Quelle: JPG (Friedrich-Ebert-Stifung)
Von Knut Panknin | 11.06.2020
Die amerikanische Illusion
Die USA taumeln durch Pandemie und Wirtschaftskrise. Warum ist die größte
Volkswirtschaft der Welt so verletzlich?
„Es ist Anfang 2020. Die US-Wirtschaft brummt, die Aktienmärkte verzeichnen fast täglich neue Höchststände und US-Präsident Donald Trump setzt darauf, die gute wirtschaftspolitische Lage zum zentralen Eckpfeiler seiner Wiederwahlkampagne im Herbst zu machen. Aus seiner Sicht hat er auch allen Grund für Optimismus: Der seit zehn Jahren andauernde Aufschwung war der historisch längste und setzte sich unter seiner Präsidentschaft fort. Die Wachstumsraten lagen im Schnitt bei mehr als
zwei Prozent. Neue Arbeitsplätze entstanden – seit Anfang 2010 waren es mehr als 18 Millionen – und die Arbeitslosenrate sank auf Tiefstwerte, die es in fünf Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte.
In nur zehn Wochen hat sich das Blatt gewendet. Statt Wachstum und historisch niedriger Arbeitslosigkeit steht das Land vor der schwersten Rezession seit der Großen Depression. Die Wirtschaft brach im ersten Quartal 2020 um fünf Prozent ein, mit gravierenden Folgen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Anfang Juni sind offiziell 21 Millionen Amerikaner ohne Job, 16 Millionen verloren bisher ihre Krankenversicherung.
Doch warum waren die USA so schlecht auf einen externen Wirtschaftsschock wie durch die Corona-Pandemie vorbereitet?“