Herbert Marcuse: Von der Jugend lernen

1964 schrieb der Philosoph Herbert Marcuse in seinem berühmten Buch „Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft“: „Und doch ist diese Gesellschaft als Ganzes irrational. Ihre Produktivität zerstört die freie Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse und Anlagen, ihr Friede wird durch die beständige Kriegsdrohung aufrecht erhalten, ihr Wachstum hängt ab von der Unterdrückung der realen Möglichkeiten, den Kampf ums Dasein zu befrieden – individuell, national und international…“. Wie wahr!

In der Reihe „Zeugen des Jahrhunderts“ wurde Herbert Marcus anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 1978 von Wiltrud Mannfeld interviewt.

Das Gespräch zeigt, dass uns Herbert Marcuse – neben Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Erich Fromm – einer der prominentesten Vertreter der „Kritischen Theorie“ – auch als „Frankfurter Schule“ (nach dem Sitz des „Frankfurter Instituts für Sozialforschung“ in Frankfurt benannt – auch heute noch etwas zu sagen hat:

Herbert Marcuse: Von der Jugend lernen

Passend zu Interview hat Fritz J. Raddatz in der ZEIT ( Ausgabe  30/1978) eine Würdigung verfasst:

Herbert Marcuse, Philosoph der Revolte, wird 80

Von Fritz J. Raddatz

„Was diese Arbeit etwa zu einer Aufrollung und Klärung der Probleme beiträgt, verdankt sie der philosophischen Arbeit Martin Heideggers“ – nicht allzu viele, die Marcuses spätere Bücher zu Revoluzzer-Bibeln herabstimmten, würden ihm diesen Satz zuschreiben; er steht am Ende der Einleitung seines Buches über Hegels Ontologie. Das war im Jahre 1932. Im selben Jahr kommentierte er die neu entdeckten Frühschriften des Karl Marx.

Und im selben Jahr verließ der jüdische Großbürgerssohn – der bei Husserl und Heidegger über den deutschen Künstlerroman promoviert hatte – Deutschland, wurde Mitarbeiter des von ihm mitgegründeten Instituts für Sozialforschung in New York.

Bis er in Deutschland wieder wahrgenommen wurde, bis er angesichts der Wellen des Pazifischen Ozeans in San Diego, Kalifornien – wo er seit 1965 einen Lehrstuhl hat, weil es in den USA keinen Radikalenerlaß gibt –, jenen denkwürdigen Satz sprach: „Und da sagt man, es gibt keine Ideen“: bis dahin verging ein langes, fruchtbares Leben voller Widerspruch; im doppelten Sinne des Widersprechens und des Unfertigen.

Fertig war Herbert Marcuse nie. Er war – und ist – ein Denker des Aufbruchs, des Voran. Wenn ihm heute für ein Werk und ein Leben mit moralischer Konsequenz zu danken ist, dann nicht zuletzt deswegen.

Das wird das Faszinosum gewesen sein, das ihn zum Leitbild einer Generation machte. Ein schöner Rigorismus, der die Kategorie der Obszönität ins Gesellschaftliche verlängerte: „Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluß an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Nahrungsmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt.“

Seien wir ehrlich: keiner von uns, der nicht nur dahindämmern mochte im Sattschatten der Abzahlzufriedenheit, und ein jeder von uns, der gleichzeitig der Vodka-Cola-Polka des etablierten Sozialismus misstraute, der diesem Mann nicht etwas zu verdanken hätte. Und sei es im Widerspruch.

Kein Zufall, daß Jürgen Habermas zu Marcuses siebzigstem Geburtstag einen Band solcher Widersprüche herausgab; hinweisend darauf, dass „Weigerung“ allenfalls Einstellung, nicht Einsicht sei; fragend, ob der Begriff des „Naturrechts“ auf Widerstand und Gewalt nicht neuer Erläuterung bedürfe. Denn die da Gewalt üben und Sittlichkeit außer acht lassen, „tragen das Bild Rosa Luxemburgs zu Unrecht über ihren Häuptern“ …“

Das Ende des amerikanischen Traums – Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – nur eine Illusion

Quelle: IPG – Internationale Politik und Gesellschaft

Von Keeanga-Yamahtta Taylor | 20.05.2020

Das Ende des amerikanischen Traums – Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – nur eine Illusion.

Für einen Großteil der Bevölkerung funktioniert der „American Way of Life“ nicht mehr.

Der Trump-Unterstützer Chris Christie, Ex- Gouverneur von New Jersey, forderte die Amerikanerinnen und Amerikaner am 5. Mai eindringlich auf, wieder zur Arbeit zu gehen und dafür auch Krankheit und tödliche Risiken auf sich zu nehmen. „Natürlich will jeder möglichst viele Menschenleben retten“, erklärte er, „aber einen Teil der Leute müssen wir wieder zur Arbeit gehen lassen.“ Andernfalls werde man den „American Way of Life“ der betreffenden Familien zerstören. Dieser ist jedoch derzeit dabei, sich in ein Schlachtfeld zu verwandeln.

Auf der einen Seite steht die arbeitende Bevölkerung. Weder die Amazon-Lagerarbeiter noch die streikenden Müllmänner in New Orleans sind bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um die Gewinne ihrer Arbeitgeber zu sichern. Sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung zu wehren sind Millionen von Arbeitnehmern in den USA gewohnt, und wenn die etablierte Politik ihnen keine Gerechtigkeit oder Entlastung widerfahren lässt, greifen sie mitunter auch zu konfrontativeren Mobilisierungsmöglichkeiten, um ihre Rechte durchzusetzen.

Auf der anderen Seite steht die Republikanische Partei mit der Trump-Administration an der Spitze und fordert die Bundesstaaten in immer kürzeren Abständen auf, die Wirtschaft „wieder aufzumachen“ und die Menschen zurück an die Arbeit zu schicken. Trump räumt zwar ein, dies werde den einen oder anderen „hart treffen“, aber insistiert dennoch: „Wir müssen es schaffen, unser Land zu öffnen.“

Gesundheitsexperten sind da ganz anderer Meinung. Sie fordern eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Tests und eine konsequentere Kontaktverfolgung und Isolation wie in Ländern, die das Coronavirus erfolgreich in Schach halten. Ohne solche Maßnahmen, so sagen Experten voraus, werde die Zahl der Todesfälle steil ansteigen. Nach einem vorsichtigen Prognosemodell wurde im April die entsetzliche Zahl von 60 000 Toten bis August vorausgesagt; inzwischen rechnet man nach demselben Modell mit 147 000 Todesfällen bis August. Kaum gehen in Städten wie New York und Detroit die Infektionszahlen zurück, drohen dort, wo die Beschränkungen gelockert werden, neue Ausbruchswellen.

Dass Dutzende Millionen Menschen noch länger zu Hause bleiben sollen, kann man allerdings nur erwarten, wenn sie nicht um Einkommen, Lebensmittel, sicheren Wohnraum und eine verlässliche Gesundheitsversorgung bangen müssen. Wenn die Menschen nicht zur Arbeit gehen können, ist es schlicht und einfach Aufgabe der US-Bundesregierung, ihnen all das zur Verfügung zu stellen.

Für die Republikaner wäre ein „American Way of Life“ mit umfassenden staatlichen Sozialleistungen noch schlimmer als die Pandemie.

Für die Republikaner wäre ein „American Way of Life“ mit umfassenden staatlichen Sozialleistungen noch schlimmer als die Pandemie. In ihrer Vision der USA ist krasser Individualismus die zentrale Tugend; jeder sorgt für sich selbst, und harte Arbeit wird mit Erfolg belohnt. Das heißt im Umkehrschluss: Wer nicht erfolgreich ist, hat nicht hart genug gearbeitet.

Hinter dieser Vision verbirgt sich die irrige Vorstellung, in den USA gebe es keine Klassenhierarchien. In den Augen der Republikaner und der meisten Mainstream-Demokraten ist Amerika ein sozial durchlässiges Land, in dem der Erfolg jedes Einzelnen davon abhängt, wie stark er sich ins Zeug legt. Dieses zugkräftige Narrativ war für Millionen von Menschen der Grund, in die USA auszuwandern. Doch mit der Lebenswirklichkeit vieler Millionen Menschen im Land hat dieses Bild vom „American Way of Life“ nichts gemein.

In der Regel werden die Widersprüche der amerikanischen Gesellschaft durch Patriotismus, eine erdrückende Überheblichkeit und den triumphalistischen Anspruch, etwas Besonderes zu sein, kaschiert. Doch die Pandemie rückt die Probleme des Landes ins Rampenlicht und hat nur allzu deutlich gezeigt, wie die überproportional wohlhabende und weiße politische Klasse der USA wochenlang herumeierte, um schließlich ein paar enttäuschende „Rettungspakete“ zu schnüren, die im besten Fall notdürftig den Status quo sichern.

2018 betrug das Medianvermögen eines US-Senators 3,2 Millionen Dollar; ein Mitglied des Repräsentantenhauses besaß durchschnittlich 900 000 Dollar. Die gewählten Volksvertreter stimmten für einmalige Nothilfe-Schecks über 1 200 Dollar, als ließe sich damit auch nur annähernd der Lebensunterhalt von Arbeitnehmern sichern, die im Schnitt 61 973 Dollar verdienen, mittlerweile seit fast zwei Monaten zu Hause bleiben sollen und nicht zur Arbeit gehen können. So kam es, dass inzwischen von zwei Pandemien die Rede ist.

Die Krise beleuchtet schlaglichtartig den krassen Klassenunterschied, der die US-Gesellschaft spaltet, die zudem mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durchsetzt ist. Afroamerikaner sind durch die Krankheit überproportional stark gefährdet, und es kursieren erschreckend viele Videoaufnahmen, die zeigen, wie brutal die Polizei gegen schwarze Menschen vorgeht, die keine Atemschutzmaske tragen oder sich nicht an die Abstandsregeln halten, während weiße Mittelklasse-Amerikaner bei vergleichbaren Verstößen unbehelligt bleiben. In New York sind 92 Prozent aller Menschen, die wegen Verletzung der Abstandsregeln verhaftet werden, und 82 Prozent derjenigen, die deswegen ein Bußgeld zahlen müssen, Schwarze oder Latinos.

In ihrem Selbstbild ist die amerikanische Gesellschaft frei von starren Klassengegensätzen, doch in Wahrheit gibt es ein erdrückendes Maß an Leid, Not und Hunger.

In ihrem Selbstbild ist die amerikanische Gesellschaft frei von starren Klassengegensätzen, doch in Wahrheit gibt es ein erdrückendes Maß an Leid, Not und Hunger. Tafeln und Essensausgabestellen im ganzen Land berichten von außerordentlicher Nachfrage und rücken das Bild eines Landes zurecht, in dem angeblich allgemeiner Überfluss herrscht. An der Küste von New Jersey hat eine Tafel einen SMS-Service eingerichtet, damit die Bedürftigen ihr Essen von anderen unbemerkt abholen können.

Andernorts lassen sich die Krisenzeichen, die an die Große Depression erinnern, nicht mehr verbergen. Im kalifornischen Anaheim, wo das Disneyland zu Hause ist, bildete sich vor einer Ausgabestelle, an der kostenlose Lebensmittel verteilt wurden, in zwei Richtungen eine 800 Meter lange Autoschlange. In San Antonio warteten 10 000 Pkw stundenlang vor einer Tafel. Trotzdem sperren sich die Republikaner dagegen, die Vergabe von Lebensmittelgutscheinen auszuweiten. Unterdessen greift der Hunger immer mehr um sich. Fast jedes fünfte Kind unter 12 Jahren hat nicht genug zu essen.

Dieser „Way of Life“ könnte auch schon bald auf Massenobdachlosigkeit hinauslaufen. Nach den ersten fünf Apriltagen hatten in den USA 31 Prozent aller Mieter ihre Miete nicht gezahlt. Im Mai zahlten zwar wieder mehr, doch wenn Millionen Menschen ihren Job verlieren, ist fraglich, wie viele dies auch weiterhin tun werden. 43 Millionen US-Haushalte wohnen zur Miete, aber staatliche Hilfen für Menschen, die ihre Miete nicht mehr aufbringen können, gibt es nicht. Da die Räumungsfrist oft nur wenige Wochen beträgt, ist es für Dutzende Millionen Amerikaner vom sicheren Wohnraum zur Obdachlosigkeit nur ein kleiner Schritt.

Viele Mandatsträger in der Republikanischen Partei sind gut abgesichert, weil sie Zugang zu Covid-19-Tests und qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung haben und über ein stattliches Vermögenspolster verfügen. Gleichzeitig verlangen sie von anderen, dass sie das „Risiko“ der Rückkehr an den Arbeitsplatz eingehen und mit diesem notwendigen patriotischen Akt die Wirtschaft wiederbeleben.

Während die amerikanische Wirtschaft und der „Finanzsektor“ mit Billionen Dollar aus staatlichen Hilfspaketen bedacht wurden, bekamen die Bürger nur magere Direktzahlungen für Lebensmittel, Miete oder medizinische Hilfe. Das Sicherheitsnetz ist so dünn und löchrig, dass dem Durchschnittsamerikaner nichts anderes übrig bleibt, als wieder zur Arbeit zu gehen.

Das Sicherheitsnetz ist so dünn und löchrig, dass dem Durchschnittsamerikaner nichts anderes übrig bleibt, als wieder zur Arbeit zu gehen.

Zumindest für einen Teil der Mandatsträger gehört es einfach zum „American Way of Life“, dass die Arbeitnehmer stets arm genug bleiben, damit die „unverzichtbaren“ Arbeitskräfte jeden Tag zur Arbeit erscheinen. Statt für angemessene Löhne, Gefahrenzulagen, umfassende Schutzausrüstung und die einfachsten Arbeitsschutzmaßnahmen zu sorgen, nutzen die gewählten Volksvertreter die Drohkulisse von Hunger und Wohnungsverlust, um die Arbeiterschaft bei der Stange zu halten.

In der Fleischverpackungsindustrie zum Beispiel gibt es keinerlei Entscheidungsspielräume, weil die dortigen Arbeitsplätze unbegreiflicherweise als lebenswichtig eingestuft werden, als wäre ohne Fleischkonsum kein Leben möglich. Die Arbeitskräfte in dieser Branche – vor allem Einwanderer und Schwarze – werden kaum besser behandelt als die Schlachtkörper, die sie verarbeiten, und sind absolut austauschbar. Tausende werden positiv getestet, aber die Betriebe laufen weiter und gewährleisten nach Aussagen von Beschäftigten nur das absolute Minimum an Schutzmaßnahmen. Die unhaltbaren Zustände in den Fleischverpackungsfabriken kann man daran ablesen, dass bei 145 Fleischbeschauern Covid-19 diagnostiziert wurde; drei von ihnen starben.

Ein weiteres krasses Beispiel dafür, wie Arbeitnehmer zur Rückkehr in ein unsicheres Arbeitsumfeld gezwungen werden, lieferten neulich Lindsey Graham und Tim Scott. Die beiden Senatoren aus South Carolina stellten sich lautstark gegen die temporäre Aufstockung des Arbeitslosengeldes um 600 Dollar. Scott nannte die Erhöhung einen „Fehlanreiz“, der die Menschen vom Arbeiten abhalte, und monierte ebenso wie Graham, manche Beschäftigte würden dadurch mehr bekommen als ihren normalen Lohn. Allerdings ist das ja wohl nicht den Beschäftigten anzulasten, sondern sagt eher Einiges über deren Arbeitsverträge und Unternehmen aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass Südstaatenpolitiker sich über Staatshilfen beschweren, weil sie dem perversen „Angewiesensein“ der Armen und Arbeiter auf Niedriglohnjobs den Boden entziehen könnten. Während der Großen Depression machten führende Politiker in den Südstaaten gegen neue soziale Sicherungssysteme mobil, weil sie die Befürchtung hatten, sie würden „unsere gewohnte Zivilisation“ aushöhlen, wie eine Zeitung in Charleston, South Carolina, 1934 berichtete.

Besonders unverblümt formulierte es in den frühen 1960er-Jahren ein Amtsleiter in Alabama: Er forderte mit Nachdruck, Sozialleistungen für Afroamerikaner müssten niedriger sein, weil „Neger schlicht und einfach nicht arbeitswillig“ seien. Die Logik dahinter: Wenn Schwarze fünf Cent bekommen, freuen Weiße sich umso mehr, dass sie zehn Cent bekommen. Dabei waren zu dieser Zeit anderswo ohnehin schon deutlich höhere Löhne üblich. Bis heute ist das Lohnniveau im Süden durchweg niedriger als in den übrigen USA.

In der Fleischverpackungsindustrie gibt es keinerlei Entscheidungsspielräume, weil die dortigen Arbeitsplätze unbegreiflicherweise als lebenswichtig eingestuft werden, als wäre ohne Fleischkonsum kein Leben möglich.

Fortschritt auf Amerikanisch bedeutet, dass inzwischen ein afroamerikanischer Senator wie Tim Scott aus South Carolina solche Standpunkte vertritt. Nicht geändert hat sich allerdings in all den Jahren, dass das Klagen über Sozialleistungen ein wesentliches Instrument zur Disziplinierung der Arbeitnehmer ist. Für Disziplin sorgt in den USA immer auch eine niedrige und uneinheitliche Arbeitslosenunterstützung, kombiniert mit krasser Benachteiligung. Beides führt dazu, dass die amerikanische Erwerbsbevölkerung bei niedrigem Sozialleistungsniveau im Verhältnis zu vergleichbaren Ländern extrem produktiv ist.

Um genau dieses Kernproblem geht es bei dem Konflikt, ob das Land wieder geöffnet werden soll oder die Menschen weiterhin zu Hause bleiben dürfen, um das Virus zurückzudrängen. Voraussetzung für den Erfolg von Social Distancing und Schließungen wäre gewesen, dass man allen Arbeitnehmern die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, damit sie sorgenfrei zu Hause abwarten können, bis die Pandemie vorbei ist. Stattdessen wurden sie vor die Wahl gestellt, ob sie lieber hungern und obdachlos sein, sich den Tod holen oder sich am Arbeitsplatz anstecken wollen.

Dies machte auf schmerzliche Weise die Gouverneurin von Iowa, Kim Reynolds, deutlich, als sie bekannt gab, dass Iowa zum Normalbetrieb zurückkehrt und beurlaubte Beschäftigte im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft, die aus Angst vor Ansteckung der Arbeit fernbleiben, ihre bisherige Arbeitslosenunterstützung verlieren. Sie stufte die Entscheidung dieser Beschäftigten als „selbstgewählte Kündigung“ ein.

Das Arbeits- und Familienministerium im Bundesstaat Ohio hat die Arbeitgeber sogar aufgefordert, Beschäftigte zu melden, die sich wegen der Pandemie weigern, zur Arbeit zu gehen. Der Hintergrund ist, dass die staatlichen Mittel zur Neige gehen, weil immer mehr Menschen Hilfsleistungen beantragen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Trump-Administration sich sträubt, den Regierungen der Bundesstaaten finanziell aus der Klemme zu helfen. Dass die US-Regierung auf der einen Seite die Unternehmen mit Billionen bedenkt und sich auf der anderen Seite dagegen sperrt, den Bundesstaaten mit Geld auszuhelfen, gehört offenbar ebenfalls zum „American Way of Life“, der an die Rettung der Finanzbranche im Jahr 2008 erinnert.

Der Status quo ist unhaltbar.

Nicht alles kann man der Trump-Administration anlasten, wenngleich nicht von der Hand zu weisen ist, dass sie die Lebensbedingungen für Millionen von Menschen verschlechtert hat. Es rächt sich zurzeit eine Politik, die seit Jahrzehnten leugnet, dass das Land ein soziales Sicherungsnetz braucht, und die ganze Zeit auf Wachstum spekulierte, damit die Arbeitnehmer in den USA sich gerade so weit über Wasser halten konnten, dass sie sich nicht ernsthaft beschweren oder auf die Barrikaden gehen.

Die Attacken gegen Sozialleistungen, Lebensmittelgutscheine, den sozialen Wohnungsbau und die Programme, mit denen man die schlimmsten Folgen der Katastrophe abfedern könnte, gehen parteiübergreifend weiter. Die lautstarken Lobeshymnen auf den Demokraten Andrew Cuomo, Gouverneur des Bundesstaats New York, als positive Gegenfigur zu Präsident Trump, übertönen die Proteste gegen die 400-Millionen-Dollar-Budgetkürzung, die derselbe Cuomo den New Yorker Krankenhäusern zumutete, während das Virus in der Stadt wütete.

In den kommenden Monaten werden noch etliche weitere Demokraten die Axt anlegen, weil ihnen finanziell in nie dagewesenem Maß das Wasser bis zum Hals steht. Mit weiterem Fortschreiten der Krise – die Arbeitslosenzahl hat die astronomische Dimension von 33 Millionen Menschen erreicht, während den Bundesstaaten das Geld ausgeht und sie darüber nachdenken, Medicaid (das staatliche Gesundheitsprogramm für Mittellose) und andere ohnehin dürftige Sozialleistungen zusammenzustreichen – könnte die politische Klasse angesichts des Riesenbedarfs an staatlicher Unterstützung ihre Scheu vor solchen Eingriffen zunehmend verlieren.

Als Amerika sich in einem langen und holprigen Prozess von der Großen Rezession erholte, führte die ungleiche Vermögensverteilung dazu, dass die Arbeitnehmer aufbegehrten und sich organisierten. Die gegenwärtige Krise ist für weite Teile der Arbeiterschaft schon jetzt tiefer und viel desaströser als alles, was wir seit den 1930er-Jahren erlebt haben. Der Status quo ist unhaltbar.

Aus dem Englischen von Andreas Bredenfeld

(c) The New York Times

Antimuslimischer Populismus – rechter Rassismus in neuem Gewand

Alexander Häusler (2019)*:

Antimuslimischer Populismus. Rechter Rassismus in neuem Gewand, herausgegeben von Aktion Courage e.V.: Berlin.

„Die Muslimfeindlichkeit hat seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowohl in Deutschland wie auch insgesamt in Europa massiv zugenommen.“

Dabei werden Ressentiments gegenüber Muslimen in öffentlichen Debatten undifferenziert vermengt mit der Angst vor der realen Gefahr, die von dem terroristischen islamistischen Fundamentalismus ausgeht. Aus populistischen Kampagnen gegen den Islam und gegen Muslime lässt sich deshalb auch politisch Kapital schlagen. Besonders für die europäischen Rechtsaußenparteien bietet sich das politische Schreckgespenst „Islamisierung“ als Chiffre für einen rassistischen Populismus geradezu an. Denn mit populistischen Kampagnen gegen Muslime lassen sich rassistische Weltanschauungen weit über den rechtsextremen Rand hinaus verbreiten.

Hierbei werden völkisch-rassistische Stereotype auf die Ebenen der Kultur und der Religion übertragen: Der „Untergang des Abendlandes“ aufgrund einer angeblichen „kulturellen Landnahme“ durch die Muslime, die in Form einer „schleichenden Islamisierung“ stattfindet, wird dabei öffentlichkeitswirksam beschworen.

Ein solcher muslimfeindlicher Populismus gehört mittlerweile zu den zentralen Merkmalen rechter Propaganda und stellt ein länderübergreifendes Kampagnenthema des parteipolitischen Rechtsaußenspektrums dar. Auch in der bewegungsorientierten extremen Rechten haben sich mit Pegida oder der Identitären Bewegung rassistische Netzwerke entwickelt, die mit ihrem muslimfeindlichen Populismus öffentliche Wirksamkeit entfaltet haben.

In Deutschland hat sich die rechte Partei Alternative für Deutschland (AfD) zur stärksten Oppositionskraft im Deutschen Bundestag entwickelt, die ihren völkisch-autoritären Populismus mit exzessiver Muslimfeindlichkeit propagandistisch befeuert. Mit völkisch-autoritärem Populismus ist eine spezifische Ausdrucksform des Rechtspopulismus gemeint, die geprägt ist von einem völkischen Nationalismus und einem autoritären Staatsverständnis.

Wir haben es also mit der zunehmenden Verschmelzung zweier politischer Phänomene zu tun – dem rechten Populismus und dem antimuslimischen Rassismus. Dabei erfährt der Rechtspopulismus in Deutschland und Europa seine Anziehungskraft in steigendem Maße auch durch die Verbreitung antimuslimischer Ressentiments, die sich als propagandistisch breit anschlussfähig erweisen und gefährliche Ausmaße für das interkulturelle Zusammenleben angenommen haben. Die zentralen Merkmale und aktuellen Ausdrucksformen des antimuslimischen Populismus werden in den folgenden Kapiteln dargestellt und kritisch analysiert.“

Download des kompletten Textes hier

Alexander Häusler ist Diplom-Sozialwissenschaftler (Universität Duisburg). Er ist  Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus an der Universität Düsseldorf ( FORENA) mit dem Arbeitsschwerpunkte: aktuelle Entwicklungen im Rechtsextremismus und Rechtspopulismus. Häusler ist ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet und hat eine große Anzahl bedeutender Aufsätze und auf Bücher publiziert.

Der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus (FORENA) existiert seit 1987. Zunächst unter der Bezeichnung Arbeitsstelle Neonazismus wurde er von der Friedensforscherin Christiane Rajewsky als Reaktion auf das vermehrte Auftreten von Rassismus und extrem rechten Ausdrucksformen bei Jugendlichen ins Leben gerufen. Im Jahr 1994 erkannte das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen die Institution als Forschungsschwerpunkte an.

Neuigkeiten vom „Forum zukunftsfähiges Nürtingen“

„Liebe Interessierte am Forum zukunftsfähiges Nürtingen!

Nach längerer Pause melden wir uns mal wieder – mit zwei tollen Nachrichten: Zum einen nimmt der Wörth-Garten – initiiert von der Initiative „Bunte Beete“ – Gestalt an. Zum anderen haben wir vom Forum das „Nürtinger Kulturticket“ – eine Solidaritätsaktion für vier Nürtinger Kultureinrichtungen – auf den Weg gebracht.

Parallel dazu hat sich die Privatinitiative „Kultur im Schaufenster“ formiert, welche am Samstag, 23. Mai Am Obertor 3 startet und Künstler*innen, die einen Bezug zu Nürtingen haben, unterstützt. Weiterhin möchten wir auf die Fahrrad-Initiative „Nürtingen belebt“ hinweisen , die am 23. Mai eine Aktion durchführt.

Vorträge der Reihe „Forum zukunftsfähige Stadt – Nürtingen“ gibt es zurzeit nicht. Auch das Café denk.art hatte im ersten Halbjahr 2020 coronabedingt keine Veranstaltungen.

Diese werden nun auf den Herbst verlegt: 27.9.: Genügsamkeit, 25.10.: Evolutionärer Humanismus und 22.11.: Hölderlin (jeweils um 11 Uhr in der Alten Seegrasspinnerei). Die „zukunftsfähige Suppenküche“ kann sich womöglich wieder am Freitag, 26. Juni um 17 Uhr in der Seegrasspinnerei treffen.

Anregende Lektüre und eine gute Zeit wünschen
Sven Simon und Thomas Oser

„Nürtinger Kulturticket“ und „Kultur im Schaufenster“ starten

Das Forum hat vor einiger Zeit sämtliche Nürtinger Kulturinitiativen angeschrieben und angeregt eine Solidaritätsaktion für Nürtinger Kultureinrichtungen zu starten. Herausgekommen ist das Nürtinger Kulturticket. Hier der Pressetext zu der Aktion:

„Auch die Nürtinger Kultureinrichtungen haben unter der derzeitigen Ausnahmesituation zu leiden: Einige Wochen war ihr Betrieb ganz eingestellt und ab Juni sind wahrscheinlich Veranstaltungen mit nur eingeschränkter Besucherzahl möglich.

Das Theater im Schlosskeller, der Club Kuckucksei, der Kulturverein Provisorium und die Alte Seegrasspinnerei haben sich deshalb auf Initiative des Forums zukunftsfähiges Nürtingen zusammengeschlossen und geben ab sofort das „Nürtinger Kulturticket“ heraus. Es kostet 20 Euro, wovon zehn Euro mit dem Eintritt zu einer Kulturveranstaltung in einer der vier Einrichtungen verrechnet werden können und zehn Euro als Solidarbetrag an eine der Kultureinrichtungen und die dort auftretenden Künstler*innen gehen.

Beim Kauf muss angegeben werden, ob man mit dem Ticket im Schlosskeller, im Kuckucksei, im Provisorium oder in der Seegrasspinnerei eine Veranstaltung besuchen will. Zu kaufen gibt es das Nürtinger Kulturticket in der Buchhandlung Zimmermann, in der Buchhandlung im Roten Haus, im Nürtinger Weltladen, im Unverpacktladen „Glas & Beutel“, im Laden „Kultur im Schaufenster“ (Am Obertor 3) und in der Alten Seegrasspinnerei. Nähere Informationen zu der Aktion unter (07022) 2096-172.“

Wir freuen uns, wenn Sie bzw. Ihr diese Solidaritätsaktion mit dem Kauf eines oder mehrerer Nürtinger Kulturtickets unterstützen würden bzw. würdet! Hier nun eine Ankündigung der Parallel-Aktion

Kultur im Schaufenster“

Keine Veranstaltungen, keine Auftritte – keine Einnahmen. Die Coronakrise trifft die Künstler*Innen und Kulturschaffenden besonders hart. Und auch uns – den potentiellen Zuschauer*innen – fehlen die Konzerte, Theaterbesuche, Lesungen und andere kulturellen Ereignisse in Nürtingen.

Die außergewöhnliche Kunstaktion »Kultur im Schaufenster« erklärt sich mit der lokalen freien Kulturszene solidarisch: 5 Wochen lang (vom 23.Mai bis 27. Juni 2020) bieten wir lokalen Kulturschaffenden eine Bühne, jeweils an einem Werktag, ihre »Kultur im Schaufenster« des Ladengeschäfts Obertor 3, im Zentrum der Nürtinger Innenstadt zu präsentieren.

Jeweils von 10 bis 13 Uhr und 15 – 18 Uhr können die Besucher*innen mehr über die jeweiligen Künstler*innen erfahren, ihrer Kunst lauschen und genießen. Im Internet können die Darbietungen in einem Live-Stream verfolgt werden.

Den Anfang macht Clown Klikusch am Samstag, den 23.05. um 10 Uhr!

Das weitere Programm:
Montag, 25.5.  Eddy Wilkinson (Fast Eddy) – Blues
Dienstag, 26.5. Andreas Mayer-Brennenstuhl – u.a. Buchvorstellung
Mittwoch, 27.5. Theater Media Luna
Donnerstag, 28.5. Ursula und Mamadi Bramscheid-Koyate – westafrikanische Musik mit Balafon und Kora.
Freitag, 29.5. Elke Radtke alias Juladi – Videoperformance
Samstag, 30.5. Agua Panela – Tango

Informationen zum weiteren Programm: https://nuertingen.life
(Künstler*innen können sich noch bis morgen, 22. Mai, bewerben!)

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wörth-Garten: Es geht los!

Nach Absprachen mit der Stadt können wir den temporären Gemeinschaftsgarten auf dem Wörth-Areal nun aufbauen, solange sich alle an die geltenden Maßnahmen wie das Einhalten des Mindestabstands und der maximalen Gruppengröße halten. Solange die Corona-Regeln gelten dürfen sich maximal zwei Gruppen à zwei Personen mit entsprechendem gegenseitigem Abstand gemeinsam auf dem Gelände aufhalten.

Gerade jetzt freuen wir uns sehr über die Möglichkeit, unseren Wörth-Garten gemeinsam zu gestalten.

Vor einiger Zeit bekamen wir über 1000 Bio-Gemüsesetzlinge geschenkt. Das war Anlass, nun möglichst rasch die ersten Beete  anzulegen. Gestern haben uns die Bäumler aus Raidwangen 8 Tonnen Mutterboden angeliefert, ebenso eine Spende. Herzlichen Dank für diese Unterstützung!

Seit dem 29.04. legen wir um den Mittelkreis aus Hackschnitzeln Hügelbeete an. Jetzt ist Mitmachen gefragt!!  Bereichert den Garten mit eurem Know-How und eurem Spaß am Ausprobieren und Gärtnern.

Habt Ihr Lust, ein Hügelbeet anzulegen oder den Rahmen für ein Hochbeet, Tisch und Bänke zu bauen? Ihr habt Material, welches nicht mehr gebraucht wird und fändet es schön, wenn es im Gemeinschaftsgarten wieder genutzt wird? Könnt Ihr Kompost und Grünschnitt besorgen (Anhänger notwendig)? Habt Ihr Freude daran in der Organisation und Gestaltung des Gartens Verantwortung zu übernehmen?
Oder kommt einfach zum regelmäßigen Gießen und Genießen in den Garten!

Folgendes Material können wir brauchen:

  • Grünschnitt und Grasschnitt zum Befüllen und Mulchen der Beete
  • Komposterde
  • Holz, große Äste, Balken, Bretter, die als Begrenzung für Hügel- und Hochbeete genutzt werden können
  • Kleine und große Schaufeln, Hacken, Doppelgrabegabeln, Gießkannen, Gartenschläuche, Schubkarren
  • Paletten
  • Ein kleines Gartenhäuschen ohne Fenster für die Werkzeuge
  • Vorgezogene Gemüsesetzlinge, essbare Blumen, Saatgut, Himbeer-, Johannisbeersträucher
  • Beschattung: Sonnensegel, Banner aus Meschgewebe, das wasserdurchlässig ist, Balken, Stangen, stabile Seile

Wir werden regelmäßig im Garten sein, um alles was ansteht zu besprechen und eine Einführung anzubieten. Diese wird in Kürze zudem über einen Online-Kalender auf unserer Website organisiert, damit ihr auch schon vorab wisst, ob jemand vor Ort ist.

Wir bieten euch folgende Kommunikationskanäle an:

Meldet euch, macht mit und verbreitet die Nachricht. Wir freuen uns auf euch!

Premiere des Filmprojekts „Wer  rettet wen? RELOADED“ am 11. September 2020

„Alle Welt redet von der „Corona- Krise“ – und mit Recht: Der Virus hat nicht nur unser Leben verändert. Er hat auch die Wirtschaft gelähmt.

Allerdings hat diese Weltwirtschaftskrise schon weit vor Corona begonnen – eigentlich schon im Dezember 2018, als Finanzderivate fünf Billionen Dollar vernichteten – das sind 12 Jahre die Ausgaben des deutschen Bundeshaushalts! Die industrielle Produktion rutschte weltweit sogleich ins Minus.

Zum Jahreswechsel 2019/20 war in China – schon vor Corona – die PKW-Produktion um 20% eingebrochen, weltweit um 9%. Satyajit Das, der Erfinder vieler Finanzderivate, Finanzexperte und Protagonist unseres Film „Wer rettet Wen?“ meint dazu: „Der Covid 19- Virus ist angesichts der spekulativen Immobilienpreise, des Bankensystems und der wachsende Schuldenberge nur eine Stecknadel, die in eine riesige Blase sticht.“

Am 11. September 2020 wird die Premiere des Films „Wer  Rettet   Wen?- RELOADED – Ein Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 79 Min) sein.

Helfen Sie mit, dass die aktualisierte Version des Films „Wer Rettet Wen?“ unter dem Titel „Wer Rettet Wen? Reloaded“ entstehen kann!

Die Experten nennen die Rolle des Virus „Schwarzer Schwan“. Faktisch hat die Corona Pandemie als  Brandbeschleuniger gewirkt. Ein Großteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens wurde weltweit von einem zum anderen Tag herunter gefahren. Das gab es noch nie.  Aber Brandbeschleuniger gab es in jeder Krise. 2008 war das der Zusammenbruch der Lehman Brothers – für uns Menschen zunächst sicher nicht so wirksam wie Covid-19. Aber für die Wirtschaft hatte es eine ähnliche Wirkung. Stets werden die Krisen nach dem Brandbeschleuniger benannt. Die letzte Krise nannte man „Sub-Prime-Krise“ / 1974/75, die erste große Krise seit der Weltwirtschaftskrise 1929-33, nannte man „Ölkrise“ / die Krise um 2000 „Dot com“ und die augenblickliche „Corona-Krise“. Nein, mit dem Kapitalismus und seinen zyklischen Krisen alle 8-10 Jahre (1974-1982, 1982-1990, 1990-2000, 2000-2009, 2009-2019) hat das nichts zu tun….

 Wäre es 2020 nicht Corona gewesen

so hätte etwas anderes die Krise zum Kochen gebracht. Und doch ist die allgemein akzeptierte Sprachregelung: „Die Covid-19-Pandemiestürzt die Welt in eine nie da gewesene Wirtschaftskrise“.  Es ist der Virus vor dem wir uns fürchten sollen! Das hilft – man kann es kaum glauben – den Mächtigen der Welt. In den Kliniken Frankreichs streikten die Pfleger*innen (und hunderttausende aus anderen Berufsgruppen) seit Monaten gegen die neoliberale Rentenreform und den profitorientierten Ausverkauf im Gesundheitssektor. Mit dem Corona-Zwangsregime war der Streik gebrochen. In Chile hielten bis Februar tagtäglich Massendemonstrationen die Hauptstadt Santiago im Griff. Jetzt patroulliert dort nur noch das Militär. In Deutschland waren die Beliebtheitswerte der Regierung seit Jahren im Keller. Jetzt sind sie bei 80%. Die Regierung unser Retter.

Das plötzliche Herunterfahren eines großen Teils des gesellschaftlichen Lebens hat uns vielleicht noch isolierter gemacht. Aber wir werden neuen Mut und Solidarität brauchen, damit in dieser Krise nicht wieder wir, die 99,9% für die Krise der 0,1% Reichen und Mächtigen zahlen müssen!

Unser Film „Wer Rettet Wen?“ zeigt eindringlich, wie das in der letzten Krise geschah. Wer seine Geschichte nicht versteht, läuft Gefahr, sie noch einmal tragischer zu wiederholen. Deshalb entsteht eine aktuelle Version des Films mit Namen „Wer Rettet Wen – Reloaded“.

Am 11. September 2020 wird die Premiere des Films „Wer  Rettet   Wen?- RELOADED – Ein Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 79 Min) sein.

Helfen Sie mit, dass die aktualisierte Version des Films „Wer Rettet Wen?“ unter dem Titel „Wer Rettet Wen? Reloaded“ entstehen kann!

Zahlungen bitte auf das Konto: Empfänger: Wer Rettet Wen – Reloaded, GLS Bank, IBAN: DE49430609672020346200, BIC: GENODEM1GLS oder auch per PayPal

Es dankt Ihnen Ihr Kernfilmteam Leslie Franke, Herdolor Lorenz, Stefan Corinth, Alexander Grasseck

film@whos-saving-whom.org | www.whos-saving-whom.org | www.kernfilm.de | www.kernfilm_ondemand.de

Wenn Sie diesen Newsletter nicht mehr erhalten möchte, antworten Sie bitte auf dieses Mail mit dem Betreff „unsubscribe““