültigkeitsbereichen zahlloser Verkehrsverbünde auskommt. Viele Menschen steigen jetzt vom Auto auf den öffentlichen Verkehr um, für Fahrten zum Arbeitsplatz wie für Ausflüge am Wochenende. Auch wer wenig Geld hat, ist mit dem 9-Euro-Ticket mobil. Die hohe Nachfrage bringt den ÖPNV jedoch auch an seine Kapazitätsgrenzen – und läuft überall dort ins Leere, wo faktisch weder Bus noch Bahn fährt. Weder die Infrastruktur noch das Angebot sind der Nachfrage gewachsen.

Das Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ fordert Bund und Länder auf, umzulenken: Das Angebot im öffentlichen Verkehr muss besser und barrierefrei werden, damit mehr Menschen dauerhaft das Auto stehenlassen und auf Bahn & Bus umsteigen. Außerdem brauchen wir ein einfaches und günstiges Preissystem.

Die Verkehrsministerkonferenz hat letztes Jahr das Ziel ausgegeben, die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln. Das kann nur gelingen, wenn das Angebot – vor allem auf dem Land – schnell ausgebaut wird und Bund und Länder ausreichend Geld zur Verfügung stellen: Für ein dichteres Schienennetz, mehr Bus- und Bahnverbindungen, moderne Fahrzeuge, eine leistungsfähige Infrastruktur und ausreichend neues Personal zu attraktiven Arbeitsbedingungen. Nach Ansicht des Bündnisses kostet das jährlich zehn bis zwölf Milliarden Euro. Hinzu kämen die Kosten für ein einfaches und erschwingliches Tarifsystem – klar, dass die Kommunen, die den ÖPNV heute weitgehend finanzieren, das nicht allein tragen können.

Bund und Länder haben angekündigt, in einem „Ausbau- und Modernisierungspakt“ bis Herbst 2022 konkrete Vorschläge zur Finanzierung des ÖPNV-Ausbaus vorzulegen. Das Bündnis erwartet, dass dann die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden – für den Ausbau des ÖPNV wie für ein günstiges Preissystem. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe bleibt keine Zeit mehr, Zuständigkeiten und Verantwortungen hin- und herzuschieben.

Im Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ engagieren sich: Fridays for Future Germany, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Ökologischer Verkehrsclub VCD, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDjugend, attac, NaturFreunde Deutschlands, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Changing Cities e.V., Robin Wood