Teckwerke kaufen Windpark für 10.000 Haushalte

 Die Kirchheimer Energie-Genossenschaft hat nach monatelangen Verhandlungen den Windpark „Falkenhöhe“ im Schwarzwald erworben.  Mit den drei Windrädern können insgesamt 10.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Vorstand und Windkraftexperte Olaf Essig freut sich auf das Großprojekt: “auf einen Schlag verdoppeln wir damit unser Anlagen- und Erzeugungsvolumen“.

Andere Energiegenossenschaften und Investoren können sich ab sofort an der Windkraftanlage beteiligen. Es werden Mitgliederdarlehen mit bis zu 3,5 % angeboten. Vorstand Pedro da Silva ganz optimistisch: „den Kirchheimer Stadtwerken haben wir bereits die Beteiligung angeboten und würden uns freuen, wenn wir diese als Partner für das Großprojekt gewinnen können“. Der Baubeginn der drei Anlagen wird bereits im Frühjahr 2020 erfolgen, die Inbetriebnahme ist für 2021 geplant.
Vorstand Felix Denzinger meint im Hinblick auf die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030: „Dieses rentable Projektvorhaben bietet für uns alle eine einmalige Chance, die Energiewende weiter voran zu bringen“.

Die Teckwerke sind eine Bürgerenergiegenossenschaft. Deren Ziel  ist  der Aufbau eines vollintegrierten Regionalwerkes in der Region rund um die Teck – mit den Sparten Energietransport (Netz), Energieerzeugung und Energievertrieb. Der Fokus liegt dabei auf dem Umbau des Energiesystems zu einer atomstromfreien, nachhaltigen, preisgünstigen, dezentralen und effizienten Energielandschaft mit Bürgerbeteiligung. Angestrebt wird eine Vollversorgung durch erneuerbare Energien in der Region um die Teck. Für dieses Konzept haben die Teckwerke 2012 den Deutschen Solarpreis erworben.

2011 gegründet, zählen über 500 Mitglieder zu der Kirchheimer Genossenschaft. Im Verbund mit über 100 lokalen Energiegenossenschaften werden derzeit 20.000 Energiebürger deutschlandweit sicher mit Ökostrom versorgt.

www.teckwerke.de

Windenergie – Ausbau stockt

„Die Energiewende ist im vollen Gange. Die letzten Atommeiler gehen vom Netz, die Kohle folgt. In die Bresche springen sollen die erneuerbaren Energien. Bis 2050 will die Bundesregierung die Treibhausgasemissionen um mindestens 90 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduzieren. Die Auftragsbücher der Generatoren-, Turm- und Rotorproduzenten sowie Zulieferer sollten also voll sein. Doch die Realität sieht anders aus. Senvion ist in die Insolvenz gerutscht und wird gerade aufgespalten. Bei Nordex, Enercon sowie Siemens Gamesa schwinden die Umsatze in Deutschland.

… In Deutschland ist der Ausbau der Windkraftanlagen deutlich ins Stocken geraten. Wurden 2017 noch 1800 neue Windräder im Bundesgebiet installiert, waren es von Januar bis Ende Juni diesen Jahres nur 86, wie die Daten des Bundesverbandes der Windenergie zeigen. Das ist die niedrigste Neubaurate seit fast 20 Jahren. …

Forderungen der IG Metall

Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, nimmt die Bundesregierung in die Verantwortung: „Unsere Windindustrie ist Garant für das Gelingen der Energiewende. Es kann nicht nur darum gehen, ein Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung festzulegen und den Rest der unsichtbaren Hand des Marktes zu überlassen“, sagte Lemb Ende August 2019 auf der Betriebsrätetagung der Windindustrie, auf der Lösungsmöglichkeiten diskutiert wurden. Lemb betonte dort: Es gelte nach wie vor, den Ausbau der erneuerbaren Energien wieder stärker in den Fokus zu nehmen.

Konkret fordert der IG Metall von der Politik,

  • transparente und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
  • die Ausbauziele für Windenergie anzuheben und einen verlässlichen Ausbaupfad festzulegen.
  • Innovationen zu fördern, Markteinführung zu unterstützt und zu beschleunigen.
  • Technologien für die Sektorenkopplung inklusive Speicher und Netze zu fördern.
  • alle arbeitsmarkt- und tarifpolitischen Maßnahmen (Arbeitszeitregelungen, Kurzarbeit und Qualifizierung) zu nutzen, um kurzfristige Auftragsrückgänge auszugleichen und
  • die Einführung eines Transformationskurzarbeitergelds für 24 Monate.“

Quelle: Website der IG Metall

Weitere Informationen: Artikel in der WELT vom 11.8.2019

Windkraft: Der Totalausfall, ZEIT online. 30.8.2019 („Nur ein paar neue Windräder und überall Bürgerprotest: Der Ausbau der Windenergie floppt. Die Politik ist zerstritten wie nie. Wie soll so die Energiewende gelingen?“)

Mobilitätswende

„Gerne wird der Verkehr geschont, wenn es um Veränderung geht. Doch seine Bedeutung für Klimawandel, Luftverschmutzung, Flächenverbrauch und Unfallrisiken ist unabweislich. Der Transport von Menschen und Gütern geht aber auch anders: weniger (vor allem automobile) Wege, sparsame (effiziente) Verkehrsmittel, intelligente öffentliche Angebote, attraktive Infrastrukturen für Rad- und Fußverkehr sowie klima- und umweltverträgliche Kraftstoffe.

Mobilität als Grundbedarf des Menschen und als unabdingbare Voraussetzung für das Überleben ist kein Selbstzweck, sie ermöglicht die Aktivitäten des Menschen im Raum. Man geht oder fährt zu bestimmten Orten, um dort zu arbeiten, um einzukaufen, um sich zu bilden, etwas zu erledigen oder sich zu erholen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Mobilität und Nutzen

Während beim Verkehr die Bewegung im Vordergrund steht, sind es bei der Mobilität die Zwecke bzw. Aktivitäten des Menschen. Das Wuppertal Institut stellt bei seinen Betrachtungen diesen Nutzen in den Vordergrund und fragt, wie er erreicht werden kann ohne die Umwelt über Gebühr zu belasten.

Bevölkerungswachstum und die Verbesserung der Lebensbedingungen sind international starke Treiber für eine Steigerung des Mobilitätsbedarfs und des Verkehrsaufkommens. Während die große Herausforderung für die sich entwickelnden Länder darin besteht, dies nachhaltig zu bewältigen, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zu ermöglichen, kommt es für die Industrieländer darauf an, ohne Abstriche am Lebensstandard Verkehr und insbesondere motorisierten Individualverkehr drastisch abzusenken. Aber wie? Nachfolgend zwei Beispiele.

Vorrang für Rad- und Fußverkehr

Im Vordergrund steht, den umweltschonenden Verkehrsmitteln mehr Geltung zu verschaffen, allen voran dem Rad- und Fußverkehr, gefolgt vom Öffentlichen Personennahverkehr. Eine weitere Strategie ist die Vermeidung von Verkehren, sei es für den Transport von Personen oder Gütern. Hierzu können angepasste Raum- und Siedlungsstrukturen, die Wege verringern, ebenso beitragen wie eine effizientere Logistik, die auf eine verbesserte Auslastung der Transportsysteme setzt. Aber auch die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer/-innen gilt es zu hinterfragen, wenn Verkehrsvermeidung fruchten soll.

Leichter, effizienter, klimafreundlich

Wie weiter umgehen mit dem heute größten Problemverursacher – dem motorisierten Verkehr? Hier effizienter zu werden heißt, nicht nur eine verbesserte Technik einzusetzen, sondern das Fahrzeug als Ganzes auf den Prüfstand zu stellen. Weniger energie- und ressourcenfressendes Gewicht auf die Straße zu bringen, kann ein zentraler Lösungsbeitrag sein. Zugleich gilt es, langfristig auf CO2- und schadstoffarme Antriebstechnologien und Kraftstoffe umzuschwenken.

Dass dieser Systemwechsel gelingt, ohne dass neue Probleme entstehen (z. B. durch die Herstellungsbedingungen alternativer Kraftstoffe), daran arbeitet das Wuppertal Institut. Es begleitet aber auch Kommunen und Städte, die sich aufgemacht haben, um Mobilität und Verkehr neu zu denken und fördert den internationalen Austausch von guten Beispielen.“

Quelle: Website des Wuppertal Instituts

Energiewende

„Der Umbau zu einem Energiesystem ohne nukleare und fossile Energien erfordert ein intelligentes Zusammenspiel von Energieeinsparung und -effizienz mit den Erneuerbaren sowie das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Wirtschaft und Politik.

Die deutsche Energiewende gehört zweifellos zu den größten und komplexesten Veränderungsprozessen, für die es weltweit bisher keine Blaupause gibt. Das Wuppertal Institut gehört zu den Vordenkern, ohne deren Analysen dieser tiefgreifende Wandel nicht in Angriff genommen worden wäre.

Häufig wird die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und deren Systemintegration gleichgesetzt. Dies greift im doppelten Sinne zu kurz. Zum einen vernachlässigt dies mit der Steigerung der Energieeffizienz die zweite wesentliche Säule für den nachhaltigen Umbau des Energiesystems, zum anderen wird die Debatte auf eine primär technische Gestaltungsaufgabe verkürzt.

Ein Bündel von Herausforderungen

In der Realität stellt sich ein Bündel von Herausforderungen. Einerseits geht es um die technologisch komplexe Integrationsaufgabe erneuerbarer Energien und hier insbesondere um die Einbindung der fluktuierend einspeisenden Wind- und Solarenergie in das bestehende System. Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, erneuerbare Energien und Energieeffizienztechnologien miteinander zu Systemlösungen zu kombinieren.

Konflikte um Ressourcen

Bei der Umsetzung der Energiewende, die sich insbesondere auf Klimaschutz und den Ausstieg aus der Kernenergie richtet, dürfen mögliche Konflikte mit anderen Umweltzielen nicht aus den Augen verloren werden. Die Ressourcenherausforderung liegt darin, in Bezug auf die Schlüsseltechnologien der Energiewende zu prüfen, inwiefern kritische Ressourcen zum Einsatz kommen (z. B. seltene Erden, toxische Materialien) und ob es zu Konflikten bei der Flächennutzung kommt.

Gemeinsam auf den Weg machen

Alle politischen Ebenen (angefangen bei der EU über den Bund, die Bundesländer bis hin zu den Regionen und Kommunen) müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach dem richtigen Transformationspfad suchen. Ein solcher konsistenter Mehrebenen-Politikansatz ist daher von zentraler Bedeutung. Wichtig ist aber auch, über Wahlperioden hinweg die mittel- und langfristigen Etappen nicht aus dem Auge zu verlieren.

Vom Konsumenten zum ProSumer

Zur gesellschaftlichen Herausforderung gehört die direkte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Aufgrund der zukünftig deutlich stärker dezentral aufgestellten Energieversorgung wird diese für jeden von uns „erfahrbarer“ werden. Konsumenten nehmen eine immer aktivere Rolle ein. Durch die Installation eigener Anlagen als Einzelinvestition oder gemeinschaftlich im Rahmen von Bürgerenergieanlagen werden sie verstärkt zum Produzenten von Energie (ProSumer).

Energienachfrage senken

In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Verbesserungen der Energieeffizienz erreicht, wenngleich ihr großes Potenzial noch längst nicht erschlossen ist. Doch erzielte Verbesserungen werden oftmals durch Wirtschaftswachstum oder Rebound-Effekte zunichte gemacht. Hier kommt die Suffizienz ins Spiel. Diese Strategie zielt darauf ab, die menschlichen Grundbedürfnisse auf andere Weise mit weniger Energieeinsatz zu erfüllen. „Energiesuffizienz“ richtet sich auf die Frage, wie beispielsweise Bedarfe nach beheizter Fläche und beleuchteten Räumen begrenzt werden können oder wie sich Nutzungsarten, zum Beispiel von Geräten oder Fahrzeugen, verändern können. Wie diese oftmals kostengünstigste Strategie politisch nutzbar gemacht oder in Forschungsbereichen umgesetzt werden kann, ist bisher kaum in Ansätzen erforscht. Auch daran arbeitet das Wuppertal Institut.

Transformation gestalten

Die Umsetzung der Energiewende verläuft nicht linear, es wird verschiedene Phasen und zentrale Entscheidungspunkte geben, beispielsweise für den Aufbau neuer Infrastrukturen. Zudem verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen den Strukturen (Wärme-Strom-Mobilität) – insgesamt nimmt die Komplexität und Dynamik im System zu. Das Wuppertal Institut arbeitet daher an einem verbesserten Systemverständnis, der Analyse der sozio-technischen Interaktionen im System sowie der Gestaltungsmöglichkeiten von Transformationsprozessen.“

Quelle: Website des Wuppertal Institus