Die Vier-in-Einem-Perspektive – Online Live Talk mit Frigga Haug und Judith Pühringer – 151 Aufrufe – 05.05.2021
Judith Pühringer, Grüne Stadträtin in Wien, diskutierte am Tag der Arbeitslosen 2021 live mit der Soziologin Frigga Haug und der Politikerin Sabine W. Skubsch unter der Moderation von Katharina Wegan.
Zentrales Thema des Talks war die “ Vier-in-Einem-Perspektive“ der Soziologin Haug. Worum geht es dabei?
Frigga Haug Die Vier_in_einem_Perspektive als Leitfaden für die Politik _2011
Zeit und Tätigkeiten sind zwischen den Geschlechtern nicht fair verteilt. Noch immer leisten überwiegend Frauen unbezahlte Sorge- und Pflegetätigkeiten. Erwerbsarbeit wird hingegen in größerem Umfang von Männern geleistet.
Dies ist aus feministischer Perspektive problematisch, denn gesellschaftlich wird Lohnarbeit wesentlich mehr Bedeutung beigemessen als Pflegetätigkeit. Im Bereich der Lohnarbeit, leistet man etwas‘, hier wird ‚Karriere‘ gemacht, wer eine Lohnarbeit hat, gehört gesellschaftlich dazu. Die Sorgearbeit hingegen ist häufig unsichtbar, un- oder schlecht bezahlt und erfährt nur wenig gesellschaftliche Anerkennung. Wer sich um die Erziehung von Kindern und/oder die Pflege von Angehörigen oder Freund_innen kümmert, ist z. B. ‚nur‘ Hausfrau. Zusätzlich kommen kulturelle und politische Arbeit heute oft zu kurz, weil wir meist stark in Lohn- oder Sorgearbeit eingebunden sind.
Alle vier Bereiche – Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, kulturelle Arbeit und politische Arbeit – sind für die Gesellschaft sowie für jede_n Einzelne_n wichtig. In ihrer Vorstellung einer gerechten Verteilung von Zeit und Tätigkeiten sollen alle Menschen, egal ob Mann oder Frau, die Möglichkeit haben, ca. vier Stunden pro Tag für jeden Bereich aufzubringen. D. h. Männer würden tendenziell weniger Lohnarbeit nachgehen und sich mehr in Sorgearbeit einbringen. Frauen würden weniger von letzterer leisten und alle hätten mehr Zeit für kulturelle und politische Arbeit.