Verqueres Denken. Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus

Datum/Zeit
Date(s) - 22/03/2022
19:30 - 21:15

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Bei der online-Veranstaltung wird der Journalist und Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit die Kernaussagen seines Buches „Verqueres Denken. Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus“ referieren und mit den Teilnehmer*innen der Veranstaltung diskutieren. 

Zur Einwahlh: Klicken Sie hier, um an der Veranstaltung mit Andreas Speit  teilzunehmen

In seinem 2021 im Ch.Links-Verlag erschienen Buch beschreibt Andreas Speit bestimmte Segmente der Querdenker-Bewegung: die sog. „alternativen“ Milieus.  Als langjährigen Beobachter der rechtsextremen Szene überrascht ihn die Tatsache nicht, dass diese Milieus für rechte Gedanken und rechtsextremes Gedankengut offen und anfällig sind und waren.

Fast vergessen ist, wie zu Beginn der Anti-Corona-Maßnahmenproteste u.a. von einem „Völkchen aus Regenbogen- und Reichskriegsflaggenträgern, aus Meditierenden im Schneidersitz“ die Rede war. Darin eine ernsthafte Gefahr zu sehen, dagegen verwahrten sich zunächst viele Beobachter*innen. Dies hat sich mittlerweile geändert: die „Querdenken“-Bewegung wird heute vom Verfassungsschutz beobachtet.

Aus Speits Sicht ist alternativ und rechts sein kein Widerspruch. Freiheitsliebe postulieren und dabei die körperliche Unversehrtheit vieler Mitmenschen ignorieren: für Speit zeigt sich bei den Corona-Protesten eine starke Ich-Bezogenheit, Folge einer „Ent-Kultivierung des Bürgertums“, einer neuen „rohen Bürgerlichkeit“. Speit skizziert die Entwicklung der „Querdenken“-Proteste, die auch Demonstrant*innen aus der gut ausgebildeten, gutverdienenden „Bio-Boheme“ mit ihrer Offenheit für Homöopathie, Waldorf-Pädagogik, Esoterik und Anthroposophie anzieht.

Speit beschreibt dieses Phänomen als eine „dritte Lebensreformbewegung“, die das problematische Erbe des Antimodernismus und des Irrationalismus mit ihren Vorläufern Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts teilt: den Lebensreformern der 20er-Jahre und den 68er-Lebensreformern, eine Such- und Gegenbewegung zur industriellen Moderne.

Die „alternativen Milieus“ beschreibt er dann in einzelnen Kapiteln über Impfkritiker*innen, Alternativmedizin, Waldorfschulen und Anthroposophie bis hin zur Tierrechts- und Vegan-Szene. Dabei arbeitet er Ambivalentes und Fragwürdiges heraus, aber auch eindeutig rechte Tendenzen.

Träger der Veranstaltung ist die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Esslingen-Nürtingen. Kooperationspartner ist die Regionalgruppe Kirchheim und Umgebung von attac.

Die Veranstaltung wird durch eine finanzielle Vollförderung durch die Kirchheimer Partnerschaft für Demokratie unterstützt. Die Kirchheimer Partnerschaft für Demokratie ist Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben“.