Rassismus in unserem Alltag – Wie gehen wir damit um?

Der Journalist (ZEIT, Spiegel, taz, Tagesspiegel etc.) und Sachbuchautor Mohamed Amjahid (Jahrgang 1988) https://mamjahid.net/about/  referiert  auf der Grundlage seines Buches „Unter Weißen – Was es heißt, privilegiert zu sein“  am Donnerstag, 1. Oktober 2020 vor ca. 60 Teilnehmer*innen.

Der Hausherr – Schulleiter Clemens Großmann – begrüßt zu Beginn die Teilnehmer*innen in der nach Corona-Regeln bestuhlten Mensa der Freihof-Realschule. Mit 57 Personen sind fast alle Plätze belegt. Clemens Großmann geht kurz auf den Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“ in der unterrichtlichen und erzieherischen Arbeit der Schule ein.

Hans Dörr, Sprecher des Kirchheimer Netzwerks Forum 2030 und in der GEW Esslingen-Nürtingen (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) zuständig für den Kontakt zu den vielen politischen Initiativen der Zivilgesellschaft, die Teilnehmer*innen und den Referenten. Er dankt Schulleiter Großmann für die unkomplizierte und spontane Bereitschaft, die Veranstaltung in den Räumen der Schule möglich zu machen. Dörr dankt außerdem der GEW als Träger der Veranstaltung und den weiteren Unterstützer-Initiativen AK ASYL Kirchheim, Amnesty International Kirchheim und Regionalgruppe Attac Kirchheim und Umgebung.

Er erwähnt in seinem Dank außerdem den Finanzierer der Veranstaltung, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das die Veranstaltung im Rahmen des Programms „Demokratie leben“ zu 100 Prozent finanziell gefördert hat.

Dankend weist Hans Dörr auf den Büchertisch der Buchhandlung Schöllkopf hin, bereitgestellt von der Inhaberin Kathrin Hörcher.

Zur Entstehung und zum Kontext der Veranstaltung weist Hans Dörr auf die „Kirchheimer Erklärung“ hin, die auf mit Unterschriftsliste auf den Stühlen ausliegt. https://kirchheim.forum2030.de/kirchheimer-erklaerung-fuer-eine-gerechte-solidarische-und-vielfaeltige-gesellschaft/

Anlass für die „Kirchheimer Erklärung“ war die Ermordung von neun Menschen im hessischen Hanau und die Festnahme des Kirchheimer Unternemers Michael B. als mutmaßliches Mitglied einer rechtsterroristischen Vereinigung im Februar 2020. Die Initiatoren der „Kirchheimer Erklärung für eine gerechte, solidarische und vielfältige Gesellschaft und gegen Ausgrenzung, Demokratieverachtung, Hass, Hetze und Rassismus“ sprechen sich dafür aus,  aktiv für gleiche politische und soziale Rechte für alle Menschen einzutreten – und Ausgrenzung, Demokratieverachtungen und Rassismus fundierte Information und solidarisches Handeln entgegenzusetzen.

Die Veranstaltung „Rassismus im Alltag“ mit Mohamed Amjahid ist der Auftakt zu einer Serie von Aktionen und Veranstaltungen im Herbst/Winter 2020 und im ersten Halbjahr 2021. Eine erste Bilanz soll im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ im März 2021 gezogen werden.

Ali-Babak Rafipoor, der Integrationsbeauftragte der Stadt Kirchheim, begrüßt die Teilnehmer*innen und Mohamed Amjahid und bedankt sich – im Namen der Stadtverwaltung – beim Hauptreferenten, beim Hausherrn und beim Organisator der Veranstaltung. Er skizziert sehr kurz seine Aufgaben und die Interkulturelle Wochen in Kirchheim, die gerade im Augenblick stattfinden.

Das Foto links zeigt Mohamed Kambir (links) und zwei Initiatoren der „Kirchheimer Erklärung, Hans Dörr, Mitte und Yakub Kambir, rechts)

Mohamed Amjahid umreißt das weite Feld des Alltagsrassismus, indem er kurze Auszüge aus seinem Buch vorliest, Kontextinformationen dazu liefert und das Publikum immer wieder zu Fragen ermuntert.

U.a. skizziert er die Jahrhunderte alte Geschichte des – weißen – Rassismus, der eng mit Kolonisationsgeschichte der europäischen Mächte ab dem 16. Jahrhundert verbunden ist – und auch nach der Dekolonisation bis heute fortwirkt.

Dieses rassistische Denken hat sich – auch wenn es sich über die Jahrhunderte im Prozess der Aufklärung und der Entwicklung von demokratischen Gesellschaften gewandelt hat – in die Strukturen und Institutionen der Gesellschaften eingegraben – und auch – über die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen – in die Herzen und Hirne von uns allen.

Es ist Mohamed Amjahid wichtig, dass Alltagsrassismus nicht auf eine bestimmte Personengruppe (Neonazis), eine Partei (AfD) oder eine Bundesland (z.B. Sachsen) begrenzt und damit alle, die nicht dieser Personengruppe oder Partei angehören oder in anderen Bundesländern wohnen, entlastet sind. Amjahid betont (sinngemäß zitiert): „Wir alle tragen – ob wir das wollen oder nicht, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht – rassistische Tendenzen in uns.“

Rassismus definiert er so: „Rassismus ist eine Ideologie, die besagt, dass bestimmte Menschen mit bestimmten äußerlichen Merkmalen weniger wert sind als andere Menschen.“

Ein zentraler Begriff für ihn – der auch im Titel seines Buches auftaucht – ist der Begriff „Privilegien“. Das sind für ihn die Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen, die einen Menschen überhaupt erst in die Lage versetzen, über sich oder eben auch über andere Entscheidungen zu treffen. Mohamed Amjahid verdeutlicht an einem konkreten Beispiel, was er unter Privilegien versteht. Eine Teilnehmerin der Veranstaltung hat den Platz hinter einer großen Säule im Raum eingenommen. In Relation zu den anderen Teilnehmer*innen hat sie eine eingeschränktere Sicht auf ihn als Vortragenden. Die anderen Teilnehmer*innen sind – relativ – privilegiert ihr gegenüber.


Mohamed Amjahid tauscht sich mit Schüler*innen der Kirchheimer Realschulen aus

Freitag, 2. Oktober 2020, 8.30 bis 10.25 Uhr, Freihof-Realschule

Mohamed Amjahid tauscht sich mit zwei neunten Klassen – etwa 60 Schüler*innen der Freihof-Realschule Kirchheim – über das Thema aus: „ Rassismus in meinem Alltag – welche Erfahrungen habe ich gemacht/welche Erfahrungen hat ihr gemacht?“ Bei dem Gespräch geht es neben einem Erfahrungsaustausch und einer Analyse/Ursachenerklärung (auf dem Verständnisniveau von Jugendlichen) auch um die Frage, wie man mit Alltagsrassismus und Mikroaggressionen umgehen kann.

Freitag, 2. Oktober 2020, 11.20 bis 12.55 Uhr, Teck-Realschule

Mohamed Amjahid tauscht sich mit der 10 b – 25 Schüler*innen der Teck-Realschule Kirchheim –  über das Thema aus: „ Rassismus in meinem Alltag – welche Erfahrungen habe ich gemacht/welche Erfahrungen hat ihr gemacht?“

Der Teckbote berichtete in einem Artikel vom 7.10.20 über den Austausch mit den schüler*innen.


Hintergrund- und Zusatzinformationen

Mohamed Amjahid _Unter Weißen_Was es heißt_privilegiert zu sein_ Leseprobe

https://www.youtube.com/watch?v=2vxwrTU_S-8

Einladung zur Veranstaltung mit Mohamed Amjahid am 1.10.20

Mohamed Amjahid schreibt regelmäßig für die taz

In der erste Folge von 5punkt3 – Literaturpodcast #vielfaltdurchlesen mit Selma Wels vom binooki Verlag und Bastian Koch von Media Residents – erzählt Mohamed Amjahid über sein Buch Unter Weißen: Was es heißt, privilegiert zu sein.“ https://www.hanser-literaturverlage.d…

Platz für Menschen – Parkraumbewirtschaftung als Schlüssel für eine lebenswerte Stadt

Vortrag von Dr. Jutta Deffner auf dem Bremer Fachtag „Platz für Menschen – Parkraumbewirtschaftung als Schlüssel für eine lebenswerte Stadt“ am 23. Oktober 2018.

Veranstalter: „Bremer Bündnis für die Verkehrswende“: BUND, ADFC, VCD und FUSS e.V.

Dr. Jutta Deffner

Mobilität und Urbane Räume

Forschungsschwerpunktleiterin –

Dr. Jutta Deffner ist seit 2005 am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und leitet den Forschungsschwerpunkt Mobilität und Urbane Räume.

Sie hat über Stile nichtmotorisierter Mobilität von Stadtbewohnern an der TU Dortmund promoviert. Zuvor war sie in der Forschung und Planungspraxis in Berlin, Stuttgart und Zürich tätig. Jutta Deffner hat an der Universität Kaiserslautern Raum- und Umweltplanung studiert und ist ausgebildete Bauzeichnerin.