Auf der Spur des Geldes – ARTE/Doku

Auf Arte wird  am 9. November 2021 um 23:25 Uhr der erste Dokumentarfilm über die Arbeit von CORRECTIV gezeigt. Fast ein Jahr lang wurden die Recherchen von CORRECTIV zum AfD Spendenskandal und den CumEx Files 2.0 filmisch begleitet. Die Doku „Auf der Spur des Geldes“ zeigt, was investigative Recherchen bei uns ausmachen – Bürgernähe, innovative Methoden und die Arbeit im Team.

Der Film ist nach der Ausstrahlung 90 Tage in der ARTE-Mediathek verfügbar.

Mehr zum Film und zu Correctiv hier

Slahi und seine Folterer – das Leben nach Guantamo

Quelle: ARTE Mediakthek

„Slahi und seine Folterer – Das Leben nach Guantanamo

Mohamedou Slahi war 14 Jahre lang im amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo Bay interniert. Von 2002 bis 2004 wurde er immer wieder gefoltert. 2016, nach seiner Entlassung aus Guantanamo, beginnt der NDR-Journalist John Goetz, nach Slahis Folterern zu suchen. Seine Investigation führt zu bemerkenswerten Begegnungen und zu überraschenden Enthüllungen.

Mohamedou Slahi war 14 Jahre lang in dem US-amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo Bay interniert. Immer wieder wurde er dort von 2002 bis 2004 gefoltert.

Während seiner Gefangenschaft in dem amerikanischen Lager schreibt Slahi ein Tagebuch über seine Erfahrungen, das später zu einem internationalen Bestseller wird. Er beschreibt sein Wachpersonal und die Folterer, die häufig Masken und Fantasienamen tragen, um unerkannt zu bleiben. Ihre Namen und Gesichter blieben über Jahre ein Geheimnis.

2016, nach Slahis Entlassung aus Guantanamo und seiner Rückkehr in seine Heimat Mauretanien, beginnt der investigative NDR Journalist John Goetz, nach Slahis Folterern zu suchen. Ein extremes Vorhaben, denn ihre Identitäten gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen des US-amerikanischen Sicherheitsapparates. John Goetz spricht mit Slahi über dessen qualvolle Erinnerungen, um Rückschlüsse auf diejenigen ziehen zu können, die Slahi gefoltert haben.

Die investigative Recherche deckt auf, was tatsächlich in Guantanamo nach den Anschlägen des 11. September passiert ist. Die Dialoge mit den Beteiligten führen zu überraschenden und tief verstörenden Enthüllungen ins dunkle Herz des „Krieges gegen den Terror“: ein kritischer Blick auf die Methoden der USA.“


Quelle: Deutschlandfunk

Guantanamo-Doku „Slahi und seine Folterer“ An der Gewalt zerbrochen

Von Michael Meyer

Das Gefängnis Guantanamo gilt inzwischen als Synonym für die unmenschliche Behandlung von Gefangenen. Einer von ihnen steht im Mittelpunkt einer neuen Dokumentation. Sie zeigt, dass niemand Folter unbeschadet übersteht. Auch die Folterer nicht.

„Dieser Typ, der ist sowas von charismatisch, so wie ein Autoverkäufer. Der könnte einem Eskimo Eis verkaufen. Er ist jedermanns Freund, ein entspannter Typ, mit dem man reden kann. Und er ist sehr manipulativ. Genauso einen hat bin Laden damals gebraucht. Und er hat getan, was bin Laden von ihm verlangte.“

Diese Worte sagt Sydney, die damals die Chefanalystin all jener Gespräche war, die die Ermittler mit Guantanamo-Insassen geführt haben. Mit „dieser Typ“ ist Mohamedou Slahi gemeint, der mittlerweile wohl berühmteste ehemalige Gefangene von Guantanamo.

Slahi wurde beschuldigt, drei von vier Attentätern für die rekrutiert zu haben. Noch heute, so zeigt es die Doku, sind manche der damaligen Ermittler von Slahis Schuld überzeugt, wie etwa Stuart Couch, der Staatsanwalt des Falls:

„Von allen Häftlingen, die wir damals in Guantanamo hatten, war er derjenige, der das meiste Blut an den Händen hatte. Denn er war derjenige, von dem wir glaubten, dass er eine Verbindung zu 9/11 hatte. Und wir hatten in seinem Fall die Todesstrafe vorgesehen.“

Der Film des in Deutschland lebenden Journalisten John Goetz zeigt den heute wieder in Mauretanien lebenden Mohamedou Slahi als einen entspannten Mann, der oft lächelt, Humor hat und sehr einnehmend sein kann. Über seine Zeit im Gefängnis hat er Tagebuch geführt, er veröffentlichte seine Aufzeichnungen schon 2015 als Buch.

Vergebung als Rache

Trotz der im Gefängnis erlittenen Schmerzen und Demütigungen empfindet Slahi keinen Hass: „Als mir klar wurde, dass es erstmal keine Gerechtigkeit geben würde, dachte ich: Was bleibt dann noch? Rache? Aber Rache ist eine heikle Sache. Will ich ihn töten, will ich ihm dieselben Schmerzen zufügen, wie er mir? Das ist lächerlich. Die beste Form von Rache ist für mich Vergebung. Sie gibt mir die Kontrolle zurück. Und ich dachte: Wow, das fühlt sich gut an.“

Der Journalist Goetz hatte schon 2008 für den „Spiegel“ über den Fall geschrieben. Als Slahi entlassen wurde, versprach er ihm, zu helfen, seine Folterer zu finden. Einer von ihnen war bereit, unverpixelt vor der Kamera zu sprechen, nennt jedoch nicht seinen Namen.

Goetz versucht im Film, ihn immer wieder dazu zu bewegen, via Video-Schalte mit Slahi zu sprechen. Der Mann will zunächst nicht, lässt sich am Schluss aber doch darauf ein. Dieses Gespräch, recht kurz und unbeholfen, ist so etwas wie eine vorsichtige Aussöhnung, über 15 Jahre, nachdem Slahi im Lager auf Kuba gefoltert wurde.

„Wie geht es Ihnen, Sir? Ich kann nicht klagen. Und selbst? Mir geht es sehr gut. Danke der Nachfrage. Es ist interessant, ich wollte dieses Telefonat eigentlich auf keinen Fall führen. Weil ich sehr gemischte Gefühle habe, was diese Zeit und das, was passiert ist, angeht. Aber ich möchte eines sagen: Niemand hat es verdient, so behandelt zu werden, wie Sie. Es war nicht richtig. Was wir getan haben, war falsch.“

Eine Erkenntnis des Films: Alle damals beteiligten Personen wirken zerbrochen. Der ehemalige Folterer zittert, wenn er über die Zeit spricht, der Staatsanwalt ist noch immer voller Rachegefühle. Sydney, die Chefanalystin, sagt, dass sie enttäuscht ist von der Welt und der amerikanischen Öffentlichkeit. Man habe immer nur auf den amerikanischen Militärangehörigen herumgehackt.

Die ungelöste Schuldfrage

Doch was ist mit Slahi selbst? Die Frage bleibt, ob er doch drei der 9/11-Attentäter angeworben hat. Reicht ein Abendessen, 1999 in Duisburg, wo Slahi damals lebte, für eine Anklage aus? Ist er also wirklich unschuldig? Regisseur John Goetz glaubt ja: „Auch wenn es stimmt, dass die drei da waren, dass er drei Verschwörer des 11. September gekannt hat. Für einen Abend. Straftatbestand: drei Leute für einen Abend beherbergt zu haben.“

Slahi war in den neunziger Jahren Teil der Mudschaheddin in Afghanistan – er war fasziniert vom radikalen Islam – aber auch das mache ihn noch nicht zum Terrorhelfer, konstatiert Goetz. Am Schluss des Films steht eine Geschichte aus einem Koran-Kommentar mit einer vernichtenden Botschaft: Wer einmal seine eigenen Werte verrät, wird davon nie wieder wegkommen:

„Der Prophet war aufs Land gereist, und er sah dort einige Königstreue, die mehrere Bauern folterten. Und er fragte: Warum foltert ihr diese Bauern? Und der Prophet sagt: Jene, die in diesem Leben foltern, werden im Nachleben selbst gefoltert sein.“


Quelle: Deutschlandfunk

Frühkritik | Beitrag vom 10.06.2021

Neu im Kino: „Der Mauretanier“  – Justizthriller widmet sich Guantanamo

Von Anke Leweke

Der Verdacht gegen Mohamedou Ould Slahi, an den Anschlägen vom 11. September 2001 beteiligt gewesen zu sein, steht im Mittelpunkt des Films „Der Mauretanier“. Jodie Foster spielt die Anwältin Nancy Hollander, die für seine Freilassung kämpft.

Um was geht es?

Der Polit- und Justizthriller „Der Mauretanier“, mit dem die Sommerberlinale am Donnerstagabend eröffnet wurde, basiert auf dem Guantanamo-Tagebuch von Mohamedou Ould Slahi und orientiert sich an den tatsächlichen Geschehnissen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wird der Mauretanier von den US-Behörden verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, die beteiligten Terroristen unterstützt oder gar angeworben zu haben.

Mehrere Jahre wird er im Militärlager Guantanamo Bay festgehalten, ohne Anklage oder Aussicht auf ein Gerichtsverfahren. Die Anwältin Nancy Hollander nimmt sich dieses Falles an, gespielt von der US-Schauspielerin Jodie Foster. Zunächst geht es ihr weniger darum, Slahis Unschuld zu beweisen, vielmehr strebt sie ein ordentliches Gerichtsverfahren an.

Was ist das Besondere?

In „Der Mauretanier“ geht es weniger um äußere Aktion, vielmehr wird Spannung dadurch erzeugt, dass man den Prozessen hinter dem Gerichtsverfahren folgt. Mit Nancy Hollander und deren Assistentin geht man wiederholt durch die Sicherheitsschleusen in Guantanamo, sitzt mit den beiden in einem gesicherten CIA-Gebäude, denn nur dort dürfen die Anwältinnen die Briefe ihres Mandanten lesen.

Immer wieder nimmt der Film die Perspektive des Inhaftierten ein, der über Jahre in einer winzigen Zelle leben muss, keinen Kontakt zu seiner Familie aufnehmen darf und sich nur heimlich mit einem Mithäftling unterhalten kann. Formularende

Konsequent verzichtet der schottische Regisseur Kevin Macdonald auf Ausflüge ins Private. Weder bei der Anwältin noch bei deren  Kontrahenten, dem Militärstaatsanwalt und Oberstleutnant Stuart Couch (Benedict Cumberbatch), sitzt man mit am Küchentisch oder erfährt von Beziehungsproblemen.  Die Zuschauer kommen diesen Menschen nur über ihre Arbeit näher.

Fazit

Allmählich nimmt der Film an Spannung und Fahrt auf und deckt einen ungeheuerlichen Justizskandal auf. Das Publikum wird mit der Frage konfrontiert, ob Slahi die ihm vorgeworfenen Verbrechen tatsächlich begangen hat. Ein Geständnis hat er abgelegt, doch unter Folter. Ist er nun schuldig oder unschuldig?

Sensibel – über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren

taz-Talk am 22.10.2021

„Svenja Flaßpöhler im Gespräch mit Jan Feddersen über ihr neues Buch „Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren“. „Sensibilität ist eine zivilisatorische Errungenschaft. Im Kampf um Anerkennung unterdrückter Gruppen spielt sie eine wichtige Rolle. Aber sie kann auch vom Progressiven ins Regressive kippen. Über diese Dialektik müssen wir nachdenken, um die gesellschaftliche Polarisierung zu überwinden.“

Kampf der Identitäten – Für eine Rückbesinnung auf linke Ideale

Jan Feddersen & Philipp Gessler: Kampf der Identitäten – taz Talk meets Buchmesse Frankfurt808 Aufrufe – Live übertragen am 18.10.2021

Jan Feddersen und Philipp Gesslers fordern in ihrem neuen Buch „Kampf der Identitäten“ eine Wiederbelebung des linken Projekts Universalismus und machen Gegenvorschläge zur Cancel Culture. Ein taz Talk über solidarische Debattenkultur und popkulturelle Diskursführung unter der Moderation von Doris Akrap – im Rahmen der Buchmesse Frankfurt 2021.

„Wenige Themen polarisieren die Öffentlichkeit derzeit so sehr wie die sogenannte Identitätspolitik und die damit verbundene „Cancel Culture“.
Ist sie eine legitime Strategie, um bislang diskriminierten, übergangenen Gruppen und ihren Anliegen Geltung zu verschaffen? Oder verschärft sie am Ende die Spaltung der Gesellschaft?
Jan Feddersen und Philipp Gessler bestreiten in ihrem Buch nicht die Existenz von Rassismus und Traditionen der Benachteiligung, von einer Sprache, die Menschen diskriminiert und übergeht.
Doch sie meinen: Wer Gruppenidentitäten überhöht, fördert Entsolidarisierung. Wenn sich nur noch diejenigen zu einem Thema äußern dürfen, die davon unmittelbar betroffen sind, lassen sich wichtige Debatten in der Demokratie kaum noch führen. Vor allem dann nicht, wenn mit Hinweis auf Ungerechtigkeiten ein offener Diskurs beschränkt wird. Deshalb plädieren die beiden für eine Rückbesinnung auf den Universalismus, der einmal ein linkes Projekt war. Und sie machen Vorschläge für eine fruchtbarere Debattenkultur.
Für das Buch sprachen die Autoren u.a. mit Cindy Adjei, René Aguigah, Till Randolf Amelung, Seyran Ates, PaulaIrene Villa Braslavsky, Gianni Jovanovic, John Kantara, Daniel Kehlmann, Ijoma Mangold, Ahmad Mansour, Susan Neiman, Ronya Othmann, Susanne Schröter, Alice Schwarzer, Harald Welzer, Ulrike Winkelmann.“

Menschen rund um den Globus: Appell zur Weltklimakonferenz in Glasgow

o world leaders:

„Betrayal.“

That’s how young people around the world are describing our governments‘ failure to cut carbon emissions. And it’s no surprise.

We are catastrophically far from the crucial goal of 1.5°C, and yet governments everywhere are still accelerating the crisis, spending billions on fossil fuels.

This is not a drill. It’s code red for the Earth. Millions will suffer as our planet is devastated — a terrifying future that will be created, or avoided, by the decisions you make. You have the power to decide.

As citizens across the planet, we urge you to face up to the climate emergency. Not next year. Not next month. Now:

  • Keep the precious goal of 1.5°C alive with immediate, drastic, annual emission reductions unlike anything the world has ever seen.  
  • End all fossil fuel investments, subsidies, and new projects immediately, and stop new exploration and extraction.
  • End creative carbon accounting by publishing total emissions for all consumption indices, supply chains, international aviation and shipping, and the burning of biomass.
  • Deliver the $100bn promised to the most vulnerable countries, with additional funds for climate disasters.
  • Enact climate policies that protect workers and the most vulnerable, and reduce all forms of inequality.

We can still do this. There is still time to avoid the worst consequences if we are prepared to change. It will take determined, visionary leadership. And it will take immense courage — but know that when you rise, billions will be right behind you.

Sincerely,

Greta from Sweden, Vanessa from Uganda, Dominika from Poland, and Mitzi from the Philippines

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