Die Moralisierung unserer Diskurse: Wasser predigen, Wein saufen VolkswagenStiftung 390 Aufrufe 07.10.2021
Aktuell geführte Debatten, analog und online, scheinen mehr und mehr vom moralischen Kompass geleitet und immer weniger anhand sachlicher Argumente geführt. Für die einen eine sinnvolle und hilfreiche Entwicklung, für andere eine bedauerliche Entgleisung – für beide Seiten ein probates Kampfmittel in öffentlichen Meinungskämpfen.
Mitunter vermittelt sich so der Eindruck, derartig Moral basierte, teils zur Doppelmoral neigende, Debatten dienten in Wahrheit vor allem dem Willen, Recht zu haben und zu behalten. Identitätspolitische Impulse sowohl von der extrem linken als auch der extrem rechten Seite scheinen besonders anfällig zu sein für moralisch vorgetragene Attacken aller Art. Und einige Beobachter:innen diagnostizieren gar einen moralischen Überschuss der an sich der Neutralität verpflichteten Informationsdienstleister. Erleben wir tatsächlich eine Übermoralisierung unserer Diskurse?
Ist es sinnvoll, sämtliche Debatten unter Zuhilfenahme moralischer Argumente zu führen? Kann es überhaupt, umgekehrt gefragt, „moralfrei“-sachliche Diskurse über Themen geben, die mit Menschen- oder Tierrechten und Überlebensfragen der Menschheit zusammenhängen? Und wie kann einer drohenden Entgleisung der Moraldebatte entgegengewirkt werden?
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Christian Bermes, Institut für Philosophie, Universität Koblenz-Landau Prof. Dr. Rahel Jaeggi, Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie, Humboldt-Universität zu Berlin Ijoma Mangold, Kulturpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung „Die Zeit“, Literaturkritiker und Autor Moderation: Dr. Ulrich Kühn, NDR Kultur Eine Kooperationsveranstaltung mit dem NDR Kultur. (Foto: ivector – adobe.stock.com)