Wir setzen kritische Impulse – Europa-Veranstaltung mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling

Artikel Teckbote Bieling_Veranstaltung Europa 6.5.19

Die EU ist sowohl in ihrer Geschichte, als auch in ihrer aktuellen Verfasstheit eine zwiespältige Angelegenheit.

Schon bei der Bewertung der bisherigen EU-Entwicklung gehen die Meinungen auseinander: Im Bereich der Antidiskriminierung, in der Umweltpolitik und beim Datenschutz hat die EU durchaus Fortschritte gebracht. Im Bereich der Wirtschaftspolitik kann dies nicht gesagt werden. Hier hat sie neoliberale Politiken verstärkt und die Privatisierung öffentlicher Dienste forciert. Durch die im Jahr 2000 vereinbarte Lissabon-Strategie wurden Sozial- und Lohndumping gefördert.

Die seit der Finanzkrise 2008 praktizierte Austeritätspolitik hat die Folgen der Krise vor allem auf die Bevölkerung der südeuropäischen Länder abgewälzt. Anstatt die Steuerpolitik in den Mitgliedsländern zu harmonisieren, hat die EU den Steuerdumpingwettbewerb eher gefördert.

Eine andere Politik in Europa, in den Nationalstaaten und auch im Rahmen der EU ist dringend nötig. Wir brauchen eine Abkehr von der neoliberalen Doktrin. Nötig sind auf EU-Ebene Mindeststandards der sozialen Absicherung von Menschen mit und ohne Erwerbseinkommen sowie Mindestlöhne. Wir brauchen eine harmonisierte Steuerpolitik. Diese muss zumindest im Rahmen der EU eine länderübergreifende angemessene Besteuerung von global agierenden Konzernen möglich machen und Steuerdumping eindämmen. Und wir brauchen eine Klimapolitik, die nicht über marktorientierten Emissionshandel steuern will, sondern über Ge- und Verbote die Inwertsetzung und Zerstörung von Natur tatsächlich beendet.

Neben einer anderen Politik braucht es andere institutionelle Formen in der EU. Dazu gehört eine stärkere Rolle des Europäischen Parlamentes (als einzigem Organ, in dem Wähler/innen direkt repräsentiert sind). Das EU-Parlament braucht eine tatsächliche Gesetzgebungskompetenz und Haushaltshoheit.

Während die Konturen, wie eine andere EU aussehen sollte, relativ einfach zu bestimmen sind, ist es mit der Beschreibung möglicher Wege schon deutlich schwieriger.

 Brauchen wir mehr EU, eine andere EU oder ist die EU vielleicht gar nicht veränderbar? Welche Szenarien lassen sich angesichts der aktuellen Situation und der gegebenen Kräfteverhältnisse denken? Und wie lassen sich notwendige Veränderungen durchsetzen? Welche Rolle spielen soziale und politische Bewegungen für eine andere Politik? Wie können wir den gesellschaftlichen Druck erhöhen? Wie kommen wir zu anderen politischen Mehrheiten im nationalen und im EU-Rahmen?

Prof. Dr. Bieling hat in seinem Vortrag und im Gespräch mit uns Antworten auf diese Fragen skizziert.

* Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling ist Professor für Politik und Wirtschaft und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Internationalen Politischen Ökonomie und Europäischen Integration (Finanzmärkte, Arbeitsbeziehungen, Wohlfahrtsstaaten, Zivilgesellschaft und Rechtspopulismus). Darüber hinaus interessiert er sich für gesellschafts-, staats- und politiktheoretische Fragestellungen.„Die EU in der (Dauer-)Krise? Ursachen und Lösungswege“

Wir liefern kritische Impulse – Lesung mit Kathrin Hartmann („Die Grüne Lüge“)

Kathrin Hartmann, Autorin des Buches „Die Grüne Lüge“ und Mitwirkende im gleichnamigen Film warf am 9. Oktober 2018 bei ihrer Lesung in der LINDE Kirchheim einen differenzierten Blick hinter die Kulissen „nachhaltiger“ Erzeugungsprozesse und au die zugehörigen Marketing-Strategien.

Nachhaltigkeit ist zu einem Plastikwort verkommen. Nicht nur die Palmöl-, die Textil-, die Argrar- und die Ölindustrie, auch Rüstungskonzerne wie Rheinmetall legen „großen Wert auf … Nachhaltigkeit.“

Grüne Lügen“ werden von vielen geglaubt, weil es Konzernen hervorragend gelingt, ihr schmutziges Kerngeschäft unter einem grünen Mäntelchen zu verstecken.

Verantwortungsvoll und ethisch vertretbar zu konsumieren und damit den individuellen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, ist wichtig. Es ersetzt aber solidarisches politisches Handeln nicht.

Nach der Lesung von Passagen aus ihrem Buch kam Kathrin Hartmann mit den zahlreichen Besucher/innen (ca. 80) u.a. über die Frage in ein angeregtes Gespräch: Gut, solidarisch und wirklich nachhaltig leben – (wie) geht das und was können wir tun, um wirksame Veränderungsprozesse voranzubringen?

Interview mit dem Teckboten 11.10.18 Seite 19

Rad-Sternfahrt nach Stuttgart

Am  Sonntag (19. Mai 2019)  hat der  ADFC erneut eine RadSternfahrt nach Stuttgart. organisiet. Von den sieben Startpunkten aus fuhren mehrere tausend Radbegeisterte nach   Stuttgart. Auch eine Gruppe aus Kirchheim war dabei. Sie schloss sich in Plochingen der Demo an, die aus Göppingen kam.

Die Fahrraddemo stand unter dem Motto „#MehrPlatzFürsRad“.

In Esslingen gab es einen Zwischenstopp, bei dem u.a. OB Zieger zu den Demonstrant/innen sprach.

Ansprechpartner: bernd.cremer@adfc-bw.de

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club,  Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg,  Reinsburgstr. 97, 70197 Stuttgart. Tel.: 0711 / 50 47 94 13, E-Mail: gudrun.zuehlke@adfc-bw.de www.adfc-bw.de

 

Kirchheim – anders mobil

Die Agendagruppe StadtMobil Kirchheim hat am 12./13. April 2019 eine Aktion zum Thema „Neue Mobilitätskultur“ durchgeführt.

Klaus Amler, der Projektleiter der Studie „Mobiles Baden-Württemberg …“ referierte vor etwa 40 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer eine Zusammenfassung der Untersuchung, die von der BW Stiftung in Kooperation mit dem BUND Landesverband Baden-Württemberg 2015 in Auftrag gegeben wurde.

Die Studie, die von Wissenschaftler/innen des Öko-Instituts, des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, des IMU-Instituts und des Instituts für sozial-ökologische Forschung sowie unter Einbezug eines wissenschaftlichen Beirats und eines Stakeholderkreises erstellt wurde, wurde am 13. November 2017 der Presse und interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Studie geht der Frage nach, wie das Mobilitäts- und Verkehrssystem künftig gestaltet sein kann und sollte, um die – im gesellschaftlichen und politischen Konsens beschlossenen – globalen, nationalen und regionalen Klimaschutz-, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in Baden-Württemberg zu erreichen. Hierzu wurden  drei Szenarien für die Jahre 2030 und 2050 entworfen und anschließend mathematisch modelliert. Die Kurzfassung der Studien ist hier erhältlich: https://www.bwstiftung.de/fileadmin/Mediendatenbank_DE/BW_Stiftung/Programmdateien/Bildung/Nachhaltige_Entwicklung/Mobiles_Baden-Wuerttemberg/Zusammenfassung_Studie_Mobiles_BW_06.11.2017.pdf

  • Szenario 1: Neue Individualmobilität – privat und komfortabel unterwegs
  • Szenario 2: Neue Dienstleistungen – kreative Geschäftsmodelle, geteilte Fahrzeuge
  • Szenario 3: Neue Mobilitätskultur – kürzere Wege, flexible öffentliche Systeme

Samstagvormittag, 13.4.19: Ideenmarkt zum Thema Neue Mobilitätskultur

Ab 9.30 Uhr richteten verschiedene Veranstalter auf dem Kirchheimer Schlossplatz einen Ideenmarkt zum Thema Neue Mobilitätskultur aus: attac Kirchheim und Umgebung, der ADFC Esslingen, die Bürgerwerke Teckenergie,  Carsharing Kirchheim (als Initiator), Fischer&Wagner, der VCD Esslingen. Auch die Parteien waren eingeladen,  ihre Konzepte zum Thema Verkehrswende zu präsentieren. Leider folgte nur die LINKE der Einladung. Insgesamt war wegen der örtlichen Lage des Ideenmarkts und auch wegen des Wetters der Zuspruch Interessierter bescheiden. Die Gespräche, die an den Infoständen geführt wurden, waren aber interessant und hilfreich.

Ab fünf vor zwölf war Kirchheim „anders mobil“ auf dem Alleenring und zum Schluss in der Fußgängerzone unterwegs

Mit einem bunten Zug aus roten Carsharing-Autos, Fahrrädern, Fußgängern und andere Fortbewegungsmitteln jenseits des Autos wurde das Thema Neue Mobilitätskultur sichtbar gemacht. Die Demonstration zog vom Schlossplatz auf der Alleenstraße um die Fußgängerzone herum, bog dann in die Marktstraße (Fußgängerzone) ein und endete über die Paulinenstraße wieder auf dem Schlossplatz.

Die Gesamtveranstaltung endete mit einer Kundgebung auf dem Schlossplatz. Es sprachen  Dirk Rupp vom VCD Kreisvorsitzender Esslingen, Sonja Benz von der BUNDjugend Baden-Württemberg und Kolja Schultheiß, Organisator der „Fridays-for-Future-Bewegung“ in Esslingen.

In einem Workshop in den Familienbildungsstätte werteten die Veranstalter die Gesamtaktion aus.

TiPPS:

Votrag von Burkhard Stork beim ADFC Symposium 2017, Thema: Die Verkehrswende braucht das Fahrrad

Vortrag : Dr. Weert Canzler | Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) auf dem Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. Symposium 2017 in Berlin (am 21.11.2017 veröffentlicht): Die Zeit für eine Verkehrswende drängt!

Diskussion im Rahmen des Kongresses „Unterwegs nach morgen – Visionen für eine nachhaltige Mobilität“(ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit 2017): Wie muss eine Verkehrswende aussehen? Diskussionsteilnehmer: von Dr. Tom Kirschbaum (Gründer & Geschäftsführer door2door), Joachim Radkau (Historiker und Buchautor), Prof. Dr. Stephan Rammler (Mobilitäts- und Zukunftsforscher) und Konrad Otto-Zimmermann (Umweltplaner und Verwaltungswissenschaftler, Kreativdirektor The Urban Idea

Volk ohne Wagen: Vortrag von Prof. Dr. Stephan Rammler und Talk mit Andreas Senkter im Rahmen des Kongresses „Unterwegs nach morgen – Visionen für eine nachhaltige Mobilität“ während des ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit 2017

Rückenwind in Stuttgart – Umsteigen aufs Fahrrad. SWR Mensch Leute. Das hügelige Stuttgart gilt für Radfahrer als Härtetest. Dennoch gibt es Menschen, die mit dem Elektro-Rad die Anstiege angehen. Oder mit einem E-Lastenrad den Umstieg vom Auto versuchen (am  06.05.2017 veröffentlicht).

Bringt das Fahrrad in die Stadt! – FUTUREMAG – Arte (am  19.09.2015 veröffentlicht):
Radfahren liegt im Trend! Es ist gesund, kostet nichts und schützt noch dazu die Umwelt. Überall in Europa fahren immer mehr Menschen Rad. Dabei gehen einige Städte als Paradebeispiele voran, wenn es darum geht, eine fahrradfreundliche Infrastruktur zu schaffen. „Futuremag“ sieht sich in Paris, Straßburg, Kopenhagen und Tokio nach interessanten Neuerungen um. Ihre Lösungen: Express- und Schweberadwege sowie unterirdische Parkhäuser.

Wir treten für ein zukunftsfähiges Europa ein

Bürgerdialog auf der Straße

„Was wünschen Sie sich für ein zukunftsfähiges Europa?“

„Was wünschen Sie sich für ein zukunftsfähiges Europa?“ fragt Hans Dörr, attac-Aktivist einen der vorübereilenden Passanten in der Kirchheimer Fußgängerzone. Der erklärt ihm im besten Deutsch, er sei Brite und wünsche sich, dass Großbritannien in der EU bleibt. Es entwickelt sich ein kurzes, interessantes Gespräch über den Brexit und die Frage, wie die nächsten Abstimmungen wohl ablaufen werden.

An diesem sonnigen März-Samstagvormittag führen die Aktivist/innen der unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich unter dem Dach des Kirchheimer Forums 2030 vernetzt haben, viele aufschlussreiche Zukunftsgespräche. Aktiven Bürger/innen-Dialog auf der Straße könnte man dieses Austausch-„Format“ nennen. In den Gesprächen machen sich harsche EU-Kritik, Enttäuschung über Europa und auch Skepsis Luft, ob und wie die Europäische Union anders und besser werden kann. Es artikulieren sich aber auch Hoffnungen und gedämpfter Optimismus. Thematisch geht´s in allen Unterhaltungen querbeet. Was die Bürgerinnen und Bürger dann schließlich am Ende von Gesprächen in wenigen Stichworten als „Schritt“ oder auch „Fußabdruck“ auf dem Plakat „Auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Europa“ schreiben, ist sicherlich ein positiver Ausschnitt. Obwohl es auch sehr kritische Stimmen zur europäischen Flüchtlingspolitik gibt, schreiben Passant/innen „Keine Mauern für Menschen“, „Keine Lager für Flüchtlinge in Griechenland, Libyien…“ und „Menschenrechte wahren!“. Renate Hirsch (AK Asyl) und Karin Zweibrücker (Amnesty) ziehen eine positive Bilanz ihrer Gespräche. Zufrieden sind auch Karl-Heinz Wiest und seine Mitstreiter von Pax Christi. Der Wunsch nach „Frieden“ steht auf mehreren „Fußabdrücken“. Einige Passant/innen unterzeichnen den Aufruf „Rettet das Friedensprojekt Europa“, der sich an das Europäische Parlament richtet. Eva Frohnmeyer-Carey und Dr. Silvia Oberhauser von der Frauenliste haben mit ihren Gesprächspartner/innen am Stand nicht nur, aber auch über das von einer Passantin festgehaltene Thema „Frauenrechte“ gesprochen. Deutlich bilden sich auch die Fragen ab, die Heinrich Brinker (attac) und Heinz Pötzl (Initiative gegen TTIP) – neben anderen Problemen – angeschnitten haben: „Konzerne höher besteuern“ und „Menschenrechte vor Profit“. Der thematische Reigen schließt sich bei Uli Mach vom BUND. Eine „gemeinsame Klimapolitik“ wird als Schritt in ein zukunftsfähiges Europa gleich mehrfach gewüscht. Vertieft werden soll der Bürgerdialog auf der Straße durch einen Polit-Talk im Saal – am 2. Mai um 19.30 Uhr im Gemeindehaus St. Ulrich mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling von der Uni Tübingen, Thema: „Die EU in der (Dauer-)Krise? Ursachen und Lösungswege.