Corona-Krise – aktuelle Analysen und Hintergrundberichte

Die Informationsflut zur Corona-Krise ist kaum zu bewältigen. Deshalb halten wir uns zurück und stellen nur die Analysen und Hintergrundberichte ein, von denen wir glauben, dass sie unbedingt wichtig sind und sie im täglichen Nachrichtenstrom nicht unbedingt an der Oberfläche schwimmen.


Virologe Streeck kritisiert bei Lanz Corona-Maßnahmen (2.220.363 Aufrufe: 1. April 2020)

Prof. Hendrik Streeck ist Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn.

Im stark von Corona-Fällen betroffenen Kreis Heinsberg haben Prof. Streeck und sein Team diverse Oberflächen getestet und kein aktives Virus nachweisen können: Weder auf Handys, Türklinken, Waschbecken noch Katzen, selbst bei hoch infektiösen Familien. Er betont daher, es gebe stand jetzt keine Gefahr, beim Einkaufen, jemand anderen zu infizieren. Die bisherige Forschung zeige: Vor allem große Menschenmengen mit viel Kontakt seien eine Gefahr, also beispielsweise Partys und Fußballspiele.

Prof. Hendrik Streeck  wird mit seinem Team im Kreis Heinsberg jetzt noch genauer untersuchen, wie sich das Virus ausgebreitet hat. Er will auch der Frage nachgehen, wie hoch die Dunkelziffer von nicht erkannten Krankheitsfällen ist. Davon, dass das RKI keine solche Studie geplant hatte, zeigte er sich überrascht.

Der Virologe Streeck sagt, das Hauptproblem in der aktuellen Diskussion seien fehlende Daten und Fakten, um Entscheidungen zu treffen. Die Wirkung der Maßnahmen vor der Kontaktsperre sei nicht ausreichend überprüft worden, außerdem fehlten Richtlinien für eine Exit-Strategie, so Streeck. Er betont jedoch, es sei zum jetzigen Zeitpunkt auch falsch, alle Maßnahmen wieder zurückzudrehen


Schweden lässt Bürgern viel Freiheit/Tagesschau24 (386.542 Aufrufe, 1. April 2020)


Coronavirus: Braucht Deutschland eine Mundschutzpflicht? | heute-show vom 03.04.2020 (511.875 Aufrufe)

Trump, Bolsonaro, Lukaschenko: Wer versagt bei Corona am meisten? | heute-show vom 03.04.2020 (492.933 Aufrufe)


Corona-Krise: AfD vom Virus kalt erwischt? | Panorama | NDR (2. April 2020)

 

 
 

Ostern 2020: Viele haben Flagge für den Frieden gezeigt! Danke!

Die Ostermärsche haben im sechzigsten Jahr ihres Bestehens einen enormen Innovationsschub bekommen. Mit vielen kreativen Ideen haben Friedensgruppen und Aktive der Corona-Pandemie getrotzt. Zentrale Forderungen nach Abrüstung, einer atomwaffenfreien Welt oder der Beendigung der katastrophalen Lage an der EU-Außengrenze wurden dabei in die Öffentlichkeit getragen. Das ist ein großer Erfolg!

Statt die Ostermärsche ausfallen zu lassen, gab es per Youtube-Stream den ersten rein virtuellen Ostermarsch in der Geschichte der Friedensbewegung und viele weitere online-Angebote, die tausendfach geklickt wurden. Aber nicht nur im Netz, sondern auch draußen ist viel passiert: Menschen trugen bei ihren Osterspaziergängen Friedenssymbole, schmückten ihre Häuser mit Friedensfahnen und in Baden-Württemberg flog am Ostersamstag sogar ein Flugzeug mit einem Banner und der Forderung „Abrüstung jetzt“ über verschiedene Städte.

Bereits mehr als 1.800 Fotos finden sich auf der Aktionswebseite www.ostermarsch.de. Außerdem gibt es ein kurzes Video 

Weltladen Kirchheim darf wieder öffnen!

Nach Rücksprache mit der Stadt Kirchheim darf der Weltladen wieder öffnen, jedoch ohne die Kleiderabteilung. Ab Donnerstag, 2. April, 9.00 Uhr ist der Weltladen wieder geöffnet,  allerdings zu stark gekürzten Öffnungszeiten.

Diese werden vorerst Montag, Donnerstag und Samstag von 9.00 bis 12.00 Uhr sowie Freitag von 15.00  bis 18.00 Uhr sein.

Am Montag, 6. April 2020 erwarten wir auch eine Kiste Bananen.

Auch der Lieferservice steht weiterhin zur Verfügung.

Am besten rufen Sie zu oben genannten Öffnungszeiten im Weltladen (Tel. 07021-509797) an, da wir dann gleich nachschauen können, ob die gewünschte Ware vorrätig ist. Oder Sie melden sich per mail unter weltladen.kirchheim@gmail.com.

Mit Ihrem Einkauf im Weltladen unterstützen Sie nicht nur uns, sondern in erster Linie auch unsere Produzenten, für die es in dieser Krise oft ums nackte Überleben geht.

Eine weitere Möglichkeit für Ihren fairen Einkauf finden Sie auf der Homepage des Weltladen Dachverbands.

Unter www.aktion-fairsorgung.de haben rund 30 Lieferanten die Aktion Fairsorgung gestartet.

Ziel ist es, die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auf alle Partner des Fairen Handels abzumildern und die Versorgung der Bevölkerung mit fair gehandelten Produkten zu gewährleisten. Es gibt die Möglichkeit, den Weltladen vor Ort auch bei Bestellungen im Online-Shop der anerkannten Fair-Handels-Lieferanten zu unterstützen.

Schon mal erfolgreich einen Knopf angenäht? – Dann jetzt eine Maske nähen!

Schon mal erfolgreich einen Knopf angenäht? – Dann jetzt eine Maske nähen!

Die Arbeit in den Häusern der Samariterstiftung läuft soweit stabil und ruhig – wäre da nicht der Mangel an medizinischer Schutzausrüstung.

Wir nutzen alle Wege und Beziehungen, um die Bestände aufzufüllen. Selbst ein Mund-Nasen-Schutz ist derzeit schwer erhältlich. Dabei kann sehr einfach selbst eine Alternative hergestellt werden.

Wir möchten eine einfache Anleitung dafür zur Verfügung stellen. Sie erklärt die Herstellung schrittweise mithilfe von Bildern. Wir laden Sie ein, diese Anleitung auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis weiterzugeben.

Sicher gibt es dort die eine oder andere nähbegabte Dame, die sich freut etwas zu tun zu haben und damit auch noch zu helfen! Herren natürlich nicht ausgeschlossen. Sie finden die Anleitung in der angefügten pdf:Mund-Nasen-Schutz__Nähanleitung . 

Nähanleitungen in jeder Länge und Ausführlichkeit findet man aber auch mit dem entsprechden Suchbegriff bei youtube (hier ein Beispiel).

Um den Mund-Nasen-Schutz selbst herzustellen, werden kochfeste Baumwolle und biegsamer Draht sowie eine Nähmaschine, eine Schere und ein Bügeleisen benötigt. Der Mundschutz ist wiederverwendbar und muss dementsprechend nach der Nutzung gewaschen und getrocknet werden. Dieser Behelf-Mund-Nasen-Schutz entspricht nicht dem genormten Mund-Nasen-Schutz, kann aber vor allem für unsere Bewohnerinnen und Bewohner eine hilfreiche Alternative sein.

Fertige Masken dürfen Sie gerne an die Samariterstiftung direkt schicken, Schlossweg 1, 72622 Nürtingen.

Alternativ melden Sie sich bitte bei deborah.gaugler@samariterstiftung.de. Dann können die Masken auch abgeholt werden. Herzlichen Dank!

Kapital und Ideologie: zunehmende Ungleichheit zerstört die Demokratie

Buchtipp von Sahra Wagenkneckt: Kapital & Ideologie von Thomas Piketty:

Als Thomas Piketty sein neues Buch „Kapital und Ideologie“ schrieb, konnte er nicht ahnen, dass kurz nach dessen Erscheinen eine Krise von einer Tiefe und Dramatik unsere Welt erschüttern würde, wie sie die entwickelten Länder seit 70 Jahren nicht mehr erlebt haben.

Und dennoch passt das Buch gerade in diese Zeit, in der so viele vermeintliche Selbstverständlichkeiten plötzlich infrage stehen und Millionen Menschen mit Problemen konfrontiert sind, deren Dimension alles in den Schatten stellt, was sie im normalen Leben kannten. Eine Zeit, in der die Politik unter extremem Zeitdruck Antworten suchen und neue Wege gehen muss, die weitab der Pfade der letzten Jahrzehnte und oft sogar konträr zu ihnen verlaufen sollten.

Denn auch diese Krise ist ein Zusammenspiel kurz- und langfristiger Faktoren. Was sich in ihr entladen könnte, auf den Finanzmärkten, im Bankensystem, selbst in den Flaggschiffen der deutschen Industrie und ihren Zulieferern, hat sich bereits aufgestaut, bevor das erste Corona-Virus auf einem Fischmarkt in Wuhan einem Menschen begegnete.

Wir sollten nicht vergessen, dass das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland schon 2019 unter sinkenden Umsätzen litt, das europäische Finanzsystem seit zehn Jahren am Tropf der EZB hängt, und der Personalnotstand in deutschen Krankenhäusern seit längerem eine gute Gesundheitsversorgung erschwert.

In der Krise rächen sich die Fehlentwicklungen der jüngeren Vergangenheit: die Hyperglobalisierung, in der Kostensenkungen wichtiger waren als Versorgungssicherheit, die zunehmende Macht von Finanzinvestoren, die auf hohe Ausschüttungen mehr Wert legen als auf solide Investitionen, die Vorstellung, selbst Krankenhäuser und Pflegeheime ließen sich in kommerzialisierte Profitcenter verwandeln, ohne die Grundversorgung zu schädigen, und eben die enorm gewachsene Ungleichheit – Pikettys großes Lebensthema – die unsere Demokratie untergräbt und unsere Gesellschaft instabil macht. Deshalb ist es gerade jetzt an der Zeit, nach neuen, großen Antworten zu suchen.

Eine Folge dieser falschen Politik ist die enorm gewachsene Ungleichheit – Pikettys großes Lebensthema – die unsere Demokratie untergräbt und unsere Gesellschaft instabil macht. Deshalb ist es gerade jetzt an der Zeit, nach neuen, großen Antworten zu suchen.

Ideen dazu liefert Piketty in „Kapital und Ideologie“, aber die wichtigste Qualität seines Buches liegt auf einer anderen Ebene: Indem er in detaillierten Länderstudien den Wandel gesellschaftlicher Ordnungen und der sie jeweils legitimierenden Ideen über einen Zeitraum von Jahrhunderten nachzeichnet, macht er uns bewusst, dass Gesellschaften auf veränderbaren, weil menschengemachten Regeln beruhen. Diese Regeln entscheiden darüber, wie groß der Kuchen wird und wer wie viel von ihm abbekommt, also wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört, wobei letztere meistens in der Überzahl waren. Deshalb gab es zu jeder Zeit große Erzählungen, die begründeten, warum die existierende Verteilung dennoch für alle gut und überhaupt die einzig vernünftige ist, eine Botschaft, die natürlich vor allem von den Gewinnern mit Inbrunst in die Welt getragen wurde.

Meine Rezension des neuen Buches von Thomas Piketty in der „Welt“:  Sahra Wagenknecht: Der Mythos von der Leistungsgesellschaft  www.sahra-wagenknecht.de – Die aktuelle Krise zeigt, wie richtig die Thesen des Ökonomen Thomas Piketty sind. Das meint Sahra Wagenknecht in ihrem Gastbeitrag. Lesen Sie ihre Buchbesprechung zu Pikettys „Kapital und Ideologie“ hier.


Thomas Piketty: Ungleichheit zerstört die Demokratie | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur – am 29.3.2020 sprach Yves Bossart in der SRF-Reihe „Sternstunde Philosopie“ mit Thomas Piketty über dessen neues Buch „Kapital und Ideologie“. 

Die «Sternstunde Philosophie» pflegt den vertieften und kritischen Ideenaustausch und geht den brennenden Fragen unserer Zeit auf den Grund. Die «Sternstunde Philosophie» schlägt den grossen Bogen von der gesellschaftspolitischen Aktualität zu den Grundfragen der Philosophie: Wer ist wofür verantwortlich, worin besteht die menschliche Freiheit, was bestimmt unseren Lebenssinn? Zu Gast sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft – Stimmen, die zum Denken anregen und unser Zeitgeschehen reflektieren und einordnen.


Oliver Schlaudt – März 2020 – Besprechung im Merkur

„Kapital und Ideologie“: Der Kartograf der Ungleichheit

Thomas Pikettys Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ war eine ökonomische Gegenwartsanalyse. Im Nachfolgeband, der nun auf Deutsch erscheint, weitet er den Blick. Die soziale Ungleichheit ist weder ein technologisches noch ein ökonomisches Phänomen, sondern ein politisches und ideologisches.“

So lautet in einem Satz die Hauptthese von Thomas Pikettys neuem Buch Kapital und Ideologie. Stolze 1. 300 Seiten Text umfasst der Band, in dem der französische Starökonom sich anschickt, eine ökonomische, soziale und politische Geschichte inegalitärer Systeme von den Feudal- und Sklavenhaltergesellschaften bis zu den postkolonialen und „hyperkapitalistischen“ Gesellschaften der Gegenwart zu schreiben.

Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Ideologie, denn, wie es bei Piketty immer wieder heißt, „jede Gesellschaft muss ihren Ungleichheiten einen Sinn geben“, damit diese gerechtfertigt und folgerichtig akzeptiert werden können.

  • Der erste Teil des Buchs bietet einen ökonometrisch fundierten Aufriss der europäischen Geschichte der Ungleichheit vom Mittelalter bis zu den modernen Gesellschaften.
  • Im zweiten Teil geht Piketty auf Kolonial- und Sklavenhaltergesellschaften ein, wobei insbesondere auch die indische, die chinesische und die russische Geschichte Berücksichtigung finden.
  • Der dritte Teil schließt diese Erzählung mit der Darstellung der dramatischen Selbstzerstörung der europäischen Eigentümergesellschaften in den beiden Weltkriegen, der sozialdemokratischen Nachkriegsprojekte, der kommunistischen und postkommunistischen Erfahrungen und schließlich des gegenwärtigen Hyperkapitalismus.
  • Im vierten Teil ändert sich der Ton deutlich, die Geschichtsschreibung weicht einer politischen und soziologischen Gegenwartsanalyse. …“Der ganze Aufsatz entweder im MERKUR oder direkt hier:
    Kapital und Ideologie _Besprechung Buches von Thomas Piketty im MERKUR März 2020