1. Mai-Online-Aktion von Amnesty International: Arbeitnehmer*innen-Rechte sind Menschenrechte!
Quelle: Website Amnesty International
Wer sich gewerkschaftlich engagiert, sich für faire Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einsetzt, lebt in vielen Ländern gefährlich. Dabei ist das Recht, Gewerkschaften zu bilden und ihnen beizutreten, in internationalen Menschenrechtsabkommen festgeschrieben. Dennoch werden weltweit Menschen, die sich für die Rechte von Arbeiternehmer_innen einsetzen, bedroht und strafrechtlich verfolgt.
Gerade Reinigungskräfte stehen bei der Pandemiebekämpfung an vorderster Front.
Deswegen setzen wir uns rund um den 1. Mai verstärkt ein für
- Jorge Pérez Ortega, Jorgito genannt, ein, der ohne ausreichende Schutzkleidung als Reinigungskraft in einem Krankenhaus in Mexiko-Stadt arbeitete, bevor er entlassen wurde,
- für den Arbeitsrechtsaktivisten Mehran Raoof, der im Iran aufgrund seines Engagements für bessere Arbeitsbedingungen verhaftet wurde.
- Für die Frauenrechtlerin Li Qiaochu hatten wir uns letztes Jahr bereits mit Erfolg eingesetzt, doch im Februar 2021 wurde sie erneut festgenommen.
Wir fordern Freiheit für Mehran Raoof und Li Qiaochu und Gerechtigkeit für Jorgito!
Zur Online-Unterstützung der Aktion hier klicken
Hintergrund
Arbeitnehmer_innenrechte werden häufig insbesondere in Ländern nicht beachtet, in denen das Recht, unabhängige Gewerkschaften zu gründen und sich gewerkschaftlich zu engagieren, nicht gewährleistet wird.
So kommt in vielen Teilen der Welt zu einer Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen, die mit den Arbeitsbedingungen zusammenhängen.
Amnesty International hat beispielsweise Fälle von Ausbeutung von Arbeitsmigrant_innen in Katar dokumentiert. Außerdem wurde während der Corona-Pandemie offensichtlich, dass die Arbeitnehmer_innenrechte von Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, nicht immer respektiert wurden, so beispielsweise bei Angestellten im Gesundheitssystem und bei Zulieferdiensten.
Amnesty International engagiert sich für einzelne Fälle von verfolgten Gewerkschafter_innen.
So haben sich nicht nur im Jahr 2020 viele tausende Menschen mit Appellen an die jeweiligen Regierungen für die Freilassung des iranischen Mathematiklehrers und Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft, Esmail Abdi, und für Jafar Azimzadeh, dem Vorsitzenden der ‚Freien Arbeitergewerkschaft im Iran‚, eingesetzt. Beide wurden wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten angeklagt und in unfairen Verfahren zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Der Einsatz für diese Menschen lohnt sich: dies zeigt das Beispiel der chinesischen Arbeitsrechtlerin Li Qiaochu, die nach vier Monaten Haft ohne Kontakt zur Außenwelt im Juni 2020 auf Kaution entlassen wurde. Die Tatsache, dass die Menschenrechtsaktivistin in so kurzer Zeit freigelassen wurde, wird auf die weltweite Mobilisierung für ihren Fall zurückgeführt. Dies zu wiederholen gilt es auch in diesem Jahr, denn Li Qiaochu wurde im Februar 2021 erneut festgenommen.
Ein anderer Erfolgsfall ist die Freilassung des Gewerkschaftsaktivisten Rubén González im August 2020, für den sich Amnesty International im Frühjahr 2020 eingesetzt hat, nachdem er sich seit November 2019 in Haft befunden hatte.
Für sein friedliches Engagement für die Arbeitsrechte in einem staatlichen Eisenbergbauunternehmen war er in einem unfairen und politisch motivierten Verfahren von einem venezolanischen Militärgericht zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
Herzlichen Dank an alle, die sich an unserer Online-Aktion für Rubén González beteiligt haben! In einem bewegenden Video dankt er allen, die sich zusammen mit Amnesty International für ihn eingesetzt haben.
Corona – Lernen aus der Krise! Alternativen zur Wirtschaftspolitik
Pressemitteilung vom 26. April 2021
Corona – Lernen aus der Krise! Alternativen zur Wirtschaftspolitik
Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (AAW e.V.) legt nach ihrer Gründung 1975 heute ihr 45. Gegengutachten zum neoliberal orientierten „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ (SVR) vor.
Die Corona-Krise überlagert und verschärft Trends in der sozialen und ökonomischen Entwicklung, die zu Mehrfachkrisen in Deutschland geführt haben. Kennzeichen sind Massenarbeitslosigkeit, Prekariat und Armut und vor allem eine unzureichende Bekämpfung der Klimakrise.
Nach 16 Jahren Merkel-Regierung legt die AAW eine verheerende Bilanz zu dieser Politik vor: „Die Massenarbeitslosigkeit wurde nicht beseitigt, Prekariat und Armut sind gestiegen und die Verteilung von Einkommen und Vermögen zu Gunsten der Besserverdienenden und Reichen im Land hat weiter zugenommen“, erklärt Prof. Dr. Mechthild Schrooten.
Der sich schon 2019 andeutende Konjunktureinbruch führte 2020 mit knapp 5 Prozent – pandemiebedingt – zum zweitgrößten Wachstumsrückgang nach dem Zweiten Weltkrieg. „Hier ist es für die AAW interessant zu beobachten, dass lediglich in Krisenjahren, wenn also das marktliberale System versagt, der Ruf nach dem Staat bzw. einer keynesianischen deficit-spending Intervention unüberhörbar ist“, so Prof. Dr. Heinz-J. Bontrup.
Jetzt muss der Staat her und muss das Schlimmste verhindern. Eine 2009 von den Neoliberalen in die Verfassung geschriebene mechanistische Schuldenbremse, die die AAW von Anfang an strikt als gesamtwirtschaftlich und verteilungspolitisch schädlich abgelehnt hat, muss wegen „der außergewöhnlichen Notsituation“ (Art. 115 GG) ausgesetzt werden.
Wegbrechende Steuereinnahmen und expandierende Staatsausgaben zwingen zum Einsatz staatlicher Kredite. Die Staatsverschuldung ist von 59,6 Prozent in 2019 auf 71,2 Prozent des nominalen BIP in 2020 angestiegen. Und auch in diesem Jahr ist – wegen weiterer Kreditaufnahmen des Staates – mit einer steigenden Staatsverschuldung zu rechnen. „Die AAW sieht hierin für Deutschland kein Problem. Der Run auf den Kauf von Bundesanleihen durch internationale Investitions- und Pensionsfonds belegt die Akzeptanz der Staatsverschuldung“, sagt Prof. Schrooten.
Die Staatsverschuldung, die durch die Corona-Krise in den Jahren 2021/2022/2023 mit über 420 Mrd. € geplant ist, muss im Kontext mit der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gesehen werden, Sie trägt zu niedrigen Zinsen bis zu Negativzinsen bei. Diese vielfach kritisierte Politik ist für die AAW unvermeidbar. Auch hier gibt es, wie bei der Staatsverschuldung, keine Alternative zur praktizierten Geldpolitik, will man das gesamtwirtschaftliche System stärken. Bei gut 6,7 Billionen Euro Geldvermögensbeständen in Deutschland, die in den letzten Jahren – auch während der Corona-Krise – kontinuierlich gestiegen und hochkonzentriert verteilt sind, sind nicht die niedrigen Zinsen das Problem, sondern vielmehr die 1997 ausgesetzte Vermögensteuer und völlig unzu-reichende Erbschaftsteuersätze.
Deshalb fordert die AAW die sofortige Wiedereinführung einer Jahr für Jahr zu erhebenden Vermögensteuer und die Erhöhung der Erbschaftsteuersätze. Speziell zur Finanzierung der Tilgung der Corona-Schulden wird die Erhebung einer einmaligen, auf mehrere Jahre verteilten Vermögensabgabe (vgl. den Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)) gefordert. Diese Vermögensabgabe ist schon aus Solidaritätsgründen zur gerechten Corona-Lastenverteilung unumgänglich.
Das wird aber nicht ausreichen: Es geht nicht nur um eine kurzfristige (konjunkturelle) Pandemiebekämpfung. Nein, es geht um viel mehr! Es geht um eine fundamentale sozial-ökologische Wende in Deutschland. Hierauf weist die AAW nicht erst in ihrem heute vor-gelegten Memorandum hin. Dazu bedarf es eines langfristig angelegten Investitionsprogramms in Höhe von 120 Milliarden Euro jährlich über mindestens 10 Jahre und auch enormer Reformanstrengungen in der Wirtschaft.
Damit verbunden ist ein radikales ökologisches Umsteuern, insbesondere im industriellen Sektor, erforderlich „Die Dekarbonisierung und Digitalisierung der Industrie sind hier wichtige Stichworte“ betont Prof. Bontrup. Deshalb hat die AAW in ihrem heute vorlegten Memorandum ein umfassendes Konzept zur unaufschiebbaren Verkehrswende vorgelegt.
Ein weiterer Schwerpunkt ist eine finanziell gesicherte und armutsfeste Reform der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Widerspruch zu den Vorschlägen, die auf die private Kapitalvorsorge setzen, fordern wir den Ausbau des Generationenvertrags auf der Basis einer Umlagefinanzierung, Hierzu sind weitere Finanzierungsanstrengungen notwendig, die ohne kräftige Umverteilungen zugunsten der Beschäftigten nicht umsetzbar sind. „Deshalb nur auf eine weitgehende konkurrenzorientierte Marktlösung in Verbindung mit einer Profitwirtschaft auf der Basis des Investitionsmonopols der Kapitaleigner zu setzen, hält die AAW für naiv und kontraproduktiv“, sagt Prof. Schrooten.
Eine radikale, an den Wurzeln der Fehlentwicklungen ansetzende staatliche Zukunftspolitik konzentriert sich auf: Eingriffe in die heute stark vermachteten Marktstrukturen, die Abschaffung der Schuldenbremse sowie eine gerechte Steuerpolitik, zu der neben der Vermögensteuer, eine Reform der Einkommens- und Unternehmensbesteuerung sowie eine unnachgiebige Bekämpfung von Steuerkriminellen gehört. Nicht zuletzt brauchen wir endlich auch eine Wirtschaftspolitik, die für Vollbeschäftigung sorgt. Ohne eine vollbeschäftigte Wirtschaft werden sich die vielfältigen Verteilungsprobleme und das bestehende Prekariat nicht auflösen lassen, zumal die längst chronisch gewordene Massenarbeitslosigkeit der Gesellschaft hohe fiskalische Kosten aufbürdet.
Für Rückfragen und Interviews stehen telefonisch zur Verfügung:
- Dr. Mechthild Schrooten, Hochschule Bremen: 0178/59054442
- Dr. Heinz-J. Bontrup, Universität Siegen: 0160/94470084
Identitätspolitik – Einblicke in die Debatte
Podiumsdiskussion „Wie viel Identitätspolitik braucht unsere Gesellschaft?“
Videomitschnitt des Podiums „Wie viel Identitätspolitik braucht unsere Gesellschaft?“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) der Uni Münster. Es diskutierten Wolfgang Thierse, Mithu M. Sanyal und Andrea Geier mit Mouhanad Khorchide und Detlef Pollack. Moderator war Meinhard Schmidt-Degenhard. 188 Aufrufe –22.04.2021
Identitätspolitik und ihre Kritiker*innen. Für einen rebellischen Universalismus –1.261 Aufrufe –Live übertragen am 20.04.2021 RosaLuxNRW
Ist man Rassist*in, wenn man Kinder „Indianer“ spielen lässt oder Rasta-Locken trägt? Darf eine weiße Übersetzerin die Texte einer Schwarzen Autorin übertragen? Stellt Identitätspolitik den universellen Anspruch von Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit in Frage – oder will sie diese Rechte erst durchsetzen? Geht es um gegenseitigen Respekt oder um Sprechverbote? Geht es um den Kampf der Frauen, queeren Personen, People of Colour und Menschen mit Behinderung gegen die heterosexuellen, weißen Männer? Oder darum, diesen Kampf um gleiche Rechte, gegen Rassismus und Sexismus zu diskreditieren?
Von den Feuilletons bis zu den sozialen Medien sorgen die „Auswüchse linker Identitätspolitik“ für Kritik: Sie sei spalterisch, akademisch-elitär und verstelle den Blick für „echte Probleme“… „Das ist in Anbetracht des Erstarkens autoritärer Kräfte fatal, liegt doch im identitätspolitischen Erbe das Potenzial für einen rebellischen Universalismus, der auch für eine neue Klassenpolitik unverzichtbar ist“, so die Soziologin Silke van Dyk. In dem Vortrag setzt sich Silke van Dyk genauer mit der Kritik an der Identitätspolitik auseinander.
Dr. Silke van Dyk ist Professorin für Politische Soziologie und Direktorin des Instituts für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Gesprächskreises Sülz-Klettenberg (Köln) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.
Lesestoff: ▪ Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 9–11/2019): Identitätspolitik. Mit dem gleichnamigen Beitrag von Silke van Dyk sowie weiteren Beiträgen, z.B. zur Geschichte linker Identitätspolitik. https://www.bpb.de/apuz/286499/identi… ▪ Alex Demirović: Die Zumutungen der Klasse. Vielfältige Identitäten und sozialistische Klassenpolitik. https://www.zeitschrift-luxemburg.de/… ▪ LuXemburg Spezial zu Neuer Klassenpolitik, Oktober 2017. https://www.zeitschrift-luxemburg.de/…
Wehrt sich gegen Denk- und Sprachverbote | Journalistin + Bloggerin Judith Sevinç Basad | SWR1 Leute –59.859 Aufrufe –•30.03.2021 SWR1 Leute
Wenn man sich die Welt richtig einteilt, ist alles ganz einfach. Die MeToo-Bewegung ist gut, alte weiße Männer sind böse. Gendern ist gut, irritiert sein ist böse. Sich für die koloniale Vergangenheit seines Volkes schämen, ist gut und richtig. Differenzierungen sind eher unerwünscht. Das ist in etwa die Bestandsaufnahme der jungen Journalistin und Bloggerin Judith Sevinç Basad. In ihrem gerade erschienenen Buch „Schäm dich!“ setzt sie sich mit selbsternannten Ideologinnen und Ideologen auseinander, die von sich glauben, sie seien im Besitz der wirklichen Wahrheit. Moderation: Wolfgang Heim
Identitätspolitik versus gesellschaftlicher Zusammenhalt? –1.444 Aufrufe •22.11.2019
Podiumsdiskussion vom 19.11.2019 in der Berlinischen Galerie mit:
- Sawsan Chebli, Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales
- Max Czollek, Lyriker und Publizist
- Moderation: Jo Frank, ELES-Geschäftsführer, Projektleiter der Dialogperspektiven
Eine Abendveranstaltung der Dialogperspektiven und dem jüdisch-muslimischen ThinTank Karov-Qareeb.
Spaltet Gendern die Gesellschaft? StudioM – MONITOR – 31.160 Aufrufe –04.03.2021
Wozu Gendern? Darüber wird seit Monaten eine hitzige Debatte geführt, die oft am Kern des Problems vorbeigeht. Denn es geht um mehr als nur ein Gender-Sternchen oder um die Frage, ob die Ästhetik der deutschen Sprache damit beeinträchtigt wird. Auch rechte Kreise haben das Thema längst für sich entdeckt und sprechen von „Genderwahn“. Welche Rolle hat Sprache dabei, Diversität sichtbar zu machen und Diskriminierungen zu überwinden? Kann eine gendersensible Sprache dazu beitragen, gesellschaftliche Ausgrenzung zu verhindern? Oder führt die Gender-Debatte am Ende zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft, die sie doch eigentlich überwinden will? Was hat Sprache überhaupt mit Identität und Identitätspolitik zu tun und verhindert die Ausbildung kollektiver Identitäten auch über Sprache einen Gemeinsinn, auf den demokratische Gesellschaften möglicherweise angewiesen sind?
Darüber diskutiert MONITOR-Redaktionsleiter Georg Restle in der 15. Ausgabe von studioM mit der
- Journalistin Şeyda Kurt,
- dem Schriftsteller Nele Pollatschek und
- Prof. Gesine Schwan, Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD.
Für die technischen Probleme bei der Aufzeichnung bitten wir um Entschuldigung. Die Ausgabe wurde am 03.03.2021 aufgezeichnet.
Identitätspolitik vs. Klassenpolitik – wieso es klare Ziele braucht –3.034 Aufrufe –•11.04.2021 –
Michael Prütz – Mitinitiator des Volksbegehrens Deutsche Wohnen & Co. enteignen! (#dwenteignen) und APO-erfahren – kommentiert die Wahlkampf- bzw. Kampagnenplanung der Partei Die LINKE und Sahra Wagenknechts aufstehen-Kampagne.
In vielen Linken Gruppen werden Rassismus und Sexismus als Identitätspolitik häufig Klassenfragen (Klassismus) als zwei unterschiedliche Kämpfe gegenüber gestellt – als könne man das eine ohne das andere bekämpfen – dabei sind sie Teil des gleichen Systems. Wichtig ist in jeder Organisierung ein erreichbares (Zwischen-)Ziel klar zu formulieren. Klassismus, Rassismus, Sexismus, Ableismus und andere Diskriminierungsformen müssen dabei zusammengedacht werden.
Diskussionen darum sind wichtig, sollten aber nicht dem eigentlichen Ziel im Weg stehen – dafür müssen alle Beteiligten offen für einander und (Selbst-)kritik sein. Man kann nicht sagen, die eine Diskriminierung ist wichtiger oder grundlegender als die andere – sie sind alle Teil eines großen, komplexen Machtgeflechts und erfüllen eine Funktion in unserer kapitalistischen Gesellschaft.
Quelle: Deutschlandfunk Kultur
Linken-Politiker Fabio De Masi„Identitätspolitik stellt sich in ihrer Zuspitzung selbst ein Bein“
Der Linken-Politiker Fabio De Masi befürchtet, dass die identitätspolitischen Debatten in seiner Partei zum Verlust von Wählerstimmen führen. Wer versuche, Politik nur über Betroffenheit zu machen, vernachlässige die Probleme der Bevölkerungsmehrheit.
Fabio De Masi (Die Linke) ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Ein zweites Mal wird er nicht antreten, gab er vor Kurzem bekannt, nicht zuletzt, weil er von Debatten in seiner eigenen Partei frustriert ist. Er bekomme zwar sehr viel Schulterklopfen für seine Arbeit als Finanzpolitiker, aber seine Partei wollten die Leute dann nicht wählen. „Es färbt gar nicht auf die Partei ab, weil viele Leute sagen: ‚Wir nehmen dich und deine Arbeit ganz anders wahr als die Schwerpunkte deiner Partei’.“
Schweig, alter weißer Mann! Wie die Identitätspolitik spaltet
Die Debatte um Identitätspolitik wird immer heftiger, die Beteiligten zunehmend ratloser. Was als Sensibilisierung für rassismusfreie, geschlechtergerechte und achtsame Sprache begann, ist zu einem erbitterten Kulturkampf geworden.
Darf beispielsweise eine Grünen-Politikerin sagen, sie wäre als Kind gern Indianerhäuptling geworden? Dürfen weiße Historiker über Kolonialismus reden? Oder darf Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Aktivistinnen aus dem Bereich der Identitätspolitik als Lifestyle-Linke bezeichnen?