Debatte über steigende Gaspreise

Debatte über steigende Gaspreise | Markus Lanz vom 16. August 2022 – 149.455 Aufrufe  – 17.08.2022 –

Die Gasumlage von 2,491 Cent ist da. Ab dem 01. Oktober 2022 muss diese Umlage von den Bürgerinnen und Bürgern auf die Kilowattstunde Gas draufgezahlt werden, damit Energieunternehmen die Differenz zwischen den aktuellen hohen Einkaufspreisen auf dem Markt und den günstigeren Vertragskosten der Kunden ausgleichen können. Das mag solidarisch im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg klingen, doch die Frage lautet: Kann die Bevölkerung diese Kosten überhaupt stemmen?

Dass die Gasumlage notwendig sei, verteidigt SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Dieser Schritt ist gesetzlich nötig und stützt die Versorgungssicherheit Deutschlands. Denn würden die Gasimporteure und Betreiber insolvent gehen, dann stünde Deutschland im Dunkeln. Doch Herr Kühnert als Sozialdemokrat sieht natürlich die damit einhergehenden Probleme.

Diese Mehrkosten seien für einen kleinen Teil der Bevölkerung, die ein gutes Vermögen haben, vielleicht stemmbar, doch für den größten Teil bedeute die Gasumlage eine finanzielle Herausforderung. Daher arbeitet die Ampel-Regierung an weiteren Entlastungspaketen und wie auch sein Bundeskanzler Olaf Scholz vorschlägt, könne man die Mehrwertsteuer, die auf die Gasumlage nun doch anfällt, an diejenigen zurück ausschütten, die dieses zusätzliche Geld besonders benötigen. Was bei den Entlastungen besonders helfen könnte, wäre eine Übergewinnsteuer, die er befürwortet. Diese würde dafür sorgen, dass Gewinne von Firmen, die übernatürlich hoch sind, versteuert werden müssen. Dies wäre bei einigen Energiekonzernen in Deutschland der Fall, die nur aufgrund der höheren Energiepreise riesige Gewinnmargen einfahren. Doch nicht jeder in der Ampel-Koalition sei ein Fan dieser Steuer. Man müsse aber in der jetzigen Zeit alle Möglichkeiten durchspielen, denn die Solidarität hätte auch irgendwann bei unbezahlbaren Preisen seine Grenzen. Den gesamten Talk findet ihr hier: https://kurz.zdf.de/sUj/

Weitere Gäste in der Sendung:

Kerstin Münstermann, Journalistin Die Politikexpertin der „Rheinischen Post“ analysiert das Krisenmanagement der Ampelkoalition. Zudem äußert sie sich zum Zustand der SPD und zum parteipolitischen Agieren Kühnerts.

Klaus Müller, Netzagenturchef Der Präsident der Bundesnetzagentur äußert sich zur Entwicklung der Füllstände der deutschen Gasspeicher und zu den weitreichenden Folgen im Falle einer Unterversorgung.

Karen Pittel, Ökonomin Die Leiterin des Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen am ifo Institut erläutert, wie groß der Energiespardruck ist, wenn Deutschland ohne russisches Gas durch den Winter kommen will.

Kinder und Frieden – Suche nach Interessierten

Projekt „Kinder und Frieden“ – Suche nach Interessierten      Martin Lempp, Mitte August 22

„Warum machen die Erwachsenen eigentlich Krieg?“ will der Zweitklässler von mir wissen, als wir irgendwie auf das Thema Ukraine kommen. „Weil sie meinen, sie seien stärker …, weil sie Waffen haben…, weil sie von etwas ablenken müssen…, weil sie vergessen haben, wie Menschen miteinander umgehen sollten…“ Ich merke, die Kinder können mir nur halb folgen und sage: „Am liebsten würde ich die ganzen Kriegsmacher in ein Altenheim stecken und sie dort versorgen. Hauptsache, sie können in der Welt nichts Böses mehr anstellen.“ Eine Drittklässlerin protestiert: „Nein, das ist zu wenig. Ich mache denen mal einen Tagesablauf.“ Jetzt wird unter den Kindern diskutiert. Ich mische mich nur wenig ein.

6:00       Aufstehen

6:30       Gegenseitiges Prügeln in einer Halle

7:30       Frühstück

8:00       durch ein Brennnesselfeld robben

10:00     Steine schleppen im Steinbruch

12:00     Mittagessen: Brennnesselsuppe mit Kletten und ganz viel Chili

12:30     Superheiße Sauna

14:00     Kuhmist schaufeln, ohne Duschen danach

15:00     sich in der Welt entschuldigen

16:00     alle in die Klettenbombe

17:00     Steine zurückschleppen

21:00     Abendessen: Vollkornbrot mit Nutella und Blutwurst

23:00     absolute Nachtruhe

Ein bisher stiller Junge greift ein: „Wir müssen denen einmal am Tag etwas Gutes zu essen geben, sonst werden die noch böser.“ Alle anderen stimmen zu.

Dieses Gespräch habe ich vor ein paar Tagen so, fast wörtlich, real miterlebt.

Kinder und Frieden. Das Thema treibt mich um. Ob wir das wollen oder nicht, Kinder machen sich ihre Gedanken zu dem, was um sie rum passiert. Und sie sind mit all ihren Gefühlen involviert. Sie spüren sensibel, wie wir Erwachsenen uns verhalten. Wie immer wollen sie von uns lernen, was wir in einer solchen Situation machen. Sie spüren unsere Unsicherheit, unsere Ängste, unsere Doppelzüngigkeit. Sie suchen nach Aktivitäten, wie sie den Krieg „verarbeiten“ können. Sie malen, machen Rollenspiele, manche suchen den Kontakt zu uns Erwachsenen und sind froh über Anregungen.

Wir sind angefragt und sind doch oft selbst hilflos. Wie sollen wir Kinder zur gewaltfreien Konfliktlösung erziehen, wenn wir für manche Situationen selbst nicht daran glauben? Sollen wir den Kindern erklären, wenn etwas ganz Schlimmes passiert, dann dürft ihr dem anderen Kind mit dem Prügel auf den Kopf schlagen? Welcher Streit ist für Kinder nicht ganz schlimm? Woher wissen die Kinder, dass Menschen noch böser werden, wenn man sie schlecht behandelt? Wie schaffen es Kinder immer wieder, mit den anderen unbefangen weiterzuspielen, wenn der Streit vorbei ist? Was können wir Erwachsenen von den Kindern lernen?

Da ein gutes Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen immer auf eine nachhaltige Beziehung aufbaut ist der folgende Vorschlag als ein Beispiel einer Reihe möglicher Aktivitäten gedacht. Erst der Prozess, den wir und die Kinder im Laufe der Zeit miteinander erleben werden, kann uns weiterbringen. Eine einmalige Aktion würde verpuffen. Wo und wie das Projekt stattfinden kann, muss in vorbereitenden Gesprächen zwischen Interessierten entwickelt werden.

„Wie wäre es, wenn wir alle zusammen ein riesiges Regenbogenbild malen würden auf dem z.B. steht: „Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Dazu bunte Blumen, Kinder aus aller Welt, gesunde Bäume, Opas und Omas, ein Korb mit leckerem Obst …  und dieses Bild würde an einer Hausfassade hängen und darunter Bänke, Blumenkübel, ein Sandkasten, eine Theaterbühne und ein großer Kübel, in dem Kriegsspielzeug entsorgt werden kann. Ketten aus Friedenskranichen werden gebastelt und an „wichtige“ Erwachsene überreicht. Andere trommeln für den Frieden oder veranstalten einen Schweigekreis. Fachleute sind anwesend, die auftauchende Gespräche, auch Konfliktgespräche führen können, vielleicht bringt jemand eine Wassermelone vorbei oder kann eine Geschichte erzählen.“

Ist das alles nur ein rosiges Bild, eine verlogene Illusion, eine Selbstbeweihräucherung? Ich bin fest davon überzeugt: Nicht nur die Kinder, auch wir brauchen Friedenssehnsucht und Zukunftshoffnung. Das kann die politische Arbeit, zivilgesellschaftliche Aktivitäten, religiöses Engagement, Unterstützung für Geflohene oder Desserteure verstärken und eine Diskussion entwickeln, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen.

Wer mit diesen Anregungen etwas anfangen kann ist dazu eingeladen mitzumachen. Ich nehme dazu gerne Kontakte entgegen unter: tinuslempp@web.de Stichwort: Kinder und Frieden.

Mit freundlichen Grüßen,

Martin Lempp, Bissingen

Projekt Kinder und Frieden _Wer ist an einer Mitarbeit interessiert

Ulrich Brand: Ökologie ist keine Luxusfrage (Vortrag auf der 13. Österreichischen Armutskonferenz)

Ulrich Brand „Ökologie ist keine Luxusfrage“ – Vortrag 13. Armutskonferenz –201 Aufrufe 10.06.2022 –Österreichische Armutskonferenz – 

Ulrich Brand (Universität Wien): „Ökologie ist keine Luxusfrage. Klimakrise und soziale Ungleichheit.“ Vortrag im Rahmen der 13. Österreichischen Armutskonferenz „Es brennt. Armut bekämpfen, Klima retten“ am 25. Mai 2022 im Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil, Salzburg.

Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima – Gabriele Winkler, Vortrag auf der 13. Österreichischen Armutskonferenz

Gabriele Winker: „Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima“ – Vortrag 13. Armutskonferenz –65 Aufrufe – 10.06.2022 –Österreichische Armutskonferenz – 

Gabriele Winker (Sozialwissenschaftlerin): “ Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima.“ Vortrag im Rahmen der 13. Österreichischen Armutskonferenz „Es brennt. Armut bekämpfen, Klima retten“ am 24. Mai 2022 im Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil, Salzburg.

Download der Folien zum Beitrag: https://www.armutskonferenz.at/media/…

Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens – der marktgerechte Patient

Der marktgerechte Patient Trailer Deutsch | German [HD] –14.840 Aufrufe 12.10.2018 Salzgeber 

Eein Film von Leslie Franke & Herdolor Lorenz DE 2018, 82 Minuten, deutsche Originalfassung www.der-marktgerechte-Patient.org.

„Krank aus der Klinik“ – so oder ähnlich lauten die Titel zahlloser alarmierender Berichte aus deutschen Krankenhäusern. Erstaunlicherweise fehlt dabei aber fast immer der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen (englisch: DRGs – Diagnosis Related Groups). Nach ihr hat jede diagnostizierbare Krankheit einen fixen Preis. Wer mit möglichst geringen Kosten den Patienten schnell abfertigt, macht Gewinn; wer sich auf die Patienten einlässt, macht Verluste.

Die Einführung der Fallpauschalen war der entscheidende Schritt zur Kommerzialisierung der Krankenhäuser, die bis dahin vom Gedanken der Empathie und Fürsorge getragen wurden. Wirtschaftsberater durchforsten seitdem jede Abteilung und prüfen, ob Vorgänge nicht mit noch weniger Personal bewältigt werden können. Die Frage ist nicht mehr: Was braucht der Patient? Sondern: Was bringt er uns? Viele Ärztinnen und Pflegerinnen können in diesem System nicht mehr arbeiten, ohne selbst krank zu werden. „Wären die DRGs ein Medikament, so müsste man sie mit sofortiger Wirkung vom Markt nehmen. Alle versprochenen Wirkungen sind ausgeblieben, und alle Nebenwirkungen sind eingetreten“, resümiert der Berliner Ärztekammerpräsident Dr. Günther Jonitz.

DER MARKTGERECHTE PATIENT handelt von den Ursachen und fatalen Folgen der Fallpauschalen. Leslie Franke und Herdolor Lorenz („Wer rettet Wen?“, 2015; „What Makes Money“, 2011) haben sich dazu mit Medizinern, Pflegepersonal und Patienten getroffen, mit Krankenhausmanagern und Gesundheitsaktivisten.

Auf der Basis einer scharfen Ursachenanalyse liefert ihr Film Argumente für alle, die sich für eine menschenwürdige und soziale Gesundheitsversorgung für Patienten und Beschäftigte einsetzen wollen. DER MARKTGERECHTE PATIENT will ganz bewusst die Diskussion über die Ausrichtung der Gesundheit am Profit vorantreiben, entsprechende Volksbegehren unterstützen und Bündnisse initiieren.

Mehr Infos zur Edition Salzgeber: Hompage: http://www.salzgeber.de/


„Heile und Herrsche“ – Bernd Hontschik im Interview | Tischgespräche2.417 Aufrufe –17.05.2022

Bernd Hontschik. Heile und herrsche _Eine gesundheitspolitische Tragödie Inhaltsverzeichnis und Leseprobe


Bernd Hontschik wurde in Graz geboren, studierte in Frankfurt und absolvierte hier eine Ausbildung zum Chirurgen. Vielen ist er bekannt durch seine wöchentlichen Kolumnen in der Frankfurter Rundschau, in denen er mit spitzer Feder und immer auf den Punkt Missstände im Gesundheitssystem, Ärgernisse, aber auch grundsätzliche Fehlentwicklungen eines immer kommerzielleren Gesundheitssystems kritisch unter die Lupe nimmt. Hontschik ist aber außerdem ein Buchautor. Er gibt eine Taschenbuchreihe ‚medizinHuman‘ im Suhrkamp Verlag heraus und träumt von einem Gesundheitssystem, das am Gemeinwohl orientiert ist und Konzerninteressen ausschließt. In seinem neuen Buch „Heile und Herrsche!“ schreibt er über die Macht der Klinikkonzerne, eine an Wirtschaftsinteressen orientierte Gesetzgebung, inwieweit Corona noch einmal alles verändert hat und wie eine ’neue Medizin‘ aussehen könnte. Bernd Hontschik zu Gast in hr2-kultur.

Sendung: hr2-kultur, „Am Nachmittag“, 27.07.2022, 17:15 Uhr


Giovanni Maio. Geschäftsmodell  Gesundheit. Wie der Markt die Heilkunst abschafft

Unser Gesundheitswesen entwickelt sich mehr und mehr zu einer Gesundheitsindustrie, bei der die Erwirtschaftung von Erlösen der zentrale Antrieb ist. Die Krankenversorgung erfolgt nach dem Vorbild industrieller Produktion und verliert dabei zunehmend den
kranken Menschen aus dem Blick. Patienten werden wie eine Nummer schnell durchgeschleust, man hält sich an das Formalistische, aber eine wirklich patientengerechte Versorgung wird immer häufiger erschwert, im stationären wie im ambulanten Bereich. Das ökonomische Denken ist so vorherrschend, dass sich dadurch auch die inneren Einstellungen der Heilberufe sukzessive verändern. Wie konnte es dazu kommen, und was steckt dahinter?


Prof. Dr. Giovanni Maio ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und zugleich Direktor eines eigenen Institutes. Als ausgebildeter Philosoph und Arzt mit langjähriger klinischer Erfahrung ist er ein gefragtes Mitglied zahlreicher Ethikkommissionen, in denen er sowohl die Bundesregierung als auch die Bundesärztekammer und die Deutsche Bischofskonferenz beraten hat und weiterhin berät.

Giovanni Maio. Geschäftsmodell Gesundheit. Wie der Markt die Heilkunst abschaffft. Inhalt und Leseprobe


Giovanna Maio. Plädoyer für einen Systemwechsel in der Medizin.1.042 Aufrufe. 03.01.2016. SWR 2


Professor Giovanni Maio – Medizin ohne Maß? – 10.515 Aufrufe –TriasVerlag –

Die moderne Medizin suggeriert Allmacht und das Bild von einem jederzeit perfektionierbaren Leben. Sie vermittelt den Eindruck, dass man sich heute, im Zeitalter einer hocheffektiven, modernen Medizin, mit nichts mehr abzufinden brauche: Dank modernster Techniken kann die Medizin Krankheiten besiegen, ehedem unheilbar Kranke für immer heilen, sie kann Leben verlängern, den Körper verschönern und die Leistungsfähigkeit steigern – aber kann sie deswegen wirklich alles? Medizinethiker Professor Giovanni kritisiert in seinem Buch „Medizin ohne Maß?“ (TRIAS Verlag) die Machbarkeitsvorstellungen einer technisierten Medizin und tritt für eine neue Ethik der Besonnenheit ein.